1
lende,
die
;
–/-n
, meist im Pl. belegt;
zu
mhd.
lende
›Lende‹
().
1.
›Lende, Nierengegend (beim Menschen und bei Tieren)‹.
Zur Bedeutung der Lende im Volksglauben s. die Belege, besonders
Bremer
(s. u.).
Phraseme:
jm. die lenden schlagen / schmieren
›jn. verprügeln‹;
die lenden gürten
.
Bedeutungsverwandte:
, ; auch oft im Orientierungsfeld mit benachbarten Körperteilen: , ,  1, ,
3
 3,  1, ,  3, .
Syntagmen:
die l. bedecken / (um)gürten / klagen / schlagen / schürzen, jm. die l. mit etw.
(z. B.
mit öl
)
schmieren; die l. ab / verrüttet sein, jm. krachen, wehe tun; etw. um die l. holen, jm. etw. um die l. schiessen, jm. etw. in der l. wehe tun, jm. in der l. wehe sein; die grosse / gute / schwache l
. (jeweils für körperliche und moralische Stärke);
stat der l.; von den l. bis auf die enkel
.
Wortbildungen:
lendbrat
, ˹
lendbruch
,
lendebrechung
˺ wohl ›Lendenwirbelbruch‹,
lendenbein
›Schambein‹ oder ›Steißbein‹ (dazu bdv.: ),
lendgürtel
(dazu bdv.: ),
lendisch
›bis zu den Lenden reichend und diese bedeckend‹,
lendkleid
(dazu bdv.: , ),
lendlos
1 wohl ›mit gebrochener Lende, mit gebrochenem Rückgrat‹; 2 ›schlapp, ohne Kraft‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Man solle die Lenden guͤrten, denn die heilige Schrifft schreibet die Keuscheit den Lenden zu. Also wird im ersten Buch Mosi auch gesagt, das aus den Lenden Abrahae geboren werden sollen.
Ebd. (
1527
):
dem teyl des leibs, nemlich den lenden odder huͤfften, pflegt die schrifft aller menschen gepurt zu geben.
lenden guͤrten heisset jn der schrifft, das wir sagen, sich schuͤrtzen und ruͤsten, das einer fertig und geschickt sey zu lauffen odder zu kempffen, auff das jn nichts hindere.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
umgorten wir unse lenden mit deme glauben und mit der ubungen guder werke.
Voc. inc. teut. o vij v (
Speyer
um 1483
/
4
):
Lendbruch lumbifragu͂ wl lendlos. [...] Lendlos lumbifragus.
Ebd. s vijr:
Lendepruch od’ lendeprechung. lumbfractio.
Feudel, Evangelistar
3, 30
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Johannes [...] hatte bant von schafes wolle umme syne lenden.
Keil, Peter v. Ulm
87
(
nobd.
,
1453
/
4
):
salbe, die do senftet [...] die wetagen [...] des pauchs vnd der nyren in den lenden.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Zuckt er sein beyhel an dem ort | Und warff den wolff auff seine lend.
Ebd. (
1563
):
sol mich bey so dapffern dingen | Der wolff so schendtlich in flucht bringen, | Der doch so lendloß geht daher.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
ir súllent wachen und úwere lende die súllent sin gegúrt.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Wa ich dich find, muͦß ich dirs sagen, | Jch wolt al lenden dir abschlagen.
Goedeke, Fischart Flöh Haz
142
(
Straßb.
1594
):
ich kan mich kaum keren, wenden, | Also sind mir zerrürt die lenden.
Adrian, Saelden Hort
1976
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
mir tuͦt we stan, gan, riten | in lendin, ruggen, situn.
Maaler (
Zürich
1561
):
Lystbruͤchig / Dem die lenden ab sind oder die lyst gebrochen ist.
Volz, Prophet Daniel E
3, 21
(
Augsb.
1537
):
von stund an dise maͤnner gebunden mit jhren laͤnd klaidern / hauben [...] sindt geworfen worden da miten in den ofen.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1549
):
die habenn alle gelb leendisch mentell anngehebtt.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 135, 23
([
Augsb.
]
1548
):
Ain Winde von guͦten lenden.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Lendenbein / dornbein / os ileon. [...]. Es muß ein Gottgelehrter Kopff / [...] vnnd gute Lenden / vnd starcke bein sein / die gute tage [...] ertragen sollen.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
32, 10
(
oobd.
,
1. V. 15. Jh.
):
Wem auch we seÿ in den lenden, der trinck des wassers.
Haage, Hesel. Arzneib.
6v, 10
(Hs. ˹
noobd.
/
md.
,
E. 15. Jh.
˺):
das er bedecke die leibe oder dy lende und die schamme und die diehe.
Sexauer, Schrr. in Kart.
236, 13
(
nöst.
,
v. 1450
):
Der kelner geit den mv̂nchen vadem snuêr die schüch zepinden siner lendgürtel schuzzel löffel ain köpf ain zeften.
Bremer, Voc. opt.
1138
(
wbair.
,
2. H. 15. Jh.
):
Lumbus slierbrat [...] schlegbraut [...] lentbrat [...] nierbrǎut. [...] Lumbus [...] est in corpore animalis, in quo materia generacionis colligitur et conseruatur; uel est sedes libidinis, scilicet ren. Vel lumbi [...] sunt carnes molles ipsi dorso interius adherentes.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
403, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
den edeln künig er durch den halsperg schlueg | zer achsel ein zue tal ab gen den lenden.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
er [man] sol ıͤr [weib] smıͤren di lende, | das si sich ninndert muͤg gewenden.
so chert ir eu gegen der wend | und chlagt eur lend.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
150, 3285
;
Wyss, Limb. Chron. ;
Gille u. a., M. Beheim
202, 43
;
Weitz, Albich v. Prag
166, 22
;
Bell, G. Hager
626, 7, 5
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
2032
;
Klein, Oswald
105, 69
;
Bremer, a. a. O.
1227
;
Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb. ;
Voc. inc. teut.
o vijv
;
Alberus
O iijr
;
Öst. Wb.
3, 752
.
Vgl. ferner s. v. ,
2
 2, , ,  18,  2,  7.
2.
›Niere‹; Synekdoche zu 1.
Wortbildungen:
lendensiech
›nierenkrank‹,
lendensucht
›Nierenkrankheit‹.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
342, 2569
(
Magdeb.
1608
):
Keß essen / wer nicht wol zu tragen / | Er macht den Stein vnd Lenden schmertzen.
Follan, Ortolf. Arzneib.
126
(
rib.
,
1398
):
Renes heysen lenden vnde werden itwenne sych von hitte, [...] itwenne von kelde.
J. W. von Cube. Hortus
82, 20
(
Mainz
1485
):
darvmb synt gar wenig lude in den landen lende͂siech oder bresthafftig des steynß.
Keil, Peter v. Ulm
239
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Lapis heist ein stein, der wechst etwen in den lenden, etwen in der plaßen.
Schmitt, Ordo rerum 364, 13.
9
(
wschwäb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Lumbis lendsucht.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
162, 5
.