länge,
die
;
-Ø/–
.
1.
›lineare Erstreckung im Raum, Länge‹ (meist horizontal, seltener vertikal gedacht); ›Strich, Linie, Gerade, Tangente; Entfernung, Abstand‹; bei Projektion in die Vertikale: ›Höhe (von Sachen); Größe (vom Menschen)‹; in (teilweise negativer) theologischer Redeweise ütr. verwendet für die Unendlichkeit Gottes; gehäuft in theologischer Ütr. im Orientierungsfeld mit:  1, (
die
1,  1, ,  1, ;
zu  1.
Phraseme:
länge Christi
(„es handelt sich um einen mannshohen Papierstreifen mit darauf geschriebenen Gebeten und Schutzformeln, der als Amulett verwendet wurde“, so
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 189
; vgl. ; seit 1357);
die länge
›geradeaus‹; ˹
die länge und twerch; in die länge und quer
˺, jeweils ›kreuz und quer‹; ˹in ähnlicher Form auch ütr.:
in zwirch und in länge
›in jeder Hinsicht‹˺;
nach der länge, seine länge auf die erde
(o. ä.)
fallen
.
Syntagmen:
l. haben, die l. abmessen / umgreifen; j. sich in die l. wenden, etw. sich in die l. erstrecken, in die l. 1 schrit haben, etw. nach der l. messen; l. des / eines menschen / fusses / kreuzes / schuhes / stengels, der brücke / wunde, einer elle; rechte l. (eines holzes), ziemliche l.; man von ebener l., in die l. 1 spanne
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz diz ûzer werk noch sîn menge noch sîn grœze noch sîn lenge noch sîn wîte niht alzemâle mêret die güete des innern werkes.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
114, 2202
(
Magdeb.
1608
):
ES tratt aber am platz herumb / | Jm Hauß die leng vnd in die kruͤmb / | Ein erschreckliches wunderthier.
J. W. von Cube. Hortus
83, 7
(
Mainz
1485
):
Die lenge deß stengels ist zweyer oder dryer armen lang.
Froning, Alsf. Passionssp.
5597
(
ohess.
,
1501ff.
):
an hende und an fuß byndet em strenge | und recket en nach des cruczes lenge.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
ich viel getwenge | Uf die erde min lenge.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Welcher ûwer mac trachtinde zů werfin zů sîner lenge eine elle?
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1350
/
79
):
Och sal eyn iczlich tuch an syner lenge [...] vierczig ėllen behalden.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
Er wandte sich bald hin und her / | Bald in die Laͤng und in die Qver.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
dyne zunge die snydet durch das ferch die lenge vnd twerch.
Cirurgia H. Brunschwig 19 va,
37
(
Straßb.
[
1497
]):
mit zů v’sůchen die leng vnd dieffe der wunde͂.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Es wære ir sark ain ganczer stain, | [...] | Nach aines menschen lengi wol.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
swenn diu prugk ir hoͤch und leng und weit und recht hat.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
7, 3
(
noobd.
,
1347
/
50
):
In dez mittel ist ain puncte, davon alle lengen gefuͤrt an dem umbkraizze geleich lank.
Ebd.
14, 6
:
daz die zwu ausern lengen dez kegels ain lenge wuͤrden.
Ebd.
15, 21
:
daz sein lenge kuͤrtzer ist zu dem zil, als uns offenbar ist in diser gegenwertigen figur.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
52, 29
(
tir.
,
1464
):
vnd fiel widerum nider auf das ertreich nach der leng.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1506
):
dan auß ainen jeden wipfl drei oder vier lang dem Haller- oder andern holzwerchspan gemäß davon gemacht werden kan.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
36, 20
;
Quint, Eckharts Pred. ;
Strauch, Par. anime int.
99, 2
;
Küther, UB Frauensee
260, 30
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
47, 31
;
Ermisch, a. a. O. ;
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
9
;
11
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
33, 15
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Päpke, a. a. O. ; ;
Morrall, Mandev. Reiseb.
93, 16
;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
288, 33
;
Brévart, a. a. O.
24, 21
;
57, 24
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 19
;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. ;
Moscouia
C 3v, 28
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
35
;
Vgl. ferner s. v. , ,  1,  1,  1, , ,  1.
2.
›Länge, Meridian eines Himmelskörpers‹.

Belegblock:

M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
geocentrische laͤng und breite; das ist welches zeichen / grad / und minut [...] der Mond damahln innen habe.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
28, 31
.
3.
›zeitliche Erstreckung, bestimmte Dauer‹;
zu  5.
Syntagmen:
etw. der l. nach gleich machen; l. des jares / tages / fegfeuers, der zeit, ˹l. der tage; ewige / stäte l
. (›Ewigkeit‹)˺;
l. halben; in der l., das [...]
(›so lange, daß [...]‹).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ez zimet dînem hûse, [...] daz ez sî ein betehûs ,in der lenge der tage‘.
Eggers, Psalter
42, 5
(
thür.
,
1378
):
Er bat des lebenes; daz gebestu eme, | di lenge der tage vmmir vñ vmmir.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
(nemblich im Æqvinoctio verno) als in welchem die Sonn im Fruͤling Tag und Nacht (der Laͤnge nach) einander gleich machet.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 941
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Die hohe nature der gotheit [...] ist [...] vnbegriffenliche breite vnd ewige lenge
(Beleg auch zu 1 stellbar).
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Also mit stæter lenge | Sint wir von anegenge | Inainer gothait wesen glich.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
man sol in allen pfarrkirchen [...] drey zaichen leüten und in der leng, das ain mensch wol leichtiglich fünff Pater noster [...] peten mug.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
52, 25
(
noobd.
,
1347
/
50
):
da die lengen des groͤsten tages hat dreizehen stund.
Klein, Oswald
6, 20
(
oobd.
,
1431
/
2
):
solt ich neur leben aines jares lenge | vernünftiklich in diser welt.
Vgl. ferner s. v.  2, .
4.
›genaue Reihenfolge; Ausführlichkeit; Weitschweifigkeit (von Texten)‹; in der Regel im Syntagma
nach der länge
›der Reihe nach; ausführlich; weitschweifig, umständlich‹; bei Ütr. auf Visuelles: ›weit und breit, überall‹;
vgl.  6, (Adv.) 4.
Syntagmen:
etw. nach der l. anzeigen / ausspitzen / (be)schreiben / sehen / verstehen, sich nach der l. über etw. beklagen, etw. bei der l
. (›vollständig, nach vollem Umfang‹)
verstehen, etw. mit etw. l. anziehen
.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1636
):
[daß wir] erzählen, was wir hier nach langer Länge sehen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
viel ghoͤrt vnd gsehen nach der leng, | Was in der Welt ist geb vnd geng.
Meisen u. a., J. Eck
11, 21
(
Leipzig
1520
):
wie ein andermal nach der leng wider den verfurischen, yrrigen artickel geschehen wirdt.
Opitz. Poeterey
56, 28
(
Breslau
1624
):
da sie sich denn vber jhren vnverstand [...] nach der lenge beklagen moͤgen.
Bell, G. Hager
395, 3, 1
(
nobd.
,
1593
):
wie nach der lenge dut beschreiben | Se bastian franck.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
dass die selben unser vaͤter [...] bi der laͤnge verstanden haben alles.
Adomatis u. a., J. Murer. J. Man. Spieg.
124
(
Zürich
1560
):
darinn [spyl] sind gůter leeren vil | Wie nach der lenge wirt verstanden.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
109, 2044
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
9, 18
;
Bell, a. a. O.
246, 3, 7
;
Roth, E. v. Wildenberg .
Vgl. ferner s. v.
1
 14,  3,  12.
5.
›über die übliche zeitliche Erstreckung hinausgehende Dauer von etw., Länge, Übermaß, volle Erstreckung der Zeit‹; von einem Buch: ›überdurchschnittlicher Umfang‹;
zu  6.
Phraseme:
die länge
›lange Zeit; auf Dauer; für längere Zeit, auf längere Sicht‹;
in die länge
›auf Dauer‹;
keine länge
›keinen Augenblick‹.
Syntagmen:
l. des buches / krieges, der zeit
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
daz ich diss bûchis lenge | vornumftiglîch volbrenge.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
5, 10
(
Frankf./M.
1626
):
DEmnach die [...] Geschichte / Von der [...] Eroberung deß heyligen Grabs / wegen der lenge der zeit in dem gedaͤchtnuß der [...] Menschen erloschen.
Ebd.
12, 2
:
daß / durch die laͤnge deß fuͤnffjaͤhrigen Krieges [...] sehr geschwechtes vberbliebene Heer.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
[die liebe Sonne] stach auff jn mit scharpffen strahlin, | Das er sich dleng nicht kundt erholen.
Luther, WA (
1532
):
das einer die lenge mocht muͤd und verdrossen daruber werden.
Ders. Hl. Schrifft. Röm. Vorr.
22, 55, 22
(
Wittenb.
1545
):
Wiewol auch das eusserliche werck die lenge nicht nachbleibet.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
so wird er Samen haben / vnd in die lenge leben.
Pyritz, Minneburg
4838
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Daz sie mir ist so strenge, | Ez hat gewert die lenge; | Mich dunkt, ez sin wol tusent jar.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
222, 23
(
els.
,
1362
):
Sit nů die kirche Ihesu Cristi nút one hǒbet sol bliben keine lenge.
Lemmer, Brant. Narrensch.
14, 17
(
Basel
1494
):
Barmhertzigkeyt die leng nit stat.
Adrian, Saelden Hort
5008
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
swer mit in wil die lenge | ze tund han, der wirt betrogen.
Klein, Oswald
30, 12
(
oobd.
,
1431
/
2
):
die nachtigal mich freuet bas die lenge.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
366, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Wie starck sey ew͂r ellen, | so mügt den streit die leng ir nicht erweren!
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1487
):
dadurch das hause die lenge gancz in abnemen mocht komen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1494
):
die dann villeicht umb leng willen in solhem unsern grundpuch nicht ze schreiben fugten.
Karnein, Salm. u. Morolf
402, 2
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
23, 1
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
231, 24
;
Strauch, Schürebrand ;
Klein, Oswald
104, 79
;
Fichtner, a. a. O.
211, 6
;
Vgl. ferner s. v.  10.
6.
›Verwandtschaftsgrad‹.
Syntagmen:
l. des blutes
.

Belegblock:

Rwb (a. 
1530
;
1537
).