kränken,
V.;
Fortsetzung von
mhd.
krenken
().
1.
›jn. / etw. schwächen (an Kraft); (die Wache) mindern, reduzieren‹;
vgl. (Adj.) 13.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘; erzählende Texte.
Gegensätze:
 1,  1.
Syntagmen:
den leib / leichnam / menschen / magen, die gier / natur / sele / sünde / warte, das knie / liecht / unheil, die glieder k.
Wortbildungen:
kränkern
.

Belegblock:

Bobertag, Schwänke (o. O.
1555
):
Der selb guͦt mann kam in ein seer grosse kranckheit, durch welche er lange zeit hart vnd übel gekrenckt ward.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1388
):
der hauptman sol auch die wart sterken und krenken, wenn in dunkt, daz ez nutz [...] sey.
Weitz, Albich v. Prag
167, 4
(Hs. ˹
nobd.
,
2. H. 16. Jh.
˺):
wan er ist hart in dem magen, so nympt er clisteria, do methe vorderbt vnd kranket er sich.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1993
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Du solt nu gemach an Cristus leben gedenken, | Das es dich nit tüge krenken.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
wart zuͦ beden siten me volkes erslagen, denne [...] ie was erslagen, und hievon wurdent sü gekrenkert.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
3156
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Du vast zuͦ vil vnd krenckest din glider.
Lemmer, Brant. Narrensch.
31, 23
(
Basel
1494
):
so wurt von we der lib gekrenckt | Das er nit an die sel gedenckt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Krencken / Kranck / Mugloß oder krafftloß machen.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 135
(
halem.
,
15. Jh.
):
Nit ist besser gnaͮde ze behalten denn abgeschaiden luterkait, waͮn groͮss andaͮcht mag krenken, hoͮhe schowen mag slaͮffen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das schandtlich saufen [...] welches doch den leib und die seel krankt und schwecht.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das stet, sterkt ir nicht und das gekrennkt ist, das kreftiget ir nicht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
des menschen stimm sterkt sich von dem vierzehenden jâr unz an daz alter, sô krenkt si sich dann.
diu lieb, die man hât in diser werlt zuo vergancleichen dingen, diu krenkt leib und sêl.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
113, 13
(
tir.
,
1464
):
sein leben das würt gechrenkhet mit dem schmerczen.
Bauer, Zist.-Pred. Haller
89, 33
(
tir.
,
1466
):
Die lieb Kchristi die ist [...] nicht kchrënkchen, aber sÿ ist stërkchen.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 12, 19
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1063
;
Lauchert, Merswin ;
Pfeiffer, a. a. O. ; ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
33, 4
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 63
.
2.
›jm. / e. S. Schaden zufügen‹; auch: ›etw. zerstören‹;
vgl. (Adj.) 7.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
den schild, die luft / wurzel, das erdreich / gold / haus k.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
847
(
rib.
,
1444
):
Da mit uch billich genoegen sal | Sonder myn huys zo krencken off zo stoeren.
Ebd.
4099
:
Dat eme alle andere wapen neit eyne lijse | Noch eyne male mochten krencken.
Loesch, Kölner Zunfturk.
58, 25
(
rib.
,
2. H. 15. Jh.
):
sowilch man sinen schilt [...] aen deme breide krenkde [...] der sall 4 m. zo boessen gelden.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
11, 16
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Das leben hie [...] krenckent und vergiftent die luft.
Gille u. a., M. Beheim
425, 23
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
er ist geleich dem slangen | [...] | sein grosse wider wertikait sol mich nit krangen.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Derhalb, mensch, wo du das bedenckest, | Der hoffart wurtzel du bald krenckest.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
ich [...] habe daz ertrich gekrenket daz es unfruhtber worden ist.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
Der waiss wechst bas in der trucknen statt und der wiss waiss wirt minder gekrenck in der fúchti.
UB ob der Enns (
moobd.
,
1377
):
ob das Haws von dem fewͤr, alter oder andern sachen chrenchtt wuͤrd oder gestoͤrt.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
3.
›jn. (an / in seinen Rechten) beeinträchtigen, einschränken, schädigen; ein Rechtsabkommen verletzen, brechen, mißachten; ein Gelübde brechen‹;
vgl. (Adj.) 4.
Phraseme:
kein härlein kränken
,
eine frau kränken
.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
einen artikel / brief / bürger / eid / punkt, eine (die) besitzung / conscienz / ere / freiheit / gabe / gewonheit / gnade / herschaft / ledigung / macht / ordnung / würde / zunft, ein erbe / gebot / gelübde / gemächtnis / gericht / gewissen / gut / handwerk / recht k.
;
jn. an
(z. B.
an einem recht
)
/ in etw.
(z. B.
in den freiheiten / nützen
)
k
.
Wortbildungen:
kränkung
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Nocere Letzen verletzen verunrechten beleidigen beschedigen vernachteiligen ¶ krencken schwächen.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
daz her daz Riche Richte bescherme an sinem Rechte / vnde he dat Rike wille hogen vnde nicht krenken.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
112, 14
(
wmd.
,
1634
):
Kein blättlein sie zerbeissen, | Kein härlein kränckens nicht.
Thiele, Minner. II,
28, 44
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
dorch eme enchrenche ich nemmerme | myn wyflich er, myn stedicheyt.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Er sprach: dat thut mein gluͤbt nit krencken.
Gerhard, Hist. alde e
787
(
omd.
,
um 1340
):
Sine tochter Dina [...] der vurste hochgemut, | Crenkte und ir tet gewalt.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5615
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
ab si dich vordencken | unnd dinen lumund dar umme krencken, | wi wiltu danne ym gethu?
Gille u. a., M. Beheim
234, 34
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so vleissent sy sich ye | wider cristen gelauben hie | mit unczeitlichen worten, wie | sy den nidern und krenken.
UB Zug
1, 221
(
halem.
,
1366
):
were, das jeman [...] die zúnfte und die burger gemeinlich der statt krenken oder kúmbern wolte.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1370
):
daz wir [...] beholfen sein wollen [...] wider allermeniclich, die sie in iren erben, besiczungen, rechten, guten gewonheiten, freiheiten, gütern und nuͤtzen hinderten, schedigten oder mit gewalt krenkten.
Sappler, H. Kaufringer
9, 229
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
du krenkest mir vil ser | gar oun alle schuld mein er.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
sye [montze] wirt gesetzt und das golt geschwechet; do seind eyd und er von gekrencket worden.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Daz chrencht di pot, di got gepot.
Piirainen, Stadtr. Sillein
144b, 28
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Noch crenket [man] nymant an lantrecht noch an lehen recht.
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Behrend, Magd. Fragen ;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Heydn. maister
34v, 21
;
Hör, Urk. St. Veit
109, 20
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
194, 5
;
Winter, Nöst. Weist. ;
4.
›jn. / etw. krank machen, schwächen‹; vgl. (Adj.) 13; eng an 1 anschließbar.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
, .

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Er sach daß er der Hoͤll zu lieff, | Das hat jhn kraͤncket.
Sachs (
Nürnb.
1551
):
Wen augenwe und zanwe krencken, | Dem könn wir ein segn an halß hencken.
Menge, Laufenb. Reg.
2471
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Das die übunge sye gar | Gemessen [...] sú sol sin | Nit zeuil da sú dich krenke.
Martin, H. v. Sachsenh. Jesus
8
(
schwäb.
,
1455
):
Die gifft krenckt weib und man.
Sudhoff, Paracelsus (
1531
/
5
):
das der mensch an seiner creatur gesunt ist, aber die welt ist der tot, die krenkt in und toͤt in.
Rieder, St. Georg. Pred. ;
v. Groote, Muskatblut ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
5.
›sich sorgen; jn. / sich betrüben, beschweren, erniedrigen, plagen, beleidigen, herabsetzen; das Herz betrüben‹;
vgl. (Adj.) 2.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
165, 3748
(
Magdeb.
1608
):
WEnn ich dis alles wolt bedencken | Vnd mit solchen sorgen mich krencken.
Opitz. Poeterey
45, 17
(
Breslau
1624
):
Wer wuͤndtschet kraͤnckt sich jeder zeit / Wer todt ist / ist ohn alles leidt.
v. Ingen, Zesen. Ged.
389, 30
(
Breslau
1641
):
Mein liebster Schatz in meinem Hertzen | Er macht / daß ich mich stuͤndlich kraͤnck.
Pyritz, Minneburg
4402
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ich sprach: du solt dich nicht krenken | Dar umb und niht betruben.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
7, 48
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
die zornlikeit, das ist die kraft der sel [...] die ist nü enseczt und verworffen und gekrenckt.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz kein úwer schefli gekrenket werde an siner sele.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
daz [hertz] wirt me gekrenket denn gesterket.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
so gar hat er daz hertz kränckt uß ursach der schnellen verrendrung des leidtz in fröud.
Schmidt, Rud. v. Biberach
82, 7
(
whalem.
,
1345
/
60
):
ob der geist nv̌t wirt vber wunden gentzlich vnd ertoͤdet, so wirt er dicke doch gekrenket und vermuͦt.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Ach, senen krencket mich so hart | Nach dir, mein liebste frawe zart.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
Dein hocher mut [...] der sol gekrengkt werden an dir und an aller deiner macht.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2800
;
Froning, Alsf. Passionssp.
2905
;
Opitz. a. a. O.
24, 3
;
Thiele, Minner. II,
13, 109
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Haltaus, a. a. O. .
6.
›etw. (das Unrecht) verhindern, abwehren‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
her [...] sal in den eit vier dingh nemen / dat her dat recht sterke / vnd daz vnrecht krenke.
Leman, Kulm. Recht ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
62, 36
;
142, 39
.
7.
›sich nach jm. / e. S. sehnen‹.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen. Rosenw.
49, 56
(
Hamburg
1642
):
Wer will mag immer toll sich krencken | Nach Reichthum trachten fuͤr und fuͤr.
Goedeke u. a., Liederb. (
Nürnb.
1539
):
das herz in mir | krenket sich nach dir.