läslich,
Adj.
1.
je nach moraltheologischer Gewichtung entweder: ›weniger schwere und damit vergebbare Sünde‹ oder ›Sünde, die darauf zurückzuführen ist, daß der Sünder nicht standfest, sondern nachlässig im Glauben ist‹, in diesem Falle im Gegensatz zur vorsätzlichen Sünde zu sehen. Letzteres ist jedoch nur unter der Voraussetzung eines freien Willens möglich.
Luther
(s. u.) hält die Unterscheidung zwischen läßlicher und schwerer Sünde nicht aufrecht;
vgl.  17.
Gegensätze:
 7,  3.
Zur Sache:
LThK
9, 1178
;
1182
.
Vorw. Texte religiösen Inhaltes.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1610
):
Die Oelung ist, merck frommer Christ, | Ein Sacrament der Krancken, | [...] | Macht offt den leib auch gesundt, | Vnd gibt laͤßlicher Suͤnd verzeihung.
Rosenthal. Bedencken
36, 31
(
Köln
1653
):
wann man [...] sagt / die haltung Goͤttlicher Gebott sey vnmoͤglich / dann diese Red gibt grosse gelegenheit daß man an haltung der Gebotten verzweiffele / vnnd seinen boͤsen luͤsten ohn Zaum folge / nit nur zu laͤßlichen / sondern auch groben toͤdlichen Suͤnden.
Luther, WA /41 (
1527
):
doch kan odder mag ich nicht zulassen, das ein fegfewer sey, die weil alle werck Gottes volkomen und keines gantz seiner werck unvolkomen, vergibt dem menschen seine fall odder gar nichts, man mus Gott nicht ynn stuͤcken teilen, das er hie ein teil der sunden vergeb und ynn yener welt auch ein teil, die man leslich nennet, [...]. So dan allein der glawben empfecht vergebung der suͤnden, mus nothalben folgen: die weil die verstorbnen keinen glawben noch hoffnung zuvergebung der suͤnden nicht haben, kein vergebung der suͤnden leslicher, odder wie man sie nennen mag, erlangen, dan wir bekennen, das hie und nicht dort sey ein vergebung der suͤnden.
Gille u. a., M. Beheim
117b, 124
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz sie [Maria] kain sünd hie tet | grass oder klain mit nichte, | Weder tätlich nach lesslich tat.
Franck, Decl.
343, 26
(
Nürnb.
1531
):
das er der fuͤllerey mit dero er behafft ist / nicht allein leßlich vnd nachguͤltig / sonder auch lobs werth (so es anderst got gefelt) acht.
Niewöhner, Teichner
283, 95
(
moobd.
,
1360
/
70
):
so sol der peychtiger denn schawen, | als dew phenning schawt ein man, | wie dw suͤnd sein getan, | toͤdleich oder lazzleich.
Ebd.
299, 8
:
wer ein tod sund hat tan, | der mus in dw hell zu tal: | lazzleicher sunden val | puezt man in der weitz gluͤt, | als ainer der ein unczucht tuͤt | [...] | und wirt in ain stokch geslagen | und puezt dar in so lang zeit, | untz daz ims der herr vergeit | und dw sach gepuest hat: | dem geleicht dw missetat | dw da lȧzleich ist genant.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
105, 24
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ain ander zaichen ist vnder der lieb der verchoͤmen, daz ist aine statew vnd gerechte wesechnuͤss vnd versuͤchenüss seinr gewissen von den sunten vnd das nicht totleich halt nicht laͤsleich sunt sint in im. Wenn lasleich suͤnd stent halt wesenleich mit der lieb, wie wol daz ist, daz sy sich widersetzent der ynhitzung der gotleichen lieb.
Sappler, H. Kaufringer
11, 353
;
Niewöhner, a. a. O.
300, 63
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
815
;
824
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
63, 9
;
Voc. inc. teut.
o iiijv
.
Vgl. ferner s. v. (Adj.) 8.
2.
›nachlässig, fahrlässig, nicht mit böser Absicht‹;
vgl.  2.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
15. Jh.
):
tuet er es lessleich, so ist er umb 12 ₰ zu wandl. tuet er es freffleich, so ist er umb ain freffleichs wandl.
3.
›milde, nachsichtig‹;
vgl.  1.

Belegblock:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
schlegt er aber nicht, sondern hat nur gezuckt, so ist soliches verbrechen läßlicher zu straffen.
4.
›nicht verpflichtend, lösbar (von Eidesleistungen)‹;
vgl.  1.

Belegblock:

Niewöhner, Teichner
383, 9
(
1360
/
70
):
betwungener aid ist laͤzleich.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Ist dann der aid bezwungenlich beschehen und euch abernött, so ist er dester läszlicher und leichtigklicher zu sagen.