krum,
Adj.
1.
›nicht gerade, gebogen, schief, verdreht (von Menschen und Gegenständen)‹.
Phraseme:
der krumme stab
›Herrschaftsgebiet eines Bischofs‹;
krummes maul
Ausdruck der Unzufriedenheit;
jn. krum ansehen
›jn. mißachten‹.
Bedeutungsverwandte:
, (s. v. , V.), , ,  1, (Adj.) 1, , , , , , .
Gegensätze:
 1,
2
(Adj.) 1, .
Syntagmen:
jn. / etw. k. machen / treten, von etw. k. werden
;
krummer angel / arm / baum / finger / flügel / hals / hocker / kragen / kreis / lauf / leib / rücke / se / steg / strich / umschweif / weg / winkel / wolke, krumme buche / hand / klaue / linie / nase / pfeife / schere / schnauze / strasse / wunde, krummes auge / eisen / gebis / gesicht / har / holz / horn / schwert / tor, krumme beine / furchen / füsse / glieder / nägel
.
Wortbildungen:
krumärmig
(a. 1536),
krumbein
,
krumbis
›Mundstück des Zaumzeugs‹ (a. 1483),
krumbuk
›Krümmung‹ (a. 1603),
krumeisen
,
krumfus
,
krumfüssig
(a. 1512),
krumgebäue
(dazu bdv.: ),
krumgebogen
,
krumgewer
(dazu bdv.: ),
krumhals
,
krumheit
,
krumlecht
(dazu bdv.: ),
krummesser
,
krummisch
(a. 1487),
krumnase
(a. 1627),
krumnäsig
(a. 1414),
krumneigig
(a. 1512),
krumschenkel
,
krumspies
,
krumstäbisch
›bischöflich‹ (a. 1640),
krumstarrig
›verkrümmt, steif‹ (a. 1634),
krumstelze
,
krumwendig
,
krumzapfe
›Kurbel am Zapfen einer Radwelle zum Anhängen von Gestängen‹ (16. Jh.);
krummer darm
(dazu bdv.: , ).

Belegblock:

Lichtenstein, Lindener. Rastb.
152
(o. O.
1558
):
als narren, fantasten [...] knöbelbeylen, krumbsteltzen, langnasen.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
der einen stapschaft sihet gestôzenen in ein wazzer, den dunket der stap krump sîn.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Mit vnwilligen Pferden macht man krumme Furchen.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
er hett ein krommen kragen, | dardurch durch baide backen | brennte löcher tragen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
146, 10
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Syn beyn waren gar kromp vnd sin füsse zu male knollicht.
Bobertag, Faust (
Frankf.
1587
):
D. Fausti famulus sagt, daß er einem Lindwurm gleich gesehen habe [...] der halbe Schwantz, wie ein Schnecken Hauß, krumblecht.
Schmitt, Fachprosa
23, 11
(
omd.
,
A. 15. Jh.
):
alle velt, sy syn rechtwendik, cirkelwendik adir krumpwendik, sy werden alle gebrocht yn dy virkante offenbare mose.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
74, 20
(
omd.
,
1487
):
so dein eldern Zcǔ dir kōmen saltu [...] Nicht sÿe hinder den ofen setzen vnd krǔmp ansehen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
306, 2
(
thür.
,
1474
):
als derselbe Hans Possegke [...] von deme gotishuse unde krommen stabe zu lehen hatte.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
in der czit buweten dy von erffort ore stad unnd machten krumme thor.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
33, 20
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dy han czwey kny bi dem houbte [...] unde eyn krumme klawe.
Skála, Egerer Urgichtenb.
108, 4
(
nwböhm.
,
1573
):
hab Ime Auch das kromb Eisen gemacht.
Voc. Teut.-Lat.
cc jr
(
Nürnb.
1482
):
Schabe krumpmesser panckschabe scabrum.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1528
):
So haben etlich schlechte leyb, arm vnd beyn, die andern krume.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
fuͦrt in neiswa hin einen krumben weg in ein loch under der erde.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
sol der mensche [...] tŭn als der ein krumb holtz slichten wil.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
hab dir din krumb nasen und dinen unsubern lip.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
ein schwybboge͂ od’ krum͂gebew.
Falcarii Die sichle͂ od’ krum͂gewer tragen.
Bremer, Voc. opt.
1128
(
oalem.
1. H. 15. Jh.
):
Longaon [...] arsdarn [...] krummer darm [...] kotdarm [...] Intestinum rectum.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3879
(
schwäb.
,
1453
):
Ich [...] wil vermiden krumme stig.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Krumbein / krumfuß / der ein krummen fuß hat.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wem aber die arm krump sint, daz bedäut ainen vorchtigen [...] menschen.
ain wei [...] hât krum flügel niht aufgereht sam der habich hât.
Weitz, Albich v. Prag
142, 20
(Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
Wer auff sein haupt gefallen ist, das jm der hals krump sey [...] dem solt du [...] den mund auff tuͦn.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
geschehen wunder [...] an allen krannckhen mennschen, sy sein plindt, lam oder chrumpp.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
47
(
oobd.
,
1607
/
11
):
2 andere kleine krumme und krause schwartze hörnlein.
Ebd.
718
:
4 türkischer krumbgebogene mit gantz silber vergulte schaiden und hefften.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
9, 11
(
noobd.
,
1347
/
50
):
daz von der schrenkung kumen krummeu und ungeleicheu winkellein.
Niewöhner, Teichner
418, 19
(˹Hs.
moobd.
,
1360
/
70
˺):
er [...] wirt auch der chrumphait an, | also daz er rekchet dan | nach dem phenning sein gelider.
Munz, Füetrer. Persibein
70, 6
(
moobd.
,
1478
/
84
):
von im manng chrumber vmbeschwayff | ward vmb das haus dy nacht uil dick genummen.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
rürt in der engl an sein hüf und macht in krump.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm ;
Schmitt, Ordo rerum
449, 50
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
618, 3514
;
Froning, Alsf. Passionssp.
435
;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
145r, 13
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
108, 46
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
15, 24
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Zingerle, Inventare ;
Veith, Bwb. ;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 173
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 126
.
Vgl. ferner s. v. ,  1.
2.
›unrechtmäßig, unredlich, bestechlich, falsch, schwierig‹; Ütr. zu 1.
Phraseme:
jm. wird die hand krum
›j. wird bestechlich‹;
krummer mitwoch
›Mittwoch in der Karwoche‹;
krummer schlüssel
›Nachschlüssel‹;
krumme grafschaft
›späterworbene Grafschaft‹.
Bedeutungsverwandte:
, (Adj.) 6, , .
Gegensätze:
 4, (Adj.) 7, .
Syntagmen:
krummer abweg / handel / sin, krumme antwort / hand / sache / sele / teiding, krummes gemüt / urteil / wort / ziel, krumme noten
.
Wortbildungen:
krummerei
›Irreführung‹.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1404
):
das gelt gab uns syn frauwe an der krommen mitwochen.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Thue einer eim boͤsen Menschen gut / so wird doch dem der es thut die Hand nicht davon krumb.
Jahr, H. v. Mügeln
1128
(
omd.
, Hs.
1463
):
wer dem den zügel laßen wil, | wann es leuft uf das krumme zil, | es treit in in der helle gruft.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
26, 12
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Loica [...] hilft da nicht mit iren verdackten verslahen, mit der warheit verleitung krummerei.
Ebd.
26
:
hilfet da nicht mit rechtes und unrechtes fürsprechung, mit seinen krummen urteilen!
Luther, WA (
1537
/
40
):
Stuck umb stuck, krumme antwort umb krumme wort.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
waz tuͦst du, krúmbú sel, in aim ufrechten libe?
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
es sol dich alles bereiten, es si krumb oder recht.
Chron. Strassb. (
els.
,
E. 14. Jh.
):
er [papst] gap grossen jerlichen aplos an dieselbe kirche uf die krumbe mitwuche.
Spanier, Murner. Narrenb.
11, 102
(
Straßb.
1512
):
wa man krumme noten sing.
Lemmer, Brant. Narrensch.
19, 46
(
Basel
1494
):
Die zung die brucht man in das recht | Durch sie würt krū das vor was schlecht.
Kottinger, Ruffs Etter Heini V. (
ohalem.
,
1538
):
dann die sach ist selzam und fast krumm.
Sappler, H. Kaufringer
20, 29
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
also macht er das krumm schlecht | und das schlecht mouß werden krumb.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
ain bös, alt geschwetzig weib [...] het villeucht auch ain krommen, faulen handel am hofgericht.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
4, 8
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Richten, slichten sol dein güt | krummes, tummes, falsch gemüt.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. II,
1463
(
tir.
,
1486
):
Ich was wol so krumpes sins, | Das ich niner gab rechten zechent.
Quint, Eckharts Pred. ;
Henschel u. a., Heidin
1356
;
Bührer, Kl. Renner
150
;
Lemmer, a. a. O.
103, 58
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
20, 25
;
Karnein, de amore dt.
164, 345
;
Weber, Füetrer. Poyt.
135, 3
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Qu. Brassó
5, 515, 39
;