liedlon,
der
, auch
das
;
-s/–
;
zur rechtlichen Rolle des Liedlohns s. ff.;
zur Etymologie: .
1.
›Lohn für Gesinde, Dienstboten, Tagelöhner‹, in den Belegen überwiegend als Zahlungspflicht des Gesindeherren (Auftraggebers o. ä.) bzw. als Forderung, Recht des Dienstleistenden angesprochen, damit Gegenstand von Rechtsregelungen, in denen die Zahlungspflicht bzw. das Recht auf Zahlung, die Rangfolge des Liedlohns innerhalb anderer Pflichten / Rechte und die Art der Dienstleistung einen erhöhten Stellenwert einnehmen;
vgl.
1
 4,  1.
Keine omd. und nrddt. Belege; gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, vereinzelt didaktische Texte.
Phraseme:
es brent und brät jm. um den liedlon
›jm. brennt der (unbezahlte) Liedlohn auf der Seele‹.
Bedeutungsverwandte:
, , (
das
124, ,  2.
Syntagmen:
den l. fordern / verwirken, mit dem eide behaben
(vom Berechtigten gesagt),
den l. verhalten / verziehen / vorbehalten / anstehen lassen
(vom Zahlungspflichtigen gesagt),
jm. (den) l. ausrichten / geben / gelten, den l. an jn. fordern, l. zu jm. haben
›zu fordern haben‹,
den l. ungefordert gestehen lassen
;
der l. ein jar bestehen, spännig erscheinen
;
jn. des liedlons berauben / bezalen
;
um den l. kommen, um l. zu recht fürbieten, pfand um l. geben, jm. um l. dienen, jn. um l. beklagen / pfänden
(vom Berechtigten),
jn. um l. ausrichten / vergnügen / bezalen
(vom Pflichtigen),
auf jn. um l. klagen, jm. etw. zu l. geben, sich durch l. verschulden, etw. für l. achten, jm. etw. für den l. geben
›billig bezahlen lassen‹;
der l. der knechte / dienstmeide / taglöner
;
der billiche / gebürende / schnöde / (un)verdiente l
.;
die bezalung / quittanz des liedlons
;
die klage um den l.
Wortbildungen:
liedlich
›entsprechend
liedlon
-Bedingungen (als Klammerbildung auffassbar)‹,
liedlöner
(dies reich belegt im ).

Belegblock:

Struck, Joh. Pfannstiel
155, 29
(
mosfrk.
,
1542
):
Usgyfft vor das gesinde: Pauels Hen der schmit lidlone 9 fl.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1594
):
im fall er [knecht] auch vor seiner gedingten zeit one erhebliche uhrsachen aus seinem dienst tretten wurde, soll er nit allein seinen verdienten liedtlohn dardurch verwurckt haben.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1613
):
daß diejenige, so [...] den vogtsjunkern, [...] in billichem lidlichem lohn zu arbeiten schuldig, [...] gezwungen werden soll.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
113, 4
(
nobd.
,
15. Jh.
):
umb lidlon mag ein iglicher einen phenden auf der gassen.
Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
sag aller welt das groste leyt, | dÿ alle menschen müssen dulden | die sich durch lidlon also verschulden
[‹schuldig werden‹].
Franck, Klagbr.
222, 19
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Ja sind einer solichen vnuerschampten stirn / daß sie auch den zehend von dem lidlon der armen dienstmaid knecht vnd tagloͤner duͤrffen fordern.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1532
):
wann miner herrn schulden, die hußzinser oder lidlöner vorhanden sind, so söllen deß ersten meine herrn umb ihr schulden, ald, so die nit weren, der hußzinser oder nach im der lidlöner sölliche gütter alle verganten lassen.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
so zuͦ besorgen wer das uß des schuldners guͦt nit bezalu͂g geschehē moͤcht / so sol von allererst vß dem selben sinem gemeinen verlassnē guͦt / dz gefroͤnt würdt / [...] / sin libfall vnd begrebde / [...] / darnach die so im in solcher kranckheit gedient hetten / irs lidlons bezalt / [...] werden.
Fuchs, Murner. Geuchmat
3767
(
Basel
1519
):
Was ich genummen hab von dir, | für mynen lydlon gabstu es mir.
Argovia (
halem.
,
1550
):
Welicher sich laszt beclagen vmb zergelt, gelichen gelt vnd lidlon, dem soll [...] geboten werden, den cleger über ein twärnacht auszurichten, vnd welicher also vm lidlon beclagt wird, der verfallt vns [...] zuo buosz drei pfund haller.
Ebd. (
1495
):
was ein schmid mit siner hand gedienet, das ist Lidlon; und wo er einem Isen git, das ist ein kouf, ûßgenommen das einer zum pflug brûcht, das ist Lidlon.
Ebd. (
1572
):
Wellicher zu Einem Lidlon hätti, der mag’s inzüchen ûf einen Tag, ist es nit verjaret.
Bächtold, H. Salat (
halem.
,
1551
):
Ich wil es dir aber setzen vff din sel, da muͦss es dir brünnen vnd bratten vm sin lidlon, den er den gantz nacht hett vssgeschribben, das er dich vergelti.
Maaler (
Zürich
1561
):
Lidlon (der) Salarium, Merces, Præmium, Manupretium.
Lydlon (das) Das man mit der hand gewunnen hat. Aes manuarium, Manuarium pretium.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1484
):
von lidlons wegen, da soll sich dhainer vor gericht umb laussen beclagen [...]. Item es soll dhainer dhain unnuͥtz pfand umb lidlon geben.
Reu, Süddt. Kat.
1, 787, 42
(
Augsb.
1543
/
4
):
sein gut vnnütz verschwenden, vergeülen, verbanckethieren, den lidlon vorbehalten.
Rössler, Stadtr. Brünn ff. (
mähr. inseldt.
,
1. H. 14. Jh.
):
Von hofczins und von lidlon und von trinchgelt. Wer czu chlagen hat auf den andern um hofczins und um lidlon oder um trinckgelt, der mag drei chlag tuen, [...] doch schol man mercken, daz niemant lidlon mag behaben, er sei dan ein gedingter diner oder arbeiter eines herren und sei sein tegleich gesind und esse tegleich sein prot.
Krebs, Prot. Spey. Domkap.
1, 1956, 1
;
3656, 1
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 246
;
Köbler, Ref. Nürnberg
175, 7
;
ders. Stattr. Fryburg ;
Spanier, Murner. Schelmenz.
14, 32
;
Sudhoff, Paracelsus ;
Geier, a. a. O. ;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
Welti, Stadtr. Bern ff.;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
614, 13
;
Boner, Urk. Zofingen
566, 21
;
Adomatis u. a., J. Murer. Spieg.
1389
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
86, 7
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Rössler, a. a. O. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vorarlb. Wb.
2, 279
.
2.
›Lohn der Bergarbeiter‹, vereinzelt auch ›Lohn von Arbeiter(inne)n in Handwerksbetrieben‹;
vgl.
1
 4,  1.
Omd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.

Belegblock:

Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1350
/
79
):
Welch man uf deme hantwerke von wollenslegern ader von spynnerynnen vor den meistern uͮmme ir lon, daz se vordyent haben, wirt beclayt, demselben manne sullen dy meistere sin werg niderlegen alzo lange, biz [...].
Ders., Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1479
):
also, das die sachen, die [...] zcu bergkrecht gehoren, als umb sammekost unnd vordints lidlon, [...] uff das slunigst geendt werden.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
229, 10
(
osächs.
,
1542
):
dodurch der steiger sampt den arbeitern geursacht, umb iehren vordienten lidlon das recht darzu anzustellen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1528
):
dass ein ieglicher getreuer arbeiter seines verdinten lidlons [...] von seiner arbeit bekomen mag.
So mer dann ein [...] verbot auf ein gut geschehen und vor gericht kumen, soll zuvoran gericht werden verdint lidlon.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
60, 32
;
Weizsäcker, a. a. O.
142, 30
.