kraut,
das
;
-(e)s/-er
+ Uml.; auch
-e
+ Uml. (Bedeutung 3 auch
die
).
1.
›nicht holzige Pflanze‹; auch: ›das Grüne an der Pflanze im Gegensatz zu der Blume oder der Wurzel‹; als Kollektiv auch ›Gestrüpp‹; in fachlichen Texten ›Heilpflanze als Arzneimittel oder Zaubermittel‹.
Phraseme:
jm. das kraut von den oren blasen
›sich bei jm. Gehör verschaffen‹;
für / wieder den tod ist kein kraut gewachsen
(auch zu 5 stellbar);
etw. geht mit kräutern zu
›etw. geht mit unrechten Dingen, mit Zauberkraft zu‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, .
Syntagmen:
ein kraut auf / in / über etw. legen / tun, kräuter abbrechen / abscharten / anzünden / ausmachen
›jäten‹
/ ausraufen / entreinen / erkundigen / fressen / kochen / pulfern / saufen / schlagen
›Gras ernten‹
/ sieden / stossen / suchen / verderben / verzeren
;
das k.
(Subj.)
aufwachsen / entspriessen / riechen, sich aufrichten, jm. helfen
;
des krautes warnemen
;
sich auf kräutern verstehen, sich in kräutern verbergen, jn. / etw. mit kräutern curieren / heilen / streuen / zieren, unter dem k. liegen
;
kräuter des paradieses
;
gattung / pflaster / staudenwerk / trank von kräutern
;
blätter / form / saft / samen / stengel / wurzel des krautes, aberglaube / arcana / arznei / erkentnis / früchte / gewalt / kraft / liebhaber der kräuter
;
bitteres / böses / edles / frisches / giftiges / grünes / gutes / heilsames / kleines / kräftiges / kurzes / langes / saures / schädliches / schlechtes / seltsames / unnützes / verdorbenes / wildes / wolriechendes / wolschmeckendes / wunderliches k.
Wortbildungen:
krautächtig
,
krautbad
(a. 1430),
krautbüschel
(a. 1572),
kräuten
(Adj.; a. 1594),
kräuterkissen
›mit Heilkräutern gefülltes Kissen‹ (16. Jh.),
kräuterkraft
,
kräutermeister
(a. 1468),
kräutervernunft
wohl ›Lehre von den Heilpflanzen‹,
krautfarbe
(a. 1540),
krautgift
,
krauthaus
›Apotheke‹ (a. 1480),
krautsalbe
(a. 1487),
krautsame
,
krautschauer
›Sammler von Kräuter für medizinische Zwecke‹ (1436),
krautstengel
,
krautsucher
(dazu bdv.: ).

Belegblock:

Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
das sie gern das kraut gehabt het, das man denselbigen schwestern ein spann von dem nabel aufflegt, wann sie den grimmen haben.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Und swa sie [die wilden lute] sich vorbergen, | In holn und in cruten
(hier: ›Gebüsch, Gestrüpp‹).
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
alsô giuzet der himel sîne kraft gar heimlîche in ein ieglich krût und in diu tier.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
114, 6
(
Hamburg
1646
):
am hange [...] war ein dikkes staudenwerk von kraͤutern / dornen und anderem geraͤusche in einander geflochten.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1683
(
Köln
1476
):
Wat wunderlychs kruytz wart gesucht.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
so vleten de guden roke van den wolrukende kruderen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
86, 17
(
Frankf.
1535
):
Goldt gmischt mit dem safft des krauts genant borago [...] ist gut denen die da vast onmechtig seindt.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
Die natur auch solcher thier lehret sie, die ihnen schädliche kräuter meiden und vorüber gehen.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Die Gwalt der Kreutter / groß vnd klein | Muß mir all vnterworffen sein.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Sich wert meren ouch din sam, | Und din geslechte wert bynam | Als daz edele crude gut | Daz sich uz suzer erden tut.
Feudel, Evangelistar
14, 10
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Dy erde brenget czu dem ersten daz crut unde dar nach dy eher.
Thür. Chron.
1v, 17
(
Mühlh.
1599
):
In der einen [Kammer] war allerley Krautsame.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Sô ist iz grôzir wan alle cruͦte und wirt ein boum.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
66, 6
(
osächs.
,
1570
/
7
):
es [kalk] machet den acker feist und reiniget ihnen von allen bösen kreutern.
Luther, WA (
1531
):
Sonst wechst kein krautt wider den todt.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Caulis Stengel an Kreutern / Krautstengel.
Opitz. Poeterey
13, 7
(
Breslau
1624
):
die bienen / welche jhr honig auß den gesunden blumen saugen / vnd die gifftigen Kraͤuter stehen lassen.
Thiele, Minner. II,
16, 14
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
wir gienegen mit ain ander dar | und namen do der cruter war.
Menge, Laufenb. Reg.
209
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Der wurtzelen vnd der krúter saft | Wúrket hie vil grosse kraft.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
er seite mir ŏch von gar vil krv́ter vnd von gar vil steinnen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
13, 12
(
Basel
1494
):
Wer eyn mol wurt von mir [Venus] verwunt | Den macht keyn krütter krafft gesunt.
Bremer, Voc. opt.
31010
(
oalem.
,
15. Jh.
):
Herbularius kruͦtsucher [...] kraͤutermeister [...] dicitur ille, qui diuersas noscit et vendit herbas medicinales.
Jörg, Salat. Reformationschr.
858, 4
(
halem.
,
1534
/
5
):
lag doch die schlang staͤtz / under dem krut.
Morrall, Mandev. Reiseb.
98, 14
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
daz tow felt uff die krútter von dem land.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
1992
(
schwäb.
,
1453
):
Ir wissent wol, krut, stain und wurcz | Und wortten haben kreffte vil.
Sappler, H. Kaufringer
26, 89
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
leiden ist ain gesundes trank | und ain hailsam kraut on allen wank | ob allen kreutern des paradeis.
Sudhoff, Paracelsus (
um 1520
):
eintweders das krautgift oder das fleischgift oder gemüsgift oder gewürzgift.
Ebd. (
1530
):
was die theorica astrorum anzeigt, das dasselbig [...] hingenommen werd, das ist durch die kreutervernunft, das ist durch ir arcana.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
sie wellt herr Jergen ain weib ziehen, die im müsst das kraut von oren blasen.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
157, 6
(
Augsb.
1553
):
so nim ain wenig des grenen krauts von petterling.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
228r, 1
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
sol mon mit nichte legen kein plaster / mit smere vnd von kreutteren gemacht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenne si diu kräuter ezzent, sô schadent si den wurzen niht, wan si peizent si neur oben ab.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
77, 5
(
oobd.
,
15. Jh.
):
Die [...] ausprenten wasser der chrewter hat gemacht [...] ein lerer der ertzney.
Weitz, Albich v. Prag
139, 21
(Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
das selb tuͦt auch die wurcz vnd kraut der grossen distel.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
255
(
oobd.
,
1607
/
11
):
ein stainin meergewechs [...] welches alles mit abgossenen kreüttlein und tierlein geziert.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
4, 26
(
tir.
,
1464
):
er hat nur gessen von den grünen früchten, von den chreutern oder von den laübern oder von den wurczen.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
119, 11
;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
7152
;
J. W. von Cube. Hortus
1, 40
;
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
15, 12
;
Hübner, Buch Daniel ;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
17, 8
;
Schönbach, Adt. Pred. ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Rauwolf. Raiß Einl. ;
Sudhoff, a. a. O. ;
Barack, Zim. Chron. ;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Bremer, Voc. opt.
31010
;
Alberus
CC jv
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 64
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 69
.
2.
›Gemüsepflanze, besonders Kohl, Spinat‹; auch zubereitet als Speise z. B. ›Sauerkraut‹; in Wirtschaftstexten als Abgabe.
Zur Synonymik für 'Sauerkraut / Kraut' in den rezenten dt. Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
und zur Synonymik für 'Rotkraut / Kraut' s.
regionalsprache.de, s. v.
.
Phraseme:
kraut und fleisch, kraut und rüben
.
Bedeutungsverwandte:
,
1
 1, ,
1
, , .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
k. abblatten / abbrechen / abfressen / abgewinnen / abhauen / (ab)schlagen / abschneiden / anschneiden / anrichten / anschneiden / auffressen / auffretzen / aufschütten / aushauen / ausmachen / ausscheiden / ausschlagen / bauen / bereiten / dörren / hacken / kaufen / kochen / nagen / pflanzen / pulfern / scharben / schmalzen / setzen / sieden / stelen / stossen / übersetzen / verkaufen / verzehnen / weihen / würzen / (zer)hauen
;
das k.
(Subj.)
den magen entreinen, an einem ort stehen, jm. schmecken
;
etw. (land) mit k. beschweren / besetzen
;
ein fas / jauch / schaf / tonne k.
;
trank mit k., blätter / zehent vom k., sieb zu k.
;
dürres / frisches / geschnetzeltes / grünes / gutes / saures k.
Wortbildungen:
krautacker
,
krautackerzins
,
krautampt
›Amt zur Besorgung des Gemüsegartens einer Behörde‹ (15. Jh.),
krautballe
›Kloß aus Teig und Mangold‹ (a. 1540),
krautbek
,
krautbeunde
,
krautbet
,
krautblattich
,
krautblech
,
krautblez
,
krautblok
›Krauthobel‹ (a. 1591/9),
krautbottich
,
krautbrente
,
krautbret
,
krautbütte
(seit 1450),
krautdieb
(a. 1365),
krauteisen
(a. 1615),
kräutelware
(a. 1532),
kräutelwerk
,
kräuterfrau
,
kräuterman
,
kräutertorte
,
kräuterweihe
(seit 1439),
krautfas
(dazu bdv.: , ),
krautgeld
eine Abgabe (seit 1573),
krautgewicht
(a. 1498),
krautgrube
,
krauthacke
,
krauthacker
(a. 1558),
krauthakbank
,
krauthakbret
,
krauthaupt
,
krautholer
›Krautdieb‹ (a. 1630/47),
krauthut
,
krautkamer
,
krautkarre
(a. 1487),
krautkeller
,
krautkessel
,
krautkopf
(a. 1570),
krautkorb
,
krautkübel
(16. Jh.),
krautkufe
(a. 1585),
krautland
,
krautlehen
(a. 1574),
krautmal
(a. 1606),
krautmarkt
,
krautmeier
(a. 1575),
krautmeister
(a. 1552),
krautmesser
,
krautmus
(a. 1516),
krautpflanze
,
krautreibe
,
krautschif
(16. Jh.),
krautschneider
(16. Jh.),
krautschnitzer
(a. 1625),
krautschüssel
,
krautseihe
,
krautsetzer
,
krautsezling
(seit 1564),
krautsieb
,
krautsieben
,
krautsieden
,
krautsieder
,
krautsiedhaus
,
krautstande
(seit 1549),
krautstander
,
krautstein
›Mörser‹,
krautsterz
,
krautstrauch
(a. 1613),
krautstrunk
,
krautstübich
(a. 1552),
krautstük
(a. 1516; dazu bdv.: ),
krautstul
(a. 1635),
krautsülze
,
krautsuppe
(seit 1612),
krauttonne
,
krauttopf
,
krauttorte
,
krautverkäufer
(dazu bdv.:  1),
krautwage
(a. 1638),
krautwasser
,
krautweihung
,
krautwisch
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
3, 171, 39
(
preuß.
,
1450
):
von abelosunge der czynser, welche gutter mit gelde, korn, krewde beswert seyn etc.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
224, 2
(
preuß.
,
1422
):
1 crudemol.
Ebd.
13
(
1391
):
3 erynne toppe, 1 gros krudetopp.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
Im selben Jare uf Maria Krautweihunge machten etzliche Bürger [...] ein lermen im thume.
Ebd. (Hs.
1601
):
der Doctor [...] soll zuvor, alß man das Kraut geweihet, gepredigt haben, er wolte, das den alten Huren, die sich mit Krautweihen so hart bekummern, wiederfuhre [...] wie vorm Jahre in Jena soll geschehen sein.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
do asß meyn vatter vnnd meyn muͦter fleisch vnnd brott vnd kraut, das in dem garten wuͦchß.
Redlich, Jül.-Berg. Kirchenp.
2, 1, 729, 12
(
rib.
,
1550
):
Sagen die nachbarn, das der pastoir [...] wiwasser, kerzen und kruitwuschen und sunst nit gesegenet.
Ebd.
2, 216, 32
(
1589
):
mager busch, davon drei morgen von dem vorigen pastor [...] verpachtet, und ein klein crautblech.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1566
):
6 erden duppen grois und klein, 1 hulzen krutreif.
Ebd. (
1575
):
1 isern krutstein mit 1 isern stoisser.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1582
):
Die obgenanten sein schuldig [...] die rüben auszugraben, grutzen und das kraut zu setzen.
Kollnig, Weist. Schriesh.
109, 20
(
rhfrk.
,
1610
):
Den kleinen zehenden, darin gehören flachs, epfel, birn, nüß, rüben, kraut.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
58, 35
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Grasekorn [...] Ist beßer dem viech als krautblattich.
Ebd.
60, 15
:
Da fürm jahr das kraut gestanden, säet man heuer lein hin.
Ebd.
72, 14
:
so schneide man die eusersten bletten von kraut, welche sonderlich schwelken oder anlaufen.
Ebd.
252, 14
:
Krautpflanzen pflegt man umb Pfingsten [...] zu stecken.
Ebd.
259, 16
:
findet man auch auf den krautheubten [...] etzliche korner rechtes kapsamens liegen.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Forum Olitorium Krautmarckt.
Skála, Egerer Urgichtenb.
200, 16
(
nwböhm.
,
1577
):
offters vffm felde Sie bei der Seilb Ruben vnd krautt pudtweiß gestoln.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 151, 27
(
nobd.
,
1464
):
Es sol auch der halbpawer jerlichen crawt und rwͤben bawen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
2 starck penck [...] darauf man in der kuchen flaisch, kraut und ander ding hack und anricht.
Fischer, Folz. Reimp.
46, 25
(
Nürnb.
1479
/
80
):
am kelershals pey der krautdunnen im fladenhaws, do man die gens schirt.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
118, 1
(
nobd.
,
1427
/
1508
):
so eyner oder eyne ruben oder kraut außgeschieden hat freventlich, ist die bueß 10 ℔.
Fastnachtsp. (
nobd.
1529
):
Got geb dir glück großmechtig krutkörb voll.
Menge, Laufenb. Reg.
3912
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Köle vnd alles ander krut | Wonn es entreint den magen.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Ein gartner od’ kraut verkauffer.
Ein gartenbett / krautstuck.
Fuchs, Murner. Geuchmat
51
(
Basel
1519
):
ey listigs wybly [...] | Das krut vß dem haffen thuͥt vnd dryn.
Leisi, Thurg. UB
8, 600, 24
(
halem.
,
um 1387
):
namlich sol man geben ze Mayen zyt krut unnd flaisch.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
sol derselbig mensch sich drei morgen nach einandern in einem garten uf ein krautpletz setzen.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1506
):
uff Johannis Baptiste nechst hete er dem maier [...] seinen hanf und krawt abgehawen.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1513
):
sollen [...] die schaider [...] ob den dingen sein, das der kern [...] gnug gekrawtsibet werde und selbs bei dem netzen und krawtsiben [...] seien.
Nyberg, Birgittenkl.
2, 257, 5
(
schwäb.
,
um 1525
):
stal man vns [...] vnser best ymer vnd schniten vns daz gren krut in vnserem garten ab vnd guͦte kreuͤter.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Eß schmeckt mir in meinem hauß muß und kraut und anders nit so woll, als die speys.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
106, 1
(
Augsb.
1553
):
Ain kreittertorten zú machen.
Ebd.
133, 1
:
Ain kraúttorten.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1570
):
welcher ergriffen würd, das er aim andern in seinem land kruth ußhowt [...] der soll sein land zur straf verwürkt haben.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 791, 14
(
schwäb.
,
1607
):
Man soll [...] die wispel an den bürcken weder zu beesen noch uber die kraut-, werk- oder flachsländer noch anders abzuhawen gestatten.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
239v, 12
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
verpeütt / inn alle grobe speyßen: linß, erbes, / kraut, keß.
Deinhardt, Ross Artzney
53
(
oobd.
,
1598
):
Nimb khrautwasser, treffs in den brandt.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
284
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 [...] indianisch geschnittene nuß in silber vergult, uff dem deckel gegossen kreüttelwerckh.
Fuchs, Urb. Göttweig
237, 24
(
moobd.
,
1361
):
Stephel von Iͤcz von zwaͤin chrautpetten 4 ph.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 231, 35
(
moobd.
,
1386
):
dez spitals viertzehen krawtaecker, die da gelegen sind bey Neydegk.
Ebd.
392, 32
(
1422
):
zuͤspruͤch, die her Hans Ris [...] zuͤ vͤns gehabt hat bisher auf disen tag von krautaͤckrzins wegen.
Ebd.
495, 13
(
1461
):
seine von Wilhalem Guͤntther gekaufte krautpewnt, der da ist ainn vnd funffczigk krauͤtaͤcker.
Ebd.
573, 22
(
1495
):
sollen [...] allen armen leuten [...] ain mal geben, naͤmlich ain guet suppfleisch, ain kraut, ain pratens, ain gemuͤes.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
E. 15. Jh.
):
die purger [...] mussen das kraüt zu dem kessel und wider darvon füren zu der krautgruben.
Ebd. (
1412
):
ob sich ain krieg oder rumor erhueb [...] bei dem krautsieden, do sol der richter [...] schirmen.
Ebd. (
1560
):
Waß huet in das marktgericht gehörent, es sein weingartenhuet, krauthut, herterampt, das haben wir alles hinzulassen.
Ebd. (
A. 16. Jh.
):
alle offne heuser [...] krautsiedheuser, padheuser [...] was wandl darinn geschehen das gehört dem öbersten gericht.
Ebd. (
1441
, Hs.
1565
):
Wier ruegen das wer burger ist [...] ain krautsetzer und ain hewfaher lassen soll.
Ebd. (
1450
):
das wir [...] süllen haben ain chrautkessel kraut ze sieden [...] der hofmaister soll ain kessel und chrautsieder haben.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1460
):
i hachkpret vnd etlich chrawtpret.
Ebd. (
1471
):
iiii kuppferen sib czu krawt.
Ebd. (
1446
):
ii kraútfas vnd x crautpotigen von halben vassen.
Ebd. (
15. Jh.
):
ain kruttpoting vnd iii speistrühen vnd ain gutt krutthagkprett.
Ebd. (
15. Jh.
):
in dem hinter krautkeller ain morser.
Ebd. (
1462
):
i kupfrins, gelöcherts krautpekh.
Ebd. (
1483
):
i küppfrein krawtsyb.
Ebd. (
1450
):
hawen, khrautmesser, fleischparten.
Ebd. (
1487
):
Zwo krauthackpänck.
Ebd. (
1488
):
In der krautkamer Etlich hultzeni krautprenten.
Ebd. (
vorarlb.
/
tir.
):
iiii krauthakchen.
Mollay, Ofner Stadtr.
154, 41
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
dÿ fragnerin [...] süllen mügen verkauffen grüen Kraut, poting Kraut, Petersil.
Ebd.
279, 13
:
Dorumme sol man ym daß haupt ap slagen auff dem kraut margkt.
Blümcke, Hans. Gesandtsch. ;
Dedekind/Scheidt. Grob.
176, 29
;
Küther, UB Frauensee
410, 44
;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
725a
;
Gille u. a., M. Beheim
99, 540
;
Kurz, Murner. Luth. Narr ;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 505, 20
;
Schmitt, Ordo rerum
409, 31
;
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
504, 12
;
Voc. inc. teut. n
vj v
;
Öst. Wb.
3, 423
;
Vorarlb. Wb.
2, 145
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 171
.
3.
›Gewürz, Süssigkeiten, Konfekt‹; offen zu 2.
Überwiegend nrddt./md.
Bedeutungsverwandte:
 1, , .
Syntagmen:
k. abnemen / bringen / geben
;
englisches / flämisches / thornisches / wolschmeckendes k.
Wortbildungen:
kräuteasche
,
kräutefas
,
kräuteflasche
,
kräutegabel
,
kräute(hand)tuch
,
kräutelöffel
,
kräuteschale
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1399
):
Drisigmark vor eynen alden silberynnen fus zu eyme crudevasse zu bessern.
Ebd. (
1402
):
1/2 m. lotigis silbirs [...] dem groskompthur zu eyner krudeschalen.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
126, 28
(
preuß.
,
1400
):
der maͤrschalk tenetur 30 laden slecht Vlemisch kruͤde, dyͤ lade vor ½ fr.
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 100, 23
(
preuß.
,
1403
):
kowfflawte [...] mit [...] pfevver, zaffran, yngeber unnd semliche kowffenschaft vonn crewde.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
10, 2
(
preuß.
,
1404
):
5 krudeleffil, item 2 krudegabiln.
Ebd.
21, 20
(
1422
):
6 crudehanttucher.
Ebd.
210, 12
(
1380
):
2 vas storis, vygen, mandeln, rosynen [...] und krude.
Ebd.
243, 3
(
1452
):
ein seyden crewdethuch mit golde ingetragen.
Ebd.
245, 31
:
2 crewdeflasche.
Thunert, Ständetage Preußen (
preuß.
,
1469
):
dornoch lise der herr konig kreuwde geben und vam wein schenken.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 90, 29
(
rib.
,
1456
/
63
):
sall ein meister anrichten [...] in eine schuttel [...] ind mallich sijne kruidzaesse darbij.
Ebd. (
1404
/
21
):
soelen de schrijmeistere [...] alle kruit ind honig ind meil zo den koegen gehorende zo besein.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
621
(
Köln
1476
):
Den aemechtigen van arbeid swair brachten sy kruidt ind win.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
kirsenkrut [...] durch ein seie gesclagen off, wilt man dat krut seir kleilich haven.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
139, 11
;
Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
39, 2
;
Hajek, Guͦte spise
47
;
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 119, 22
;
4.
vom Menschen als Gottes Geschöpf und von menschlichen Eigenschaften gesagt; als Ütr. zu 1 auffaßbar.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
einerlei kraut sein
abwertend ›von derselben (schlechten) Sorte sein‹.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
32, 623
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
onstedicheit ist ein ovel cruͦuͦt.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
So komm geduld, du edles kraut, | und hilf mir überwinden.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
190v, 2
(
Leipzig
1588
):
so ist die Schmach so ein bitter / boͤse Kraut / das du dasselbige aus deines Freundes Hertz nimmermehr reissen wirt.
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 10, 18
([
Eilenb.
]
1524
):
das wir zartten kreuter / ach ia nichts dorffen leiden.
Luther, WA (
1526
):
der prediger [...] zayge uns was wir für kreütle sein und wie gifftige würme wir sind.
Ebd. (
1531
):
rhuͤme dich, kreutlin, deines Vaters kol were gerne gros.
Adrian, Saelden Hort
2906
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
dú tochter ir do winken sach | Herodiam, die boͤsen hut, | an er, an scham ain bitter crut.
Fuchs, Murner. Geuchmat
3887
(
Basel
1519
):
Die goͤttlich gschrifft bezügt mir das, | Das Jesabel ein boͤß krütly was.
Anderson u. a., a. a. O.
10, 8
;
Matthaei, a. a. O. I, ;
Adrian, a. a. O.
6729
;
5.
›Zündkraut, Pulver‹.
Phraseme:
kraut und lot
›Pulver und Blei‹.
Bedeutungsverwandte:
, I, 1, ,  3.
Syntagmen:
etw. mit k. abtreiben, jn. / sich mit k. versehen
;
tonne k.
Wortbildungen:
krautmüle
,
krautschütze
(seit M. 16. Jh.).

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1636
):
Das Kraut ist hier der Wein, das Lot ein frisches Bier.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1134
(
Köln
1476
):
Ind synt ouch, so as ich verstayn, | By hondert tonnen kruytz verdayn.
Ebd.
2754
:
Dayr landtgreeff Herman doegentlych | [...] trat | Dorch dye kruyt moell buyssen dye stat.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
unse vrunde brachten vil tonnen kruitz ind anders heimelich mit binnen.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
1501
):
Gerit kremer van der kruitmoelen [...] 8 fl.
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Wilkes, Ev. Gem. Duisb.
110, 14
(Regestbelege);