lästerlich,
Adj.
1.
›lasterhaft, sündhaft (insbesondere im sittlichen und religiösen Bereich); jeder Art von Bosheit, Rechtswidrigkeit zuneigend oder eine solche begehend, widerrechtlich‹; im einzelnen zur Charakterisierung sehr unterschiedlicher Bezugsgegebenheiten, wie erotischer Laszivität, Abfall von kirchlicher Lehre, militärischer Greuel, Mord, Entführung u. ä. gebraucht;
zu  1.
Syntagmen:
etw. lästerliches verwirken; l. leben, sich l. halten, l. von e. S.
(z. B.
von der kirche
)
weichen, jn. l. füren
(›entführen‹)
/ töten; lästerlicher gedanke / mensch, lästerliche todsünde / unzucht
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
sin lesterlich unzucht | Ist erger wen di misel sucht.
Enders, Eberlin ([
Wittenb.
]
1524
):
Ich habe mich geflissen in meinen predigen also zůstraffen die laster vnd laͤsterlichen menschen in gemain.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Improbus. Vnfrumm vntugentsam vnerbar tugendloß vngerecht lasterhafft lästerlich suͤndhafftig boͤß boͤßhafftig vbelthetig verrucht boͤßthätig schalckhafft schelmig boͤßfǎtig.
Adrian, Saelden Hort
2541
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
swer lept lasterlich, | den straufter ewenclich.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
,Her dieb! ir müssen hie lon | Die magtt frösenriche
[Helena]
! Ir fürend sy lasterliche‘.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wie doch unluterkeit eine sunderliche grosse swere lesterliche dotsünde ist lidigen weltlichen personen, und ist noch vil groͤsser und schentlicher gewihten geistlichen priestern.
Goldammer, Paracelsus
7, 171, 18
(
1530
):
als den ehelichen stand; das ander alles ist unehrlich, lästerlich und ganz wider gott.
v. d. Broek, Spiegel d. Sünders
188, 25
(
Augsb.
1476
):
leicht’ weg empfliehen die anuechtung der hoffart vnd vnlauterkeit wann all laͤsterlich vnrein vnnd vnlauter gedenck.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2215
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Wickram
4, 13, 35
;
v. d. Broek, a. a. O.
175, 15
;
Goldammer, a. a. O.
7, 176, 10
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. .
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
›lästernd, verleumderisch, jm. an die Ehre sprechend, kränkend, beleidigend‹; oft auf Gott als Objekt bezogen;
vgl.  3.
Bedeutungsverwandte:
,  3, , , , (Adj.) 12.
Syntagmen
l. (wieder jn.) reden, jn.
(z. B.:
got
)
l. enteren / handeln / hönen, l. sagen, das [...]; lästerliches wort, lästerliche unsinnigkeit
.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
,
1582
):
Die bůben redten lesterlich | Auch in den thoren wider mich.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
165, 17
(
thür.
,
1474
):
so muß der genante Jorge Beher deme genanten Hanßen Thenner solliche hoenlich, lesterlich unde smeliche worth, so mannigfeldig er ym dy in vorwandeltin stetin obirsaget hat, met syner rechtin gesatcztin busse vorwandeln.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Do, Marie, dein traüte | [...] | Die ganczen nacht | Wart lesterlich gehonet.
Ebd. (
um 1480
):
so Got darff der absoluczen und gnad oder vergebung, so feldt die sünd in Got, daz lesterlich ist zu reden.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
156
(
Nürnb.
1517
):
als do sein: ligen, murmeln, got, den priestern, erbarn frauen und sunst meniglich nach ubel, schmelich, lesterlich, unverschampt, frauenwirtisch und dergleichen giftig reeden.
Heydn. maister
17v, 7
(
Augsb.
1490
):
Schedlcher vnd lasterlicher wort solt nit meldung tůn.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
30, 26
(
mslow. inseldt.
,
1534
):
bewaiśt, daś Hanns Stiml offentlich vnnd leśterlich geśagt hab, der Teüffel śey śein geśell.
Rechn. Kronstadt
2, 120, 11
(
siebenb.
,
1528
):
ir 2 di im hat losen richten di lesterlich vort haben geret von k[ineclich] m[ajestet] den czyganen
(›Zigeuner‹)
asp. 25.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
57, 444
;
Froning, Alsf. Passionssp.
4896
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 2, 6
;
Vgl. ferner s. v.  5,  17.
3.
›jn. beschämend, entehrend, erniedrigend; unehrenhaft, ehrlos; schmachvoll, schmählich, schimpflich‹.
Syntagmen
jm. / e. S.
(z. B.:
der weisheit
)
etw. l. sein; l. verderben, sich l. schämen / verunreinen, etw.
(z. B.
den orden
)
l. halten, jn. l. bescheissen / betriegen / enteren, etw.
(z. B.
die wat
)
l. stehen; lästerlicher tod, lästerliche demut / schande
.

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
menschlicher weisheit, so darin kluͤgeln und alles nach jrem kopff aus forschen und ergruͤnden wil, toͤrlich und lecherlich, ja ergerlich und lesterlich.
Gille u. a., M. Beheim
23, 10
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
nun ist es doch ein lasterleiche schand, | das man vor fursten und vor czarten weiben | sol treiben puberey.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
das wir unsers bluth und schweiß also beraubt und außgezogen werden und daselb so schandlich von müssiggehendem volck lesterlich verzehret wird.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Wir kunnen disem boͤsen kezzer nit lasterlichers todes an getůn, denn daz ich disen langen spiess enmiten dur in rihe.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
dis ist ein lesterlich ding, das wir alle lont den einigen man Hector uns so grossen schaden tůn.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Wann die mann die warent groͤslich lesterlich geschemlicht.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
also hett der untreu bischoff und böswicht die von Augspurg lesterlich beschißen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
In der churtzen, snoͤden wat, | Die so læsterleichen stat.
Gereke, Seifrits Alex.
5742
(
oobd.
, Hs.
1466
):
der sein volkch also sicht | an nucz vor im sterben | und so lesterleich verderben.
Wunderlich, Fierrabr.
6, 5
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
3768
;
Stammler, Berner Weltger.
300
;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Enders, Eberlin ;
Sappler, H. Kaufringer
5, 460
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Valli, Königsb. Apostelgesch.
1947, 55
.
Vgl. ferner s. v.  9.