leichtfertigkeit,
die
;
/–.
1.
›Kleinigkeit‹; ütr.: ›Geringschätzung‹;
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Jörg, Salat. Reformationschr.
52, 10
(
halem.
,
1534
/
5
):
[Die wyl] dis nüwe sect usgeflossen / deshalb gar by vilen / vil ding jmm glouben dest ringer geachtet / und jn gros lichtvertickeytt deshalb (leyder) kon.
Andreae. Ber. Nachtmal
108v, 1
([
Augsb.
]
1557
):
Durch dise Lehr / wirt warlich den Gotlosen kain vrsach gegeben zur leichtvertigkait / freyhait vnnd verachtung dises hailigen Sacraments.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
2.
›Unbedachtheit, Unachtsamkeit, Leichtsinnigkeit; (moralische) Oberflächlichkeit, Zerfahrenheit, Wankelmütigkeit, Unbeständigkeit; Dummheit‹; ütr. dazu: ›Posse, Scherz‹;

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. f. (
Lübeck
1639
):
1. Leichtfertigkeit ist Blindt / vnd dabey vermessen. [...] 4. Der Leichtfertigkeit Geferden seynd Narrheit vnd Gefaͤhrlichkeit. 5. Leichtfertigkeit die gluͤcklich zuschlaͤgt / wird fuͤr ein Tugend gehalten.
Luther, WA (
1527
):
das man so uberhyn leufft und helt es fur leichtfertickeit und den ernst nicht ansihet, den er [Jakob] gehabt hat.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
23, 17
(
Magdeb.
1608
):
Vnd hoͤret vnser angeborne thorheit allzeit den geschmuͤckten possen / vnd der leichtfertigkeit lieber zu / denn ernsten sachen.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
20b, 20
(
Frankf./M.
1649
):
daß einer [...] diese oder jene von einem andern dann auß Leichtfertigkeit / dann auß Zorn [...] vor einen Zauberer oder Hexe gescholten [...] wird.
Sermon Thauleri
2vb, 13
(
Leipzig
1498
):
so brengen sy in bewegunge liebe vnnd leyd. [...]. begerung vnd forchte. sorgueldigkeit vñ leichtuertigkeit.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
144v, 4
(
Leipzig
1588
):
Dieweil S. Augustinus schon [...] der Welt vnachtsamkeit vnd leichtfertigkeit beklaget hat.
Ebd.
216v, 42
:
Das man bey dem Losen sol stille vnd Gottfürchtig sein / [...] / vnd allerley leichtfertigkeit in Worten vnd Werken / verhuͤten.
Opitz. Poeterey
20, 30
(
Breslau
1624
):
[Die Comedie] redet von hochzeiten / gastgeboten / spielen / betrug vnd schalckheit der knechte / buhlersachen / leichtfertigkeit der jugend.
Volkmar (
Danzig
1596
):
Scurrilitas. Leichtfertigkeit / Narrenteidung.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
10, 64
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
das die unordenlich bewegung des leibes die leichtvertikeit und die unordenlikeit beczevchent des gemutes.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
245
(
Nürnb.
1517
):
was in einem frölikeit, zeigt im andern leichtfertikeit.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. Corr. (
Bamb.
1507
):
domit wider die geistlichenn freyheit durch frevel oder leichtvertigkeit nit gehandelt werdenn.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 1, 268, 26
(
Hagenau
1534
):
Yederman vertrawen ist eyn torheit und leichtfertigkeit.
Rot
318
(
Augsb.
1571
):
Inconstantz, Vnbestendigkeyt / vnstaͤttigkeyt / Leichtfertigkeit.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
11, 13
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
403, 13
;
Lauater. Gespaͤnste
67v, 23
;
Bauer, Imitatio Haller
92, 11
;
Alberus
a iijr
;
Rot
318
;
Vgl. ferner s. v. .
3.
›charakterliche Neigung zu Sittenlosigkeit, Faulheit, Verbrechen und Sünde; Liederlichkeit, Unzucht, Unkeuschheit, moralische Verfehlung; Verbrechen (als Ergebnisse dieser Neigung)‹;

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Ich hoffe ja nicht, Das jhr solche leichtfertigkeit jemals an mir werden gespühret haben.
Luther, WA (
1525
):
ist nu der eyd verbotten, wenn er geschicht aus eignem fuͤrnemen, mutwillen, leichtfertickeit und boͤsem lust.
Ebd. (
1527
):
Da schweret und gelobt man so thewr und ist doch eitel leichtfertickeit und schalckeit drynnen.
Ebd. (
1527
):
so last ewere leichtfertickeit, fressen und sauffen daheym.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
want der nijdige vyant der duuell [...] brachte Sij [Eua] dair zo dat Sij dat eynige gebot gotz ouermitz dye wijffsche lijchtferdicheyt ouertrat.
Köbler, Ref. Wormbs
323, 16
(
Worms
1499
):
vff das [...] durch nachlassen der straffe die boͤsen in irer boßheit nit gesterckt vnd anderren vrsach gegebben werde zu lychtfertigkeit den fridsamen frõmen mensche͂.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
8, 21
(
Frankf./M.
1626
):
jhrer
[Kreuzfahrer]
theils liessen sich gebrauchen / [...] / theils auß Fuͤrwitz / den Krieg zu sehen / [...] / theils auß leichtfertigkeit / daß sie rauben / pluͤndern [...] moͤchten.
Neumann, Rothe. Keuschh.
168
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
habe mich gehalten rein [...] | [...] van bossir begerunge da zu | unnd wolde nicht lichtfertikeit thu.
Thür. Chron.
10v, 5
(
Mühlh.
1599
):
es war ein Junger Roͤmer [...] ganz frech vnzuͤchtig vnd vnordentlich [zu einem Dictator erwehlet [...] als das geschach / thet er sich seiner Leichtfertigkeit ab / vnnd ward ein Hochgeachter Man.
Reichert, Gesamtausl. Messe
26, 4
(
Nürnb.
um 1480
):
Undanckberkeit ist also, so der mensch sein hertz vertunckelt oder vervinstert mit ettwas boesem willen oder reytzlichkeit oder leychtvertigkeyt.
Goedeke, P. Gengenb. (o. O.
1516
):
Gibt dir got doͤchter oder knaben, | [...] | Züchs von aller lichtfertigkeit.
Goldammer, Paracelsus
7, 169, 14
(
1530
):
daß undter sovil [...] menschen, wiewol wir alle aus einem vatter seindt, doch zu der leuchtfertigkeit mehr geneigt dann zum guten.
Ebd.
7, 171, 11
:
darumb da sie nun in solche leichtfertigkeit seindt gefallen und doch gemeiniglich eheleut gewesen seindt, hat gott das gebott darauf gesetzt.
Ruh, Bonaventura
353, 8
(
orhein.
um 1480
):
sol der mensch miessikeit vnd lichtvertikeit fliehen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Tegernsee
1574
):
da ist auch allerley Gottlosigkeit vnd leichtfertigkeit in die Welt komen.
Neumann, a. a. O.
5331
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Behrend, Spangenb. Anbindbr. ;
Goldammer, a. a. O.
7, 171, 7
;
Warnock, Pred. Paulis
22, 136
;
22, 145
;
Ruh, a. a. O.
341, 5
;
Bauer, Imitatio Haller
80, 16
;
Vgl. ferner s. v.  3,
2
 5.