1
lecken,1.
›etw. (mit der Zunge) ab-, auflecken, etw. aufsaugen‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›jn. / etw. (z. B. einen Löffel) ablecken, abschlecken‹; häufig in obszöner Verwendung.Phraseme:
vorne lecken, hinten kratzen; jn. im ars lecken
(o. ä.); kinder am schne lecken
›Kinder durch das Lecken am Schnee empfangen statt durch Zeugung‹; an der kunkel lecken
›sich mit dem Spinnrocken beschäftigen, bei seinem Leisten bleiben‹; lek mich
›Du kannst mich mal‹.Syntagmen:
jn.
(z. B. den herren
) l., etw.
(z. B. den ars / honigseim / leffel / sand / staub / teller, das eisen / feuer / fleisch / har / pulfer / salz / sewasser, süsses
) l., etw. aus der hand l., jm. etw.
(z. B. die hand, das arsloch, die hoden / schweren
) l.; von etw. l.; geizig l.
Wortbildungen:
leckart
1
lecke
der
) ›Schuft‹, 1
lecke
die
) 1 ›Salzlecke (für Wild)‹; 2 ›Wasserstelle, Tränke‹, leckebret
leckerei
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
allerdings zu 1965, 131
3
gestellt), leckung
3
2), lekmesser
leksaft
Belegblock:
Etliche, qui prius infensi isti Regi, convertentur et werden staub lecken. [...] Alii werden das hellisch fewer in der helle lecken und die grundsuppen aussauffen.
Alte zigen lecken gerne saltz.
Denn es solt gar ein seltzam wesen werden, wenn unsere Toͤchter, [...] wolten uns das haus vol kinder setzen und sagen, sie hettens am Schnee geleckt und hetten sonst keinen andern Vater, O nein, man leckt die kinder nicht am Schnee.
Ebd. Tr. :
so kann man leichtlich zu ihm [Teufel] sagen, ihn zu beschamen: Leck mich im A–.
Circe lies sie was suͤsses lecken.
Ebd.
564, 1822
: Wenns Wasser solt dem See entgehen | [...] | So leckten wir fuͤr duͤrst den Sand.
Ebd.
491, 7130
: Weil Gott vns hat die macht gegeben | [...] | Das wir auff Erden gehn / vnd lecken
(elliptisch für: ›sich nähren durch das Fangen von Fliegen mit der Zunge‹)
| Oder tieff im Wasser vns verstecken. Ebd.
622, 3653
: Seewasser mocht er nicht lecken / | Es wolt jhm gar zu saltzig schmecken.
alle injurien und schmähungen, [...], alß dieb, schelm, lecken, untüchtig bößwicht.
[Ein medlen] thuet leckhen den löffell.
schlug sie die kleider hinden auff und sprach: Kom, Marle, und leck mich.
dy hunde quomen unde lecten ym syne sweren.
die welfer quamen | Geloufen und benamen | Leckende im den smerzen.
ob in denn gehultzenn etzliche soelen ader leckenn geschlagen wurden.
Thue viel salz und nim ein wenig heckerling darunter, auch alten backofenleim und was du sonst mehr zur lecken brauchest.
Schmeltzung in dem mund / leckung.
Si
[Bader u. a.]
bliessind den lüten e in die ärs | Und tætind aim die hoden leken. Sú
[Tiere]
nigent sinen fuͤssen, | Sú kustent und leketent in [Jesus]
do. als daz scorpio dc leckit mit d zvnge͂ vñ stichet danne mit dem zagele.
Sie [frowen] soltten an der kunckel laͤcken | Und nit jm spyel byn mannen staͤcken.
Luther, WA ;
Pyritz, Minneburg
3508
; Ott-Voigtländer, Rezeptar
205r, 12
; Kirchert u. a., Vokabulare Co
299
; Voc. Teut.-Lat.
s iiijv
; Voc. inc. teut.
o vjr
; Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 117
; Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 131
; Tpma
7, 320
.2.
›die Zunge (vor Durst) heraushängen lassen, lechzen‹.Belegblock:
der lecket auch wie die durstigen schaf und hett geren trunken.
3.
›sich mit jm. gut verstehen; jm. schmeicheln‹; Ütr. und bildlich zu 1.Belegblock:
Gute wort, nichts da hinder, freund fur augen, feind im ruͤcken, vorne lecken.
proverbium: Vorn lecken, hinden kratzen.
Er meinet, er leckt sich mit unserm herr Gott.
Er waz ein bihter. [...] Er fúriach die worheit vnd lěckente nút.
das sie [Luters lere] lecket vornan vnd kratzt do hinden.
4.
›sich schmücken‹.