kür,
die
,
sehr vereinzelt:
der
.
1.
›Überlegung, Prüfung e. S.‹; metonymisch ›Ergebnis einer Prüfung, Entscheidung‹; in Rechtstexten: ›Schiedsspruch, Abkommen‹;
vgl.  4.
Phraseme:
von (freier) küre
›freiwillig‹.
Bedeutungsverwandte:
I, 3,  1,  1,  14,  1, .
Syntagmen:
die k. gewinnen / haben / nemen, etw. in js. k. setzen
;
die k.
(Subj.)
geschehen, an jn. kommen, an jm. sein / stehen
;
etw.
(Subj.)
an der k. stehen, etw. in k. stellen, an / in js. k. stehen / sein, etw. von k. dolen
;
k. der bürger
;
gottes, des leibes k.
;
einhellige / freiliche / götliche / gute / willige k.
Wortbildungen:
kurfrei
›der freien Wahl überlassen‹,
kurleute
›Schiedsrichter‹,
kürmeister
›amtlicher Prüfer der Marktwaren‹;
kurwille
›freier Wille‹ (a. 1642).

Belegblock:

Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Doch mag man die kure haben, ob man ein wiese ader teich mit der mole behalte.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Deme schaden die geschoz nicht, | Wen her sie dolt von vrier kür.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
wie lange iz stunde an der kore | so muste iz doch her vore.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
A. 16. Jh.
):
Als ein kurmoede geleevert wirt ind kuirre geschiet is durch die gesworen, soe sal der boede dat pert upbinden.
Schoop, Qu. Düren
196, 1
(
rib.
,
1591
):
Die zween Churmeistere [...] sollen das Leder [...] stempelen.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Nemen korlute eyne sache zcu handen vor gerichte [...] so mag man dy korlute dorczu twingen mit gerichte, das sy is thun muszen bynnen sechs wochen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
250, 6
(
thür.
,
1474
):
so hat danne Karl von Schydingen dye kore, ap her dy geczugen lyden.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Des sal man nicht tun nach der burger kure unde nach der stat recht.
Gajek, Köler. Maÿen-Lust
65, 16
(
Breslau
1642
):
Hernach wird fuͤrgestellt die Edle Garten⸗Lust | So viel dem Gaͤrtner ist bey erster Chur bewust.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
ich pin ein plosliche figure | An mir selb nicht, sunder durch gotlich kure.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
55
(
Nürnb.
1517
):
ist der gewalt der eegnosen gegen einander nit kurfrei, sunder gemesigt.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Dü kur müss, ritter an üch wesen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Ein reicher man der het genuͦg | [...] | Und lebt mit chost noch leibes chuͤr.
Buijssen, Dur. Rat.
2, 27
(
moobd.
,
1384
):
Derselbe tempel pezzer ist an alle mazze dann den Salomon nach gotes chur gepawen hat.
Gierach, Märterb.
1164
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
Nym dïr dy chür, | du oppher unserm abgot | oder nach des chaisers gepot | endigchleich müstu sterbenn.
Jostes, Eckhart
45, 11
;
Helm, a. a. O. ;
Leman, Kulm. Recht ;
Niewöhner, Teichner
564, 2299
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
2.
›als Folge eines Schiedspruchs auferlegte Buße, Strafe‹; Metonymie zu 1.
Nrddt. / Md.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
,
1
 2,  2,  3,  4, .
Syntagmen:
eine k. leiden, auf etw. setzen
;
eine k.
(Subj.)
erfallen, die k. jm. vorbehalten sein
;
etw. bei k. verbüssen, etw. zu k. bezalen
;
k. der stat
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1505
; Hs.
E. 16.
/
A. 17. Jh.
):
gebeuth ein Erbar Rath [...] keinen weltlichen handel [...] zw treyben, auch keine wertliche arbeith [...] zw thuen bey der stadt köhr.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1624
):
Welche auf dass destor bass [...] die chur und bruchten aber den erbherrn vorbehalten sein und pleiben sollen.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
1377
):
so wat kuren darop gesat wurden, daan sal onse herre van Colne sijn dirde deil haven.
Aubin, Weist. Köln/Brühl (
rib.
,
1501
):
hait der scholtes [...] gefraigt, ob einiger lichnguter het [...] und dieselbigen in zeiten [...] so die kur erfallen were, nit vertedingt.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1565
):
die, so schaden geton, nach maß und gelegenheit ires verprechens straf leiden, auch chur und wandel [...] sollen
(›schulden‹).
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
so sal her das vorbuszen by der gemeynen stat kore dry windischer marg.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Die vleischower [...] muzen liden di kure, di di burger daruf setzen.
Hilliger, a. a. O. ;
Lau, a. a. O. ; ;
Ermisch, a. a. O. ;
3.
›als Ergebnis einer Prüfung festgestellter Wert‹; dies Metonymie zu 1; ›Würde‹; auch: ›Art, Beschaffenheit‹.
Syntagmen:
etw.
(z. B.
den zins
)
nach k. abziehen
;
beste / hohe / höchste / königliche / liebe / mägdliche / neue / rechte / reiche / ritterliche / tugendliche k.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Sine honicmaze zunge | Leit in mit tugentlicher kur | Maniger hande lere vur.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
Sion tochtere get her vore | und seht an koninglicher kore | den koning Salomonem sitzen.
Thiele, Minner. II,
27, 61
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
die joncfrow sprach: nu sage mir | alre ierst waz mynne zy, | so mach ich haben mynen kore
(hier:
der
).
Strauch, Par. anime int.
89, 15
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz dritte dar ane groze der libe lit, daz ist daz si di bestin kure hait an allime gude.
Gille u. a., M. Beheim
91, 6
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
im niemen wider streben tar, | er hat die hahsten kure.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
Zw öberst gar Saturnus sas | In höchster kuer und mayestat.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Hector mit ritterlicher chor | Enpfieng die fürsten one pin.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1562
/
4
):
das sy alsdann alle beschwerden, zins, rent und gülten [...] an dem koufschilling nach chur und anzal abziehen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Es get ein andre welt her fuͤr, | De ist in newes laufes chuͤr.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
5, 64
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
edle magt magtleicher küer.
Gierach, Märterb.
8836
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
Der vater sant palde für | und hiez sein haus mit reicher chür | herleich stellenn wol.
Reissenberger, a. a. O. ;
Henschel u. a., Heidin
1467
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3222
.
4.
›Ort zur genauen Beobachtung, Warte‹; Metonymie zu 1; dann seinerseits metonymisch: ›Späher‹.
Wortbildungen:
kürampt
,
kürwächter
,
kürwärter
.

Belegblock:

Scholz-Babisch, Klev. Rheinzollw.
320, 12
(o. O.
1557
/
8
):
dem kouyrwechter [...] vur syne belonung und vereherung ½ goltg.
Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
21, 6
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
spricht der herre mir dis: ganc und setze eynen kurwerter, und waz der siet, daz tu er kunt.
Herborn u. a., Rechn. Jülich
110, 25
(
rib.
/
snfrk.
,
1398
/
9
):
Gerart, dee des koyrenampts zu Caster wart.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
up der kur warden der brantgesellen dri.
Ebd. (
1499
):
der vurß konink gink up [...] den nuwen raitstorn in die kuren ind oversach die stat Coellen an allen enden.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2450
(
Köln
1476
):
Vyll vyand synt bynnen muren! | Ryeff der wechter van der kuren.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
1636
):
solle ein jeder, wan der Chaur Hauf blasen wird [...] mit ihrem Gewehr erscheinen.
Herborn u. a., a. a. O.
91, 21
;
Meisen, a. a. O.
2440
;
2597
;
5.
›etwas Ausgewähltes‹; in Rechtstexten: ›Wahl bei der Erbteilung‹.
Phraseme:
zur kür
›aufs beste, vorzüglich‹.
Wortbildungen:
kurheiliger
›selbstgerechte Person‹,
kurkind
(a. 1627), ›Adoptivkind‹,
kurson
(a. 1616) ›Adoptivsohn‹,
kurstein
›auserwählter Stein‹,
kurtuch
›auserlesenes Tuch‹.

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 61, 30
(
md.
,
1489
):
der meister sal im geben [...] itzlich jar ein cleith von einen kurtuch.
Ebd.
66, 26
(
1544
):
Was aber die allerbesten vnd Churtücher betrifft [...] von der ellen zu scheren 6 pfenning.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Erwischt ein groben heseln stock, | Schlug seinen Esel wol zur kuͤhr.
Luther, WA (
1522
):
Widderumb aber die werckscheyder unnd churheyligenn mit yhren erkoren erweleten wercken thun keyn gut werck.
Ebd. (
1531
):
er war ein koͤrestein der Christenheit wie Petrus und die andern Aposteln.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Plato [...] | Vermeynet, die schön geben werd | Wenig menschen allhie auff erd | Von unser mutter, der natur, | Daß sie tragen der schön ein chur.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Sy trüg ain Mugg über ain graben, | Des lobs hatt sy ain schwache kur!
6.
›Wahlhandlung‹; auch: ›Wahlergebnis, Wahlstimme; freie Entscheidung‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
alle kür, gemeine kür, kür der meisten
jeweils ›Mehrheit‹.
Bedeutungsverwandte:
,  3,  1,  8, .
Syntagmen:
die k. (ab)gewinnen / aussprechen / behaben / volziehen
;
die k.
(Subj.)
geschehen, auf einen fallen
;
der k. unterstehen
;
bei der k. / in der k. sein, nach der k. sitzen
;
k. des amptes / bischofs / herren / kapitels / keisers / königs / rates / reiches / schreinmeisters / schulzen, der handgetreuen / schöffen / testamentierer
;
tag der kür
;
bischöfliche / einhellige / erste / königliche k.
Wortbildungen:
kurgemeine
›dörfliche Wahlversammlung‹ (a. 1578),
kurgenosse
›Wahlmann‹ (seit 1592),
kurgerechtigkeit
(seit 1577),
kurgericht
(seit 1521),
kurhabende
›Wahlberechtigter‹ (a. 1539),
kurhof
›Verwaltung eines Kurfürsten‹ (a. 1608),
kurhut
›Kopfbedeckung eines Kurfürsten‹ (a. 1595),
kurkleid
›kurfürstliches Ornat‹ (a. 1515),
kurkreis
›Gebiet eines Kurfürsten‹ (a. 1555),
kurman
›Wahlmann‹ (a. 1486),
kurmündigkeit
(a. 1603),
kurperson
(a. 1642),
kurrichter
›Schiedsrichter‹ (seit 1488),
kurschreiber
›Kanzleischreiber‹ (a. 1525),
kurstimme
›Wahlstimme‹ (seit 1354),
kurtag
›Wahltag‹ (seit 1514),
kurwürdigkeit
(a. 1437).

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
4, 142, 20
(
nrddt.
,
1396
):
als ir vorschreibet von der kore wegen des alden herren und des capittels.
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 415, 24
(
preuß.
,
1454
):
das wir bleiben bey [...] alden gewonheiten [...] als die kore des rotis, der scheppin, des scholczin.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Jz sol ouch de minrere deme mereren volgen; daz ist an allen kuͦren recht.
Chron. Köln (
rib.
,
1. H. 15. Jh.
):
do gingen de doemheren zu dem rade [...] ind klagten in, we in gewalt geschech an ire kure.
Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1371
):
want ich [...] by der kore und machuͦnge diser vurgeschreben testimentyrer unde hantgetruwen [...] gewest bin.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
wer [...] gekorne worde, der oder die solten siczen nach der kore, als sie gekorne werden.
Köbler, Ref. Franckenfort
70, 14
(
Mainz
1509
):
Dwyl der cleger die wal vñ Chur hat ein fürsprechen zu welen.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
11, 10
(
omd.
,
n. 1474
):
in der kiesünge des babistes ist do selbist eyn wünderczeichen geschen, nemelichen alzo die cardinale in der kare warn, alzo kam das dach [...] so vol kleyner vogile.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
1, 24
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Cyngius, von des irwelunge und kore [...] wirt herno gesprochin.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
283, 27
(
els.
,
1362
):
do was [...] so gros krieg [...] vmb die kúre eins bischofes.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
satzungen [...] dass, so die kurfuͤrsten in der kur zwitraͤchtig, oder nit waͤlen, im einen keiser ze geben zuͦstand.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
das doch das loblich hus Oesterich [...] mit der chur des heiligen riches und andern den hoͤchsten wirden [...] angesechen worden was.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1473
):
zwölf geschworen man [...] söllen alle jar von den gemainen zunftgenossen [...] erwelet werden mit der merern wale und kure.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
es was weder er [...] auch der kurfürst hertzog von Sachsen nicht pei der kur gewesen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
ward diser Tacitus (da das kriegsvolk sich der wal und chur nit understên wolt, dem römischen rat frei übergab) erwelt.
Toeppen, a. a. O.
3, 582, 16
;
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Rwb ; /62; ; ; ; ; ; /6; ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
7.
›Kurwürde‹.
Syntagmen:
die k. erben; von der k. abstehen
.
Wortbildungen:
kurbischof
, wohl ›Kurfürst‹,
kurerbe
(a. 1612).

Belegblock:

Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
15. Jh.
):
wanne der heilge seent geburt an den archidiaken oder churbuschoff.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
vermainet künig Bernhart [...] zu erben, wie dan noch bei uns mit den churfürstentumben geschicht, das des elteren brueders sun und nit der brueder, wiewol elter, die cur erbt.
8.
›mit der Bearbeitung eines bestimmten Grubenteils beauftragte Gruppe der Bergarbeiter‹; auch: ›von der Gruppe bearbeitete Grube‹.
Bedeutungsverwandte:
, .

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 92, 35
(
md.
,
1477
):
Kan Peter Stenger [...] sulchen kouff des kucks und das er yn noch der gesaczten zceit der kör [...] ersucht habe [...] so blibet der kouff bey macht.
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 222
(
oobd.
,
1550
):
wo die tieffen schächt, gefärlichen Kür vnd böss wetter verhanden.
Veith, Bwb. .