leidigen,
V.
1.
›jn. physisch oder psychisch verletzen, jn. schädigen, kränken, beleidigen, jm. Schmach antun; mit jm. schimpfen; etw. beschädigen, e. S. (z. B. der Tugend) Abbruch tun; (Tiere) quälen‹;
vgl.  1.
Phraseme:
jn. mit worten oder werken leidigen, jn. an leib oder gut leidigen
.
Syntagmen:
jn.
(z. B.
got, Jesum, eine kröte, einen juden, den fronboten / rat, die mutter / tochter, die tugend, das hirn
)
l., jn. an etw.
(z. B.
an seinem leichnam, seiner ere / sele, seinem gut / land / lob
)
, mit der rede l.; jn. auswendig / tödlich l
.
Wortbildungen:
leidiger
›Schänder, Person, die jm. Schaden zufügt‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Gotes trute, | Die dise tummen lute | Diser werlde leidigeten, | Vorsmaten und vreidigeten.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
wer dem gantzen rade [...] angriffe an ir lip oder an ir gut oder sie leidegete mit worten oder mit werken.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1338
):
daz iman keinen Juden leidegete oder ime it dede. daz sal er arnen [...]. wolde sî iman oder ir huser stuͦrmen und sie leidegen, daz [...].
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
66, 6
(
nobd.
,
1327
):
darumbe daz er hern Herman [...] gelaidigt und geuneret hat.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
14, 84
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
gar luczel und wenig wirstu achten [...], was dich außwendig leydigt, wenn du also von ganczem herczen dich ubest mit der innern belaydigung.
Langen, Myst. Leben
169, 16
(
nobd.
,
1463
):
daz er nymer totlich laidiget got oder seinen nachsten.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
89, 7
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die knecht sollenn [...] den nochrichter von Badenn [...] nit laydigen, weder mit wortenn noch werken.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
[joseph] wolt sy [maria] nit leidigen
[
Luther
1545:
rügen
]
er wolt sy haimlich lassen.
bet vmb die die eúch laidigent
[
Luther
1545:
beleidigen
].
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Daz tier bedäut die läut, die sich gar sêr fürhtent vor irn laidigærn und durchæhtern.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
wann in niemand so ser mocht erczurnen, daz er an leib oder an guͦt yemand zornichleich hiet gelaidigt.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das sey pillich, das der gelaydigt sich rechen mug wider denselben wascha.
Weitz, Albich v. Prag
132, 6
(Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
ain geschwulst, das dann das hiern laidigt.
Karnein, de amore dt.
183, 12
(
moobd.
,
v. 1440
):
Wer ew laidigt, der laidigt mich selber.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
2
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
das ich got den vater swerleich mit meinen snoden sünden gelaydigt [hette].
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
199, 5
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
das ein yetzleich vntugent oder todsündt laydigt, versert vnd verbundet ein yetzleich tugent.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
suͤlt ir nyemant, weder an leib noch an guͦt, laydigen noch beswaͤrn.
da laidigt er ain kroten.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1494
):
das an den enden, do dann das valwild sein wonung hat, mit dhainem gejaid oder gericht, snuer und parm gelaidigt, vertriben oder gejagt werde.
Bauer, Imitatio Haller
54, 25
(
tir.
,
1466
):
Du sölt dir vil lieber aus erwellen, das die gancz welt wider dich wër, wand das du Jesum laidigen pist.
Helm, a. a. O. ; ;
Köbler, Ref. Wormbs
337, 19
;
Gerhardt, Meister v. Prag
8, 14
;
Gille u. a., M. Beheim
86, 82
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
55, 40
;
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
149vb, 42
;
150va, 30
;
40
;
Karnein, a. a. O.
69, 27
;
104, 195
;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Wackernell, H. v. Montfort ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
26, 2
;
29, 22
;
ders., Imitatio Haller
100, 7
;
Mollay, Ofner Stadtr.
20, 14
;
260, 4
;
v. Maren, Marquard. Ausgabe
65, 37
;
39
;
Schmitt, Ordo rerum
656, 16
;
684, 16
;
Vgl. ferner s. v. (V.) 2, ,  1.
2.
›jn. in seinen Rechten einschränken; jm. wirtschaftlichen Schaden zufügen; jn. gerichtlich belangen‹; Spezialisierung zu 1.
Vorw. Rechts- und Wirtschaftstexte.
Gegensätze:
2
,  37.

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
4, 449, 1
(
nrddt.
,
1403
):
das sie daran niemand [...] an allen iren und des ordens undersessen, gutern und luten, nicht bekümmern, hindern, beschedigen, leidigen ader irren solle.
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 7, 16
(
preuß.
,
1453
):
das wir unser hewser bemannen, nicht in massen das wir dovon imande vormeynen zcu leidigen.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
wir wollen und sollen auch die obgenanten gebetten personen [...] nit argwelgen leidegen oder dringen, sunder wir [...] wollen sie dabi hanthaben schuern und schermen. und wer ez sache, daz sie iemants dar umb nu [...] bedetigen argwilgen leidigen engen odir dringen wurde.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1418
):
das sy die obgenanten by iren gnaden und fryheiten [...] ungeirret bliben lassen, und sy ouch von der obgenanten acht wegen furbassmere nit miden, angrifen, leydigen, bekummern oder betruben sollen.
Bastian u. a., Regensb. UB
451, 1
(
oobd.
,
1377
):
das ir dieselben von R. von [...] echte wegen weder laidiget, angreiffet, noch beschediget mit deheinen sachen.
Weissthanner, Urk. Schäftlarn
176, 28
(
moobd.
,
1349
):
daz si den vorgenanten probst vnd daz gotzhuse [...] mit nihte besweren vnd oͤch niht gestatten, daz si darvͦber von ieman gelaidigt oder bekrenchet werden.
Hör, Urk. St. Veit
88, 3
(
moobd.
,
1367
):
ob yemant, [...], den obgenanten abbt vnd daz conuent an iren brıͤefen [...] irren, laidigen oder beswaren wolt.
Toeppen, a. a. O.
4, 5, 30
;
Mitzschke, UB Bürgel ;
Schmidt, UB Halberst. ;
Drescher, a. a. O. ;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Hör, Urk. St. Veit
118, 24
;
129, 2
;
145, 18
;
Winter, Nöst. Weist.
583, 30
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
3.
›sich bei jm. verhaßt machen‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
die mortvreidigen | Die sich Got irm schepfer leidigen.