lieblich,
Adj.
1.
›liebevoll, freundlich; jm. Liebe, Freundlichkeit, Zuneigung spendend und dadurch Behagen, Trost gewährleistend‹; das gesamte Spektrum von Liebe als der Existenzform Gottes (und diese auch in weltlichen Kontexten mitmeinend) bis hin zu erotischen, sozialen, rechtlichen Haltungen und Handlungen des Menschen umfassend; vereinzelt mit Tendenz zu ›falsch, Freundlichkeit vortäuschend, schmeichlerisch‹ gebraucht; Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
j
. (z. B. Jesus
) / etw
. (z. B. die beiwonung
) l. sein
; sich l. erzeigen, etw
. (z. B. den wein
) l. ansehen / geren, etw. l. tun, den gottesschein l. beschliessen, jn. l. aufnemen / anlachen / empfangen / erziehen / küssen / minnen / umfangen, von im
›sich‹ lassen, jm. l. zusprechen, den mund darbieten, l. bei jm. sitzen, mit jm. kosen / umgehen, miteinander vereinbart / verteidigt / vereint sein, miteinander leben, etw. l. mit jm. teilen, sich l. mit jm. vereinen
; der liebliche blik / heiland / klos
(ütr. für ›Mensch‹) / verkündiger, die liebliche geselschaft / predigt / sonne / vereinung, das liebliche angesicht, liebliche gebärden / worte
.Belegblock:
wie guͤtlich und lieblich Christus mit den leuten gehandelt hat.
wo fur man yhnen halten sol, nemlich nicht fur einen Richter [...] Sondern fur einen lieblichen Heiland vnd trostli(ch)en freund.
Guttickeyt ist die liebliche geselschafft vnternander vnd freuntlichs wesen.
wir heyzen ouch daz mordere, swer mit deme anderen izzet vnde trinket vnde liepliche in grozet vnde sleit on ane sine schuͦlde.
ich wunschte, swa zwei lieblich gern | der minnen stern, | ir beider herze offen wern.
Wie liebe sach ich mir, wann sie so züchtigliches ganges pflag und alle ere bedenken kunde, und sie menschliches geslechte da lieblich schaute.
Ebd.
25, 40
: der mensche ist [...] allein der lieblich kloß, dem geleich niemant dann got gewürken kan.
Der appet enpfienc sie gutlichen vnd liez sie liplichen von im.
seiteinmal er [der truncken] den wein mehr dann goldt acht / ya den lieblicher dan die Sonne ansihet.
So wirdt ewer beywonung freuntlich vnd lieblich sein.
Der nuͤchterliche mensche der tuͦt sin werg lieplichen.
als die lipliche sunne hat ein stetes unzellich wúrken und influs in das ertrich.
Wannen kumpt ellú zartheit, schonheit, herzlust und lieplichi?
Lieblich / schmeichlich.
Lipplichen er sy dicke | Mitt mangem senften blike | Herlichen anne sach.
Denn wil min uatter tusent stund | Lieplich küssen an sinen mund.
Hand sie vor mihr geoffnet, daß sie do lieplich und eigenlich mit einanderen vereinbert und bericht sind, das [...].
die mynnigklich larie dancket jm gar züchtigklich mit lieplichen worten.
du [gotes porte] bracht uns den waren gotesschein, | den hat dein käwscher leib | liebleich beslossen.
daz sie daz icht vnwirdichleich vnd neydichleich peyssen vnd fraisleich reissen, sunder liepleich vnd prüderleich straffen.
dy ministri sullen sy liebplich auf nemen vnd guetigklich.
O Jesu [...], du pist aller suess, du pist aller liepleichen, du pist gancz vnd gar wolustig allen den, die dich da lieb haben.
Quint, Eckharts Pred. f.;
Wunderlich, Fierrabr.
125, 16
; Pyritz, Minneburg
4037
; Reichmann, a. a. O.
251, 22
; Roloff, Brant. Tsp.
1923
; V. Anshelm. Berner Chron.
5, 222, 28
; Wyss, Luz. Ostersp.
2876
; Uhlirz, Qu. Wien ;
2.
›beliebt‹.Belegblock:
do versoinden si sich ind maechten sich overmitz ir gelt so liefelich, dat si der buschof wederumb zo sime hove lies komen.
3.
›den Sinnen, dem Empfinden, dem Urteil des Menschen angenehm wahrzunehmen, als angenehm aufzufassen, zu beurteilen‹; im einzelnen:a) ›dem Auge angenehm wahrzunehmen, schön‹.
Syntagmen:
der liebliche augenblik / kupferstich / ort, das liebliche angesicht / knäblein / silbergeschir, die liebliche gestalt / sonne / stätte / ursacherin
; von ansehen l
.b) ›angenehm zu hören, zu vernehmen, weich, wohlklingend‹.
Syntagmen:
die stimme l. werden
; etw.
(z. B. buchstaben
) l. lauten / singen
(mehrfach); der liebliche gesang
(mehrfach), die liebliche aussprechung / melodie, das liebliche deutsch / gerausche
.c) ›angenehm im Geruch oder Geschmack, wohlschmeckend, wohlriechend, gut, fein‹.
Syntagmen:
l. schmecken / riechen
; der wein, das kraut l. schmecken
; obs, l. zu essen, wein, l. zu trinken, kräuter, l. zur speise
; der liebliche geruch / geschmak, wein
.d) ›angenehm zu spüren, lau (vom Wind), warm (vom Sommer, von der Sonne); zart (von der Berührung)‹ (jeweils auf den Tastsinn beziehbar).
e) ›als tröstlich empfunden (hinsichlich Gottes); als unschätzbar zu betrachten (vom Frieden); spannend (von Geschichten)‹.
Syntagmen:
l. zu lesen
; das liebliche gut / befinden (gottes), die liebliche behausung
.Belegblock:
Zu a):
vns ist geboren heut, | [...] | Ein Kindlein so wuderlich, | Von ansehn sehr liebelich, | Jn seiner Menschheide.
grosse Straff vnd schmertzen / wegen dessen schoͤnen vnd lieblichen Vrsacherin / [...] geduͤltig zu leiden.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
3, 16
; Thür. Chron.
6r, 12
; Sermon Thauleri
11ra, 31
; Gille u. a., M. Beheim
70, 201
; Rupprich, Dürer ;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 480
; Zu b):
Buchstaben die [...] nit zu hart, sonder feyn lieblich vnd senfft lauten.
Mit gar lieblicher Melodey | So pfeiffen wir hie alle drey.
Der klare brunnen quilt mitt lieblichem gerausche.
spotweis redt David zu den abtgottern, die auf erden so lieblich gesungen haben.
Zu c):
Welchs Kreutlin jr so lieblich schmeckt / | Das sie fuͤr tod ernider lag.
Lieblichen schmoͤcken vnd riechen / Ein lieblichen vnnd angenaͤmen geschmack gaͤben.
einer der das feber hat / trinckt ein liebliche͂ suͤssen wyn / der bedunckt jn bitterer dañ ein gall.
Zu d):
Zu e):
daher wust Adam von keinem geseze, [...], vnd war nichts des Menschen, alß das lieblichste süße befinden, des einwonenden Gottes, aus Gnade, Friede, Ruhe, freüde, volle genüge in seinem Herzen.
Der Zeitliche FRJEDE / ist ein liebliches und erfreuliches Gutt.
Liebliche lustige erzellung. [...]. Liebliche schrifften oder uͤbungen / die einen vast belustigend.