lügenhaft,
lügenhaftig
(letztere Form etwas häufiger),
Adj.
1.
›verlogen, lügend (vom Menschen, seinen Handlungen und seinen Sprechorganen, auch vom Teufel gesagt); falsch, unwahr (von sprachlichen Äußerungen); als erlogen erkannt‹;
zu  1.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
, , , ,  1, , ; vgl. (Adj.).
Gegensätze:
, .
Syntagmen:
j
. (auch
Jesus
)
l. sein, j. l. werden
›der Lüge überführt werden‹;
lügenhaftig(lich) reden / schweren
; ˹
jn. l. erfinden / erkennen / anzeigen
˺, jeweils: ›als verlogen erkennen‹ usw.;
der lügenhaftige
(subst.)
etw. erhören
;
der lügenhaft(ig)e arzet / geist / eid / fund / lerer / mensch / mut / trost, die lügenhaft(ig)e trugsal / zunge, das lügenhaft(ig)e gespräch / maul / wort
.
Wortbildungen
lügenhaftigkeit
(dazu bdv.:  3,  2).

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Da sihet man gleichwol, Was böse Meuler, vnnd lügenhafftige Zungen ausrichten könen.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Lugenhaftes mundes wort | Sint der armen sele mort; | We du lugenhafter munt, | Du bist des grimme trachen slunt!
Luther, WA (
1521
):
Der heyssig und lugenhafft geyst hatt dich trieben.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Es sollen deine feind auff erden | Mit schanden luͤgenhafftig werden.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
382a, 37
(
Frankf./M.
1649
):
Andere seind eines beschreyete͂ Ansehens / od’ einer beschreyte͂ verdaͤchtigen Luͤgenhafftigkeit vñ Meinayds.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5236
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
so dodit der lugenhafftige mund | des menschen sele zu aller stund.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
216
(
Nürnb.
1517
):
„Do das der lügenhaft erhöret“, sprach er [schlang], sie würden mit nichte sterben, sunder vilmer got gleich werden.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
256, 35
(
els.
,
1362
):
Die iuden sprochent och er
[Jesus]
were lugenhaft.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
vnd wird kumen zuͦ dem haus des diebs vnd zuͦ dem haus des schwerenden in meinem namen lugen haftiglichen
[
Luther
1545, Sach. 5, 4:
felschlich schweren
].
vnd nit liebt den lugen haftigen
[
Luther
1545, Sach. 8, 17:
falsche
]
eyde.
Niewöhner, Teichner
570, 4
(Hs. ˹
önalem.
,
um 1433
˺):
welches mich tuͤcht daz besser waͤr, | der die luͤt verraten tut | oder ain luͤghafter mut.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Vanitas, Eytelkeyt / [...] / leichtferigkeit / lugenhafftigkeit.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Ist daz ich lugenhaften fund | An dir finde in jares frist, | Ich frum dir daz dir laid ist.
Bauer, Geiler. Pred.
467, 32
(
Augsb.
1508
):
lugenhafftige wort / das ist da aynes solliche ding redet die erlogen und nit war seind.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
36, 11
(
tir.
,
1464
):
Ein ider lugenhaftiger mensch der ist got graussam, wend got ist die warhait.
Oorschot, a. a. O.
424b, 32
;
v. d. Broek, Spiegel d. Sünders
157, 9
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
101
;
Goldammer, Paracelsus
5, 177, 16
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
29, 22
;
Niewöhner, a. a. O.
566, 76
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
30, 12
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›betrügerisch, falsch, bewusst auf Täuschung, Betrug gerichtet (von Personen und ihren Taten)‹;
zu  2.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (Adj.) 8.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Swer ubet lugenhafte tat, | Das ist Gote gar versmat.
Luther, WA (
1522
):
was solt der lugenhafftig, boszhafftiger stuel des teuffels thun, denn nur liegen, triegen.
Ebd. (
1525
):
als die trewlose, meyneydige, lugenhafftigen, ungehorsamen buben [...] pflegen zu thun
(Bezug auf die Bauern).
Ebd. (
1544
):
das wir nur des Bapsts luͤgenhafftigen Ablas damit [gelt] kauffen moͤchten.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Jedoch vntrewe fremde kind, | Ein luͤgenhafftes los gesind, | Jm schein wol werden hulden mir
[Gott].
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. (
osächs.
,
1343
):
sô redet her [tuͦvel] lugene ûz sîme eigenen, wan her ist lugenhaftic und sîn vatir.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
131, 31
(
els.
,
1362
):
Es [leben] ermanet den diep daz er stele, den zornigen daz er schlahe, den lugenhaften daz er betriege.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die menschen umbzustürzen, in ewige verdamnus und ungenad gottes zu bringen, gaben sich die lughaftigen geist für nothelfer und götter auß.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
30, 13
(
mslow. inseldt.
,
1534
):
Auch gedachter Hans Stüml [...] durch Zeügnuß vnnd śein śelbs ZwiśPaltiges [...] bekentnuß Zue mehrmal vberwaiśte, Luegen haffig vnnd ZwiśPaltig erfunden.
v. Keller, Amadis ;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. .