leichnam,
leicham,
der
;
-(e)s, -en / -e, -en, -Ø
.
Aufgrund der in frnhd. Zeit stattfindenden Bedeutungsverengung von
leichnam
auf den toten Körper sind Bed. 1 und Bed. 2 nicht immer klar unterscheidbar.
– Zum Wort:
Ising, Spätmal. Schriftdialekte.
1968
, I, 70-73.
1.
›sterbliche Hülle des Menschen, Leib, Körper des Menschen (sehr vereinzelt von Tieren und Pflanzen) als biologischer Organismus; Medium, mit dem der Mensch die Welt kognitiv und sinnlich wahrnimmt und in ihr handelt‹; damit auch: ›Ort der Triebe, der Fleischeslust‹; im Gegensatz zur Seele: ›minderwertiger Teil des Menschen, derjenige, der zur Sündhaftigkeit neigt‹; mehrfach tropisch: ›materialisierte Existenzform des Menschen nach der Auferstehung (von Christus) bzw. nach der Wiedererweckung beim jüngsten Gericht (von dem sterblichen Menschen)‹; ›körperliche Gestalt, Aussehen eines Menschen; Abbildung eines Körpers‹; als pars pro toto: ›Mutterleib; Rumpf des Körpers‹; über ›Mutterleib‹ oft auf die Mutter Jesu bezogen; als Kollektivierung: ›Körperschaft, Gemeinschaft der Christen, Kirche‹.
Bedeutungsverwandte:
,  1,
1
 1.
Syntagmen:
den l. abbrechen / abziehen / anfechten / antasten / bilden / edeln / essen / finden / fressen / füren / geben / geleiten / hassen / kästigen / machen / malen / nären / sterben / zämen / zerknirschen / zerreissen / zerstören / zieren, lieb haben, gesund machen, zu etw. bewegen, einen l. an sich nemen; der l. erzittern, vor jn. treten, von etw.
(z. B.
von der sele
)
geregieret / gerürt werden; dem l. wiederstehen, etw. abziehen, etw.
(z. B.
abbruch
)
erzeigen; mit dem l. büssen, etw.
(z. B.
wunden
)
in den l. schlagen, in den l. etw.
(z. B.
die sele
)
eingiessen, an dem l. etw.
(z. B.
verletzungen
)
entstehen, etw. aus dem l. speien; der grobe / fleischerne / getaufte / niedergestrekte / lebendige / menschliche / reine / tote l., die angenagelten / verbluteten / verschmachteten leichname; der kerker, die laterne / wollust, die wunden des l
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Sin licham ans cruce trat | Unde vor die viende bat.
Luther, WA (
1521
):
und were der leychnam nicht were gegeben, noch das blutt vergossen wurden, ßo blieb der tzorn gottis uber uns.
Ebd. (
1522
):
sie haben den leychnam Christi wol antastet, wenn sie haben yn lassen anß creütz schlagen und toͤdten.
Ebd. (
1525
):
Gleich wie am leichnam die gliedmas gegen der gesundheit kein unterscheid haben und die gesundheit ynn einem gleich so wol wircket als ynn dem andern.
Ebd. (
1533
):
es ist kein Kinderspiel gewesen, das sie die angenagelten, verbluten, verschmachten Leichnam so zugerissen und zerknirschet haben.
Ebd. (
1533
):
Natuͤrlich ist nicht, das aus einem Todten Leichnam blut fliessen sol.
Ebd. (
1545
):
Wie kan aus solchen stinckenden maden, verwesentlichen ein newer leichnam, qui herrlich schoner quam Sol?
Ders. Hl. Schrifft.
Jes. 26, 19
(
Wittenb.
1545
):
deine Todten werden leben / Vnd mit dem Leichnam
[
Cranc
14. Jh.:
totten
;
Wormser Proph.
1527:
leib
;
Froschauer
1530:
gestorbnen
;
Eck
1537:
erschlagne
]
aufferstehen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
von der übervülle der gotheit brach ez ûz und vlôz über in den lîp unser vrouwen und wart gebildet ein lîchame von dem heiligen geiste in unser vrouwen lîbe.
Si suochte einen tôten lîchamen und vant (zwêne) lebende engel.
daz sich diu sêle giuzet ûf den lîchamen, sô wirdet si vervinstert und muoz wider ûfgetragen werden mit dem lîchamen ze gote.
Ders. Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
herze, sinne, lîchame, sêle, krefte und swaz an dir und in dir ist, ez ist allez gar siech.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Da bi muste ich ramen | Wie ich den lichamen | Geleite an der straze | Zu Gote in rehter maze, | Daz ich niht siech wurde.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
231v, 4
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
devensiuum boli ist czu mal gut czu allen / wonnden des leichnamß.
J. W. von Cube. Hortus
75, 81
(
Mainz
1485
):
Die doden lycham do mit gesalbet behelt die vnuerzeret.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
sal man [...] mit nider gestregteme licham den heilgen Crist ane beden.
Feudel, Evangelistar
64, 15
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
selik synt dy unfruchtberen unde dy lichamen dy nicht habyn getragen, unde dy bruste dy nicht habyn gesogen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Buze mit dem licham din.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1487
):
das [...] an yren [fogel] lychnam nicht verletczunge ader schade entstehen durfte.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
22, 36
(
omd.
,
1487
):
Man vnd weÿpp werden mitteinander als ein fleisch vnd leichnam voreÿnigett. Also das der leichnam des manness ein fleisch vnd leichnam des weÿbes.
Strauch, Par. anime int.
24, 24
(
thür.
,
14. Jh.
):
he mac wole einen lichamen an sich nemen und sich offinbarin also einem menschen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
die [meerlewte] nomen en [den keisser] yn das schiff, die merkten die gestalt seynes lichnames unde retten krigisch mit eynander.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
zu gelicher wis also der lichnam tot ist ane den geist, also ist der geloube ein niht ane die guͦten werk.
diz ist daz brot daz von der hant des heiligen geistes geformet wart in deme reinem lichname der ewigen magt sente Marien.
der tritte viente ist dines selbes lichnam und din vleisch.
daz cleit der sele ist der lichnam.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
wan iz ist dir bezzir daz vorterbe einez dîner gelide, wan daz dîn lîcham gancz gê in daz hellische fuͦr.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
37, 9
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Si molyn alle tyr in manchirhande forme und varwe di do nicht abe get, beyde vogil und andir tyr, als eyns aren und eyns trachin antlieze und den ganczen lichnam mit grozer behendikeit.
Ebd.
65, 2
:
Si sint ouch wol mesik an tranke und an kost und sint abcziende den lichnam.
Sermon Thauleri
6rb, 17
(
Leipzig
1498
):
das sy [die synne] den leychnã furen vñ tzyren solden.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
8, 18
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Mit welchen aber leyden [...] und mancherley kranckheiten, noten und durftikeyten [...] der leichnam umbgeben ist.
Gille u. a., M. Beheim
119, 114
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Nauch der natur vindstu vil sach, | uber natur vinstu sie ach. | wann nach der natur nare | Waz er in weibes leichnum hie, | aber uber die natur sie | juncfraw enpfieng und pare.
Eis, Wahrsagetexte
44, 13
(
nobd.
1491
/
92
):
Swanger: ein weiplich bilde wurt frolichen geborn aus der frawen leichnam.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
gleich allß er auch nach seim dot | Sein untotlichen leichnam clar | Sant Thoman greifflichen dar pot.
So hab ich in meinr jugent nit | Mein grobenn leichnam nye dar zu gewegen, | Das ich het sulcher hoen kunst gepflegenn.
Weitz, Albich v. Prag
169, 4
(Hs. ˹
nobd.
,
2. H. 16. Jh.
˺):
wan eyne gute daͤung macht eynen ganczen leichnam gesunt. wan der magen ist eyn koͤchen dez leichnams.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
do wart ein has in mir selber vf stonde, daz ich min fleisch, minen lichamen, also gar sero v́bele hassende wart.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Die schulter die ist enzwischent dem lichamen und dem hoͮbte.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 19
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
sante er sinen eingebornen sv́n in ertriche, [...] in einen herlichen tempel, das was der lichame der maget marien.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
do stuͦnden auff geistlich man vnd namen die doten leichnam sauls vnd seiner sún.
Schmidt, Rud. v. Biberach
161, 20
(
whalem.
,
1345
/
60
):
„min waben mit minen honge“, daz ist suͤssekeit miner gotheit mit dem lichamen miner bluͦtvarwen menscheit?
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
wie wol si sich verwegen hatten, in dem slos die zwen toten lichamen und ouch ein ros, das darin was, zu essen.
Sappler, H. Kaufringer
25, 200
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
er frißt den aigen leichnam sein. | das er von hunger wurt verzert.
Ebd.
28, 40
:
gott macht des selben [man] leichnam | maisterlichen auß der erd.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
als wir überflüssikait deß lybes uß dem lychnam speien.
Bauer, Geiler. Pred.
101, 13
(
Augsb.
1508
):
Diße mennschen seind auch gemainklich nutz der cristenlichen kirchen / wann sy seind die augen an dem gaistlichen leichnam der christenhait.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 156
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
so im der gaist nu selden gan, | so zeucht der leichnam in herdan.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
165
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Die menschen haben gemainichleich iren leichnam lieb.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
121, 41
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
dew derchennuͤss, die ain aug vnd latern des leichnams im ewangelij wirt gehaissen.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
365
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Die sel haist anima ab animando, das ist das sy selber lebt vnd den leichnam, dem sy ein gegossen wirt, kükcht, volpringt vnd edelt.
Ebd.
513
:
das es ettwenn drey sel sind nach dreyerlai leichnam, den sy geainet werdent vnd irew werkch darinn wuͤrkchent. Die erst, vegetabilis, ist in pawmen, chraut vnd gras.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
die [ros] riten von einander und zerrissen den verdambten verräter, das ainem ieden ross ain stuck seines leichnams volgte.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
86, 13
(
tir.
,
1464
):
da was das haubt des selbigen checzers abgeschlagen gancz von dem leichennamen.
Ders. Imitatio Haller
59, 13
(
tir.
,
1466
):
Die geistleichen trostung die vbertreffen [...] allen wolust des leichennamens.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
60, 42
(
Venedig
1483
):
wann die erde vnd der leyme dovon der leichnam gemacht ist alle zeit flaͤischlich leipleicher vnd zuͦ ergencklicher ding begerend.
Ebd.
61, 21
:
wir suͤllen dem leichnam mit grossem ernste vnd fleiß altzit wieder steen.
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Sievers, a. a. O. ;
Kurz, Waldis. Esopus ;
v. d. Lee, a. a. O.
7, 3
;
Gille u. a., a. a. O.
118, 211
;
Lauchert, a. a. O. ; ;
Eichler, a. a. O.
2, 487
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
529, 30
;
Bachmann, Morgant ;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 187, 26
;
Buijssen, Dur. Rat.
12, 8
;
14, 16
;
30, 22
;
Steer, K. v. Megenberg. Sel
110
;
168
;
Klein, Oswald
111, 142
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
191, 162
;
ders., H. v. Langenstein. Untersch.
111, 40
;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O. Vorr.
12
;
991
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
13, 22
;
24, 6
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
Vgl. ferner s. v.  1,  1,  22,
1
 1,  4,  2,  1,  6,  6.
2.
›materieller Überrest eines Menschen, toter Körper‹; als Synekdoche: ›Toter‹;
zu
1
 1.
Bedeutungsverwandte:
,
1
 1,
1
 1; vgl.
1
 5, ,  1.
Syntagmen:
den l. aufbären / ausgraben / begraben / salben / tragen / verbrennen / verfertigen / waschen / zerren, von etw.
(z. B.
vom kreuze
)
abnemen, aus etw.
(z. B.
aus der kirche
)
werfen, in etw.
(z. B.
in die erde, einen sarg
)
legen / schieben; l.
(Subj.)
stinken / verfaulen / verstolen werden; etw.
(z. B.
die sele
)
aus dem l. gehen, jn. um den l. bitten; l. des reichen, der gehenkten / gekreuzigten; der heilige / lebende l.; auferstehung des l
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522-25
):
Nun also lang und nicht lenger muͦste Christus ligenn, das man sich vermuͦtten soltte, das seyn leychnam noch natürlich frisch bliben were, das in noch kaine verwesenhait enttzündet hete.
der gieng zu Pilato und bat umb den leichnam Jhesu.
Ebd. (
1522
):
Wenn die seele auß dem leichnam gehenn sol, spricht sie: [...].
Denn des reychen leychnam ist in zweyffel nicht ynn die helle, ßondern ynn die erden begraben.
Ebd. (
1527
):
ytzt lassen eym Pfaffen seinen leichnam aus der kirchen werffen [...], das er ynn der geheim sein Koͤchin zur ehe genomen hat.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
628
(
Köln
1476
):
Wye de schon lychamen laegen vyssgestreckter armen | Dayr bynnen vp dem bolwerck in yrem bloede royt.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
Jn dem wyrt syn vperstentenisse der lijchamen zo dem ordell gotz.
Ebd. , 31:
syn lijcham sy begraue͂ worde͂ in ebron.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
,Unser sele sam ein stoub | Ist genidert.‘ wand man schoub | Den licham in daz ertrich.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Wô der lîcham
[
Mentel
:
leip
;
Luther
1545:
Ass
]
wirt, dâ vorsamen sich ouch di adelarn.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Da ward geleit, | Dein Leichnã in die erden.
Reichert, Gesamtausl. Messe
2, 10
(
Nürnb.
um 1480
):
wenn da begraben wuerd ein ketzer oder ein jud [...], so sol man sie sprengen und den leychnam außgraben und die wende schaben.
Franck, Klagbr.
221, 21
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
zerstrewt leichnam / die der vnduldig hunger auß dem leben hat gehebt.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
34, 24
(
els.
,
1362
):
Do zerretent die hunde sinen lichomen vnd truͦg ein swarzer hunt sine rehte hant vúr den tisch.
Ebd.
107, 12
:
Vnder den waz sant Herhart [...] von eime heiligen lebende, wenner er truͦg einen lebenden lichomen der welte dot.
Ebd.
134, 19
:
der keiser [...] hies sinen lichamen in eine priuete werfen daz in die cristen nút erten fúr einen marteler.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
[iohannes] erkant im zuͦnehen den tag seiner aufgeung von dem leichnam.
so hat er also geweissagt von der auffersteung der leichnam der menschen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
die juden santtent dar | Ir huͤter, [...] | [...] | Das der licham nút wurde verstoln.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1451
):
derselben personen lichamen sol man by dem kloster bestatten.
Morrall, Mandev. Reiseb.
10, 3
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
es lyt da [Constantinopel] der lychnam von Sant Johans Crisostomo.
Ebd.
108, 27
:
wenn ains da stirbt, so verbrennent sie den lichnam.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
wann er gestirbt, so waschen sie den leychnam aussen und inn.
Opitz. Poeterey
44, 18
;
Williams u. a., a. a. O.
17, 5
;
Brandstetter, Wigoleis
22, 39
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Vgl. ferner s. v. ,  1,  2,  17,  3,  3.
3.
›einzelne Person, Individuum; Charakter einer Person‹; anschließbar an 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 4.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Her vmb vertroget die nature in túgenden vnd in guͦten werken vnd begert gemach vnd senftekeit des lichamen, vnder wilen vnbescheidenliche vnd me.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
Es sol auch kain inman mer pauen dan er mit aigem leichnamb gewüerken mag.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
Wan ain schedlich man [...] begriffen wirt, den leichnam sol man ainem lantrichter antwurten.
4.
›Hostie; Leib Christi‹; metonymisch: ›Sakrament der Eucharistie‹; ›Eucharistiefeier‹.
Phraseme:
fest des leichnams Christi
›Fronleichnam‹.
Bedeutungsverwandte:
 2, ; vgl. (
das
2,  2,  4,  2,  2,  2,  1,  2,
1
 9.
Syntagmen:
den l. anrüren / aufheben / consekrieren / empfangen / geben / nemen / segnen / sehen, zu sich nemen, den l. aus etw.
(z. B.
aus den monstranzen
)
schütten; sich an dem l. nären / weiden, etw. sich in den l. wandeln, an dem l. missetun, mit dem l. umgehen, jn. mit dem l. berichten; der l. Christi / Gottes, des herrn; der heilige / verklärte / ware / zarte l.; empfangung / sacrament des l
.
Wortbildungen:
leichnamstag
›Fronleichnamstag‹.

Belegblock:

Luther, WA /37 (
1521
):
Es ist nicht recht, sprechen sie, das der mensch etwas vorhyn in seynen mund neme, ehe er den leychnam Christi tzu sich nympt. Eyn gute ursach, ßo muͤste auch keyn nebel oder lufft ynn eyns Christen mund eyngehn, es wer denn vorhyn der leychnam Christi hyneyn genommen.
,Das ist meyn leychnam‘, das ist, das er die brott nit ynn seynen leychnam wandelte.
ßo hatt er uns das edelste unnd thewreste sigill und pfandt, seyn waren leychnam und blutt, under brott und weyn, gegeben.
Es geht ym schwang das gesenge von dem fest des leynamß Christi.
Ebd. (
1518
):
und des tzum gedechtnis hat uns goth hye gelassen seynem theuren tzarten leichnam und sein unschuldiges bluth.
Ebd. ff. (
1522
):
Keyn weyb soll das altar tuͦch waͤschen, darauff der leychnam Christi gehandelt wirt, [...]. Auch wenn yemants den leychnam Cristi hett angerürt, da fürn die priester zuͦ und beschnytten jm die finger.
Ebd. (
1522
):
wie es unnser Papisten mit den haren haben hyn zogen auff des heyligen leichnamßtag.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
uf den fridag nach unsers herren lichams dage.
Küther, UB Frauensee
208, 29
(
thür.
,
1440
):
darnach sin ußgefarn jungfrauwe Else [...] und Alheit Schirnbergin an die bet von unsers Hern lichamstag biß Bartholomei.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
233, 29
(
thür.
,
1474
):
daz sy [frouwe] by manchem jare nach an yrem letczten ende met gotis lichenam nye bericht wart.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
wiltu mit houbetsunden [...] unsers herren gotes lichnam untphan.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Do der alde solde vnsers herren lichnam enpfahen, do sach er, das der priester im alleine blutic vleisch bot.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
30b, 2
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
DEr fuͤnfte nam gots leichnamen / haizzet in latein Sacrificium.
Gille u. a., M. Beheim
13, 52
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das die substancz des protes sich | Genczlich und gar verwandelt in den leichnam fron.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Do Crist sein abentessen aß, | Daß er sein heilgen leichnam fran | Seinen heiligen jungern gab.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
daz sü [Jüden] neiswas misseton hettent alse groͤslich an unsers herren lichame.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1218
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Vnd nam brot [...] vnd consecrierte sinen heiligen lichamen vnd dar nach sin heiliges bluͦt.
Lauater. Gespaͤnste
29v, 7
(
Zürich
1578
):
Wy ser hat mã nit vnbillich anfahen zweyflen an dem das von verwandlu͂g deß brots in lychnam Christi ist disputiert worden.
Sappler, H. Kaufringer
28, 54
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
seit gott die zwai ding hat getan, | als müglich er verwandeln kan | das prot zuo flaisch, den wein ze pluot | in seinem hailigen leichnam guot.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
36, 102
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
dein froner leichnam uns hinlend | zu dir mit ainem guten end.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
230
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Gots leichnam wirt wirdichleich gelobt. Auch soll man gots leichnam weder für die hunt noch für die swein werffen. [...] Ob gots leichnam tagleich zenemen sey.
Piirainen, Stadtr. Sillein
36a, 37
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Daz sol man sprechen so man vnsers herren leichnã auf hebet.
ders. Hl. Schrifft.
1. Kor. 11, 29
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
67, 1
;
111, 4
;
Fischer, Brun v. Schoneb. ; ;
Wyss, a. a. O. ; ;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Strauch, Par. anime int.
106, 26
;
Gille u. a., a. a. O.
134, 265
;
Rupprich, Dürer ;
Palm, a. a. O. ;
Vetter, Schw. zu Töß ;
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 204
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
1086
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
148, 2
;
Sappler, a. a. O.
17, 63
;
Klein, Oswald
39, 43
;
Spechtler, a. a. O.
39, 25
;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Buijssen, Dur. Rat.
22, 26
;
Piirainen, a. a. O.
36r, 8
;
36l, 18
;
Vgl. ferner s. v.  2,  2,  5,  2,  6,  3,  1,  2, (
das
2,
1
 1.