landman,
landsman,
der
,
-s/land(s)leut(e)
;
mit umfänglichem Belegmaterial und unterschiedlicher Gliederung: .
1.
in einem allgemeinen Sinne: ›Person, die der Bevölkerung eines kulturell, wirtschaftlich und rechtlich verbundenen Landes angehört‹;
zu  58,
1
 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Wortbildungen
landmansweise
(phras. auch:
in landmansweise
i. S. v. ›nicht auf offiziellem Wege, vom Hörensagen, vertraulich, wie unter Landsleuten üblich‹).

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1407
):
so ist uns auch in landmansweyse fürkumen, wie daz unser herre [...] sein rete [...] bey ew gehabt hab.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
die sich in welschen landen nyder liessent und kint mit den Walhen den lantlüten mahtent, die kint wurden genant Francigene das sint Franzosen.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Do die lantzlŭt die fryheyt des schlosses vernămend, do hettend ir gsächen kommen rytter, [...], burger, jung und alt, koufflŭt und ackerlŭt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Landsleut (die) Populares.
Chron. Augsb. Anm. 2 (
schwäb.
,
1431
):
nu sint uns lantmansweys flůgmär yeczo fürkomen, wie der zug und rays gancz ab sein sülle.
Memminger Chron. Zuschr. (
Ulm
1660
):
ist auch daher ruͤhmlich bekant / daß derselbe [hochgeehrte Herr] seinen Landsleuthen bey allen Begebenheiten nicht allein alles gutes erweiset.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
177, 4
(
1438
/
9
):
Wir Albrecht etc. embieten allen und iglichen fursten, [...], graven, freyen herren, rittern, knechten, burgermeistern, [...] reten, lantleuten und gemeynden aller und iglicher stett, merckt, dorffern.
2.
in politisch-rechtlichem Sinne: ›Einheimischer in seiner Eigenschaft als Rechtsbürger, Person, die alle im Rechtsbezirk ihrem Status angemessenen Rechte und Pflichten wahrnimmt‹;
zu  8,
1
 1.
Bedeutungsverwandte:
1
 2; vgl.  1.
Gegensätze:
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
471, 16
(
preuß.
,
1495
):
des geld die landlewte czu Dobrin sint schuldig czu beczalen.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
de sal sin vormůnder sin, der ir genoz si vnd der ir vater moge si, oder eynen trůwen lantman.
Aubin, Weist. Köln/Brühl (
rib.
,
um 1567
):
dem inheimschen und lantman gepuit man zeugtig zu sin, alles uf straf unser gnediger amptherren.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1335
):
den dip sal he zu gerichte brengen mit der dube unde sal klagen uber sinen dip unde der lantlute dip unde sal di dube da uf im bewisen.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1525
):
wer der sy und weler lantman nu fuͥr hin dhein ligende guͤter verkouffe oder verkouffen wurdi froͤmden und nit lantluͥten, der sol sin genoͤssigi und landteily in dem land verlorn han.
Jörg, Salat. Reformationschr.
27, 3
(
halem.
,
1534
/
5
):
Den strengen [...] wysen / schulthessen / landamann / raͤten / burgern / landlüten und gantzen gmeynden der fünf allten orten.
Ebd.
52, 3
:
kurtzer begriff / der rechten waren historj [...] des fromen / saͤligen Eydgnossen / brůder Niclausen von der Flů / landtman jn Unterwalden.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1559
):
Dargegen aber sigen unser herrn [...] die gotzhuslüt zeschirmen schuldig wie ir eigne burger und landtlüt.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
si wolten in aber von semlichs lúmden und buͤberie wegen úberein weder zů burger noch lantman nit ufnemen.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Der sant gen Steyr hern Witigen zu aim haubtman, der auch ain gast waz. Darumb paten die herren umb ain lantman herczog Otakchern.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Der nam sich des kriegs [...] an, ains als eyn trewer lanndtman und dienner des kaysers.
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 842
(
moobd.
,
1374
):
er sei ein gast [...] oder ein lantman, der in die stat [...] mit koufmanschaft aribait.
sind [...] in den landschaften der herzogen in Bairen als landleut und untersässen erschinen.
Bischoff, Steir. Landr. Anh. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Wo furan ain lanndman, der yme lannde gesessen ist, mit recht furgenomen vnd geladen wirdet.
Aubin, Weist. Hülchrath ;
Leman, Kulm. Recht ;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim. 345 b,
19
;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
ders., Statut. Saanen ; ;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Müller, Nördl. Stadtr. ;
Grossmann, a. a. O. ; ;
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Herzog, Landsh. UB
419, 46
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ; ;
Bischoff, a. a. O. Anh. ; ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Vorarlb. Wb.
2, 215
;
Vgl. ferner s. v. .
3.
in politisch-rechtlicher Funktion: ›Landadliger in rechts-, wirtschafts- und herrschaftstragender Funktion‹; im einzelnen: ›Mitglied der Landstände; Schöffe, Beisitzer, Richter des Landgerichts; Inhaber der Gerichtsgewalt‹;
zu  8,
1
 7.
Bedeutungsverwandte:
 8.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
vorwerfet der Swabe des Sassen ordel oder de Sasse des Swaben, daz sůlen se vor den konigh zhein. Sam tů eyn ielich man deme anderen lantmanne.
Koeniger, Sendgerichte (
rib.
,
1553
):
sullen die kirchmomparn doselbst der vorgedachten kirchen zu Contzen mit sampt dem landman dem amptman zu Monjoie sulchs anclagen.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1460
):
das er die heymbergen und den lantman vurgemelt des egenanten gereichtz zu Galgenscheit myt dem eyde fragen [...] wulle.
Ebd. (Hs.
2. H. 17. Jh.
):
Ayd, den ein jeder landman bey haltendem landgericht ablegen muß.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
5, 37
(
schles.
,
1375
):
mit dem kuniglichin Jngesigil der lantlewte des furstintumes czu Breslow.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Der Jorg erlanngt bryeff von dem kayser, man soldt im ganntzen lanndt Kernndten in zw hawbtman haben, und vermaint, die edlen und frumen lanndtlewdt von Kernndten warn ertzknappen, der er gewont hett.
zu den zeittn phleger was ain lanndman, genannt Veit Mordax.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1458
):
ettlich landleut aus Österreich der landschafft daselbs [...] abgesagt haben.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
gab damit den landtlewͦten ursach, das sie den vorgedachten konig Otten erforderten.
Turmair (o. O.
1519
):
osterreich, Steirmarch [...] sind auch [...] in den landschaften der herzogen in Bairen als landleut und untersässen erschinen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1643
):
zum fall solche persohn ein herr und lantman welcher kein eigen lantgericht het.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1508
):
Er soll das weisen mit zwain angesessen lantman in der herschaft zu Gallenstain und die weisung sol in der schran geschehen.
Ebd. (
16. Jh.
):
Ob übelthater in das gericht auf der herrn und landleut gründ kämen und sicherhait suechten.
Nachdeme aus etlicher pfandschafter [...] unfleiß [...] die zu deren herrschaften und ämbtern gehörigen alte erb- und urbarsvogteien, wie anderer herrn und landleit underthanen vermig alter reformierter urbarien zu dienen schuldig sein, [...] nit abgefordert [...] worden.
Leman, Kulm. Recht ;
Bindewald, a. a. O.
51, 44
;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Grossmann, a. a. O. ;
Roth, a. a. O. ;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
162, 11
;
Bischoff, Steir. Landr. ; ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Mell u. a., Steir. Taid. .
Vgl. ferner s. v. ,  1,  2.
4.
in soziokulturellem Sinne: ›Person, die zusammen mit einer anderen Person aus derselben topographischen oder geistigen Heimat stammt und sich daher mit dieser ideologisch identifiziert (im Gegensatz zu Ausländern oder Andersdenkenden, daher auch zumeist im Kontext eines Auslandsaufenthaltes der Bezugsperson)‹;
zu  5,
1
 7.
Bedeutungsverwandte:
, , (
der
2, .
Gegensätze:
 1.
Wortbildungen:
landsmannin
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Der selbe Pomande nam | sich von der Balge unde quam | zu sînen lantluͥtin, | den Pru̇zin.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1636
):
daß, wenn ich [Kupido] diesen Lauf zu Ende habe bracht, | ich dir den ersten Kuß, o Landsmannin, will geben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
20, 23
(
Magdeb.
1608
):
es [das buch] solt etwas mer nutz schaffen / denn vnser weitberuͤmbter Landsman Eulenspiegel.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
offt hatte er [Franciscus] sich also vnter die Betteler gesetzt / Wenn er sich nicht fur seinen Landsleuten vnd bekandten geschemet hette.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
wird er [Christus] gekrencket vnd versucht in der Wüsten / [...] / wird von seinen Landsleuten vnnd Stadkindern oder Mitbuͤrgern außgestossen.
Gille u. a., M. Beheim
453, 2611
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dar kam ain Tewtscher her für gan. | der rieff und sprach also: „lansman!“
Voc. Teut.-Lat.
s jr
(
Nürnb.
1482
):
Lantman. [...] patriota.
Dietrich. Summaria 22 v,
23
(
Nürnb.
1578
):
wie den Herrn Christum seine Landsleut verachteten.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 48, 2
(
Hagenau
1534
):
Landßman schantzman / weyst du was so schweig. [...]. Also kan niemand ettwas von dem andern grundtlich sagen / denn sein Landßman / der mit und neben yhm gezogen und geboren ist / und weyß sein ankunfft / kennet seine eltern / jugent und gantzen wandel.
Schorer, Sprach-Verd.
7, 9
(
1643
):
Jener / mein bester Freund / den ich im Hertzen kenne / zoge nach Lyon / [...]: Seiner Landsleut einer [...] kam jhn [...] anzusprechen / [...]: Monsieur et frere, werther / sehr geehrter Herr vnd Freund vnd Landsman.
Jörg, Salat. Reformationschr.
40, 22
(
halem.
,
1534
/
5
):
und zum letsten alle dise ding / samptt dem glouben bestaͤtten / mit unsers fromen / saͤligen / lieben / landsmans / mitcristen / eyd⸗ und pundtgnossen / brůder Clausen.
Ebd.
102, 2
:
Von denen stůndend ander uf jn Boͤhemen (Lutrers lantzlüt) namtend sich ouch adamite.
Maaler (
Zürich
1561
):
Landsmann / Statgenoß. Popularis. Landsmann. Conterraneus, Qiueiusdem est patriæ. Mein Landsmann / Auß meinem land vnd heimat. Ciuis meus.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
als er [ritter] zu Jerusalem in die kirchen kom, darinn das heylig grab [...] ist, mit andern vil brúdern und lantleẃtten gangen was, do gieng er fúr einen alter.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
zerprach das künigreich der Aegyptier dermassen, das si sider her nie nit ein aigen geporn landman zue einem künig gehabt haben, nur lauter fremd gest.
Do der fürsten tod vernam Dieterich von Bern, [...] hetzet er sein landsleut und geporn freunt, die Westergoten in Hispanien, wider Frankreich.
Opitz. Poeterey
46, 6
;
Strehlke, a. a. O. ;
Wyss, Limb. Chron. ; ; ;
Dedekind/Scheidt. Grob.
107, 1
;
v. Birken. Erzh. Österreich ;
Spanier, Murner. Narrenb.
68, 39
;
Schorer, a. a. O.
8, 24
;
Voc. inc. teut.
o iiijr
;
Alberus
M jv
;
5.
›Bauer, auf dem Lande lebende Person (im Gegensatz zum Stadtbürger), Angehöriger der ländlichen Grundschicht‹; Belege oft nicht eindeutig;
zu  7,
1
 1.
Bedeutungsverwandte:
, (
der
1, (
der
),  3; vgl.  1, (
der
1.
Gegensätze:
1
 1.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
5, 166, 3
(
preuß.
,
1466
):
czu gedencken der landlewte, dy sich czu Colmensee wellen saesen, aldo fisschen und ackern wellen.
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 128, 24
(
md.
,
1622
):
Der Land- oder Bauersmann mit ziemlichen Beschwerden an Jagd vnd Huffen Geldern vnd extraordinari Auflagen beschweret.
Voc. Teut.-Lat.
s jr
(
Nürnb.
1482
):
Landtman pawrsman oder gepawr.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1456
):
die lüte, in den vorgenannten des gotzhus gerichten gesessen, es sigint gotzhuslüt, burger, landtlüt, oder wem die zůgehörig sind.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1528
):
haben sy geraten, das dhein landman von einem vierling saltzes, so er hie kouft, zoll ze gaͤben schuldig sye.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1634
):
die landtlüt, so täglich zů nutz der burgerschafft ops, kirsen, es sye dür oder gruͤn [...] alhar bringend.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
als er [ein Bawersmann] mit etlichen seinen Gefehrt- vnd Lands-Leuthen bey einem fuͤrnehmen Gastgeb [...] die Herberg genom͂en.
Mell, Steir. Weinbergr.
112, 24
(
smoobd.
,
1543
):
es sol auch der kellermaister [...] solch recht mit landleuten und burgern, so perkrecht haben [...], besezen.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
97, 8
;
Vgl. ferner s. v.  3.
6.
›Soldat, militärischer Dienstmann‹;
zu  8,
1
 4.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
In den zeytten het der bischolff von Saltzburg eyn volckh zw Mautterdorff ligen wider den kayser: etlich warn des gotshaws lanndtlewdt, etlich warn soldner, darunder eyn tayl Sweytzer.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
In frembden zungen, alda am maisten das kriegsvolk [...] bekant ist und genent wirt, nent man g’mainlich die andern ir landsleut auch darnach, wie dan die Walhen und ander nation, die von den andern nicht zue sagen wissen, nichts gehört haben, haissen al Teutschen eintweders Sweizer oder landsknecht.
Aubin, Weist. Hülchrath .