lenken,
V.
1.
›etw. / jn. (auch: sich) konkret oder im ütr. Sinne in eine bestimmte Richtung bewegen‹; im einzelnen: ›sich strecken, gerade richten‹; ›sich niederbeugen; jn. niederwerfen‹; ›sich in bestimmter Weise verhalten‹; ›sich e. S. hingeben, etw. anstreben‹; ›sich auf etw. ausrichten, sich nach jm. richten, sich an jn. anpassen‹; ›etw. in etw. verkehren‹; ›etw. gegen jn. lenken, richten‹.Syntagmen:
sich l., das [...], sich in etw.
(z. B. in js. dienst
) l., etw. in etw. l., den geist l., die sinne auf etw. l., etw.
(z. B. das recht
) auf etw.
(z. B. auf das unrecht
) l., sich zur rechten / linken, zur erde / seite, zu etw.
(z. B. zur ehe / ungelassenheit
) l., etw.
(z. B. die zeit
) nach etw.
(z. B. nach gut / ere
) l., sich nach etw. l., sich gegen [eine stat] l., etw.
(z. B. den zorn
) gegen jn. l.; arme / hände / füsse sich l.; das l. des traumes
.Wortbildungen:
lenksam
Belegblock:
Schorer, Sprachposaun
72, 8
(o. O. 1648
): wissen dennoch nicht gnug [...] mit dem gantzen Leibe sich zu buͤcken / lencken vnd schicken daß sie es annehmlich [...] bringen.
Schöpper, Vorrede (
Dortm.
1550
): das die Oberlendische zung [...] dester gefuͤglicher inn vnsere spraach gelenckt vnnd gezogen werd.
Luther, WA
10, 3, 5, 36
(1522
): [wie wir] uns gegen jedermann halten sollen, Nemlich, uns nach unser Nehsten schwacheit lencken.
Ebd.
10, 3, 7, 11
f. (1522
): Es ist kein künigk also starck, der den glantz der sonnen bygen oder lencken müge, [...]. Aber die hitz laͤßt sich lencken und bygen.
Pfefferl, Weigel. Gn. S.
186, 9
(Magdeb.
1615
): Boͤse [...] wirdt die Creatur / so sie zur vngelassenheit lencket von Gott.
Pfefferl, Weigel. Ges.
8, 12
(Hamburg
1646
): da standt er [Adam] in der mitten bloß vnd vor gott vnd lencket sich weder zur rechten noch zur lincken.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
228, 12
(wmd.
, 1634
): wan ich dein gedencke, | Deiner quaalen, deiner noth, | Jch mich matt zur Erden lencke.
Hübner, Buch Daniel
920
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Ich bit uch nu gedenken | Vil wol des troumes lenken | Vorne an biz zu ende.
Kurz, Waldis. Esopus
4, 75, 149
(Frankf.
1557
): wer sich kan zur seiten lencken, | Gegen dem Wind den Mantel hencken.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
3, 33, 3
(md.
, Hss. 14.
/15. Jh.
): Sit vrouwen pris solch wirde | treit in lobes girde | geapartiret und geschrenket, gelenket.
Steer, Schol. Gnadenl.
3,
M1, 94 (halem.
, M. 15. Jh.
): doch so mag er sich darczue lenkchen vnd beraitten, das er sy [genad] hab.
Primisser, Suchenwirt
10, 134
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Er prauchet unde lenket | Vil manigen uber satels ort.
Klein, Oswald
10, 6
(oobd.
, 1421
?): So wundert mich vor allem nicht so sere, | das ich mein zeit neur lenck nach güt und ere.
Ebd.
76, 7
(um 1418
): do ich ir [graserin] half den gattern rucken, | smucken für die schrencken, | lencken, sencken in die seul.
Niewöhner, Teichner
418, 34
(moobd.
, 1360
/70
): mit der vart so tuͤt sich lenchen | hent und fuezz und andrew gelider.
Qu. Brassó
4, 25, 46
(siebenb.
, 1603
/20
): Nachdem thät er sich gegen Honigberg mit seinem Haufen lenken.
2.
›etw. beugen, formen, gestalten; sich biegen, sich gebogen darbieten (jeweils konkret gedacht)‹.Belegblock:
Pyritz, Minneburg
5179
(nobd.
, Hs. um 1400
): Sine [vogel] reinen swankeln sytten | Waren meisterlich gelenket.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 13, 32
(Hs. ˹alem.
, 14. Jh.
˺): ich kan uz siben hornen schenken, | die man sach uf dem lamme lenken.
Primisser, Suchenwirt
3, 172
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Jn dem golt getzieret was | Drey leben praǔn von ademas | Jn parre weis gelenket.
Pfälz. Wb.
4, 934
.3.
›(die Flexionssilbe) verändern, beugen‹.Belegblock:
4.
›etw. überlegen, erwägen, gedanklich hin und her wenden‹.5.
›etw. (z. B. das Gemüt) / jn. lenken, leiten, steuern; sich beherrscht verhalten‹; speziell: ›jn. beherrschen‹.Wortbildungen:
lenker
Belegblock:
Luther, WA
9, 397, 23
(1519-21
): Besunder daß Euangelium berurdt czame freye willige herczen, [...], lassen sich feyn lencken und regyren.
Opel, Spittendorf
201, 45
(osächs.
, um 1480
): Dieselbigen, die dieser dinge heber und lengher waren.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 283, 6
(Bautzen
1567
): heil wo wir wund sein. | Lenck was halsstarrig ist.
Chron. Nürnb.
1, 142, 8
(nobd.
, 1387
): dem ir dorinne gentzlichen [...] gelawben muͤgt, und euch auch nach seiner unterweisung darzu lenken lasset.
Jellinek, Friedr. v. Schwaben
6253
(schwäb.
, Hs. 1478
): Den rossen ward gelencket, | Unnd iedes sper gesencket.