1
letze,
die
;
/-
Ø
;
zu
mhd.
letze
›Hinderung‹
(; vgl. auch f. und mit Zweifeln an der Einheit des Wortes: );
Bed. 7 semantisch auf  1, bezogen.
1.
›Befestigungsanlage generell‹; im einzelnen: ›Erdaufwurf; mit Mauerwerk verstärkter Wall; befestigte Stelle innerhalb einer Befestigungsanlage‹; auch: ›Tor im Gemeindehag‹; differenziertere Beschreibungen von Befestigungsanlagen im , dort auch zusätzliche (metonymische) Bedeutungen verbucht: ›Gebietsgrenze‹; ›von der Grenze umschlossenes Gebiet‹; in 1 Beleg (s. u.
Barack
) Tendenz zu ›Wacht, Lauer‹.
Beleghäufung für das Wmd. / Nobd. / Wobd.; gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, auch berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
, , ,  1, (
die
2,  1, , , .
Syntagmen:
die / eine l. aufwerfen / bauen / besetzen / bessern / brechen / gewinnen / machen, jm. die l. angewinnen
;
auf die l. kommen / ziehen, ausserhalb der l. liegen, inner der l. sitzen, in die l. brechen, an der l. schalmutzen, sich auf die l. verfügen, jn. auf die l. (ver)ordnen, in einer l. gesessen sein, zu den l. senden, in die l. zu den waffen treten
;
die l. zu Appenzel
;
die alte / gemauerte / gute / starke / wüste l
.
Wortbildungen:
letzelen
›eine Verschanzung anbringen‹ (a. 1468),
lezgeselle
.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
911
(
Köln
1476
):
In allen letzen dorch dye stat | Al malsch dayr zo den wapen trat.
Rudolph, Qu. Trier (
mosfrk.
,
1593
/
94
):
Es sollen alle letzgesellen einem schützenmeister [...] nachkommen, sie fleißig anmahnen, ihre letzen oder orther, [...] besuchen.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1595
):
Wurde [...] ein ufflauff in oder vor der statt, [...] so soll ein ider alßdann uf die letz, dahin er verordnet, sich alßbaldt verfügen.
Ebd. (
1478
):
die jhenen, die an die porten uff thorne und letze zu kommen bescheyden sint.
Gille u. a., M. Beheim
453, 842
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dar nach fürt er sy auff die türn | und die maür die zeschossen würn, | Und zaigt in all die leczen, | wie er die waz beseczen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
damit die burger gemustert, und alle pastey und letz werden besetzt.
Schottenloher, Flugschrr.
82, 15
([
Würzb.
],
1523
):
Eyn fuß volgk er auch mit im nam, | Mit welchem uberzog er Metz, | Dem ließ er vast eyn wuste letz.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
ich
[Teufel]
lig allzit an der letz | Und warten mit minem netz.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1503
):
Und zugend fir ain letze, da lagend etlich Frantzoßen an.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
so zogetent alle antwerg für das münster geweffent und ein teil uf die muren und an die letzen.
Argovia (
halem.
,
1590
):
dasz man nun hinfüro von der trotten by der gmeind reben, ein lezi oder thor mache.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1349
):
daz aber wir wider die Waltlúte súllen werinen und letzinen machen.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1387
):
und sullent oͧch die selben stett [...] inrent iren slossen und letzinen ane allen dienst beliben.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Gang [wachter] pald hinwider an die letz | Vnd hab die ruͦe dein.
Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
,
1523
/
7
):
man spilt nun offenlich auff der gassen, auf den bencklin vor den heussern oder in den lezen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Es was ach ain groß, mercklich folck versamlet, burguß und Etzlewt an der letzin bey Mals im tal, [...], hetten sy die burguschen daselbst an der letzin ein leger gemacht.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
532, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Hiemit dy Chriechen fueren aus der letze | für Thenadon hindter den wald.
Meisen, a. a. O.
150
;
V. Anshelm. Berner Chron. ; ;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Dierauer, Chron. Zürich ;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 284, 5
;
286, 1
;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Roder, a. a. O. ;
Vorarlb. Wb.
2, 273
;
2.
›Verletzung, Zufügung von (meist:) körperlichem oder (seltener:) psychischem Schmerz‹; teils mit gen. explicativus;
vgl.  12.
Verstexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
der
),  2,  2, , , ,  1, ,  8, .

Belegblock:

Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
fürwar mit nicht, | ich von dir setz, mit keiner letz, | freundlich dich sicher alles leids ergetz.
Gille u. a., M. Beheim
140, 133
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
tut in we, | daz gat hat solcher lecze | Gewalt, daz er sy allso sleht.
Ebd.
447, 58
:
wanne | er [Nero] must leiden des tades lecz.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dem hat der toͤt versniten | Sein hertz mit swinder letze.
Klein, Oswald
36, 7
(
oobd.
,
1426
):
So hat ir [weib] letz mit scharpfer wetz und sneller hetz | mein hail auf erd erloffen.
3.
›Abschiedsmahl, -essen, -trinken‹; metonymisch: ›Speise, Getränke eines Mahles‹, bei
Luther
mit Bezug auf das sakramentstiftende Abendmahl Christi mit seinen Jüngern;
vgl.  3.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Wortbildungen:
letzemal
(verdeutlichend; a. 1650),
lezpredig
,
lezschiessete
(a. 1616).

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
non est aliud quam ein letzpredige, damit er gesegnet hat [...].
Ebd. (
1535
):
audivimus die libliche, schone rede in caena, da er die letze cum suis discipulis hat gehalten.
Ebd. (
1538
):
Also stehet nu Christus unnd ißet die letze.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1585
):
Den mittag drunken sie die letz im Kleinen Pallast.
Ebd. (
rib.
,
um 1560
):
So emantz verreist, drinkt oder schenkt der nit die letz?
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
da wolt er die Letz mit ir essen, und luͦd sie.
Schib, H. Stockar
108, 10
(
halem.
,
1520
/
9
):
Wier beschürmtend im sin schlesslin und den win und hielt uns erlich mit sim volk mit der letzsin.
Goedeke, Fischart. Schiff
975
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
304, 40
;
395, 1
;
4.
›Abschied‹; dazu metonymisch mit offenem Übergang: ›Abschiedsgeschenk, Gabe; Trinkgeld; gütige Hinterlassenschaft (dies letztere mehrfach auf heilsgeschichtliche Tatbestände, wie den Hl. Geist, die Sakramente, bezogen)‹; auch: ›Einkommen e. P.‹.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. , ,  12,  1,  13, .
Syntagmen:
die / eine l. (aus)teilen / nemen / haben / lassen / verzeren, jm. eine l. (hinter)lassen / geben
;
etw. zur l. tun, jm. etw. zu(r) l. aufsetzen / geben / heiligen
(
sein blut
)
/ lassen / schenken / senden
;
die erliche / gemeine l
.
Wortbildungen:
letzegeld
›Trinkgeld beim Abschied‹,
letzepfennig
(a. 1374),
letzepredig
(a. 1637),
letzeschrift
(um 1640),
letzesteuer
(a. 1651; zum Gw vgl.  45; a. 1651),
letzetrab
, wohl ›letzter Weg, Gang‹ (a. 1593; Gw nicht völlig klar; s. ).

Belegblock:

Luther, WA (
1519
):
diß [todt] ist eyn [...] eußerlicher abschided von dißer welt, und wirt urlaub und letze geben dem gut.
Und woͤllen also zur letze ein walfertlin mit einander thun.
Ebd. (
1537
):
als der [Heiland] von jnen [Jüngern] scheidet, zur letze gibt, der gleichen nimer kein Mensch [...] gegen seinen liebsten und besten freunden tun und redenkan.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
hat schon ein doctor etwas mehe
[als der
licentiat
]
gerechtigkeit, das er ein letz haben mag, das solte zu dur stain.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1407
):
die [maß] sal der knecht von dem letzegelt betzalen, ließe der geselle aber keyne letzegelt, so sollen iß die gesellen gemeynlich betzalen.
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
Aus schwerer pein, das hertze mein, | der liebsten allein, | schenk ich das liedlein zur letzen.
Schmitz, Schiltb.
143, 23
(
Frankf.
1597
):
Nach dem nun der Keyser hinweg gewesen / vnd den Schildischen ein gute Letze hinderlassen hette.
Goldammer, Paracelsus. B. d. Erk.
42, 7
(
obd.
, Hs.
n. 1570
):
darvf er [Cristus] jnen zu ainer letzen geben hat denn hailigen gaist.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
hat nit Cristus ym abscheiden | Unß geben zu der lecz die siben sacrament?
Ebd. (
1517
/
8
):
die pschneidung, dar in der zart | Iesüs gab die lecze | Der alten ee.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1520
):
Ein stüber hab ich des wirths knecht zu lecz geben.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1380
):
ich hatte dir me zuͦ letze gesant, wenne daz mich dise vart gar vaste entbloͤsset het.
Pfeiffer-Belli, Murner im Glaubensk.
1, 2, 16, 5
(
Luzern
1526
):
do gab ich kein letz vnd scheiß ins bet.
Schib, H. Stockar
129, 21
(
halem.
,
1520
/
9
):
kost mich der ritt 3 gl, verzert und lietzgelt gen, als mian mir schank.
Jörg, Salat. Reformationschr.
866, 17
(
halem.
,
1534
/
5
):
luͦg noch eynmal zuͦ letzj (herr vergib uns unser sünd) unserm herr gott jns füdloch.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
304
(
Genf
1636
):
letz / f. abscheydt.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
das an Gots leichnam tag er [...] sein heyligs pluͦt uns aufseczt und heyligt zu einer lecz und seiner gedächtnüsz.
Klein, Oswald
85, 8
(
oobd.
,
1423
):
banzer und armbrost, darzu die eisenhüt, | die liessens uns zu letze.
Wyss, Limb. Chron. ;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Thiele, Minner. II,
4, 55
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
432
;
Bernoulli, Basler Chron. ; ;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 302, 5
;
423, 31
;
306,
Var.;
Drescher, a. a. O. ;
Niewöhner, Teichner
476, 29
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
5.
›übles Andenken, üble Hinterlassenschaft, Schaden‹.
Obd.

Belegblock:

Roloff, Brant. Tsp.
2156
(
Straßb.
1554
):
Dein
[Salomo]
ehre hastu wuͤst thün vermosen | Deim somen ein boͤß letze gelossen.
Adomatis u. a., J. Murer. Nab.
1263
(
Mühlh./E.
1556
):
So wil ich dir [...] | Gwüßlich ein thüre letze bringen.
Goedeke, Fischart Flöh Haz,
1679
(
Straßb.
1594
):
Dem liß aus rachgir ich ain letz, | Und gab im in die seit ain pfetz.
Sappler, H. Kaufringer
1, 112
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
du hast ain böse letz [mord] gelaun.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1495
):
allweg ließ es [kranckhait] im ain letzi.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Es haben die spannischen rauden im ein soliche letzin gelasen, das er dessen doch letstlichen sterben müesen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
umb alle die eer, [...], was sy geflissen, das sy im zu letz wolt lassen ain getranck des grymmigen tods.
Adomatis u. a., J. Murer. Abs.
1748
;
6.
›Zeichen, Andenken‹.

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
diewyl ich [Thomas] dich
[Maria]
doch nit gsehen verscheiden, so bitt ich dich doch vmb ein letzin so wirfft sy ime iren gürtel herab.
7.
›Abschluß, Schluß, Ende‹; auch: ›Überbleibsel, letzter Rest‹.
Phraseme:
auf die letze, zur letze
›zuletzt, zu guter Letzt‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  13,  2,  13.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Des hat er dieses tages, [...], das vorspiel angefangen, eben zur letze vor seinem abscheid.
da er [...] in Tempel gehet und zur letze noch leret bis auff den tag seines leidens.
hatten die Juͤden schier nichts mehr von yhrem Koͤnigreich, Herodes war die letze.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
):
auf die letz kauft der rat als vihe.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
185
(
Nürnb.
1517
):
wann sie sich befleisen [...] fern zu sein von den zuneigungen zu sünden, das ist von der letze
[
reliquiae
]
der sünde.
Sachs (
Nürnb.
1552
):
Auch möcht mir an der lez abgon | An profant und municion.
Bell, G. Hager
7, 2, 15
(
nobd.
,
1592
):
auf das er solcher mas | Die in dem necz | waren im gsecz | er lösete da an der lecz.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1564
):
well er [Sathan] zur letz wunder anrichten und das größt übel stiften.