landfarer
(vereinzelt mit Umlaut des Grundwortes:
landfärer
),
der
;
-s/-Ø
.
1.
›durch die Lande Reisender, Landeskundiger; Pilger‹; zu  5; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
fleissiger / heidnischer / rechter l
.

Belegblock:

Welti, Pilgerf. v. Walth.
85, 9
(
omd.
,
n. 1474
):
Die lantferer [...], die die cristenheit vnd die heydintschaft dorch wandirt haben.
Ebd.
91, 25
:
noch Jacobi reit ich zcu den liebin heyligin Vyrczen Nodhelffern. Alzo reyt Heynrich Bucher vnd syn swager, der landferer, mit mir.
Luther, WA (
1530
):
wie Gog der Tuͤrcke sein herkomen hat aus den Tattern odder roten Juden, da der grosse Cam koͤnig ist, wie die landferer sagen.
Adrian, Saelden Hort
6619
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
swie daz ich bin ain lantvarer, | ie doch [...] nie vernam | daz vogel, dier [...] | gewunn ie besser waid.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Noch haben wir ain teuren Schwaben, der auch ain sollicher landtfarer gewest, nemlich ainer von Bodma, ein ritter.
ain landtfarer, wie man dann vor zeiten in unseren deutschen landen die farende schueler gefunden.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
In der grossen India pin ich nicht gewesen, [...] aber ich han es wol vernummen von den haidnischen landtfarern, die es gesehen haben.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Wir lesen auch in den alten hystorien, daz etleich weiz lëwte erleucht habent die lande, alz Pithagoras; etleich waren lantfarêr durch der weizhait willen.
dise waren lantfarer nicht allain durch willen der rechten warhait, sunder auch durch des rumes der welde.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Noreinburg, von welcher Strabo, der fleissigest landfarer und gegentbeschreiber, [...], schreibt dise mainung.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
Groß hern, maler, landfarer darf man, kan man nit lug straffen.
Geier, Stadtr. Überl. ;
Sappler, H. Kaufringer
6, 46
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
2.
›Fahrender, nicht seßhafte (oder zumindest nicht ortsansässige) Person, die auf dem Hintergrund der Seßhaftigkeit als Normalfall negativ bewertet wird‹; zur betroffenen Personengruppe werden gerechnet: wandernde Handwerksburschen, Handelsreisende, Bettler, Landstreicher, Musikanten; ütr. auch: ›Herumirrender‹;
zu  5.
Syntagmen:
den / die l. abschaffen / behausen / (be)herbergen
(mehrfach)
/ einlassen / hinwegweisen, jn. einen l. heissen; l.
(Subj.)
ankommen / durchziehen / herumziehen / minnen / praktizieren / werben, über land reisen, etw. feil haben, verkaufen; von dem l. etw. kaufen, auf die l. aufsehen haben; fremder l
.
Wortbildungen:
landfarerin
(a. 1504).

Belegblock:

Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
E. 16. Jh.
):
wir [...] befelhen, [...] die ubertrettere, so gemeintlich landfährer seind [...] nicht allein mit ernst abzuschaffen, sondern auch die buecher, tractätlin, zeittungen, gesang, lieder und sprüche ihnen zu nehmen.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Die Hohenpriester heissen jhn
[Jesus]
einen Plagum, Verfuͤhrern vnnd Landfehrern.
Voc. Teut.-Lat.
s ijr
(
Nürnb.
1482
):
landtfarer spilman od’ farndman. degulus. i. mimus. [...] Landtfarer. numida. i. [...] vnsteter.
Sachs (
Nürnb.
1516
):
Ich herberg viel seltzamer knaben, | Betler, Jacobs-brüdr und spitzbuben, | Kremer, landtfarer in meinr stuben.
Ebd. (
Nürnb.
1550
):
wil auch nimmermer vergessen, | Solch loß landtfarer nit herbergen.
Ebd. (
1551
):
landtfarer und kauffleut | Sindt auch uberzogn mit schalcks-heudt.
Serranus (
Nürnb.
1552
):
Landfarer / Landleuffel / Landstůrer / vide Hans in allen gassen.
Bartsch, Reinfrid (
halem.
, Hs.
14. Jh.
):
ir sint ein lantfarære | und werbent hie und minnent dort.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1510
):
wo hinfür solich froͤmbd landfarer keßler hantwercks, so hinder uns mit für und liecht nit gesaͤssen, ouch des hantwercks nach unser statt harkomen nit genůgsam, noch wirdig sind, ankommen [...], das die hinweggewisen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
1521
):
wann so einer [ein pfaffe] vil pfründen hat, [...], der zücht von einer zů der andern, wie ein lantfarer von einem jarmarkt zů dem andern.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1652
):
welcher fürderhin frembde leüth oder landtfahrer behauset, häußlich herberget und underschlauf gibt ohne erlaubnus eines obervogts, der verfellt [...] zuer straf fünf pfundt haller.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1612
):
wa aber jemands ein landfahrer were und kein gewißes anweßen oder domicilium hette.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 423, 35
(
schwäb.
,
1600
):
Es soll auch niemands von kriegßleuten, landfahrern, bettlern noch andern stecklinßbuoben weder hennen, gänß noch andere aufgartende und gestolne sachen [...] kaufen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Marcktartzt / landfahrer / landstreicher / Steinschneider / vnd ander aͤrtzt / die von einem marckt zum andern herum͂ ziehen.
Spechtler u. a., Frnhd. Rechtstexte
1, 182, 2
(
moobd.
,
1524
):
Den Frömbden Lanndtfarern, vnd Cramern, die nit Burger sein, soll nit gestatt werden, hie [...] Ires gefallens faillzuhaben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
Wover aber ain lantfarrer uber land raiset und schwach wer, so mag er hinein gehen [in den weingarten].
Welti, Stadtr. Bern ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
415, 18
;
Wintterlin, a. a. O. ;
Gehring, a. a. O.
3, 94, 4
;
501, 40
;
583, 24
;
622, 29
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ; ;
Rwb f.;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vorarlb. Wb.
2, 214
;
Vgl. ferner s. v.  3.
3.
›gewöhnlicher Grabstein‹.

Belegblock:

Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 189, 33
(
nobd.
,
1519
):
Ratslagen, ein pessere ordnung ze machen mit den gemainen stainen auff den kirchhöfen, so man landtfarer nennt.