laus,
›Laus, kleiner Blutsauger auf Säugetieren, vorzugsweise Menschen‹.
Phraseme:
jm. eine laus über die leber laufen
; (jm.) läuse in pelz setzen
›etw. Überflüssiges tun und (dadurch ein Übel vergrößern), Eulen nach Athen tragen‹ (Erläuterung dazu bei , Nr. 117); die laus komt in grind
›hochmütig werden‹; nicht einer laus mer wert sein
; läuse im pelz
(für: kindermachen
); den läusen eine stelze machen
; den läusen etw. sagen
›sich vor Ärger über ein verlorenes Spiel am Kopf kratzen, sich ärgern‹; sich wie eine laus winden
.Bedeutungsverwandte:
.Syntagmen:
die l. aufziehen / töten / vertreiben, etw.
(z. B. feigen
) l. machen, jm. eine l. ablesen; die l.
(Subj.) klagen, jn.
(z. B. den betler
) aussaugen / beissen, an / auf etw.
(z. B. den tieren / dem haupt
) wachsen, jn. suchen, jm. fremd sein, jn. zu tode essen / fressen; etw. vol läuse stecken; arme / ausverheite / dürre / / küne l.; kopf vol läuse
.Wortbildungen:
lausbub
lausbühel
läusebalg
läuseknicker
läusekrankheit
läusezol
lausfresser
läusgus
läushalter
läusjäger
lauskneller
lausknickel
lausknister
läuskopf
läusmatte
lausnisse
laussame
läusschüppe
lausson
läussträler
läussucht
läustrinker
lauswurz
Belegblock:
Si wurfin manche lûse | den Bartin durch di schedele
[Hierher als Ütr. im Sinne von ›Wurfgeschoß‹ ?].
wen das pfert nicht stallen mag. So nym eyne lues und stos sie dem pferde yn den schafft.
Aber mit menschen geboten drewen und schrecken tyrannen, die nichts denn eitel wasserblasen und todte leuse belge sind.
Darumb dencken sie vollend leuse jnn den peltz zu setzen und den huͤnern den schwantz auff zu binden.
Sie haben Gott lieb nicht anders denn, wie die Leuse den Betteler lieb haben, auf das sie jn fressen und das blut aussaugen.
Die laüs ist ynn grind komen.
Dauon lasst euch lesen das Exempel von dem leuseknicker vnd von dem gan̂s pfeiffen.
Jch kriech jhm nach ins Bett mit fleis | Gleich wie die kuͤnen Floͤh vnd Leuß.
Ebd.
543, 1153
: WAs sind die Leuß verachte Thier / | Mit einem schnall schlegt man jhr vier.
Ebd.
306, 1405
: Die Lauß lieff jhm vber die Leber.
Mit knobelauch fasst gesineret daz heupt dodet die luse vñ auch die nyße.
Ebd.
122, 21
: Welche menschen vil castaneen rohe essen die gewynnen vil luß an dem lybe vnd auch an den cleydern.
Es wer nit not, alß ich das schetzen, | Schiltecht leüß in beltz zů setzen; | Sy wachsendt selber dryn zů handt!
dieweil er gesehen, daß der könig gegen dem, so ihm die lauß abgelesen, so freygebig gebaret
[hält er ihm einen gefundenen Floh vor]
als were ein flohe nicht so schändlich als ein laus, schlug der könig in [...] und sprach: Meinstu daß ich ein hund sey? ob schon ein lauß betlerisch, so ists doch menschlich; flöhe haben ist hündisch! ich hab ein hembd an, wil mit dir tauschen, es lauft so voller leus, peißen mich.
Wo man dir nimpt das selbig schwert, | So bistu nit einr leus me wert.
Die leuse zu vortreiben: nim das pulfer [...], das lesset nicht leuse oder nieße auf dem heubte waxen.
Lestu die leus inn grint / so schaw mit zu / | Was sie dir machen werden für unruh.
Laußwurtz. scafisagria.
Als ein grintiger kopf vol leus.
Die leuß-sucht thet sich auch sehr mewlen.
Den balwirer nennt ein leußjeger, | Den bader aber schmecht er weger | Und ihn einen arßkrawer nannt.
Mit den lewsneglen ich das ay | Auschart.
Das kindermachen hatt aber noch wunderbarliche seltzamme nammen, [...] als: stropurtzlen, ficken, nobisen, raudi-maudi, schirimiri, nullen, menscheln, [...], leůß imm peltz, pampeln.
welche man auf welsch kazipori nennet und auff griechisch raudi-maudi, leüß-imm-peltz.
[Eine Frau beim Arzt]
zaigt im so vil mit trucken worten an, daß sie gern leüß imm peltz gehabt het. Auch dhu mich die leuß hart vexirn. | Die haben mich schir grindig gfressen.
Du Stocknarr, droll dich von der Thür! | Oder ich gib dir ein Leußguß.
Den lüsen ein steltz machen. | Wir armen lüß ouch miessent clagen, | Das man an den hembder kragen | Getter / leitern / neget an, | Das vnser kein druff kummen kan.
Ebd.
96, 27
: der lüßbühel ist bedeckt | Mit huben.
alß der wol weiß / das die welt yr sünde nit gern beichtet / biesset / oder bessert / vnd wilt dyr der massen (ettlicher achtung) ein gunst schoͤpffen vnd lüß in beltz setzen.
Wan sie ůber in zornig ward, so hieß sie in ein Lůßkneller.
laus, f. pediculus.
Wer sagt es den leusen also bald. Also spottet man deren / die auff dem spiel verlieren / sie klagen yhnen selbs / und kratzen sich im kopffe.
Worumb ist chelidonia ein arznei in icteritia? dorumb von wegen seiner anatomei, [...], dergleichen der bretkefer, die leus.
da man bergsalz seudet [...], da regirt die leus schiepen. die erz knappen tragen dise krankheit, auch lungen⸗ oder herzwê.
So eim knapen kleine wimerlin, gleich wie die leus entstünden, demnach sich flechten mit der röte, gleich einem fisch schüppen, so sag, das es leus schüpen seien.
ich mein (nit) die augen der arskrazer und leusstreler, sondern bewerter arzten.
also ist ein solche süße in disen neun geschlechten diser thimischer art, also das irer süße zu die leus laufen.
Dein grind muost dargen daß ist vß, | Vnd wundest dich schon wie ein luß.
Laus / Můllerflo [...]. Lauß nůsse f. vne lende, Lens.
wie aber sein urgicht gelauttet, [...] das wöllen wir am ende des Österreychers laußgus [...] erzelen.
ich wolt daß si der hagel schluͤg in boden hinein, die kainnützigen eckischen leusköpf!
Wirt aber diß verkert / da ain knecht / der zuvor aigen gewesen ist / und hat nye lernen regiern / zum Regiment kumbt / so kommet die Lauß in Grind / da wirdt sy stoltz / und hebet den kopff empor / Und es ist doch ain Lauß und ain Grind / das ist / Er ist ain untüchtiger mensch / und regiert übel.
Ebd.
141, 22
: Wann die Lauß inn grind kompt / so reckt sy den hindern in die hoͤch / und wirdt stoltz.
[feygen] treyben auß die v̈berflüssigen feuchtigkeit des leybs zu der heut. Dar durch ir gewonheit machet leuse, vnreynigkeit.
Nimb ain lauß, thues dem gaul in den tritt.
Den Arnolfum haben di leus zu tod geessen, des im niemant gehelfen kund.
Dedekind/Scheidt. Grob.
93, 20
; Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 8, 16
; Gille u. a., M. Beheim
345, 47
; Ott-Voigtländer, Rezeptar
212v, 22
; Deinhardt, a. a. O.
312
; Bremer, Voc. opt.
13143
; Schmitt, Ordo rerum
326, 30
; Voc. inc. teut.
o vr
; Voc. Teut.-Lat.
s iiijr
; Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 115
.