landwer,
1
landwere
(vereinzelt),
die
;
/–;
zu
mhd.
wer, were
›Verteidigung, Befestigung‹
().
– Die angesetzten Bedeutungen sind als offen zueinander zu betrachten, da sich aus der militärischen Absicherung zumeist auch gleichzeitig die Abgrenzung eines Rechts- und Hoheitsgebietes ergab und umgekehrt.
– Zur Sache: (mit anderer Bedeutungsgliederung);
Hrg
2, 1599
.
1.
›Schutz- und Verteidigungsanlage unterschiedlicher Art (vom einfachen Erdwall, Graben, Damm bis hin zur Mauerbefestigung, Brustwehr, Stadtmauer) gegen militärische Angriffe, Überfälle‹; auch ›Damm gegen Überschwemmung‹; ›einfache Umzäunung eines Geheges‹;
zu  8.
Bedeutungsverwandte:
(
der
2,  1, , ; vgl.  3.
Syntagmen:
die l. bauen / einbrechen / graben / machen / verbrennen; mit jm. einer l. überkommen; etw. durch die l. gehen, jn.
(z. B.
söldner
)
auf die l. legen; grosse / neue l
.
Wortbildungen:
landgewere
(a. 1469 als Regestbeleg in
Stahleder, s. u.
),
landwerturn
›Wachturm an der Stadtbefestigung‹.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1403
):
19 m. an 1 firdung dem waltmeister gegeben, uf die lantwere zu eyme rosgarten zu machen.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
1377
):
soilen binnen deme burbanne van Nuysse eyne gracht graven ind eyne lantwer da machen op ire cost uss deme Ryne bis yn dat Lendebroich.
Voc. inc. teut. o iiij r (
Speyer
um 1483
/
4
):
Lantwer Municipiu͂ i propugnaculu͂.
Foltz, UB Friedb. (
hess.
,
1394
):
und mit yn ubirkommen han eyner lantwere von der Wedir ane bii der brucken zu Swalheim biz uff den steynweg [...].
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1568
):
den juden, wie bißhero geschehen, kaine kelber oder hamell innerhalb der landtwehr nit verkauffen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
der lantgrave zu Doryngen [...] eyn nawes sloss liess uf slahin uf dem Heyniche, [...] unde liess do graben eyne lantwere vor den Eichssfeldirn darzu.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
):
do ließ die stat dann stöß aushawen und kolen prennen und ein lantwer machen.
Ebd. (
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
da prach man die clainen lantwertürnlein ab auf reht des markgrafen.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
So ist in dem nechst vergangen Nuremberger krieg oder reis ein lantwer mit schrancken auf peden seitten umb die stat gemacht worden und dapei an den strossen, so durch dieselben lantwer gingen, hüt- oder wachheuslein und gatter oder schneller darvor gemacht, die man versperren mocht.
Schade, Sat. u. Pasqu. (o. J., o. O.):
Ir lantwer thet er einbrechen, | Mit feur er sie verbrent gar.
Kläui, Urk. Kaiserstuhl
96, 9
(
halem.
,
1481
):
um 70 rh. Gl. den obren hag, oͧch die nutzung des grabens and der ringmur und uff der landwere biß an die rinbrug.
Volz, Prophet Daniel Z
11, 10
(
Zürich
1529
):
der ein wirdt kommen / vnd wie ein wasserflůt herdurch ziehen / jn widerumb biß an sin landtweeri hinan trotzen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
damit man soldner pestellt und die legt auff die lanndtwer.
Mit dem geldt macht man landtwer und posteyn, von erst eyn lannge lanndtwer zw Guettenstaynn mit posteyn, aine in der Kraynnaw.
Turmair (o. O.
1519
):
Haben auch allda die Römer ein landwer gehabt mit einem aufgeschütten graben und aufgeworfner were [...]; söliche were nennen die Römer vallum.
Drusus [...] macht auch ain grosse neue, vor unerhörte landwer mit ainem tiefen graben (haist man Drususgraben).
Joachim, a. a. O. ;
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
175, 2
;
Opel, Spittendorf ; ;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
97, 14
;
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
297, 42
;
Stahleder, Juliussp. Würzb.
83
;
Kläui, a. a. O.
310
;
Rennefahrt, Recht Laupen ;
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
7, 29130
;
Wopfner, Bauernkr. Tirol
146, 10
.
Vgl. ferner s. v.  3,  3.
2.
›Verteidigungsfall, Verteidigung, militärische Handlung, Krieg‹; Metonymien: ›Belagerung, Besatzung‹; ›Verpflichtung zum Kriegsdienst‹;
zu  8.
Syntagmen:
l. halten / legen; zu (der) l. liegen / ziehen, jn. in eine l. senden, jn. zu l. schicken
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
er hatte wol vornumftic | zusaminbrâcht ein michil her | haldinde kegn in lantwer.
Zubant nâch disin zîtin | wurdin zu Ragnîtin | in eine lantwer gesant | drî bruͤdere.
daz sich kegn Nattangin her | neigete daz selbe her, | unde hîlt eine lantwer.
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 599, 30
(
preuß.
,
1433
):
und leit mir herte genug, das ich meyn hawsz dovon gehalden kan, reysze dovon czu reythen und lantwer czu legen.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
289, 21
(
nobd.
,
1409
):
daz die ..., dy man dem lantfrid yecz zu dienste geschickt hat, zu landwere ligen und die straßen beschirmen sullen.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do logent die zwene erweleten künige zů lantwer gegen enander uf der Brüsch bi Schaftoltzheim.
Merz, Urk. Lenzb.
3, 8
(
halem.
,
1376
):
und befreit sie 2. auf 10 Jahre von Diensten, Reisen und Landwehren.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1451
):
sy solten mit inen ziechen, wa sy hinzugen, oder sust zu der lantwer in ir der von Sanen costen.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
E. 15. Jh.
):
[die von Basel] laͧgen vier wuchen zer landtwer fúr die Walchen, und battelleten mit eynander.
Müller, Grafsch. Hohenb.
1, 187, 31
(
schwäb.
,
1394
/
95
):
und wurden oͧch beschigkt die von Rotwil, die von Balingen [...], die all ze Roͧtenburg ze lantwer lagen.
Bernoulli, a. a. O. ;
Müller, a. a. O.
270, 36
;
Primisser, Suchenwirt .
3.
›Grenzmarkierung‹.

Belegblock:

Ulner (
Frankf.
1577
):
Die Grentzen / anwandung / vnd frontir der Landen / soll man mit Steinen / Baͤumen / Graͤben / Landwehren / auffwuͤrffen / vnd andern gewercken / fleissig abzeychnen.