leibfal,
der / das
;
–/
auch
+ Uml.
1.
›Begräbnis; Leichenbegängnis‹; ütr.: ›Jahrtag, jährliche Gedenkfeier zum Andenken an Verstorbene, Seelenmesse‹; dazu metonymisch: ›Recht an dem Geld, das für das Halten einer Seelenmesse bezahlt wird‹;
vgl.
1
 1.

Belegblock:

Altmann, Wind. Denkw. (
wmd.
,
um 1440
):
Hie starp herzouge Witolt [...] und woren vil herrn bi dem lipfel.
Kurz, Murner. Luth. Narr ff. (
Straßb.
1522
):
wie dem luther sein leib fal mit einem katzen geschrei begangen würt. [...] Es sei als sampt ein buͦben dant, | Das sie die doten begangen hant, | Vff iren seckel zuͦ gerist, | Was iartag vnd der leibfal ist, | Sibenden, dreissigst sei ein list. [...] Wan ich sie schon hoch darum bit, | Vff meines schwehers [luthers] leibfal gon, | Bei katzen würden si nit ston, | [...] | Darumb ir katzen, kumpt her springen, | Wir woͤllen hier ein leibfal singen | [...] | Ich kan ietzunder erst erkennen, | Warumb sie mich den murmauw nennen, | Das ich kan also mauwen schon, | Mein schweher hie besingen lon, | Mit katzen im das leibfal begon.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
da man ihr [Muͦter] das Leibfal begieng und vil Gelts uf den Altar gefiel.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1527
):
das wir [...] bewilligen die obgemelt durch den Rein hingefurte pfarr sampt aller und ieder derselben stiftungen, pfrunden, caplanien, lipfal, sibenden, dreissigisten, jargezeiten und aller anderer recht und gerechtigkeiten in das obgemelt closter transferirt.
Köbler, Stattr. Fryburg f. (
Basel
1520
):
Lybfell vnd begrebde sol vor allen dingen vßgericht werden. [...] so zuͦ besorgen wer das vß des schuldners guͦt nit bezalu͂g geschehe͂ moͤcht / so sol [...] sin libfall vnd begrebde / nach zimlicheit sins stands vßgericht [...] werden.
Bernoulli, a. a. O. ;
Köbler, a. a. O. ;
Bächtold, N. Manuel. Papst
55, 601
;
Roder, Stadtr. Villingen .
2.
›Todfallabgabe, dem Grund- oder Leibherrn beim Tod eines Leibeigenen abzuliefernde Abgabe (z. B. Besthaupt, bestes Kleidungsstück, Bett); Abgabe bei Besitzveränderung eines der Leibeigenschaft unterliegenden Gutes‹; metonymisch dazu: ›Recht des Leibherrn auf die Todfallabgabe‹;
vgl.
1
 6.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  2; vgl. ,  1.
Syntagmen:
l. ausrichten / bezalen / einziehen / fordern / teidingen, jm. einen l. schuldig sein; jn. bei dem l. für etw. behauptrechten / halten
.
Wortbildungen:
leibfällig
›beim Tode des Inhabers an den Herrn zurückfallend‹.

Belegblock:

Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1559
):
[ein urteilbrief] das ein herr von Sanct Gallen von ir gnaden gotzhuslüten, so in der grafschaft Kyburg gesessen und dem würdigen gotzhus [...] mit libeigenschaft zuͦgehören, die libsfäl und vaßnachthennen inziechen mögen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 478, 24
(
schwäb.
,
1570
):
die selbigen sollen [...] mir und meinen erben mit der leibaigenschaft zugeherig sein, auch bei den leibfehlen dafür gehalten, behauptrechtet und gefahlet werden.
Ebd.
83, 20
(
1588
):
Leibfällig und erbguetter. – Item es sollen die underthonen [...] fürohin weder leibfällige noch erbguetter ohne vorwissen und bewilligen der herrschaft weder failbietten noch verkaufen.