landschaft,
die
;
-Ø/-en
, auch
;
aufgrund sich überlagernder Tropen außerordentlich komplexes und schwer gliederbares Bedeutungsfeld; vgl. mit anderer Gliederung sowie mit Sachangaben und einer langen Kompositenstrecke das .
1.
›Region, (Welt)Gegend, durch seine natürliche Beschaffenheit zusammenhängender Landstrich‹; ütr.: ›bildliche Darstellung eines Landstrichs durch einen Künstler‹;
zu  5.
Wortbildungen:
landschaftbeschreiber
,
landschaftbuch
›Buch mit Landschaftszeichnungen‹,
landschaftmaler
,
landschaftstük
›Landschaftsbild‹.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1477
):
want unse geselschaft vast wijden ind sijden durch die lant verhandelden ind an geinchen enden of steiden odir lantschaften, [...] nie anders befunden en hedden.
Rosenthal. Bedencken
22, 18
(
Köln
1653
):
Daß etliche Versammelungen der Bischoffen in sonderbaren Landschafften den jhrigen verbotten gewisse Nahmen zu tragen.
Knape, Messerschmidt. Bris.
1, 5
(
Frankf./M.
1559
):
IN der Landtschafft Liguria / da liget ein grosse Stadt.
Ebd.
35, 20
:
Euphrates [...] der theilt die landtschafft Comagenem / vnnd Arabiam von einander.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
vnd ruͤhmeten sie die Landtschafft Guiana mit jhrem Reichthumb.
Diese Weiber wohnen an der Suidseiten deß Flusses in der Prouintz oder Landtschafft Topago.
Luther, WA (
1539
):
Den die Landschafft beschreiber messen alle Lande nach den Wassern und nicht nach den Stedten und Schlossern.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
hat mich maister Joachim, der gut landschafft mahler, auf sein hochzeit geladen.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
149, 2
(
nobd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
seint [...] ausgezogen zu fuß und zu roß uf 400 persohnen aus der gantzen landtschaft dits Franckhenlandes.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Ich gar nahe von jugendt auff sondere begürde gehabt / in ferne Landtschafften zu̇ ziehen / fürnemlich aber inn die Morgenlaͤnder.
Henisch (
1616
):
Americk / ein Landschafft in India occidentali, welche fuͤr den vierdten theil wirdt gerechnet.
Groß Asia die Landschafft von dem mari mediterraneo biß auff die Chinas inclusiuè.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
337
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 [...] indianische laden, von allerley thier, vögel und landtschafft mit gold gemalt.
Ebd.
631
:
1 quaderlin oder landtschafftlin mit 2 figürlein, [...] in schlechter schwartzer leisten.
Ebd.
2141
:
Ein ander uhrwerckh von C. Marggrafen mit einer perspectif und gemalten landtschafft.
Ebd.
2320
:
3 stücklein kleine landtschefftlein von olfarb.
Ebd.
2769
:
Ein überlengt landtschafftbuch, ist erstlich von Heinrich von Clevene di penna gezaichnet.
Ebd.
2810
:
Ein landschafftstückhl von Jo: Castruzio.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
85, 37
(
moobd.
,
1433
):
das würd ain merkleicher ewiger schad der gantzen landtschafft umb unns
[Stadt Stein],
wann all strazsen domit umb uns nidergelegt würden.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Dietmair [...] zog [...] mit herskraft über den stoß in der Schwaben landschaft.
Kollnig, Weist. Schriesh.
101, 15
;
Ralegh. a. a. O. ijr, ; ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Bauer, a. a. O.
390
;
626
;
Bad. Wb.
3, 363
;
Vorarlb. Wb.
2, 216
.
Vgl. ferner s. v. , .
2.
›einem Grundbesitzer gehörende Ländereien, Landgüter‹;
zu  4.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1568
):
das er die gefangen herrn und edelleut zum doit verurtelt, die geflowen, des lands verbannet und alle ir lantschaften, lein und gutter confisceirte.
Sachs (
Nürnb.
1560
):
Unsr oberster hat gleich on sinn | Der egyptischen königin | [...] | Etlich stätt und landschafft geschencket.
3.
›Heimat, Vaterland, Gebiet, mit dem man sich identifiziert‹;
zu  5.

Belegblock:

Chron. Köln 2, 2 r,
12
(
Köln
1499
):
Wyr syn niet allein vns geboren. dat wyr alleyn vur vns persoin nutz vnd noittorfft suchen. sunder ouch der lantschaff dae wyr viss gebore͂ synt.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Dein hand die heiden hat verstossen, | Die landgenossen, | Hat darnach dein volck vnuerletzt | In ihre landschafft eingesetzt.
Schorer, Sprachposaun
3, 17
(o. O.
1648
):
[ein LandKind] allezeit trachtete / wie es sein liebes Vaterland fuͤr andern ruͤhmlichen Landschafften in allen dem Himmel konte gleich machen.
4.
›Herrschafts-, Rechts-, Verwaltungsgebiet; Gliederungseinheit eines solchen Gebietes; Ordensprovinz‹;
zu  8.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
4, 28, 20
(
preuß.
,
1453
):
bei des herrn hochmeisters Paules von Ruszdorffs geczeiten, das etzliche zwetracht im orden was endstanden, [...] was mit setzen und endsetzen der gebietiger eine landtschaft hogete, die andre nederte.
Knape, Messerschmidt. Bris.
42, 58
(
Frankf./M.
1559
):
das ich Koͤnig Morinus / der Koͤnig Formicarum / inn der landtschafft Mirmidonia bin.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
8, 20
(
Frankf./M.
1563
):
ob wol E. [...] Gnad dieses Berichts nicht beduͤrffen / welcher Landschafft / GOtt lob / von solchem unrath frey unnd reyn ist.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
162, 3
(
nobd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
reyt der [...] fürst [...] mit 200 wohlgerüstes zewchs [...] aus uf Arnstein, einzunehmen die landtschaft.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1483
):
Es sol öch hinfür niemant in der gemelten lantschaft und des gotzhus gerichten, zwingen und pennen wonende weder sin lip noch gůt in dhain weg verschriben.
Ebd. (
1525
):
wa onelich oder landtzügling in des gotzhus landschaft absterben, die nit erben haben.
das niemand in siner gnaden landtschaft uf hofgüter dehain holtz on den boden darunder verkofen [...] sol.
Ebd. (
1543
):
als wir vornacher der arkhwenigen landtstrichling und besonder der zeginer halben, die us unser landtschaft zuwisen [...] angesehen habend.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein landschafft oder vogtey Verwalten vnnd regieren. Prouinciam administrare.
Vgl. ferner s. v.  6,  1.
5.
›Gemeinde; kommunaler (Selbst)Verwaltungsbezirk‹;
zu  8.

Belegblock:

Jörg, Salat. Reformationschr.
173, 1
(
halem.
,
1534
/
5
):
Es soͤllend ouch all andre jre lüppriester [...] jn jro statt und landschaft / ouch herschafftten / anders nüt fürnemen noch predyen.
Ebd.
279, 5
:
Es wurdend ouch die botten gwarnt / wie ettlich sundre comun und landschaften sich zamen verbundend.
Rennefahrt, Statut. Saanen .
6.
›Bewohnerschaft eines Landes‹; speziell: ›wehrfähige männliche Bewohner, die zur Heeresfolge verpflichtet sind, Soldaten; Landesaufgebot‹; möglicherweise ist die Spezialisierung auf eine Klammerform aus
landmanschaft
zurückzuführen;
zu  10.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Die Landtschafft ist jhr
[Neros Frau]
wol gewogen, vnd möchte sich zu jhr schlagen.
Dann kompts aus, Vnd die Landschafft ergreifft mich, So ist mir nicht gewissers, den der Todt.
Altmann, Wind. Denkw. (
wmd.
,
um 1440
):
leite sich herzoge Sigemont für ein sloß heisset Hotzenplotz; [...] also besampt sich das lant und die lantschaft und slůgen in hindan.
Jürges u. a., Waldecker Chron. (
wmd.
,
1543
):
das sie einen gelerten, gotseligen man bekommen, [...] welcher [...] die heilige schrift inen auslege und underrichte, damit sie gemeiner landschaft desto besser in kirchen zu [...] gedienen mochten.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1556
):
das doch gott [...] verhueten wulle, das das erzstift Trier feindschaft und ire gnedigster churfurst [...] die landschaft ufzumanen und zu verschicken von noten, so bleiben [...] die von Ley, des ußziehens unbeschwert.
Ebd. (
1550
):
wanne die landschaft, ein mißthadigen armen zu verurtheilen, dahien kommen sein, haben sie allweg das gericht [...] daselbst gefunden.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
es was auch alle lantschafft herein
[in die Stadt]
geflohen.
solch lantschaft
[hier negativ: ›Söldnerpack‹]
kom mit schand her wider gen Nurmberg.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
73, 13
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
an den eussersten zweyenn zeilnn soln liegen die gemeinen guten leut vonn der landschafft.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
62, 6
(
nobd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
Unser gnädiger herr zohe mit seiner eignen mannschaft von Würtzburg [...] aus undt besamblet sich mit seiner landtschaft undt ritter undt knechten.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
der König hat verheissen, | All sein Landschafft dahin zu weisen, | Da sie sich tauffen lassen müß.
Müller, Grafsch. Hohenb.
1, 307, 24
(
schwäb.
,
1413
/
14
):
als die lantschaft vor Neckerburg lag.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1490
/
1500
):
ward Triend gewunnen von der lantschaft.
da zůgen die von Rotweil [...] mit ir lantschaft in sein land und hůben im ain groß tal auf.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Do was der vorgenant hawbtman zw Orttenburg aber mit der lanndtschafft auf und schlueg sich fur.
Rapp, UB Stuttg. ;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
UB ob der Enns
10, 503, 14
;
538, 5
;
Grossmann, a. a. O. ;
Vorarlb. Wb.
2, 216
.
7.
›Landstände als Verkörperung eines Territoriums samt seiner Bewohnerschaft‹; Spezialisierung in Bayern: ›Ausschuß der Landstände, der für die ständische Steuerverwaltung zuständig ist‹;
zu  8910.
Bedeutungsverwandte:
(
der
4.
Wortbildungen:
landschaftpatent
›von der Landschaft ausgestellte Urkunde‹,
landschaftsanforderung
›für die Landstände erhobene Landessteuer‹ (a. 1671).

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1564
):
ist ein vortragk mit dem Ertzbischoff Sigis: dem Thum Capittel und Landtschafft an einen und der Stadt ander theilß ufgericht.
Altmann, Wind. Denkw. (
wmd.
,
um 1440
):
ob er iren herren wolt zu lehen lihen [...] solich lant, do sie [rete] erwelt sint von den landesherren mannen steten und lantschaft.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
253, 27
(
thür.
,
1474
):
daz eyn sollichs met furstlichin briffen bestetiget addir durch dy lantschaffte vorwillet sy.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
53, 13
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Welchs dermaßen nicht gedulden, dan
e
es uns, dem rate, von wegen gemeines nutzs, auch gemeiner landschaft am zehenden nachteilig.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1538
):
so wurde es doch der landschaft zu Troppa widersein.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1491
):
die beyrischen, sächsischen, praunschweigischen fürsten [...] mit irem adel und auch lantschaften, auch mit den bischofen derselben land, [...] solten die hilf gen Ungern tun.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
darzů söllich verschribungen weder craft noch macht haben lut der briefen, so ain herr und der convent, ouch gemain landtschaft mit ainandern angenomen haben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
hertzog Hanns und Sigmund [...] wolten sich vereint haben umb zwiträchtigkait [...]. er [hertzog Ludwigen] hett sie auch gern zů im in ainung gepracht, aber ir landschaft wolt sie es nit tůn lassen.
Ebd. (
1523
/
7
):
wo hertzog Wilhalm in die lantschafft wer ziechen gen Lantzhůtt, so wer er von gemainer lantschafft gefangen.
Ebd. (zu
1550
):
haben in [...] weder der bischoff, noch das capitel zuͤsampt der clerisei und die landschaft weder zuͤ coadjutor noch bischoff nit haben wöllen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1552
):
der stätt, dorfer, flecken [...] brauch, recht in erblichen sachen, auch andere statuten zu Tübingen vor den verordneten unsers gnädigen herrn gelehrten räthen, zweien herrn prälaten und dann vieren von der landschaft [...] verlesen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
ee die lanndtschafft den frid mit den Ungrischen machten und verbryefften, schickt sy zw dem kayser.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1307
):
Ludwigs brief der münz [...] halber [...] nebst der jährlichen abgabe an den Bischof zu Freysing von 30 pfundt pfenning, gegeben gemainer landschaft 130 T. zu München.
Niewöhner, Teichner
620, 61
(
moobd.
,
1469
):
so mag auch der furst nicht wesen | an der hilf der lantschaft, | als der pauch enphecht die chraft | von der glieder czue tragen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der gemain man [...] darf sich nichts on geschaft der öbrikait understên, wird auch in kainen rat genomen oder landschaft ervordert.
Spechtler u. a., Frnhd. Rechtstexte
2, 23, 7
(
moobd.
,
1526
):
haben wir mit Rath und verwilligung gemainer unnser Landtschafft furgenomen und beslossen, das [...].
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
haben ihr excellenz [...] erclärt, das alle [...] lantsanlagen [...] jährlichen auf die außgehenten lantschaftpatenta auf zöchen pfunt gelt, herrngilt gerechnet, [...] die burgerschaft [...] bezallen solle.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
21, 3
(
tir.
,
1521
):
Des rotwilds halben lassen wir es beleibn bey der ordnǔng, so aŭf dem iŭngst gehaltnem landtag ist děßhalben fŭrgenomen, aŭch was der landsfŭrst und gemaine landtschaft [...] besliessen wirdet.
Ebd.
36, 19/20
(
1525
):
Dargegen an die F. D. zŭe begern [...], das im all phanndtschaftn [...] das gmains lanndt haimgestelt, sich gegen gemainem lanndt zŭ bewilligen, fŭron on wissen unnd zŭegeben gmainer lanndtschaft an dem lannde nicht zŭ versetzn, weder gericht, stett [...] oder anders, aŭch [...] an gemaine lanndschaft kainerlai steŭern zŭe begern.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Grossmann, a. a. O. ;
Dirr, a. a. O. ;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Niewöhner, a. a. O.
697, 74
;
714, 53
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Wopfner, a. a. O.
141, 16
;
Vgl. ferner s. v. ,  24,  8,  6.
8.
›Vertreter der Landstände, Landräte‹; Metonymie zu 7.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
4, 28, 38
(
preuß.
,
1453
):
das der orden und dy lande durch zweer gebietiger personen, adir durch eine landtschafft adir zwei der orden [...] sulde geregiret werden.
Ebd.
5, 4, 17
(
preuß.
,
1457
):
die vir personen, die die czeise uffnemen sollen, und die lantschafften in den kamerampten, die uff eren rechten tag nicht komen, [...] der sall vorbussen eynen gutten virdung.
9.
›Versammlung der Landstände, Landtag‹; Metonymie zu
landschaft
7.

Belegblock:

Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1529
):
1529 [...] haben dy herren Wilhalm und Ludwig gebrüder in Bairn etc. zu München ein landschafft gehalten, und hat yederman an der herberg miessen sein am sontag, montag dy landtschafft angefangen, aber ein steur.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
Also chom er zum palaci und auch zu der lantschaft, dy imm Mayen albeg zesamchom von gemaines nuczzes wegen des reychs.
Turmair (o. O.
1519
):
Osterreich, Steirmarch [...] sind auch [...] in den landschaften der herzogen in Bairen als landleut und untersässen erschinen.