laus,
die
;
–/-e
, auch
, jeweils + Uml.;
zu
mhd.
lûs
›Laus‹
().
›Laus, kleiner Blutsauger auf Säugetieren, vorzugsweise Menschen‹.
Phraseme:
jm. eine laus über die leber laufen
;
(jm.) läuse in pelz setzen
›etw. Überflüssiges tun und (dadurch ein Übel vergrößern), Eulen nach Athen tragen‹ (Erläuterung dazu bei
Thiele, Luthers Sprichw.
, Nr. 117);
die laus komt in grind
›hochmütig werden‹;
nicht einer laus mer wert sein
;
läuse im pelz
(für:
kindermachen
);
den läusen eine stelze machen
;
den läusen etw. sagen
›sich vor Ärger über ein verlorenes Spiel am Kopf kratzen, sich ärgern‹;
sich wie eine laus winden
.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
die l. aufziehen / töten / vertreiben, etw.
(z. B.
feigen
)
l. machen, jm. eine l. ablesen; die l.
(Subj.)
klagen, jn.
(z. B.
den betler
)
aussaugen / beissen, an / auf etw.
(z. B.
den tieren / dem haupt
)
wachsen, jn. suchen, jm. fremd sein, jn. zu tode essen / fressen; etw. vol läuse stecken; arme / ausverheite / dürre / / küne l.; kopf vol läuse
.
Wortbildungen:
lausbub
(a. 1523),
lausbühel
›Kopf‹,
läusebalg
Schimpfwort für einen Taugenichts,
läuseknicker
Schimpfwort für einen Geizhals,
läusekrankheit
›Filzlausbefall (meist als Geschlechtskrankheit)‹,
läusezol
›königliches Recht auf Entrichtung einer kleineren Abgabe durch Frankfurter Kaufleute während der Herbstmesse; die Abgabe selbst‹ (a. 1417),
lausfresser
,
läusgus
›unfreiwillige Dusche mit einer unangenehmen Flüssigkeit‹; auch euphemistische Bezeichnung für die Hinrichtung eines zum Tode Verurteilten,
läushalter
›Verlauster‹ (Beleg s. v. ),
läusjäger
Schimpfwort für den Barbier,
lauskneller
›Lausknacker‹,
lausknickel
(2. H. 16. Jh.),
lausknister
(a. 1657),
läuskopf
Schimpfwort vorzugsweise für Mönche, möglicherweise wegen deren Tonsur,
läusmatte
›Schädel‹ (a. 1620/45),
lausnisse
›Ei der Laus‹,
laussame
laut ›Läuse-Rittersporn‹ (a. 1557),
läusschüppe
›durch Läusebisse verursachter Hautfleck‹,
lausson
(Schimpfwort; a. 1394),
läussträler
›Lauskamm; Nichtsnutz, Taugenichts, Kurpfuscher‹,
läussucht
,
läustrinker
›Kurpfuscher‹,
lauswurz
›Kraut, das gegen Läuse eingesetzt wird‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Si wurfin manche lûse | den Bartin durch di schedele
[Hierher als Ütr. im Sinne von ›Wurfgeschoß‹ ?].
Eis, Albrants Roßarzneib.
141, 9
(
preuß.
,
2. H. 15. Jh.
):
wen das pfert nicht stallen mag. So nym eyne lues und stos sie dem pferde yn den schafft.
Luther, WA (
1531
):
Aber mit menschen geboten drewen und schrecken tyrannen, die nichts denn eitel wasserblasen und todte leuse belge sind.
Darumb dencken sie vollend leuse jnn den peltz zu setzen und den huͤnern den schwantz auff zu binden.
Ebd. (
1530
):
Sie haben Gott lieb nicht anders denn, wie die Leuse den Betteler lieb haben, auf das sie jn fressen und das blut aussaugen.
Ebd. (
um 1535
):
Die laüs ist ynn grind komen.
Ders., WA Br. (
1532
):
Dauon lasst euch lesen das Exempel von dem leuseknicker vnd von dem gan̂s pfeiffen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
59, 496
(
Magdeb.
1608
):
Jch kriech jhm nach ins Bett mit fleis | Gleich wie die kuͤnen Floͤh vnd Leuß.
Ebd.
543, 1153
:
WAs sind die Leuß verachte Thier / | Mit einem schnall schlegt man jhr vier.
Ebd.
306, 1405
:
Die Lauß lieff jhm vber die Leber.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Ick en geve niet um yu eyn luys.
J. W. von Cube. Hortus
4, 11
(
Mainz
1485
):
Mit knobelauch fasst gesineret daz heupt dodet die luse vñ auch die nyße.
Ebd.
122, 21
:
Welche menschen vil castaneen rohe essen die gewynnen vil luß an dem lybe vnd auch an den cleydern.
Spanier, Murner. Schelmenz.
17, 2
(
Frankf.
1512
):
Es wer nit not, alß ich das schetzen, | Schiltecht leüß in beltz zů setzen; | Sy wachsendt selber dryn zů handt!
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
dieweil er gesehen, daß der könig gegen dem, so ihm die lauß abgelesen, so freygebig gebaret
[hält er ihm einen gefundenen Floh vor]
als were ein flohe nicht so schändlich als ein laus, schlug der könig in [...] und sprach: Meinstu daß ich ein hund sey? ob schon ein lauß betlerisch, so ists doch menschlich; flöhe haben ist hündisch!
Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1525
):
ich hab ein hembd an, wil mit dir tauschen, es lauft so voller leus, peißen mich.
Wo man dir nimpt das selbig schwert, | So bistu nit einr leus me wert.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
24, 26
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Die leuse zu vortreiben: nim das pulfer [...], das lesset nicht leuse oder nieße auf dem heubte waxen.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
247, 2301
(
Zwickau
um 1540
):
Lestu die leus inn grint / so schaw mit zu / | Was sie dir machen werden für unruh.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Phthiriasis Leuse Kranckheit.
Voc. Teut.-Lat.
s iiijr
(
Nürnb.
1482
):
Laußwurtz. scafisagria.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
v. 1494
):
Als ein grintiger kopf vol leus.
Sachs (
Nürnb.
1544
):
Die leuß-sucht thet sich auch sehr mewlen.
Ebd. (
1562
):
Den balwirer nennt ein leußjeger, | Den bader aber schmecht er weger | Und ihn einen arßkrawer nannt.
Ebd. (
1543
):
Mit den lewsneglen ich das ay | Auschart.
Lichtenstein, Lindener. Rastb.
11
(o. O.
1558
):
Das kindermachen hatt aber noch wunderbarliche seltzamme nammen, [...] als: stropurtzlen, ficken, nobisen, raudi-maudi, schirimiri, nullen, menscheln, [...], leůß imm peltz, pampeln.
Ders. Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
welche man auf welsch kazipori nennet und auff griechisch raudi-maudi, leüß-imm-peltz.
Ebd. :
[Eine Frau beim Arzt]
zaigt im so vil mit trucken worten an, daß sie gern leüß imm peltz gehabt het.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
nobd.
um 1600
):
Auch dhu mich die leuß hart vexirn. | Die haben mich schir grindig gfressen.
Ebd. (
Nürnb.
,
1610
/
8
):
Du Stocknarr, droll dich von der Thür! | Oder ich gib dir ein Leußguß.
Spanier, Murner. Narrenb.
34
(
Straßb.
1512
):
Den lüsen ein steltz machen. | Wir armen lüß ouch miessent clagen, | Das man an den hembder kragen | Getter / leitern / neget an, | Das vnser kein druff kummen kan.
Ebd.
96, 27
:
der lüßbühel ist bedeckt | Mit huben.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 64, 19
(
Straßb.
1520
):
alß der wol weiß / das die welt yr sünde nit gern beichtet / biesset / oder bessert / vnd wilt dyr der massen (ettlicher achtung) ein gunst schoͤpffen vnd lüß in beltz setzen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Wan sie ůber in zornig ward, so hieß sie in ein Lůßkneller.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
laus, f. pediculus.
Laußsucht. Pedicularis morbus, Phthiriasis.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 284, 27
(
Hagenau
1534
):
Wer sagt es den leusen also bald. Also spottet man deren / die auff dem spiel verlieren / sie klagen yhnen selbs / und kratzen sich im kopffe.
Sudhoff, Paracelsus (
um 1520
):
Worumb ist chelidonia ein arznei in icteritia? dorumb von wegen seiner anatomei, [...], dergleichen der bretkefer, die leus.
Ebd. (
1527
):
da man bergsalz seudet [...], da regirt die leus schiepen. die erz knappen tragen dise krankheit, auch lungen⸗ oder herzwê.
Ebd. (
1527
):
So eim knapen kleine wimerlin, gleich wie die leus entstünden, demnach sich flechten mit der röte, gleich einem fisch schüppen, so sag, das es leus schüpen seien.
Ebd. (
1528
):
ich mein (nit) die augen der arskrazer und leusstreler, sondern bewerter arzten.
Ebd. (
1529
):
also ist ein solche süße in disen neun geschlechten diser thimischer art, also das irer süße zu die leus laufen.
Ebd. (
1530
):
was können ir, doctor und leustrinker und plerrerarzt?.
Ukena, Zuger Trag.
2595
(
halem.
,
1598
):
Dein grind muost dargen daß ist vß, | Vnd wundest dich schon wie ein luß.
Maaler (
Zürich
1561
):
Leüßsucht (die) Ein leüßkranckheit / da der leyb gantz voll leüsen ist.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
299
(
Genf
1636
):
Laus / Můllerflo [...]. Lauß nůsse f. vne lende, Lens.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1475
):
wie aber sein urgicht gelauttet, [...] das wöllen wir am ende des Österreychers laußgus [...] erzelen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
schwäb.
um 1525
):
ich wolt daß si der hagel schluͤg in boden hinein, die kainnützigen eckischen leusköpf!
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 139, 6
([
Augsb.
]
1548
):
Wirt aber diß verkert / da ain knecht / der zuvor aigen gewesen ist / und hat nye lernen regiern / zum Regiment kumbt / so kommet die Lauß in Grind / da wirdt sy stoltz / und hebet den kopff empor / Und es ist doch ain Lauß und ain Grind / das ist / Er ist ain untüchtiger mensch / und regiert übel.
Ebd.
141, 22
:
Wann die Lauß inn grind kompt / so reckt sy den hindern in die hoͤch / und wirdt stoltz.
Eis, Gesundheitsl.
161, 8
(
oobd.
,
1520
/
30
):
[feygen] treyben auß die v̈berflüssigen feuchtigkeit des leybs zu der heut. Dar durch ir gewonheit machet leuse, vnreynigkeit.
Deinhardt, Ross Artzney
40
(
oobd.
,
1598
):
Nimb ain lauß, thues dem gaul in den tritt.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
Den Arnolfum haben di leus zu tod geessen, des im niemant gehelfen kund.
Kummer, Erlauer Sp.  (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
di laͤus habent ein chalch prant | auf deinem haubt ein prantstat beliben ist.
Peil, a. a. O.
78, 1083
;
135, 2866
;
687, 5670
;
Dedekind/Scheidt. Grob.
93, 20
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb. 84, 2.
13
;
166, 1
;
Luther, Hl. Schrifft.
2. Mose 8, 16
;
Gille u. a., M. Beheim
345, 47
;
Kurz, Murner. Luth. Narr ;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
212v, 22
;
Barack, Zim. Chron. ; ;
Deinhardt, a. a. O.
312
;
Leidinger, a. a. O. ;
Bremer, Voc. opt.
13143
;
Schmitt, Ordo rerum
326, 30
;
Voc. Teut.-Lat.
s iiijr
;
Hulsius
L iijr
;
L iv
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 115
.
Vgl. ferner s. v.  6, .