leblich,
lebelich,
lebenlich,
Adj.
1.
›lebend, existent (im Gegensatz zu )‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[si woldin libir] in strite sterbin, | wen alsô vorterbin | in lebelichir volleist.
Jostes, Eckhart
94, 24
(
14. Jh.
):
als in der geburt des suͦns sein auzgegangen alle creatur und haben leben und wesen enphangen, also erbildent sich lebleich all dink im suͦn.
Heidegger. Mythoscopia
44, 14
(
Zürich
1698
):
die lebliche Waͤrme war bey nahem durch den ganzen Leib erloschen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
der guet man lag, als ob er todt, kunt weder reden, schreien oder ainich leblich zaichen von ime geben.
2.
›irdisch, diesseitig; minderwertig‹.

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
vnd opfferns dem herren zuͦ eim opffer von dem opffer gefridsame mit der veist die do bedeckt die leblichen ding vnd was dinges der veist inwendig ist die zwen nieren [...].
Bartsch, Reinfrid (
halem.
, Hs.
14. Jh.
):
ob unser lebelîchez zil | aber hie verendet.
Vetter, Schw. zu Töß (
halem.
, Hs.
15. Jh.
):
Rechte selikeit leit [...] an gutten wercken; fragest du aber nach söllichen hohen sachen durch eines leblichen ervolgens willen, so [...].
3.
›über den Tod hinausgehendes, ewiges Leben habend und gebend‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  2,  2.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs. 
v. 1406
):
An dem engstlichen tag | So dir lebenlich dein leben | Von Got wider wirt geben, | [...] | Und sich verainet sel und leib.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
kundiget, daz her [got] mit sinem bluͤt | den menschen leblich hat getrust | und von der ewigen pyn erlost.
Schmidt, Rud. v. Biberach
95, 21
(
whalem.
,
1345
/
60
):
want dv́ gotlichv́ minne ist leblich, lúterer vnd hitzziger [...]. Aber die ander gebent nút daz leben.
Ebd.
158, 2
:
want bekennen ist ein leblichv́ guͦtat.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Basel
1497
):
milter küng mach leblich, | mit de͂ vatter vñ de͂ geist, | [...] | mach vns loben [...] | dich nu vu͂ ewiglich.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
26, 34
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
[An dem osterabent] Aus holen scherbelein | lebleich flamm uns gibet schein.
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Schmidt, a. a. O.
144, 9
.
4.
›voll Leben, lebhaft, lebendig, Kraft und Vitalität habend; erregt; heftig, kraftvoll, stark; beweglich, flexibel, aufnahmebereit‹;
vgl. (
das
15; (V.) 1.
Phraseme:
leblicher geist
›Lebenskraft‹.
Bedeutungsverwandte:
,  1; vgl.  5,  1.
Gegensätze:
(Adj.) 4, .
Wortbildungen:
leblichheit
›Lebendigkeit, Vitalität, Lebenskraft‹.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Er dut sij verlieren durch yre dȯrheit | Den uffhalt yres lebens und lebelicheit.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
wo ich nahe bey deren Person bin, mein sterck vnd gemüth sich dermassen bekrefftigt, vnd leblich findet, daß es [...] die ängstigkeit vnd stetes anfechten leidet.
des Antebons Tochter warff ein solch aug auff jn, daß die liebe sie von stundan so leblich verwundet, daß sie [...] jhn vmbfieng.
Arndt, biechlin
C jr
(
Freiburg
1523
):
Die leblichen geist werden dauon erkücket.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
pleib im grab die leich, | Auch schid der leblich geist furbas | Auß seines herczen creffte gar.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
das weibspild [...] | Abkreftig zw der erden sanck, | [...] | Ir leblich gaist [war] ainwarz gewichen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
34, 20
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Der mensche mvs han die inren geistlichen sinne [siner sel] leblich; vnd doch hat si nv́t ein ieklicher gevͤbt wol vnd offen, das er mvͤge gehoͤren das gottes wort.
Ebd.
74, 8
:
mag beschoͮd niemer wesen an leblicheit der verstentnissi.
Ebd.
100, 25
:
die leblichen sinne bewerent, daz dv́ sel in dem lip ist.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab,
1224
(
Zürich
1560
):
ein wilds gestüd offt unruͦw macht | Besonder wenn der Mon schynt dryn | das gibt etwan laͤblichen schyn.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Er hate gar ein leblich natur in siner jugende.
Warnock, Pred. Paulis
7, 30
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Won gott hatt mir geben [...] húpsche, rainikait, leblichait, behendikait.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
ob du darnach den wachsenden mit der sichel abschnidest, das ain kindesch werck ist, so wirt sin leblichait verzertt in der vorgesagten zitt.
Ebd. (
schwäb.
,
1491
):
DAs ror wiertt geseett nit zuͦ tieff gebuwen, [...] so das selb aller leblichost ist und kain statt verspricht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der gaist haizt in dem herzen lebleich, in der lebern nâtürleich.
Schmitt, Ordo rerum
486, 1
(
oobd.
,
1437
/
38
):
Viuax lebenhaftig lebenleich [...] lebhäfftig [...] lebentig [...] lebleich.
Bihlmeyer, a. a. O. ; ; ; ;
Warnock, a. a. O.
7, 79
;
Voc. Teut.-Lat.
s iiijv
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v. ,  10.
5.
›der Natur nach, wirklichkeitsgetreu‹.

Belegblock:

Herr. Gründtlicher vnderricht. Titel (
Straßb.
1546
):
eygenschafft aller vierfuͤssigen thier [...] sampt jrer [...] Contrafactur vnd leblicher abmalung.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein gestalt laͤblich Außtrucken.