löblich,
auch
lobelich,
Adj.
1.
›hochgeachtet, ehrenvoll, angesehen, in der sozialen (weltlichen, kirchlichen) Hierarchie einen hohen Rang einnehmend; im Kampf erprobt, erfolgreich‹, in der Regel von erwachsenen Personen meist männlichen Geschlechtes, seltener von Frauen gesagt, in letzterem Falle Öffnung in Richtung auf ›tugendhaft‹; mehrfach von Personengruppen gesagt, durchgehend im Orientierungsfeld mit Wertadjektiven wie  3, , , , , (Adj.) 123,  2, (Adj.) 7,  3, ; zu  1; im einzelnen schwer von 5 und 6 zu trennen.
Syntagmen:
der löbliche Äneas / St. Augustin, christ / lerer / priester / held / fürst / könig / riese, die löbliche erbtochter / jungfrau
(dies teils nachgestellt und formelhaft)
/ person / bruderschaft / eidgenosschaft, das lobliche weib / geschlecht
.

Belegblock:

Lemmer, Schernb. Frau Jutte
129
(
Eisleben
1565
):
Jungfraw zart vnd loͤbelich / | Dazu huͤbsch vnd seuberlich | Thut das ich euch bitte.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
21
(
rib.
,
1444
):
Eyn loevelich lerer hait gemacht | Eyn welsch boech van groisser acht.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Mit deme sprach myn here Dederich, | van liue ein recke louelich.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1516
):
sal man niemantz an dis loblich ampt und bruderschaft annemen, er sei dan ein ehelig kint.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
9, 2
(
Frankf./M.
1568
):
Der ist ein recht loͤblicher Fuͤrst | Den nach der Gerechtigkeit dürst.
Jahr, H. v. Mügeln
925
(
omd.
, Hs.
1463
):
das virde tor; | da lak in grüner wete vor | ein rise stark und lobelich.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
12, 10
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Sag uns: do du am ersten dein löblich weib namest, fandest du sie frum oder machestu sie frum?
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
550, 8
(
els.
,
1362
):
Von disen wart der lobeliche sant Augustin der lerer geborn.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
lont úch den löbelichen lerer sanctum Jeronimum manen zuͦ ritterlicher vestekeit in allen uwern anestürmen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1600
):
diewyl loblicher Aidgnoschaft abschid vermogen, daß yede oberkeit ier armen erhalten solle.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
welchermaßen den loblichen geschlechten von herren diser stat möcht ursach geben werden [...].
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Wann wir in erkennen und hallten seiner kuniglichen maiestat wol wert und fur ain lobliche person.
kunig Maximilian, [...] erwelt im zu gemahel [...] ain lobliche erbtochter zu dem lannd Britania.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
213, 121
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
wye dy lobleichen vnd dy reichen, dy mëchtigen diser welt, [...], nach dem tod abgefaren sind czu ewiger verdampnüs.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
v. Keller, Amadis ;
Karnein, Salm. u. Morolf
164, 3
;
Henschel u. a., Heidin
938
;
Roloff, Brant. Tsp.
2212
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1056
.
2.
›lobens-, rühmens-, verehrens-, anbetungswürdig (von Gott, Maria, auch vom Menschen in der unio mystica, oft von Glaubenstatsachen gesagt)‹;
vgl.  2.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, auch Didaxe.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 3, (Adj.) 1,  2, .
Syntagmen:
menschen (gelassene), die geburt, gottes namen l. sein, die gottes mutter l. werden, der herre jm. l. sein
;
der löbliche got, die löbliche ere / minne / macht (Jesu) / hochzeit / urstende, das löbliche opfer
.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1583
):
Es ist zwar sehr wunderlich, | Vnd darzu sehr loͤbelich, | Ein solche Geburte.
Dubizmay, kurß zu Teutze
72, 3
(
hess.
,
1463
):
Von der Sonnen auff gangk ist loblich gots nomen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Got wúrket in in [menschen] alle ire werk als verre als si sich im gelossen hant, und an dem ende so sint si als guͦt und loͤblich.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
so bist du [herr] aber neiswi noch tusentvalt minneklicher und loblicher úns armen súndigen menschen.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
2, 7
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Loblich ward du [gotes muter, mait] pei den sachen, | da got alle ding wolt machen | durch den sun, den du geperd.
Klein, Oswald
7, 1
(
oobd.
,
1427
):
Loblicher got, gewaltiklicher küng der himel tröne.
Ebd.
111, 91
(
1536
):
Sein [ihesus] löblich macht | darnach verhieng, das si in viengen, stiessen.
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Klein, a. a. O.
35, 19
;
109, 3
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
249
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 73
.
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›jn. (
got, die fraue
,Mutter Gottes‘, einen
heiligen
) / etw. (z. B.
ein ampt
, einen Sieg) ehrend, lobend, preisend; zu js. Lob / Ehre‹;
zu  2.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
l. singen, l. rufen
[+ Hauptsatz],
l. bedenken, das [...]
;
der löbliche gesang / schal
(mehrmals),
die löbliche gedächtnis
(mehrfach),
das lobliche ampt / lob
.
Wortbildungen:
löblichkeit
›Festlichkeit, Feier zu Ehren Gottes‹.

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Wann es ist die hochzeyt oder die loͤblichkeit
[
Luther
1545, 2. Mose 10, 3:
Fest
]
vnsers herren gotz.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2838
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Die selben [totten] do mit im [Jhesus] alle | Fuͦrend mitt loblichem schalle | Ze himel.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Sú [selen] ruͦftent loblich ze im [Ihesus]: | Du begirlicher bist komen.
Klein, Oswald
19, 140
(
oobd.
,
1416
):
Des trat wir die procession | ze hauffe mit gedrange, | mit pfeiffen, trummen, gloggen don | und löblichem gesange.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Do lies kunig Maximilian ain loblich amt von der heiligen Drivaltikait singen.
Des mues sein kunigliche maiestat [...], lobliche gedechtnus haben.
Adrian, Saelden Hort
993
;
4403
;
McClean, Havich
446
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
5, 4
.
Vgl. ferner s. v. .
4.
›jm. (meist Gott, auch den Engeln, dem Menschen) wohlgefällig, angenehm‹, damit zugleich: ›jm.
lustig, nütze, nüzlich, nuzbärlich
erachtet‹;
vgl.  2.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, auch Didaxe.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, .
Syntagmen
jm
. (meist:
got / Christus
, auch:
den engeln / leuten, dem menschen
)
l. sein
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ie lediger daz [gemüete] ist, ie daz gebet und daz werk kreftiger, wirdiger, nützer, und lobelîcher und volkomener ist.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1241
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
das si [kuscheit] leret zu aller frist | was gote unnd den luten lobelich ist.
Reichert, Gesamtausl. Messe
10, 13
(
Nürnb.
um 1480
):
so ist dy messe des gutten priesters besser von seiner ynnigkeit und andacht wegen, und auch Got loeblicher.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
zúhet dich Cristus, so [...] lo in wurcken, bis sin instrumente, das ist ime loͤbelicher und dir nútzlicher.
Behrend, Spangenb. Anbindbr. (
Straßb.
1611
):
was kan eim Löblicher sein / | Als wann er recht sein Nahmen fein | Also in Ehren helt.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 44
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
du waist nit, ob es got dankber vnd loblich si oder nit.
Gille u. a., M. Beheim
14, 161
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
195
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Strauch, Schürebrand ;
Rieder, St. Georg. Pred. .
5.
›hochgeehrt (von Personen und Personengruppen, Herrschaftseinheiten u. ä.)‹; als Epitheton ornans in Titulaturen gebraucht, oft in Aufzählungen mit
edel
1; 2,
ersam, fest, from, fürsichtig, gestreng
2,
gnädig
5,
günstig
4,
mächtig
5,
weise
.
Syntagmen:
der löbliche (chur)fürst / herre / könig / pfalzgraf / potentat / rat / richter / name, die löbliche botschaft / stat, das lobliche geschlecht
.

Belegblock:

Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
956
(
mrhein.
,
um 1335
):
Pylate, rehter lobelich, | der kunig herodes gruzet dich.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
so haben die hochgenanten, hochlöblichisten und löblichen könig, potentaten, churfürsten und fürsten disen handel und der löblichen stat Augspurg wesen und herkomen, [...], mitleidenlich zuͤ hertzen und gemuet gezogen.
Ebd. (
1555
):
Allerdurchleuchtigster, [...] herr, [...], gnedig und der abwesenden löbliche botschaften, gebietend und günstig herrn!
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Dillingen
1561
):
damit, so dasselbig [Buͤchlin] vnder E. G. löblichen Namen außginge, es von dem christlichen Leser in mehrerm ansehen auffgenom͂en wurde.
6.
›aufgrund anerkannter Qualitäten zu loben, lobenswert, vorbildlich (von Handlungen, Gewohnheiten, Tätigkeiten des Menschen und tropisch anschließbaren Gegebenheiten gesagt)‹; im einzelnen auf die der jeweiligen Handlung zugeschriebene Tätigkeit bezogen und deren Lob fordernd, dann z. B. ›verdienstlich (von einem Stand)‹; ›feierlich (von einem Fest)‹; ›selig (vom Ende, Sterben)‹; ›jm. zuträglich (von einem Lohn)‹;
vgl.  3.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, mehrfach Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
 3,  3,  4, (Adj.) 4,  134, , , ,  1, , .
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
die ere / keuschheit / weisheit, der stand l. sein, es ist l
. [+ Infinitivsatz ohne
zu
],
etw
. (z. B. ein
tag
)
l. werden
;
etw. l. halten / tun, einen bericht l. aufsetzen, löblichen
›mit den Sterbesakramenten ausgestattet‹
sterben, löblichen auf etw. bauen, die hochgezeit löblich(en) begehen
;
der löbliche gebrauch / inhalt / streit / zorn / bau
›Bauzustand‹,
die löbliche gabe / geschichte / gewonheit / herschaft / kunst
(mehrfach)
/ poeterei / prozession / tat / zeit, das löbliche ansehen / buch / ende / gedächtnis / gesez / handwerk / herkommen / leben / recht / werk / wesen / zeichen
;
die löblich getane handlung
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Dirre lobelîche strît | geschach in des Aprillen zît.
Luther, WA (
1522
):
sünd ist sraͤflich, gerechtigkait ist loblich.
Wer nu hie zu
[zum
feur
]
leufft, der thut löblich und wol.
Ebd. (
1537
):
Den rhum mögen sie haben, das sie gewaltig, edel, gelert, feine, löbliche regenten, ehrliche, frome leute [...] heissen.
Ebd. (
1549
):
das die loͤblichen freien Kuͤnsten, von gelarten trefflichen Leuten, [...] an tag bracht, den Leuten zu diesen Leben dienlich [...] sind.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5104
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
unnd wan di kuscheid so lobelich ist | unnd das si also lib had Crist, | so [...].
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
16, 70
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
ersamme und lobliche dinge sein gesagt von dir, o du stat gots.
Bell, G. Hager 1. Vorrede,
45
(
nobd.
,
1588
):
vnd noch drag ich der leb ling kunst | noch heitichs dages grose gunst.
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 1, 16
(
Coburg
1634
):
welcher Gestalt die liebliche vnd loͤbliche Poeterey in vnserer angebornen Muttersprach [...] jhre holdseelige Zungen angestimmet.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
der [Jnnocentius] maht des heilgen geistes spital zuͦ Rome und andere lobliche werg.
Ebd. (
E. 14. Jh.
):
und beget men ouch des selben keysers sant Heinrich und sinre frowen sant künigunt hochgezit [...] herlichen und löbelich.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Der erst tage wirt heilig vnd loͤbliche
[
Dietenberger
1534:
herrlich
;
Eck
1537:
hochzeitlich
;
Luther
1545, 2. Mose 12, 16:
heilig
]:
vnd der
.
vij
.
ersam mit der selben feyre.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
195, 226
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wann es vil löbleicher ist, vil anweig leyden vnd daryn v̈berbinden, dann mit frid vor aller anweig peleiben.
Klein, Oswald
117, 60
(
oobd.
,
n. 1438
):
wie zierlich ist ain stät vernunft durch man und frau. | darauf so paw löblichen hoch gebreiset.
Ebd.
126, 47
(
1428
/
30
):
do lasch der helle fuere | Gein allen, die den willen dein | ie teten und noch chünftig sein | lobleich zü tuen, den wirt gehannt | des himelreiches scheure.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Derselb hertzog Fridreich [...] starb darnach loblichen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
do nun künig Ninus, [...], die menschen durch krieg [...] auß irem alten loblichen wesen, frid und einigkait bracht, [...], verkerten sich die menschen.
Bauer, Imitatio Haller
91, 7
(
tir.
,
1466
):
Es ist gar ain löbleich ding dem geistleichen oder andechtigen menschen, da da nicht gern aus get vnder das volkch.
Quint, Eckharts Trakt. ;
Koeniger, Sendgerichte ;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
336a, 31
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
15, 38
;
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
17, 117
;
ders. Brant. Tsp.
10
;
Bell, a. a. O.
376, 1, 5
;
Boos, UB Aarau ;
Bauer, Geiler. Pred.
92, 30
;
Hohmann, a. a. O.
213, 115
;
Grossmann, a. a. O. ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
3
;
28
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
39, 15
;
Vgl. ferner s. v.
1
 2,  3,  1, (Adj.) 1,  3,  2,  8, .
7.
›gelobt, die ideale Qualität eines Gegenstandes aufweisend (von sachlichen Bezugsgegenständen)‹;
vgl.  3.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
174, 10
(
Frankf.
1535
):
Der [onix] ist der loͤblichest der die farbenn wol geteylt vnnd vnderschidlich hat.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
mich beduchte, | [...] | Einen boum gar lobelich | Mitten uf deme ertrich | Stehen.
Gille u. a., M. Beheim
116, 67
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der schilt des fursten gebet schein | rot unde weis. von stuken drein | in hach geplumter ere | Wirt er loblichen sweben.
Morrall, Mandev. Reiseb.
25, 13
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
ain burg die haisset Mantereal, das ist in tútsche als vil gesprochen, ,der loblich berg oder kúnglich berg‘.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
in etlichen gegninen ist das schwartz ertrich, [...], loͤblich.
Vgl. ferner s. v.  1.