küssen,
V.,
vereinzelt
kuschen
.
›jm. einen Kuß geben; js. Hände, Füße, Wunden u. a. aus je besonderen situativen Gründen (z. B. religiöser Art, der Verehrung halber, der Kennzeichnung einer Person halber), mit dem Mund berühren, küssen‹; auch: ›(einen Gegenstand, z. B. die
erde
) küssen‹;
zu .
Bedeutungsverwandte:
 1, , , , .
Syntagmen:
einen esel / mund / ritter / stein, den boden, eine ku / wunde, ein kind, den bruder / son, die erde / patene / tochter, das kreuz k., jm. die hand / wange, die füsse k.
;
jn. auf den backen, an / für den mund k.
Wortbildungen:
küsbacke
,
küslich
,
küsseln
(1. H. 17. Jh.),
küsser
,
küssermaul
,
küssung
.

Belegblock:

Goedeke, P. Gengenb. (o. O.
1516
):
Wan ich nun mag dein lieby han, | Küssen allein din mündlin rot.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Der kuscher Got vater meist, | Der kusch ist der heilge geist | Gotes truͦt sun ist der munt.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
124, 2
(
preuß.
,
1394
):
daz heilige crucze daz man dez frytages kuschet.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
ein alter Mann [...] bett das schoͤne Kindlein an, | Vnd kuͤßt jhm seine Fuͤsse.
Karnein, Salm. u. Morolf
359, 6
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
von jemerlichen freuden | kuste er den ritter wol gemeit.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
154, 32
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Da mit viele sy yreme vader an sinen hals / vnd halsete vnd kuste yne.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
es kan mir ein feins kusermeülen sein, | ich kan ir nit vergessen.
Froning, Alsf. Passionssp.
3380
(
ohess.
,
1501ff.
):
wen ich kusße an synen mont: | den grifet an zu disser stund!
Welti, Pilgerf. v. Walth.
32, 36
(
omd.
,
n. 1474
):
vff dem altare stünden ouch sandte Marian Magdalenen arme [...] vnd die roren woren bloß, alzo das man bloß doruff koste.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
105
(
Nürnb.
1517
):
Derhalb haben die gerechtikeit und der fried einander geküsset
(hier Ütr. auf Abstraktgegenstände).
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Din trutlichs kússen siner wunden si mir gegen im ein liepliches súnen.
Goedeke, Fischart
4051
(
Straßb.
1594
):
Sie kützeln an der linken zeh | Und aufm hindern küßbacken beissen.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Der text hat meum suavium, das ware du mein süß küßlichs meülin.
Morrall, Mandev. Reiseb.
26, 14
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
als bald sy sehent den Soldan [...] knúwent sie nider und küssent die erde.
Anderson u. a., Flugschrr.
6, 6, 12
([
Augsb.
]
1523
):
Darumb wirt ain rechter Christ nitt seer erschreckenn / wañ / man im vom todt sagt / daruon wissen die hailigñ küsser nichts.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1537
):
der pfarrer zuͦ Geckingen hat den palmesel kußt.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
ob im [...] ain schone fraw geviel, das er die kusset und kherret nach seynem wollust.
Weber, Füetrer. Poyt.
210, 6
(
moobd.
,
1478
/
84
):
in sollt küssen dy künigin | dar zue Elizabell, sein klare tochter.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1547
):
mueß der richter daß schwert nemen und nöbst einer danksagung daß gerichtschwert dem praelathen nöben küßung der hant überraichen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
76, 31
(
tir.
,
1464
):
darnach da chüsset er sin prüeder vnd stërkhet si.
Schorer, Sprachposaun
14, 24
;
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
Alberus, Barf. ;
Thiele, Chron. Stolle ;
Böhme, Morg.R.
151, 23
;
Gille u. a., M. Beheim
426, 35
;
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 207
;
Sappler, H. Kaufringer
2, 249
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Vgl. ferner s. v. .