2
letze,
letzie,
letzige,
lezge,
die
,
-n/–
;
zu
mhd.
lëcze
›Vorlesung‹
, dies aus
lat.
lectio
().
1.
›Bibelabschnitt‹; dazu als Metonymie: ›Lesung oder gesungener Vortrag eines Bibeltextes im Gottesdienst, bei der Totenmesse, der Vigil, im Klosterleben, bei der Mahlzeit (jeweils innerhalb christlicher Riten)‹.
Meist Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. oft im Orientierungsfeld):
1
 1,  2,  1,  1,
2
 5, (s. v.  12).
Syntagmen:
die l. anheben / begehen / halten / lesen / singen
(mehrfach)
/ hören, jm. die l. sagen
;
die l. weitschweif sein, die geschrift inhalten
;
der letzen nicht verstehen
;
grosses volk bei der l. haben, in der l. geschrieben stehen, an die l. gehen
;
die l. des evangeliums, der alten e
;
die heilige / tägliche l.
;
fleis der letzen
;
vigilie mit 9 letzen
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
[ein wörtelin] daz stât geschriben in der leczien, die man hiute liset.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. 21, 4; (
hess.
,
14. Jh.
):
Diz ist die letze von ezzene. [...] Dan sal da grozze stille sin zu dische, daz [...] ockert die letze gehort werde.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2187
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di letzie unnd di predigate ist in swer, | si horten vil liber ander mer.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1414
):
ein vigilie singen mit newn leczen mit einem erberen leichczeichen und vier kerczen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
das selb decksal in der lece
[Var. 1470; 1475
1
–1478:
lere
]
der alten ee beleibt es vngeoffenbart.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
Man hat zuͦ den Carmeliten [...] offenlich wie auff der hochen schuͦl die evangelia und epistel Pauli gelesen, und sind vil frauen und mann an dise letzgen gangen.
Ruh, Bonaventura
324, 16
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
Die letzig ist weitswaiff, [...], wann die letzig des dryuachen wegs die halt inn die gantz hailgen geschrifft.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
ward er von seinem preial gefragt, [...] wes er ob dem tisch gedacht, die weil [...] er der leczen nicht verstuͦnd.
do die leczen des heyligen ewangely angehaben was, do flog die selbe taube aber von dem chreücz auff seinen pfeyler.
des geleichen sagt er in von den vigilien, welch münch und was leczen oder was responsz sy gesungen hetten.
Buijssen, Dur. Rat.
10, 12
(
moobd.
,
1384
):
der wort sind drey underschayden: pet, gesang, lezczen.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
326, 35
;
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
Adrian, Saelden Hort
7252
;
Jaspers, St. v. Landskron
52r, 6
;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Sexauer, Schrr. in Kart.
265, 5
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
95, 72
;
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 379, 25
;
Reithmeier, B. v. Chiemsee ;
Voc. inc. teut.
o viijv
;
2.
›Lehre, belehrende Aussage; Lektion‹; auch personifiziert; mit negativen Nuancen Teil von Phrasemen; ansatzweise Lösung aus christlichem Kontext; als Metonymie zu 1 auffaßbar.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion‘, auch der Didaxe.
Phraseme
jm. die letze
(auch:
leviten
)
lesen
a) ›jm. Unangenehmes sagen‹; b) ›jn. abrichten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  3, (
der
2,  1, ,
1
 156,
2
 45,  1.
Syntagmen:
die l. lesen / kennen / hören, jm. eine l. geben
;
l. geheissen sein, die l. etw. bezeichnen
;
jm. in der l. etw. sagen
;
l. der otmutigkeit
;
die höchste / nützeste l
.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
da
[am
rhuͤmen ... Christum Jesum
)
hette einer ein letzen dran.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dat wir van jhm͂s xp͂s de letze der oitmodycheit leren.
Altmann, Wind. Denkw. (
wmd.
,
um 1440
):
die Swebeschen meigede die sint einfaltig gewesen, | nü hat man also die letzen in wol gelesen, | das sie die kunste triben recht.
Thiele, Minner. II,
31, 514
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
spade und vruͦ | moessent si in erbeide wesen | und ir lectze over lesen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
969
(
rib.
,
1444
):
So sagen ich uch in deser letzen: | Mit der werelde en soelt ir uch neit ergetzen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Sij erfullet das hertze und nit den buch | Mit yrer guder suͤßer spisen genuch. | Sij ist geheissen die Letze | Und studieret die gesetze | Und dar zu auch die heilige schrifft.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
303, 6
(
els.
,
1362
):
vnd ist húte mine lecze, daz ich sol globen an got.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1382
/
91
):
eine letze, [...] wie er leren solte alle untugent uͤber winden.
Ders., St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
Dú fúnfte letzge ist guͦtú zuht.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
ich bitte úch, bruͤdere, daz ir dise letze [...] mit wackerheit der sinne alle zit hoͤrent.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Da wil ich dir denn ain letzgen
[Var. C:
leviten
]
lesen, | Das si niemer me mag genesen.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Her mǔnch, könnend ir üwere lätzgen wol ins tǔffels nammen?
Bauer, Imitatio Haller
71, 22
(
tir.
,
1466
):
das ist die höchist vnd nüczist lëczen, da der mensch sich selbs recht erkchent vnd sich diemuetigen ist.
Thiele, a. a. O. II,
31, 279
;
31, 578
;
Bömer, a. a. O. ;
Barack, a. a. O. ;
Rieder, a. a. O. .
3.
›akademische Vorlesung‹; als Metonymien: ›Stoff der Vorlesung‹; ›Lehrstuhl‹; ›Unterricht‹; ›Schulklasse‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  1, .
Syntagmen:
die l. erlangen / halten / hören / lesen / repetieren / schreiben / disputieren / einziehen
;
in die l. gehen, um die l. sollicitieren, jn. in die l. setzen
;
das erklären / läutern der letzen
;
die deutsche l
.
Wortbildungen:
letzenzeit
.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
[ich] wolt nit mehe under der letzenzit spaceren gain.
Ebd. (
1596
):
als d. Reck, ein raitzman zur zit, und lic. Hulss, syndicus eins raits, umb die ordinari(e) lectur und letze in iure, so [...] vaceirte, zu beiden seiten heftich solliciteirt [...], sie zu erlangen.
Ebd. (
rib.
,
1586
):
Disse gab uns die oberste camer an der straissen zu, da mir unse letz repiteirten, laissen, schriben, disputeirten.
Gerhard, Hist. alde e
4787
(
omd.
,
um 1340
):
Zu der zit Aristotiles, | [...] | Horte PLatonis letzen.
Sudhoff, Paracelsus (
1527
):
sie haben dadurch sie, die meinen so in mein lezgen gont zu doctoriren hinder triben.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
ein Nobilist,[...], der hort Letzgen von demselben Doctor.
Maaler (
Zürich
1561
):
Der glertisch sein in der Letzgen. Ducere classem. Ein yetzliches kind oder schuͤler in sein Letzgen setzen.
Disputation oder gespraͤch vnd letzgen die man in der schuͦlen haltet.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
in der andern letzgen soll er haben ain baccularium oder sunst ain verstendtlichen gesellen, desgelichen in den andern letzgen, die die schüler tugentlich und vleisslich underweisen.
4.
›Schulklasse‹.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1561
).