lästern,
V.
1.
›(eine Frau) verführen und dadurch entehren, schänden, in Verruf bringen‹;
vgl.  14.
Wortbildungen:
lästerung
1.

Belegblock:

Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
wann her alleczit den wiben unnd den meyden nach gingk unnd dy lesterte, wu her konde, also das in synem gerichte nymant syne tochter uber cywelff jar behalden konde.
Sappler, H. Kaufringer
7, 299
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
wie er in die kamer käm | und die frawen für sich näm, | die er wölt gelestert han.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
das er an der lesterung der junckfrauwen schuldig wer.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
was thustu, warumb hastu gelestert mein einige swester, die konigklich frawͦen, von deiner wollust?
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. II,
1287
(
tir.
,
1486
):
Mit witben, nunnen und petschwestern, | Die peger ich [diabulus Titinil] alczeyt zw lestern; | Wan si dy andacht an get, | Ye pas mier der sin zw in stet | Ich mach sy hoffertig und gayl.
2.
›jn. (oft: Gott oder eine andere religiöse Person, auch: einen Hoheitsträger) lästern, schmähen; jm. übel nachreden, jn. verleumden, verunglimpfen, in seiner Ehre antasten; jn. verhöhnen, verspotten; etw. (z. B. eine Ware) in seinem Wert schmälern, kritisieren‹;
vgl.  3.
Gegensätze:
 1, (V.) 1,
1
 1.
Syntagmen:
jn.
(
got, den sendboten / prediger, die majestät, die jungfrau Maria, die heiligen
)
l., etw.
(z. B.
das concilium, js. werk
)
l.; mit den Juden l.; l.
(subst.)
übel bringen; etw. aufsäzlich / unbärmiglich l.; jn. mit worten und werken l.; das gottes l.
(subst.).
Wortbildungen:
lästerbrief
,
lästerbuch
(a. 1641; dazu bdv.: ),
lästerhut
,
lästerkindbette
(Spontanbildung für ›Lästerei, Lästersumpf‹; 1. H. 16. Jh.),
lästerlüge
,
lästermund
,
lästerrede
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1562
):
Wilhelm Eccius der ein überauß lester brief jegen den Rath geschrieben [...] hat.
Oorschot, Spee/Seifert. Proc.
483, 26
(
Bremen
1647
):
da ist kein schonen / man laͤstert / verlaͤumbdet vnnd leuget das sich die Balcken biegen moͤchten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
117, 2309
(
Magdeb.
1608
):
Vnd redet von jhm gar abschewlich. | Mit vnuerschamten laͤster worten.
Ebd.
414, 4783
:
Die Boßheit fasset grossen Muth / | [...] | Mit allem / das sie vorgenommen / | Nicht mit Neid / vnd Lester Mund / | Sondern mit Freundschafft.
Ebd.
514, 234
:
Gedenckt / man huͤt sich fuͤr der that / | Der lesterluͤgen wird wol rath. | Es muß doch hie gelestert sein / | Der sonst von allen lastern rein.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Ignominia afficere. Schenden laͤstern schmähen vnbillichen hassen vbelreden schmitzen versprechen schelten hoͤnen.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 138, 35
(
rib.
,
1449
):
so en sall gein meister noch geselle van desen ampten dem anderen sijn werk upsetzlich lesteren noch straifen, dat ime hinderlichen sij.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Ihr schmachwort prangen hoch daher, | Schalckheit vnd lesterrede schwer | Mit trotz von ihn gehoͤret werden.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Es werdt gelestert oder gpreißt, | Dasselb nem ich dermassen an, | Als het jhr das mir selb gethan.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Schaͤnden. Schmaͤhen / laͤstern / tadeln / schaͤlten / vbel nachreden / [...] / an die Ehr reden / verlaͤumbden / beruͤchtigen / [...] / schumpfieren / schmitzen / sudeln / iniuriren / [...] / ein schandtflecken anhencken.
Feudel, Evangelistar
126, 16
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
betet vor dy dy uch lasteren.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
Straff derjhenen, so die Romischen Keyserlichen oder Koniglichen maiestat lestern.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
75, 18
(
Nürnb.
1548
):
Jch habe sie [falschen Prediger] dem Sathan geben / das sie gezůchtiget werden / nicht mer zu lestern.
Bell, G. Hager
471, 2, 9
(
nobd.
,
1592
):
Seczten im [jesu] auff aus hon und spott | Einen löster hut runde.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
swig, du lesterst Got.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1532
):
die unzimlichen schwür, so laider jetz allenthalben gemain, dar durch Gott der allmechtige, die würdig junckfrow Marie und die lieben hailigen gelestert, geschmächt und veracht werdend.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1484
):
wer Got lästert mit worten und werken, soll 5 ℔ hlr. geben.
Bauer, Geiler. Pred.
468, 25
(
Augsb.
1508
):
Das haißt schmaͤhen. loͤsteren da du aynem menschen verweisest / seine gebresten / die ym vonn natur anseind der er nitt mag gebesseren.
Peil, a. a. O.
522, 476
;
523, 514
;
Perez, Dietzin
1, 38, 24
;
Feudel, a. a. O.
59, 14
;
Gille u. a., M. Beheim
199, 11
;
Meisen u. a., J. Eck
17, 33
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Reichmann, a. a. O.
231, 14
;
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 30, 10
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
Wyss, Luz. Ostersp.
7209
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
316
;
Valli, Königsb. Apostelgesch.
1947, 50
;
Schmitt, Ordo rerum
680, 15
;
Öst. Wb.
1251
.
3.
›jn. in Schande bringen, zuschanden werden lassen‹;
vgl.  4.

Belegblock:

Wunderlich, Fierrabr.
120, 28
(
Simmern
1533
):
leid ichs / so můß ich gelestert werden.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
süs wart der sekelsnider gelestert vor den cardinalen und vor dem bobest, und wart dem bischof ürloup geben wider heim zu varende mit großen eren.
4.
›etw. tadeln, kritisieren‹.

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
dô si [Pharisêi] etliche gesâhin ûz sinen jungeren mit gemeinen henden, daz ist mit ungetwaginen, brôt ezzin, si lesterten iz.