larve,
die
;
–/-n
;
aus
lat.
larva
›böser Geist, Gespenst, Maske‹
(
Georges
2, 568
).
1.
allgemein: ›Aussehen eines Schreckgespenstes; Maske, hinter der man sich verstecken kann bzw. hinter der sich das wahre Gesicht einer Person oder eines Sachverhaltes verbirgt‹; davon ausgehend in verschiedenen Übertragungen: ›Verkleidung‹; ›fratzenhafte, schreckenerregende Skulptur‹; ›Trugbild, Schein, nicht das wahre Wesen‹; ›Betrug, Betrügerei durch Vortäuschung falscher Tatsachen‹; ›verdeckte Andeutung‹; ›Marionette, deren Handlungen von einem anderen bestimmt werden‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Wortbildungen:
larvenbischof
,
larvenkirche
›Scheinkirche‹,
larvenspiel
›hinterhältige Betrügerei‹,
larvensünde
›Scheinsünde‹,
larventier
›Teufel‹,
larvenwerk
›auf Äußerlichkeiten und nicht auf das Wesentliche bedachte Scheinheiligkeit; Werkheiligkeit‹,
larviert
›mit einer Maske angetan, maskiert‹ (a. 1657).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Viel seynd so voll Tauben / daß sie eine Keyserliche oder Fuͤrstliche Larven auffsetzen / und die Leut narren / als weren sie der Keyser oder Fuͤrst selbst.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
65, 684
(
Magdeb.
1608
):
Wie die Liefflender an der Narwen / | Aus Menschen machen Wolffes larwen.
Schmitt, Ordo rerum
266, 11
(
rhfrk.
,
1414
):
Larua tewfels hopt [...] duuels antlas [...] eyn larfe.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim. 396 b,
26
(
Frankf./M.
1649
):
Kann sich doch der Teuffel in einen Engel deß Liechts verstellen [...], warumb solte er sich dann nicht in die Gestalt vnd Larven eines vnschuldigen Menschens vermummen koͤnnen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs. 
v. 1406
):
Auch ist so ungehewr | Daz larventier, der helle wirt, | Der ir gesicht nicht verpirt.
Luther, WA (
1522
):
Wer aber anders leret und scheinende, phariseische larven wercke vor gibt, wie es nun sere gemeyn ist.
Die das Euangelion yetz treiben, sind es nitt, die es thůn, sie sind nur aine larve und mummeley, durch welche Gott sein wercke [...] außrichtet.
Ebd. (
1544
):
das unverstendige Fleisch [...] erschrickt noch fur der Larven des Tods.
So mus ich die alten larven erfuͤr zihen und den geistlichen jhre vergessene tugent fuͤr die augen stellen.
wenn sie hoͤren, das wir uns den verfluchten Bapst mit seinen larven also lassen effen, nerren.
Ebd. (
1532
):
falle dem Bapst zu fusse und lasse uber sich urteilen was jm und seinen larven gefellet.
Ebd. (
1531
):
es ist nicht die warheit, es ist nur eine Larva und ein lauter Fastnachtspiel.
Ker dich nicht an die fastnachts und larven sunden.
Ebd. (
1524
):
das sie loß sollten werden | des teuffels laruenspiel und spott.
Ebd. (
1535
):
Ob er [,heiliger schmuck‘] wol fur der welt nicht gilt [...], weil er nicht gleisset und treugt wie des Bapsts und seiner larven Bischove Krone und pracht.
Ebd. (
1543
):
uns armen menschen ist gnugsam gepredigt, konnens nicht ausreden, moͤgen die brocken davon nemen, Das wirs aus wenig larven verstehen.
Ebd. (
1540
):
Sondern aus grossem mütwillen machen sie solche larǔen auff das sie das predigampt dempfen.
Ders. Hl. Schrifft. Offb. Vorr.
2468, 36
(
Wittenberg
1545
):
Das heilige Bapstum mit seinem grossen geistlichen schein / Die [...] richten eine Laruenkirche oder eusserliche Heiligkeit an.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
145v, 41
(
Leipzig
1588
):
Wir sollen solche Zeichen vnd Wunder nicht mit schelen Augen / oder schlecht nach eusserlichen Laruen ansehen.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
Ist es moͤglich / daß dieser Verraͤther die Larve der Freundschaft vor sein boßhaftiges Gesichte binden wird?
Mylius (
Görlitz
1577
):
Personatus Der ein Laruen vor hat.
Sachs (
Nürnb.
1524
):
So mainen dann die werckheyligen, solche Christen thun gar nichts mer, so sy mit irem larvenwerck nymer umbgeent.
ist doch [...] eytel eüsserlich larvenwerck, darvon got nichts geheyssen hat.
Franck, Klagbr.
232, 15
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
ir gleißnerische frombkeyt / die sy mit souil laruen vnd schatten verdecken.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Larv. [...] Vorgesicht. Die betruͤgliche / falsche / verstellte / Faßnaͤchtige / schwartze / ungestalte et. Larve / Masquen. [...] Die Larve hat die Deutung der Verstellung und deß Betruges.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
11, 10
(
Coburg
1626
):
wann der Gottlose wird [...] sich selbst angaffen / wie jhm der Teuffel garstige Larven angezogen [...] hat.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
296
(
Genf
1636
):
larv / f. ein solch ding damit man das Antlitz bedecket.
Heidegger. Mythoscopia
55, 14
(
Zürich
1698
):
es haben sehr vil der Roman-Schreiber under frembden Larven ihre eigne Liebes⸗Spruͤng außgesetzt.
Rot
324
(
Augsb.
1571
):
Laruen, vom Latein Larua / Schempart / butzpart / faßnacht angsicht / damit man die Kinder schreckt.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
2139
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein hoch uhrwerckh gleich einem turm, geht mit kugeln, die einer larven auß dem maul farn.
Franck, Klagbr.
226, 42
;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. ;
Voc. inc. teut.
o iiijr
;
Voc. Teut.-Lat.
s iijr
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Foltin, Kopfbedeckungen.
1963, 223
.
Vgl. ferner s. v. .
2.
›Tier, dessen Gestalt sich in einem frühen Entwicklungsstadium befindet und bis zum ausgereiften Zustand verschiedene Gestalten annimmt, Puppe, Engerling‹.

Belegblock:

Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
Ein schöne fronick und die larb | Verendern sich gar offt und viel.