lebtag,
(vereinzelt:)
lebetag,
lebenstag,
der
;
auch
-en/-e
, auch mit Uml.
1.
›Leben, körperliche Existenz (im Gegensatz zum Totsein)‹;
vgl. (
das
1, (V.) 1.
Phraseme:
js. lebtag abbrechen
1 ›jn. töten‹.

Belegblock:

Niewöhner, Teichner
576, 158
(
önalem.
,
um 1433
):
so waͤr iedem menschen swaͤr | der in slachen wolt und stechen | und sin leb tag ab brechen.
Gereke, Seifrits Alex.
8171
(
oobd.
, Hs.
1466
):
das halbe taill das do ist | ain mensch und ist tod, | das bedewt das gar dratt | ain endt haben dein lebtte͂g.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1614
):
welcher ainem also fürwartt, der soll nicht allein an guet gestrafft werten sondern man soll in auch den hoppl hingeben dahin als ain solchen der ainen hat mördern wollen umb sein lebtag.
2.
›diesseitiges Leben in seiner zeitlichen, besonders die lange Dauer betonenden Erstreckung, Lebenszeit (als Gesamtzeit sowohl in vergangenheitsbezogener wie in zukunftsorientierter Perspektive), ganzes Leben‹; vom Sprecherzeitpunkt aus gesehen: ›bisheriger Teil des Lebens; zukünftiger Teil‹;
vereinzelt: ›einzelner Lebensabschnitt‹, vgl. (
das
3.
Phraseme:
alle mein lebtag
o. ä. ›während meines ganzen Lebens, solange ich lebe (sowohl rückblickend als auch in die Zukunft weisend)‹;
bei / zu js. lebtagen
›zu Lebzeiten‹;
js. lebtag abbrechen
2 ›sterben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen:
in der Mehrzahl der Belege im Akk. der zeitlichen Erstreckung gebraucht.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Mir ist alle mein lebtag so seltzam nicht gewesen.
Luther, WA (
1522
):
wer hat sein lebtag von einer solchen gerechtigkait hoͤren sagen?
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
3. Dr. 14. Jh.
):
gap der konig greben Johanne alle jar sine lebetage dusent gulden geldes.
daz geschach bi sines vader lebetagen.
Dubizmay, kurß zu Teutze
63, 9
(
hess.
,
1463
):
vnd müssest alle gnade beschaẅen zu ierusalem bey allen deyn lebtagen.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
36, 33
(
Frankf./M.
1550
):
was hab ich denn mein lebtag gethan / das ich nichts gelernet hab?
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
242b, 28
(
Frankf./M.
1649
):
daß sie daß jenige / daran sie wohl jhr lebtag nicht gedacht / hette bekennen muͤssen.
Ebd.
271a, 21
:
ein Priester / welcher sein Lebtag daß Zeugnuß eines ehrlichen Lebens [...] gehabt.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
14, 7
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Ir [fraue] ist gütlich [...] geschehen: bei frölicher jugent, bei stolzem leib, bei besten lebtagen.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
80, 41
(
omd.
,
1487
):
sollen kinder vill lieber all ÿre lebetage Jn armu̇t [...] leben.
Strauch, Par. anime int.
104, 17
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz wir alle unse lebitage darnoch forschin.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
erlaubet yn der babst, ein zehenden zü niessen, [...] aber eins lebtag und nit furbas.
Reichert, Gesamtausl. Messe
4, 27
(
Nürnb.
um 1480
):
so muß er schwernn [...] keusch zu beleyben sein lebtag.
Köbler, Ref. Nürnberg
375, 2
(
Nürnb.
1484
):
Von verpflicht der geselschaffter ir leptag vnnd nit lenger.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1520
):
ich hab aber all mein lebtag nichts gesehen, das mein hercz also erfreuet hat.
Sachs (
Nürnb.
1566
):
So im gott hie sein lebentag | Vil köstliche gab hat gegeben.
Ebd. (
1563
):
ich hab doch kein mönnich nit | Mein lebtag sehn gen acker fahrn.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Drumb will ich fort mein lebenstag | Zubringen hie auff der einöth, | [...] | Vnd will daselbst mein lebtag bleiben.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Umbsonst hebst an [Seel] mit mir [Leib] ein streit, | Jetzt erst nach mein Lebtagen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
manig mensche bittet, und bittet alle sine lebtage und enwirt im doch dis lebende brot nút.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Lebtag / die gantz zeit eins jeden menschen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Do begerte nie kein [...] sterbender mensche des vroͤlichen lebtagen, als ich.
Adrian, Saelden Hort
1916
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
wan ez im an den abent gie | des lebtagen.
Ebd.
2361
:
ich muͦs sines leptagen | urhab, mittel, ende sagen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
daz waz der tôd und der lebtag: swaz Gottes wille waͤre, daz ôch daz sin wille waͤre.
Plant u. a., Main. Naturl.
298rb, 12
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
also teilit man dez menschen lebtage in vier. dc erste ist die kintheit.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
bischoff Bernnhart Rorar, der [...] ain unbischofflichs leben zu Tittmaning, das im sein lebtag was verlihen, gefurt.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1438
):
200 ℔ dn. margengab, die ir ir lebteg darauf verschriben sein.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
161, 26
;
Köbler, Ref. Franckenfort
47, 2
;
ders., Ref. Wormbs
310, 16
;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
33, 18
;
Gille u. a., M. Beheim
117b, 132
;
v. Keller, a. a. O. ; ;
Roloff, Brant. Tsp.
537
;
588
;
Bachmann, Morgant ;
Wyss, Luz. Ostersp.
9786
;
Kohler, Ickelsamer. Gram. ;
Langmantel, Schiltb. Reiseb. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
63, 28
;
Öst. Wb.
4, 284
.
Vgl. ferner s. v. ,  1,  2,  3, .