leidigen,
V.
1.
›jn. physisch oder psychisch verletzen, jn. schädigen, kränken, beleidigen, jm. Schmach antun; mit jm. schimpfen; etw. beschädigen, e. S. (z. B. der Tugend) Abbruch tun; (Tiere) quälen‹.Phraseme:
jn. mit worten oder werken leidigen, jn. an leib oder gut leidigen
.Bedeutungsverwandte:
10; 11; 14; 15, 1; 3, 4, 1; 2; 3, 1; 2; 4; 5, 1
1; 3; 4; 7, 2; 4, 1, , 2, , 1; 5, , , , , , .Syntagmen:
jn.
(z. B. got, Jesum, eine kröte, einen juden, den fronboten / rat, die mutter / tochter, die tugend, das hirn
) l., jn. an etw.
(z. B. an seinem leichnam, seiner ere / sele, seinem gut / land / lob
), mit der rede l.; jn. auswendig / tödlich l
.Wortbildungen:
leidiger
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
21753
(nrddt.
, 14. Jh.
): Gotes trute, | Die dise tummen lute | Diser werlde leidigeten, | Vorsmaten und vreidigeten.
Chron. Mainz
1, 15, 2
(rhfrk.
, 15. Jh.
): wer dem gantzen rade [...] angriffe an ir lip oder an ir gut oder sie leidegete mit worten oder mit werken.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
3, 169, 1
(mosfrk.
, 1338
): daz iman keinen Juden leidegete oder ime it dede. daz sal er arnen [...]. wolde sî iman oder ir huser stuͦrmen und sie leidegen, daz [...].
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
66, 6
(nobd.
, 1327
): darumbe daz er hern Herman [...] gelaidigt und geuneret hat.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
14, 84
(nürnb.
, 1. H. 15. Jh.
): gar luczel und wenig wirstu achten [...], was dich außwendig leydigt, wenn du also von ganczem herczen dich ubest mit der innern belaydigung.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
89, 7
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Die knecht sollenn [...] den nochrichter von Badenn [...] nit laydigen, weder mit wortenn noch werken.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
1, 9, 1
(Straßb.
1466
): [joseph] wolt sy [maria] nit leidigen
[
rügenLuther
1545: ]
er wolt sy haimlich lassen. Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
233, 31
(oobd.
, 1349
/50
): Daz tier bedäut die läut, die sich gar sêr fürhtent vor irn laidigærn und durchæhtern.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
141, 26
(oobd.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): wann in niemand so ser mocht erczurnen, daz er an leib oder an guͦt yemand zornichleich hiet gelaidigt.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
88, 31
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): das sey pillich, das der gelaydigt sich rechen mug wider denselben wascha.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
2
(moobd.
, A. 15. Jh.
): das ich got den vater swerleich mit meinen snoden sünden gelaydigt [hette].
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
199, 5
(moobd.
, 1. H. 15. Jh.
): das ein yetzleich vntugent oder todsündt laydigt, versert vnd verbundet ein yetzleich tugent.
Drescher, Hartlieb. Caes.
90, 13
(moobd.
, 1456
/67
): suͤlt ir nyemant, weder an leib noch an guͦt, laydigen noch beswaͤrn.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
289, 40
(smoobd.
, 1494
): das an den enden, do dann das valwild sein wonung hat, mit dhainem gejaid oder gericht, snuer und parm gelaidigt, vertriben oder gejagt werde.
Bauer, Imitatio Haller
54, 25
(tir.
, 1466
): Du sölt dir vil lieber aus erwellen, das die gancz welt wider dich wër, wand das du Jesum laidigen pist.
Köbler, Ref. Wormbs
337, 19
; Gerhardt, Meister v. Prag
8, 14
; Gille u. a., M. Beheim
86, 82
; Päpke, Marienl. Wernher
12346
; Pfeiffer, a. a. O.
143, 17
; Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
55, 40
; Chron. baier. Städte.
404, 22
; Leidinger, V. Arnpeck
537, 9
; Wackernell, H. v. Montfort
5, 162
; Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
236, 27
; ders., Imitatio Haller
100, 7
; Voc. inc. teut. o
iijr
.2.
›jn. in seinen Rechten einschränken; jm. wirtschaftlichen Schaden zufügen; jn. gerichtlich belangen‹; Spezialisierung zu 1.Vorw. Rechts- und Wirtschaftstexte.
Belegblock:
v. Bunge, Livl. UB
4, 449, 1
(nrddt.
, 1403
): das sie daran niemand [...] an allen iren und des ordens undersessen, gutern und luten, nicht bekümmern, hindern, beschedigen, leidigen ader irren solle.
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 7, 16
(preuß.
, 1453
): das wir unser hewser bemannen, nicht in massen das wir dovon imande vormeynen zcu leidigen.
Chron. Mainz
1, 158, 16
(rhfrk.
, 15. Jh.
): wir wollen und sollen auch die obgenanten gebetten personen [...] nit argwelgen leidegen oder dringen, sunder wir [...] wollen sie dabi hanthaben schuern und schermen. und wer ez sache, daz sie iemants dar umb nu [...] bedetigen argwilgen leidigen engen odir dringen wurde.
Rennefahrt, Stadtr. Bern
514, 27
(halem.
, 1418
): das sy die obgenanten by iren gnaden und fryheiten [...] ungeirret bliben lassen, und sy ouch von der obgenanten acht wegen furbassmere nit miden, angrifen, leydigen, bekummern oder betruben sollen.
Bastian u. a., Regensb. UB
451, 1
(oobd.
, 1377
): das ir dieselben von R. von [...] echte wegen weder laidiget, angreiffet, noch beschediget mit deheinen sachen.
Weissthanner, Urk. Schäftlarn
176, 28
(moobd.
, 1349
): daz si den vorgenanten probst vnd daz gotzhuse [...] mit nihte besweren vnd oͤch niht gestatten, daz si darvͦber von ieman gelaidigt oder bekrenchet werden.
Hör, Urk. St. Veit
88, 3
(moobd.
, 1367
): ob yemant, [...], den obgenanten abbt vnd daz conuent an iren brıͤefen [...] irren, laidigen oder beswaren wolt.
3.
›sich bei jm. verhaßt machen‹.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
10864
(nrddt.
, 14. Jh.
): die mortvreidigen | Die sich Got irm schepfer leidigen.