kündig,
Adj.
1.
›bekannt, rechtlich bestätigt, anerkannt‹; auch ›befreundet‹;
vgl.  1.
Syntagmen:
˹
etw. k. machen, jm. etw. k. tun
˺ jeweils ›jm. etw. verkünden‹;
(jm.) etw. k. sein / werden
;
k. sein, das [...]
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Dâmite er ouch irwachte | und kundic machte | abir dem wîbe dî geschicht.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Notum. Kundt offenbar offentlich offenbärlich scheinbar scheinbarlich lautbrecht clerlich greifflich augenscheinlich vor augen am tag kuͤndig kuͤndtlich wissentlich schein vnlaugbarlich vnhäling vnuerborgen ansehenlich augensichtlich.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
hadden syne vrunde [...] has vnd nijt vp die gemeynde [...] dat kondich is vnd herna geschreuen steit.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1581
):
Es ginge gelichfals umb der durworter Boum [...] und gab [...] auch den kundigen nachparn und andern geltpresenzs.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Dine sunde det ich dir kundig und min unrecht inverbarg ich nit.
Jahr, H. v. Mügeln
310
(
omd.
, Hs.
1463
):
er smit uß falscher münzen art, | dem nie min lere kundik wart.
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 29
(
Straßb.
1524
):
damit ir vnfoͤrmlicheyt vnd lugen dester scheynbarer vnd kündiger werd.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Getrauen wier, das kündig und wâr sei, das der brech noch haft nit an unserm gnädigen herren [...] gewesen sei.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Chron. Augsb. 2, 96 A. ;
2.
›über Sachkenntnisse verfügend, wissend, informiert‹.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 3, (Adj.) 3, , (Adj.) 34, , , , , .
Syntagmen:
j. k. sein, jm. etw. k. machen, e. S.
(Gen.),
in e. S. k. sein / werden
›Kenntnisse e. S. haben / bekommen‹;
kündiger herre / leser / man / mensch / nachbar, kündige person
.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
clagen wir uch dat, | dat vns der stede kundige heren | willent entliuen ind interen.
Köbler, Ref. Wormbs
110, 29
(
Worms
1499
):
so soͤllen [...] die wir ye zuzyten dahyn kiesen [...] die güter eigentlich beschriben anzeigen die durch kündig Person sunderlich darzu verordent.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
299, 1194
(
Magdeb.
1608
):
Das er Lateinisch / Griechisch laß | Vnd beyder Sprachen kuͤndig was.
Enders, Eberlin (
Wittenb.
1525
):
leset den Text [...] das yhr wol darynnen koͤndig werdet.
Pyritz, Minneburg
1981
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ez ist by tusent jaren | Nie menschen worden kundig | [...] | Vıͤnlicher wip noch clugers.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
73, 33
(
nobd.
,
1523
):
Unter solchen vierzehen schopfen sollen funf wirtzpurgisch sein, die sollen so mundig und kundig sey, das sie alle urtheyl wissen sollen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
685, 11
(
els.
,
1362
):
kúndig was er in sime widerstonde deme túfel.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
alsus wurt der mensche ein kúndig mensche und ein wol edel mensche.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
si [di perinne] werdent auch schierr zam und sint kündiger wan die pern.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1568
):
damit [...] wo ainem das burgerrecht bewilligt, zuvor [...] erkundigt werde, das er des handwerchs redlich, wol kindig, erfarn und dem handwerch wol vorsteen künne.
Mollay, Ofner Stadtr.
64, 2
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
So sullen zu sam treten dÿ gantz gmain [...] vnd sullen erwellen einen kündigen man.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2011
;
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Opitz. Poeterey
10, 15
;
3.
›klug‹; offen zu 2; auch negativ geladen: ›schlau, listig‹.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 5, , , , , (Adj.) 5, , , , .
Syntagmen:
j. (auf etw.) k. sein
;
von jm. k. kommen
;
kündiger geist / mensch / mut / schalk, kündige frage / person / magd / schlange / untreue, kündiges wort, kündige herren / leute
.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
wart da etwas krank van heuft, als wer er doll, also das in gutte kundige leut uff einem karrn zu Collen brachten.
Fastnachtsp. (
nobd.
n. 1494
):
Ich kom kündig von in, | Daß si mir nicht entaten.
Menge, Laufenb. Reg.
1669
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Doch sindt sú gelirnig gar | Vnder antlit rotuar | Kúndig vnd kúnstenrych.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
7, 29
(
els.
,
1362
):
An dem iúngesten tage sint luter herze nútzer denne kúndige wort.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
die kündigen dienstmegede und die gritigen arbeiter [...] die hant groszen lust und ergetzunge in dem tegelichen gewinne.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
so sy massent einfeltiglich die oren der fúrsten vnd betriegent die andernvon irer natur mit kúndiger vntreuwe.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
aber die mæzig päuch haben, die sein behend, weis, fürsihtig, kündig oder sinnreich.
welher mensch tief augen hât vast hin ein gesetzt in daz haupt, der ist kündig oder hinderlistig und ain betrieger.
diu ist die schalkhaftigst under allen slangen sam ein vorscher spricht, und ist kündiger wan kain ander slang.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
936
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Die graif er an mit ainer chündigen frag, daz er auz irer antwurt zesamen chlaubt wie sein poshait ainen furgang gewünne.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
das man in sol setzen [...] mit dem haubt in die erde unz an die güertl [...] und ob er dan als kundig wer das er sich herauszug, so ist er dennoch zu wandl sechs schilling.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm ;
Bihlmeyer, Seuse ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
123, 56
.
4.
›genau, sparsam, pedantisch‹.
Bedeutungsverwandte:
 2, (Adj.) 38,  4,  3,  3, ,  1, (Adj.),  3, , , , .

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Parcus. Sparig sparhaft abbruͤchig verschoͤnig koͤndig.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Messig Bescheiden Wol zu friden Zimlich Karg Kuͧndig Abbruͤchig Heußlich.
Maaler (
Zürich
1561
):
Kündig [...] Restrictus, Parcus. Vber sein guͦt Kündig. Parcus opum.
5.
›hochmütig, stolz‹.
Bedeutungsverwandte:
, .
Gegensätze:
 1.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Hie nach so wirt gesezzen | Ein gerichte vermezzen | Uber den kundigen man.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
silber und golt [...] zŭ haben iz ist nicht sŭnde und zu besitzenne mit der gotes minnen, also daz der mensche othmuntich si und nicht kŭntig.