leicht,
leichtlich
(letzteres vorwiegend in den Bed. 3 und 5),
Adj.
(1-8),
Adv.
(9; 10; 12),
Konj.
(11).
1.
›(relativ zu etw.) von geringem Gewicht, nicht schwer (von Gegenständen, Lasten, Ladungen)‹; ütr. (jeweils schwach belegt): ›fein, dünn (von Kleidungsstücken)‹; ›den Körper nicht schwer belastend, bekömmlich (von Wasser, Speisen)‹; ›vorsichtig, ohne großen Druck auszuüben‹; häufig bildlich.
Phraseme:
etw. auf die leichte achsel legen
›etw. auf die leichte Schulter nehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Gegensätze:
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Leue. Leicht vnschwǎr vnbuͤrdlich vnbeschwärlich trǎglich
(auch zu 3 stellbar).
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Der leichtsinnig [...] legt alles auff die leicht Achsel.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
530, 743
(
Magdeb.
1608
):
[Wie aber der Jrden Topff] Doch zu leicht in dem Wasser war / | Ruͤckt jhn die well gar hoch empor.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Lijcht vur dem wynde, dunne vur dem hagen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
68, 10
(
Frankf.
1535
):
Der steyn Asius [...] ist weißfarb / leicht wie ein bimß.
Ebd.
154, 4
:
Ligurius [...] zeuhet mitt seinem geyst an sich die nahenden bletter vnd leichte ding.
Perez, Dietzin
2, 56, 25
(
Frankf.
1627
):
Es waren aber in der Statt eben damal ein Vatter vnnd Sohn Capitaͤn oder Rittmeister vnter de͂ Reysigen Zeug: Einer nemblich vber die Kuͤriser / der ander aber vber leichte
(Hypallage: ›leicht bewaffnet‹)
Pferdt.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Wan min joch ist senfte und min burde licht.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
33, 15
(
Coburg
1626
):
daß das Joch des Creutzes leicht were / vnd die Last derselbigen sanfft.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
122
(
Nürnb.
1517
):
das er die bürden des gesetz leicht und das joch sues macht.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
das schwere sinkt / das leichte schwimmt.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Von dem doten mer. [...] was aber von unlebendigen dingen darin kumet, wie lihte es were, also holtz oder vedern, das vellet alles anstette zuͦ grunde.
Plant u. a., Main. Naturl.
297ra, 18
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
dc machet den lip rosch vñ liht.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
die andern [harnesch] all mit leichten armzeugen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz wazzer ist [...] leiht und lauter und entsleuzt den leip.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
746
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 indianische rüstung, von leüchter materii.
Ebd.
1924
:
Ein weiblin mit leüchtem langem gewand.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
183, 33
;
Hulsius
L ijv
.
Vgl. ferner s. v.  3, .
2.
›von geringem Gold- bzw. Silbergewicht, nicht wertvoll (von Münzen)‹; ütr.: ›billig‹.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
161, 5
(
preuß.
,
1443
):
eynen ungarischen gulden, item 1 reynisch, item 1 leychten.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Den sustern sal man gewant geben na der geleginheide des landes [...] und man iz aller lichste vergelden mag, daz sollen sie dragen.
Fuchs, Murner. Geuchmat
4244
(
Basel
1519
):
Das wir ouch hie har koufflüt machen, | Der vns in frembde lender far | Vnd vns vff kouff die lichte war.
Schorer, Sprachposaun
13, 13
(o. O.
1648
):
wie solche leichte Muͤntzen [...] dannoch anderst nichts in sich haben als Kupffer am Halt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1389
):
als es inen aber nicht leuchter dann umb vierhundertundfünftzig guldin hat mögen zutail werden, do habent sie [...] den kauf [...] erenden lassen.
Müller, Welthandelsbr.
144, 32
(
schwäb.
,
1506
):
So acht man in gemainlich das Nurnberg. ℔ leichter ¼ ains rh. fl.
Bastian, Runtingerb.
2, 194, 26
(
oobd.
,
1402
):
Die von Marchpurch sind 10 gultten leichter geben worden.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1558
):
gibt erß leichter, so soll man im merr pfant geben.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
Ich gib si [salbe] eu an diser stund | nicht leichter dann umb hundert phunt.
Vgl. ferner s. v.  7, ,  4.
3.
›einfach, auf einfache Art und Weise, mühelos, ohne großen Aufwand oder große Anstrengung (von Handlungen); einfach, simpel, unkompliziert (von Sachverhalten); einfach zu ertragen, bewältigbar, problemlos‹; mehrfach tropisch anschließbar: ›sanft‹; ›schnell; unversehens‹; ›einfach, fein, gefällig, fließend (in der Rhetorik)‹.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 2,  4,
2
 1,  9, ,  8; vgl. , (Adj.) 14,  4,  3.
Gegensätze:
(Adj.) 11, , , .
Syntagmen:
(jm.) etw. l. sein / werden; l. entrinnen / gebären / tadeln, l. etw. aufbringen, l. von etw. abfallen, jn. l. bitten / übermannen / übertreffen, etw. l. abwaschen / abziehen / ausreuten / behalten / dämmen / durchdringen / entschuldigen / erkennen / erlangen / ermessen / gewinnen / glauben / heilen / leschen / machen / merken / reden / schneiden / sehen / teilen / tragen / tun / unterscheiden / verdienen / vernemen / verstehen / zälen / zerbrechen, sich l. befreunden / behüten / ernären / längen, jm. l. dienen; der leichte weg, die leichte arbeit / frage / geburt / glaubnis / müe / rechnung, das leichte christentum, die leichten namen / wörter
.
Wortbildungen
leichtlerig
›gelehrig‹ (dazu bdv.: ; dazu ggs.: , ),
leichtsanft
›nachsichtig‹.

Belegblock:

Mannack, Rist. Pers.
141, 11
(
Hamburg
1634
):
als koͤnne er mit sehr leichter Muͤhe [...] den mechtigsten Roͤmeren grossen Abbruch thun.
Pfefferl, Weigel. Ges.
9, 16
(
Hamburg
1646
):
Allso muste dem Adam [...], das gutte gesetze, zum bösen gereichen, vnd welches ihm zuuor sanfft vnd leicht war, wardt Jhm zu einem vntreglichen harten Joch.
Ebd.
26, 33
:
O das wehre ein fein leicht Christenthumb, vnd kostete nicht viel mühe, ein mahl oder zweyer zur beichte gehen.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Es kompt einer leichtlich in Vngluͤck / aber schwerlich wider herauß.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Wie leichtlich kan man einem seine Ehr vnd guten Namen abschneiden.
Luther, WA (
1522
):
Das Euangelium ist leicht denen die da glauben.
Ebd. (
1525
):
die, so heutte eyns anfahen, morgen eyn anders, bleyben auff keym dinge und werdens leicht muͤde und verdrossen.
Ebd., Bibel (
1524
):
Es war yhn so leicht mich zu beschedigen, das sie keyner hulffe dazu durfften.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
want di burc sô veste was, | daz man in lichtlichir schicht | ir gewinnen mochte nicht.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ein mensche, daz got minnet, dem wære als lîhte, alle dise werlt ze begebenne als ein ei.
Als lîht ist gote, himel und erde umbe ze kêrenne, als mir ist, einen apfel umbe ze kêrenne.
Lîhtlîche sint tugende ze bewîsenne oder dâ von ze sprechenne; aber in der wârheit ze habenne sint sie gar seltsæne.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô wære im als lîht tûsent jâr oder joch êwiclîche als ein tac.
Jostes, Eckhart
76, 26
(
14. Jh.
):
sein gebot sein suͤzze und leiht; wann allez daz er gebeutet, daz ist leiht.
Dubizmay, kurß zu Teutze
56, 10
(
hess.
,
1463
):
Da ir töb suchte an vns zörnett vnd het leicht das wasser vns verslunden Vnsere sele ist durch den bach gefaren sie wer leicht gefaren in vngedultiges wasser.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
180, 8
(
Frankf.
1535
):
[Er] ist guͦt den schwangeren frawen zu einer leichten geburt.
Knape, Messerschmidt. Bris.
3, 49
(
Frankf./M.
1559
):
das er alle seine mitschuͤler / vor langem leichtlich weit vbertroffen.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
310b, 1
(
Frankf./M.
1649
):
sintemahln man den Todt selbst leichter schaͤtzet / alß die Tortur.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
79, 12
(
omd.
,
1487
):
Jn solchen engsten [...] vellet der mensch gar leichtlich Jn vorzcweiffelung.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Waz ist lîchter zuͦ sprechine: dir werden vorgebin dine sunde, odir zu sprechine: stê ûf unde wandere?
Opitz. Poeterey
54, 10
(
Breslau
1624
):
das boͤse maͤuler leichtlicher tadeln koͤnnen als nachmachen.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
dem Leser den Kern vnd Nutz der Stern=Kunst zu weisen / und solches durch einen leichten / kurtzen / schnurgraden richtigen weg.
Gille u. a., M. Beheim
80, 213
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Als wann ains nicht merkt auf sein lebm | und nicht erkent sein gewissen ebm, | so chumptz leicht in gros sunde.
Ebd.
444, 55
:
wer pfennig gibt, des buss würt leicht.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
78, 11
(
Nürnb.
1548
):
Wie leychtlich es geschehen sey / das wir wider eynen andern etwas thun.
Ebd.
79, 4
:
Da dagegen die sichern hertzen / sehr leychtlich vom Teuffel betoͤret werden.
Ebd.
143, 1
:
Da gedenckt ein junger gesell / er woͤlle sich leichter allein / denn sambt ander [...] ernehren.
Ebd.
253, 4
:
Der vnterschied zwischen fleysch vnnd Geyst ist leycht.
Sachs (
Nürnb.
1552
):
Der krebs hat einen herten rucken, | Den man nicht leichtlich ein kan drucken.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnberg
1631
):
Ein Zweyg so Jung, lengt sich gar leucht.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
gap [got] mir aber eine andere [vͦbunge], die borvil lihter was.
wir soͤllent nv anevohen ettewas lihtes zuͦ redende.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
712, 34
(
els.
,
1362
):
Dis beschiht durch daz die selen vnder wilen deste lichter ire pin tragent.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
geleerig / leichtleerig. vngeleerig / schwerleerig.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2559
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
[Den starken túfel] úberwindet nun ain kind, | Wie licht es uss bedach tem muͦt | Gen im des crútzes zaichen tuͦt.
Jörg, Salat. Reformationschr.
28, 5
(
halem.
,
1534
/
5
):
Nun jst je ein comun / versamlung / pündtnus / und verstand / liecht an zuͦ tragen / [...] / aber sorghaft und angstlich zebewaren.
Schmidt, Rud. v. Biberach
45, 10
(
whalem.
,
1345
/
60
):
der mensche mag nuͥt lichtlich vnderscheiden, wel guͦtat sin herze guͤbet.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
252, 26
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
so werdent die bewegung, von den die creaturen beweget werdent, den creaturen naturiliche unde liehtlich.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
4. V. 14. Jh.
):
Als och bis her denne etwaz den luͥten, die gelt schuldig sint, gar lichtsenft ist gewesen uss ze sweren.
Heydn. maister
3v, 16
(
Augsb.
1490
):
ein weÿser wirt leicht reÿche.
Ebd.
23v, 3
:
als jm die schifmanner ein leichte frag fürhielten.
Sappler, H. Kaufringer
27, 115
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
wenn sie dann umb ir werke leicht | gewinnen rew und ware peicht | und darzuo puoss.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
wann die schoss noch zartt sind, das sy mit lichter berierung des fingers abgeschlagen werdent.
Bauer, Geiler. Pred.
79, 33
(
Augsb.
1508
):
treib es ain wochen [...] mitt hertzlichem ernst / denn wirt es dir als leicht / wenn du dich dartzuͦ gewenett hast / daßs du dich gar leichtlich tzuͦsamen sammelen magst.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
im lesen kan er am basten vnd leichtesten mercken vnd vnterwisen werden.
das man im anfang des lesens hab feyne, leichte kurtze woͤrter [...]. Solche leichte namen zu der ersten yebung kan man in allen Buͤchern finden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
Wann aber solche kranckhait beflecklich ist, dardurch ain mensch leichtlich von dem andern vergüfft werden mag.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die [trægen schuoler] vallent leiht nider auf den aftern.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
27
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
damit man gote gar leycht vnd rinchleich gedienen mag. Daz ist mit reden oder mit lesen, wann die czunge die wirdet leichter erwegt czu reden denn daz hercze.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
61, 61
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
doch vil mer choment etleich in saͤmleichen dingen so zü ainr snellen vnd leichten glaubnuͦss.
Bauer, Imitatio Haller
51, 18
(
tir.
,
1466
):
Der hat gar leicht ain wenügen vnd geuallen, der da hat ain raine gewissen.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
56
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
damit so ein fewr [...] dester laÿchter dempt wurde.
Schöpper, Vorrede;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
583, 2432
;
Quint, Eckharts Pred. ;
ders., Eckharts Trakt. ;
Jostes, a. a. O.
77, 3
; 6;
Rosenthal. Bedencken
38, 14
;
J. W. von Cube. Hortus
75, 10
;
Belkin u. a., a. a. O.
66, 19
;
Ralegh. America ;
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
19, 12
;
20
;
Perez, Dietzin
1, 39, 17
;
204, 20
;
Strauch, Par. anime int.
31, 15
;
129, 37
;
Schönbach, Adt. Pred. ; ;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
24, 30
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Ries, Rechenb.
A1v, 5
;
Opitz. a. a. O.
3, 14
;
16, 2
;
20, 20
;
43, 12
;
M. Cunitia. a. a. O. ; ;
Rupprich, Dürer ;
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 332, 14
;
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
239r, 14
;
Vetter, Pred. Taulers ; ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Jörg, a. a. O.
434, 4
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
16, 15
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 305, 23
;
4, 27
;
Kohler, a. a. O. ; ; ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
39, 63
;
Eis u. a., G. v. Lebenstein
62, 9
;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O.
1266
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
187, 77
;
213, 128
;
Munz, Füetrer. Persibein
165, 6
;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
92b, 30
;
4.
›fröhlich, unbeschwert (von Gemütszuständen)‹.
Bedeutungsverwandte:
, , , ,  1, ; vgl. ferner , ,  2.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Letus. froͤlich freudig frumuͤtig wunsam frisch leichtsinnig leichts gemuͤts.
Luther, WA (
1521
):
so wirstu mit frolichen, leychten gewissen sehen, das er nichts von dyr foddert.
Lemmer, Brant. Narrensch.
34, 32
(
Basel
1494
):
Mancher kumbt melbig zuͦ der bicht | Der gantz wisß werden meint / vnd licht | Und gat beraͤmt doch wider heyn | Und dreyt am hals eyn mülensteyn.
Adomatis u. a., J. Murer. J. Man. Spieg.
512
(
Zürich
1560
):
Er ist yetz lecht / sunst kümmerhafft | byn kümmerten man wenig schafft.
5.
›vorschnell, voreilig, leichtfertig, unbedacht (von Handlungen)‹; an 3 anschließbar.

Belegblock:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Kummet etliche suster die gerunge hat zu gotlicheme lebene, man sal nit lichtliche irleuben in zu varen.
Ralegh. America iiijr, (
Frankf.
1599
):
wann aber diese Leut hetten gesehen / wie das beste mit allerley harten Steinen vmbfangen [...] ist / [...] / wuͤrden sie solche jhre Gedancken mit Worten nicht so leichtlich offenbaret haben.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
189r, 26
(
Leipzig
1588
):
Wer leichtlich nachschwatzet / was jm vertrawet ist.
Ebd.
190r, 13
:
Daruͤmb sol man [...] fuͤrsichtig sein / damit man nicht leichtlich zum Verdacht vnd Argwohn vrsach gebe.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Daß sich kein weiser Mann sol geben | Nicht leichtlich in des Lebens gfahr.
Koller, Ref. Siegmunds (
um 1448
/
52
):
Man sol nit also lycht dispenseren.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 445, 29
(
Hagenau
1534
):
zuͦkünfftige dinge darauß zu erlernen / das ist allein eyn Gottes gabe [...] der sich niemant leichtlich understehen soll.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
75, 85
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Etleich sint, die da gar leichte glaubent, daz got allzeit pesunderleich [...] mit in wuͤrckt.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
sagten dem hertzogen, das sy nicht leichtlich auf sy laden wolten des künigs ungenad.
Qu. Brassó
5, 508, 30
(
siebenb.
,
1614
):
Wer leichlich gläubt, wird leichtlich
(Bed. 3)
betrogen!
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1624
):
söllich tätter sollen nit leichtlich begnat werden.
Rosenthal. Bedencken
37, 25
;
Müller, Faustb.
971, 14
;
Opel, Spittendorf ;
v. d. Broek, a. a. O.
192v, 35
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
35
;
Hohmann, a. a. O.
71, 30
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. .
6.
›leichtfertig, oberflächlich, charakterlich schwach, niedrigstehend, moralisch nicht integer, verworfen (von Menschen); sündhaft (von Sachen)‹; am besten hier anschließbar: ›physisch und psychisch schwach‹.
Gegensätze:
,  1.
Syntagmen:
der leichte bube / man, die leichte person, die leichten leute / spielsachen
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Ich rede iz durch die lichten, | Die buch nu wollen machen | Von aller leie sachen | Unde rim zu rime vinden | Und die nicht rechte binden.
Chron. Köln (
rib.
,
1374
):
doch zo lesten vant man, dat it lichter lude gedroch was.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
das sei in der groisser haushaltung zu licht sult sin und mit fremdem gesinde allein haushalten worde.
Ebd. (
1566
):
ist ein rumor zu Antwerpen gewest und sint ungeferlich bei 80 bloisser lichter boven in Unser-lieber-Frauwen kirch komen.
Franck, Decl.
340, 23
(
Nürnb.
1531
):
Ein solich standmuͤttigkeyt [...] hielten sie inn so schnoͤden leychten spilsach [wurffelspil].
Goldammer, Paracelsus
7, 172, 7
(
1530
):
ein iedliche hur, die in die ehe kombt, ist leichter denn ein jungfrau.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wer an der nasen langeu naslöcher hât und dünneu, der ist gæch und ain tôr und leiht.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1. Dr. 16. Jh.
):
ob ainer ainen leichten man, als ain lotter oder ain spillmann, schlecht [...], und bewert er das, so soll er dem richter nichts geben.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Niewöhner, Teichner
229, 10
;
565, 216
.
Vgl. ferner s. v. (Adj.) 1.
7.
›offen, empfänglich für etw., bereit zu etw.‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wen her [tuvel] machet in lichte | Und geringe zu den sunden.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1084
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di liebheber sint alle blint | di mit fleislicher liebe befangen sint, | zu aller bossheit sint sy licht.
Strauch, Par. anime int.
62, 20
(
thür.
,
14. Jh.
):
di machit den menschin licht zu allin gudin dingin.
8.
›qualitativ minderwertig, unbedeutend, klein, gering (von Gegenständen und Sachverhalten, z. B. von Strafen; oft relativ zu etwas anderem, z. B. vom diesseitigen Leben im Unterschied zum ewigen); geringfügig, notdürftig‹; mehrfach tropisch: ›ärmlich‹; ›moralisch schlecht, verwerflich‹; ›im Ständesystem am unteren Teil der Hierarchie, von geringer Geburt, nicht adlig; mit geringen Rechten ausgestattet‹.
Phraseme:
um ein leichtes
›aus unbedeutendem Anlaß‹.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 23, (Adj.) 9, ; vgl. (Adj.) 1, (Adj.) 2.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
So befyndet er das ain leicht ding ist, wenn der leib stirbet, Und ain groß dyng, wenn die seel stirbt, Denn der seelen sterben ist ewig.
Ebd. (
1535
):
wollen wir der herrligkeit teilhafftig werden, die ewig und uber alle mas wichtig ist, das wir auch vorhin die truͤbsal tragen, ’die nur zeitlich und leicht ist‘.
Jostes, Eckhart
16, 32
(
14. Jh.
):
Waz ist ein uzfluz? daz ist ein beheglicheit seines willen mit eim lihten underscheid.
Froning, Alsf. Passionssp.
6863
(
ohess.
,
1501ff.
):
Ir syt betrubet umb licht sache!
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15.
/
16. Jh.
):
der schol furen seinen schafmist auf ainen aker, weder auf den leichtisten noch auf den pesten.
Gille u. a., M. Beheim
76, 266
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der himlisch kaiser, der in qual | ging van seim chaiserlichen sal, | leichtes gwant leit er ane.
Unger, Richtes Stig (
1474
):
ob dir die icht das rawmen sullen, die in dem eigen sind, die leichter nach dir geporenn sind?
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
mit frölichem angesicht und gedultigem gemüet antwurt er dem leichten man.
Franck, Klagbr.
223, 14
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Wo nit / so wirfft man sie vmb ein leichts in ein kercker.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
mich gentzlich gedeucht, | Es sey das Mehl so grausam leicht | Oder gar patzet
(auch zu 1 stellbar).
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Kain lichtes noch kain uppig wort | Ist von ir munde nie gehoͤrt.
Niewöhner, Teichner
482, 24
(
oschwäb.
,
1368
):
die wolt man mit marter zwingen | von der kauͤsch ze leihten dingen, | zuͤ der gemeinen frawen pfliht.
Bauer, Geiler. Pred.
77, 6
(
Augsb.
1508
):
wie ain leichtes ding es ist das dich hin nimpt / oder kranck macht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wærleich daz dünket mich ain leihter spruch ân maisterschaft.
Schmitt, Ordo rerum
677, 19
(
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Vilipendere clein achtin [...] licht scheczen [...] snoͤd scheczen [...] gering achten.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
dez schoͤnsten rindreins flaeschs geb 1 lb [...]. Dez leichten sol man geben darnach 1 pfunt und ez gepaint wirt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1602
):
So die weiber aneinander schulden [...], die sollen in des richters straf sein. will er sie aber leichtlich darvon komen lassen, ist das wandl 6 ℔ 12 ₰.
Vgl. ferner s. v.  4.
9.
adverbial:
a) ›vielleicht, mit einem hohen Grad an Wahrscheinlichkeit, ziemlich sicher, mit Sicherheit‹;
b) ›möglicherweise, unter Umständen, mit einem relativen Grad an Wahrscheinlichkeit, eventuell‹; (mit dem Aspekt des Wollens und Wünschens:) ›hoffentlich‹;
c) ›kaum, mit einem ganz geringen Grad an Wahrscheinlichkeit‹;
d) ›beinahe, fast‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Ob einer durch itewiz | Oder lichte durch vorgiz | Eines rimes dar an vormisse.
Swer sich senet von arbeiten | Nach liebe licht oder nach leiden | Oder lichte nach in beiden.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
dat ir busschoff ind ir here | der Romere conynck maichen maich, | die lichte Rome ney ingesaich | ind moissen in vort vur here halden?
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
161, 30
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Beckart sprach der konnig / du hast licht verre gewandelt.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
daz sal die ebdissen wisliche handeln, wan sie got lichte umbe daz dar gesant hat.
Dubizmay, kurß zu Teutze
75, 5
(
hess.
,
1463
):
Vnser sele die ist durch eynnen bach gefaren sie were leicht gefaren in vngedultiges wasser.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
[der Teufel spricht:]
Du must ein mal ein genglin wagen: | Das wirdt dir leicht nit wol behagen.
er solt sich segnen, | Und solt leich, [...] | Etlich tausent damit erretten.
was mag der han vor sachen, | Das er jetzt hin gen Heidlberg laufft? | Wer weyß, leicht auß dem Bann sich kaufft.
Wer weiß, wen man denn lebend findt? | Leicht stirbt mein Herr oder das Thier, | Oder wird die zeit sein leicht an mir.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
20, 20
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Du meinest leicht, das alter sei ein edelhort?
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1335
):
Ab ienre lichte spreche, he het im tac gegeben unde he wolle iz bezugen.
Henschel u. a., Heidin
1698
(
nobd.
,
um 1300
):
Ich gebe ev deS die trewe min | Ich wil liht leng vzen sin.
Fischer, Folz. Reimp.
15, 38
(
Nürnb.
,
um 1480
/
81
):
junckfraw, ir seyt mir hessig. | Ich pin euch lecht nit gleich gemessig.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1407
):
do kam in Ungern zu sammen di gröst herschaft, di leicht ie kain man gesechen het.
Sachs (
Nürnb.
1515
):
Der ritter zu dem alten sprach: | Es ist lecht der aussatz gewesen.
Ebd. (
1553
):
Du meinst leicht den inquisitor, | Hast in nit recht genennet vor.
Er geht leicht nach den schönen frawen?
Welti, Urk. Rheinfelden
249, 101, 11
(
halem.
,
1450
):
als er denn [...] in üwer statt weͣre [...] ir schulden von Hentzman Roͤulin vnd siner ewirtin vnd licht andren ze zihen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
ob es von dinr unbeschaidenhait ist beschehen liht ain tail, daz du liht unbeschaidenlich [...] ruͤgetist.
Klein, Oswald
18, 97
(
oobd.
,
1416
):
Ich han gelebt wol vierzig jar leicht minner zwai.
Nyholm, Füetrer. Gralepen
161, 6
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ich will dich ye nit wecken; du bist leicht heinet bey deiner ameyen gwesen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
vor 1489
, Hs.
1. H. 16. Jh.
):
er [ist] darumb [nicht ain] schedlich man das er ain ze todt geschlagen hat, er hats leucht umb in oder umb di sein verdient.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
564, 1819
;
Große, Schwabensp. ;
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
983
;
Leman, Kulm. Recht ;
Gerhard, Hist. alde e
1200
;
Pyritz, Minneburg
4866
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Fuchs, Murner. Geuchmat
3808
;
Müller, Stadtr. Ravensb.
60, 6
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ; ;
Pfaff, Tristrant ;
Klein, a. a. O.
19, 46
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 117
.
Vgl. ferner s. v.  8, .
10.
›ungefähr, etwa, circa‹.

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
darnach ließ man den pfenter von rats wegen pieten, das iederman vor seiner tür raumen must. aber es half leiht vier tag. da must man in wider fürsetzen.
sie plaiben darnach leicht 5 tag hie.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1498
):
Derselb krieg wertt nitt lang. Lecht 3 monatt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
und haben seiner diener kainen bei im gelaussen dann zum ersten lecht bis in 10, darnach 5.
Turmair (
moobd.
1528
):
das die Römer zwo reichstät und besezung nit weit von Regenspurg gehabt haben, leit bei drei meilen.
Vgl. ferner s. v.  4.
11.
als Konjunktion schwach belegt und nicht sicher interpretierbar:
a) ›ob‹;
b) ›wenn, falls‹.

Belegblock:

Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
Also lag das betruͤbt heere biß uber mittentag, und redeten under einander: leicht man sy leben liesse.
Sy muͤssen gwislich sterben, leiht sy nit ein ander sehen, und eins das ander anreden mag.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
doselben soll es den toten schüten und soll in fragen, wen er angehöre [...]; und leycht der tot spricht von forcht wegen: „Ich gehöre dich an“, so soll sein sel verloren sein.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1525
):
Es was derzeit der brauch, wie leucht sich ein briester vergriff, so man im sonst nit zuemocht, so ward im das pflaster verpoten.
12.
›ein wenig, in geringem Maße‹.

Belegblock:

Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
auch ist der wein leiht zæh gewesen, daz hât auch dar zuo geholfen.