2
lügen,
V.;
auch
lühen,
lüjen,
2
lüwen
;
zu
mhd.
lüejen
›brüllen‹
().
1.
›den je arttypischen Schreilaut mit auffallender Lautstärke ausstoßen‹, ütr. auch vom Menschen gesagt; im einzelnen z. B.: ›brüllen (vom Löwen)‹; ›schreien (vom Rind)‹; ›quietschen (vom Schwein)‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 1, , , , , (V., unr. abl.) 2,  1,
1
, , , , .
Wortbildungen:
lügung
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Dar lutet her [lewe] so grimme | Daz von siner stimme | Werdent lebene sine kint.
Ziesemer, Proph. Cranc Joel
1, 18
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
daz vi hat irsufzit, di rinder haben geluttet
[
Wormser Proph.
1527:
seind ... verirret
;
Dietenberger
1534:
schreien
;
Luther
1545,
sehen kleglich
],
das sie nicht weyde hatten.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 12, 14
(Hs. ˹
alem.
,
1. H. 14. Jh.
˺):
ich [Maria] binz die stimme, do der alte leo lut | die sinen kint uf von des alten todes flut.
Ebd.
5, 34, 5
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
so sol ein lewe limmen, | und der ber sol brimmen | dem ochsen lün, dem rosse zimt, negen nach der stimmen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. (
osächs.
,
1343
):
daz andere bezeichent Marcum in dem des lewin stimme in der wuͦstenunge wirt luͦwinde gehôrt.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
18, 106
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
O laider des jemerlichen hewlens und luens, das erhellen der claffenden czen, das unordenlich schreien und sewfczen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
der löwe, wenne er luͤget mit seiner stimme, so [...].
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Lúwet
[Var. 1475
2
–1518:
Schreyet
;
Froschauer
1530 /
Dietenberger
1534:
blöken
;
Luther
1545, Hiob 6, 5:
schreiet
]
denn der wild esel so er hat das kraut: oder muet der ochs so [...].
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
338, 23
(
els.
,
1362
):
Der ohse luͤget nút so er vor einre vollen kripfen stot.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
do ward sy gar unsinig und lüeget wie ein touber stier.
Maaler (
Zürich
1561
):
Das luͤyen der Ochsen oder kuͤyen.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
kelber und swin, | Die tuond lügen und grinen.
Schmitt, Ordo rerum 179, 2.
6
(
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Boatus clamor bouis luegung.
Vetter, a. a. O. ;
Lemmer, Brant. Narrensch.
108, 50
;
Wiessner, Wittenw. Ring
1436
;
Barack, Zim. Chron. ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
2.
›toben, wüten, Kriegsgeschrei ausstoßen (vom Menschen im Zustand der Aggression, des Zornes; auch vom Teufel)‹; ütr. vom psychischen Zustand (z. B. von
ernst, ungeduld
) gesagt.
Bedeutungsverwandte:
 2, , .

Belegblock:

Stackmann u. a., Frauenlob
5, 63, 15
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
swa ernest lut | gein ernste frut.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
338, 25
(
els.
,
1362
):
So die kripfe des herzen vol ist gottelicher gnoden, so ist gelegen daz luͤgen alles vngetuldes.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
hat her Burkhart von Randeck [...] die buren gemustret, und im umziehen gegen Kiessenhofen lassen lieien und pleren.
da was ein grosser huf [...], so die ganzen nacht geluͤegt hat.
Jörg, Salat. Reformationschr.
387, 13
(
halem.
,
1534
/
5
):
wie der wuͤttend vyend / [...] tag und nacht um gieng / luͤjen / wuͤten / schryben / posten / trucken / [...] / durch sin jnstrument Zwinglin.
Ebd.
486, 12
:
Und alls die schrifftt vermag / gieng wol der tüfel umm luͤjen / prieschen / und suͦchen alls ein wuͤttender loͤw.
Sappler, H. Kaufringer
11, 495
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er [Seifrid] was gar sere wund. | als ain kuo er schrai und luot.
Jörg, a. a. O.
806, 24
.