las,
vereinzelt
läs
,
Adj.;
zu
mhd.
laz
›matt, träge‹
().
1.
›körperlich schwach, matt, ermüdet, erschöpft, schlaff; körperlich gebrechlich aufgrund von Alter und Krankheit‹; ütr. auch auf seelische Zustände, dann: ›geistig und seelisch niedergeschlagen, erschöpft; unmotiviert, lustlos, depressiv‹.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.; s. v.
1
 3), , (Adj.) 1, (Adj.) 1, (Adj.) 1, , .
Gegensätze:
(Adj.) 2.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
):
Das herzenswehe Seufzen macht mich so laß und matt, daß ich auch kaum kan geufzen.
Ebd. (
1636
):
Ich weiß nicht, wie ich itzt so laß zum Dichten bin.
Thiele, Minner. II,
32, 796
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
soe waert mer wonnenclichen cranck, | das ich nit enwiste wie mer was. | bie wylen wairt ich auch so las | das mer der sin bina was ontgangen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4218
(
rib.
,
1444
):
Want hedde he gehadt zo syme verdoen | Nyet me dan slecht broit ind wasser, | Dar umb en was hie nyet de lasser, | He en were as wale gevoet mit lust.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
legt er
[König Perion]
sich in ein köstlich zugericht Bett, darinn er gleich entschlieff, als der, so deß ferren wegs vnd gethanen Reyß halber sehr lassz war.
Gerhard, Hist. alde e
1208
(
omd.
,
um 1340
):
Bi einem burne er gesaz, | Wan er was mude unde laz.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
mir sint laz | Wurden alle die gelit; | Gar min craft hat abetrit.
Wolf, Rothe. Ratsged.
13, 2
(
thür.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Es czittern mir die hende, | Die synne sint mir worden laß, | Die vor mir warn behende. | Nue muß ich schriben durch ein glas.
Pyritz, Minneburg
2519
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Wirt mir din helff niht geboten, | So wirt ich synnen laßer. | Nym margram opfel wasser | [...] | Guͤß ez in mynes hertzen munt!
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Ich sich minen geminten under eim wilden oͤpfelboͮme růwen, er ist lass von minnewunden worden.
Rot
324
(
Augsb.
1571
):
Lass. vom Latein Lassus, Muͤd / erlegen / es sey von arbeit oder ander vbung. Ein lasser Acker / der sich gar hat außtragen / vnnd nymmer gern tregt / man laß jn dann prachweiss ligen.
Klein, Oswald
58, 35
(
oobd.
,
1431
/
2
):
dorumb das er [september] macht lass und swër | die leut an müt und ouch an macht.
Meijboom, a. a. O.
4877
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
3689
;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
120
;
Wackernell, Adt. Passionssp. St. I,
1156
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
Vgl. ferner s. v. (V.) 2.
2.
zumeist als charakterliche Eigenschaft: ›ohne Bereitschaft oder Fähigkeit zu Regsamkeit und Fortkommen, träge, faul, nicht eifrig, untätig oder nachlässig in seinen Handlungen, halbherzig bei der Sache, lasch, lau, schwerfällig, langsam, zögerlich‹; auch: ›feige‹.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 3, , ,
2
(Adj.), (Adj.) 2,  4,
1
 1,  2, , (Adj.) 2, , .

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Nú was der Pruͥze ein teil zu laz, | want er nicht inwiste, daz | di Duͤtschin wârin alsô balt.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Vor was ez [gebet] heiz und balt, | Nu was ez laz und kalt.
Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 90, 4
(
md.
,
1473
):
das die gewercken gemeynlich [...] mit reichung ires zcubusses sumig und lass geweest.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
135, 19
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Abrye was eyn frommer ritter vnd wart nye laß in uwerm dienste.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1559
):
GOTT lobsinget Gott dancksaget, | [...] | Seid nu nicht stum noch lass.
Luther, WA (
1529
):
Also gehen sie lass und sicher dahin, dencken nicht, das sie Gottes gepot zwinget und noͤtiget zum ehestande.
Der Schepffer [...] mus auch alles behueten und erhalten, on das wir erbeiten muͤssen und nicht muͤssig noch lass gehen.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
Daz wir alle diz rechtes gebruͤchen, | flyschlichen wullen geruͤchen, | daz wir da czue nymmer werden laz.
Nue bindet dye helme, [...] | [...] | sturmet sere und syt nicht laz.
Schmitt, Ordo rerum
620, 33
(
omd.
,
1466
):
Lassare laß machen faul machen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
555
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
die dorechten funff waren also lass | das sy nicht bereiten ire lampen vass | unnd bleben also ane licht.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Zwene bruder waren, der was einer ellende vnd was an gotes dienste eteswie vil laz. Der ander [...] was gar vollenkumen.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
219, 16
(
Nürnb.
,
1446
):
wu du do laß pist vnd versaumpst dich, so steygen die sünde eyn.
Gille u. a., M. Beheim
318, 35
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
du must mein esel sein | Und must mir tragen ein | mein halcz und dar zu wasser, | du treger und ach lasser.
Ebd.
327, 250
:
Wy klain nun seien sy, | welcher ir ainen slecht | oder in streiten vecht, | fur war, der ist kain lasser! | zu veld und auff dem wasser | sein sy in streiten frech.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
117, 9
(
Nürnb.
1548
):
Wo nun die Eltern selb laß vnnd faul sein / vnnd den vnartigen jungen bawme nicht [...] recht auff ziehen.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
sey nit laß in deinem leben | Den armen almusen zu geben!
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
wiewol Tragheit an dem Gottesdienst jederman uͤbel anstot, so sollen die Ordenßluͤt nit treg sein, ful und laß, sie sollen Exempel nemen von einem jeglichen Fogel, der schnel unverdrossen darvonfluͤgt.
Adrian, Saelden Hort
1032
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
gnade wirket dis und das: | zetugenden snel, zesúnden laz.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
296
(
Genf
1636
):
Laß / vnachtsam / Fahrlaͤssig.
Sappler, H. Kaufringer
5, 480
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der jung ritter was nicht las, | das vingerlein bot er im dar.
Ebd.
31, 19
(
1472
):
[Die Stadträte]
sollten raten, [...] | der statt gemainclich nütz und er. | daran sind sie vil laß.
Niewöhner, Teichner
709, 5
(
1472
):
das die leütt in ainem reych | sindt so kön und manleich | und an andern stetten lasser. | [...] | wa lufft und wasser ist so waich, | da sind zaghafft leütt und plaich | und sindt faͤuler und laͤsser vil | [...] | [...] der hitz tufft | macht den menschen faul und laß.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 137, 16
([
Augsb.
]
1548
):
die weisen / wann sy laß werden / richten Mord unnd Unglück an.
Froning, Alsf. Passionssp.
3197
;
Hübner, Buch Daniel ;
Henschel u. a., Heidin
36
;
Bell, G. Hager
138, 3, 24
;
Thiele, Minner. II,
14, 234
;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
1211
;
Sappler, a. a. O.
6, 256
;
10, 24
;
Klein, Oswald
25, 42
;
37, 73
;
3.
›einer Sache leid, überdrüssig; unwillig‹.

Belegblock:

Dedekind/Scheidt. Grob.
186, 17
(
Worms
1551
):
Ob einer etwan wer zu laß / | So sprich / ey lantzman trinck doch baß | Vnd sorg daß keiner lehr auff steh.
Gerhard, Hist. alde e
605
(
omd.
,
um 1340
):
[Sarai] sprach zu Abram, irem kun: | Wirf uz di mait mit irem sun! – | Dorzu Abraham was laz.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Wirdestu kein uns des laz, | So wizze daz wir uf dich | Zugen beide sulch begich.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
28
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Wanne so der gaist waz petens laz, | so fluhen si die mußikait | zu leiplicher arbait.
4.
›einer Sache unfähig, nicht mächtig‹.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
si ist ein born dem nimmer gebrichet | wazzeres, [...]. | bin ich der sinne nicht lazzer.
wie ich si der rede lazzer.
Luther, WA (
1527
):
welcher [Serubabel] auch ward mit zweyerley gedancken angefochten, lass und bloͤde zu sein zu dem baw, [...].
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
[der kunig Wentzel] in des reichs handlung und sachen lasse und [nicht] außrichtlich waß und yn reigirung.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Der alt man achtet weder dis noch das | Und ist zuo aller hoffart lasz.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
770
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Lost in von der misel pin | Mit der sin lip begriffen was. | Des was der hailig man nit lass.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
dass ouch die Meylaͤndischen anwaͤlt lass waren, si irer ansprach nach willen zů vergnuͤegen.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Darnach ward her Hildreich chünig in Frankchreich. Der waz lazz und an nůcz dem künigreich.
5.
›im Hinblick auf etw. (z. B. hinsichtlich
tugend, manheit
) schwach, arm, schlecht ausgebildet; frei, ledig von etw.‹.
Syntagmen:
treue / manheit, des wunsches, der sorgen l.; l. in freude, an mute / tugenden / weisheit
.

Belegblock:

Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
Do wurden schier die werden an ganzen fröden lasz.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
so sprichet dise werde magt | [...] | geselleschafft si beßer. | dez ist myn frewde leßer, | biz daz ich erfarn die warheit.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
361, 16
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
got lât uns mit im werden grà. | riwe unde bîht diu machet làz, | mit witze brich den bruch und ouch den spot.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Ains mals ich in gedanken sass, | Mein herz das ward in freuden lass, | Umbgeben mit der fantasei, | Darzu auch die melancolei.
Sappler, H. Kaufringer
1, 264
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
das du pist an frümkait las | und mit dem tiefel pist bestrickt.
Ebd.
3, 264
:
das du pist an tugenden las.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Weck uf, weck vff den werden gast, | Vnd mach vns diser sorgen las.
Seid mich verlangen hat entzünt | Nach dir, [...] | Sölichs wunschs kan ich nit werden las.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Er ward nie trew und manhait laz.
Wo man di tzagen haldet paz, | Das machet held’ an mǔte laz.
Koppitz, Trojanerkr. ;
Sappler, a. a. O.
16, 464
;
17, 39
;
Primisser, a. a. O. .