krage,
der
;
-n/-n
(+ Uml.).
1.
(bei Menschen und Tieren) der Körperteil, der Rumpf und Kopf verbindet, ›Hals, Nacken‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Phraseme:
den kragen abwenden
›nicht einwilligen‹;
den kragen lassen / verlieren
;
den kragen darheben
hingerichtet werden;
den kragen waschen
›sich putzen‹;
es kostet (jm.) den kragen
;
jm. den kragen abschneiden / abstechen / abwürgen
;
jn. beim kragen haben
;
jm. etw. auf den kragen geben
;
es jm. durch den kragen messen
;
etw. mit dem kragen bezalen
.
Syntagmen:
den k. berupfen / herfürstrecken / schirmen / strecken, jm. den k. abschneiden / brechen / verdrehen / würgen
;
jn. auf den k. schlagen, beim k. erhaschen / rücken, an den k. stecken, jm. etw. in den k. stecken, der schlag zwischen kopf und k. geraten
;
blater an dem k
.;
aufgerekter / dicker / feister / krummer / unteuerlicher / üppiglicher k.
Wortbildungen:
kragab
(A. 16. Jh.),
krägleinmäglein
ein Ragout (seit 1540).

Belegblock:

Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
welchen er mohte erlangen, dem mas ers durch den kragen, | daz ros und man dernider dot vor im gelag.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wenn der Han dem Fuchs trawt so kost es seinen Kragen.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
schloich man im dat heuft af [...] darumb verloir hie seinen krach.
Froning, Alsf. Passionssp.
7600
(
ohess.
,
1501ff.
):
Swigk [...] adder ich [...] dir geben uff den kragk | das dich gar ubel gelusten magk!
Peil, Rollenhagen. Froschm.
574, 2155
(
Magdeb.
1608
):
Macht bald ein end aus jhrer schlacht | Erhascht sie allbeid bey dem Kragen.
Gille u. a., M. Beheim
99, 316
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
liess sy lauffen dy perg ab, | da waz kain halt [...] | pis sy verlurn ir kragen.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Ich füll mein wanst und wasch mein kragen | Laß weib und kind am hungrtuch nagen.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
So will ich diese reiß auch wagn | Vnd wenn es mir schon kost den kragn.
Bobertag, Schwänke (
Straßb.
1522
):
Darnach schneid er den kragen ab, vnd legt in der frawen für.
Goedeke, Fischart
386
(
Straßb.
1594
):
Dieweil sich die baid nie vertragen, | Es muß ainmal ains lan den kragen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
dis ungemach | von ainem geschwinden schlag geschach | Daz zwischend hoptt und kragen | Geriett.
Wiessner, Wittenw. Ring
7029
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
so würgt er in [vögeln] die chragen ab.
Österley, Steinhöwels Äsop (
Ulm
1474
/
82
):
der selb [kranch] stieß synen kragen in den schlund des wolffes und zoch im das bain daruß.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
2, 4
(
Augsb.
1553
):
so schneit jr die haút an dem kragen gegen dem rúcken aines fingers lang aúff.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
sie schneyden in dann die cragen am ersten ab und lassen das plut von in rynnen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der [kranch] hüett ir aller mit aufgerecktem kragen und siht sich um mit fleiz.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Der turnay der chan lenchen | Vil manigen úppichleichen chragen | Den man sich, entwerichs tragen.
Holtzmann, a. a. O. ;
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Froning, a. a. O.
7617
;
Peil, a. a. O.
115, 2243
;
Gille u. a., a. a. O.
115, 86
;
Henschel u. a., Heidin
613
;
Koppitz, a. a. O. ; ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
546
;
4955
;
Klein, Oswald
27, 36
;
123, 60
;
Niewöhner, Teichner
287, 30
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.
1
 1,  8.
2.
›Rachenraum, Schlund, Gurgel, Hals, Kehle‹; ütr. ›Hölle‹.
Bedeutungsverwandte:
,  2.
Syntagmen:
den k. füllen, leren, sich den k. voltrinken
;
jm. etw. durch den k. faren, in den k. essen, etw. mit vollem kragen ausrufen
;
höllischer / hungriger / voller k.
Wortbildungen:
kragader
(a. 1468),
kragenvol
(a. 1604).

Belegblock:

Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
begin [...] | zo dencken all den dach | Wye dat gevult werde dyne krach.
Dedekind/Scheidt. Grob.
130, 24
(
Worms
1551
):
Laß vns von vnserm handel sagen | Wie jeder füllen moͤg den kragen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
459, 6135
(
Magdeb.
1608
):
Mit einem griff ist sie [schlange] geschlagen | Vnd mus hinab durch ewern [storch] kragen.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
So gewünnt ir ritter und knecht | [...] | darzu schöner frauen vil | Und wein und kost in iren kragen.
Bell, G. Hager
566, 3, 5
(
nobd.
,
1594
):
Ein anders secklein warf er [der teüfel] dar | jn den hellischen kragen.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Zu Rom ich in den Keller gehe, | Iß vnd trinck mir mein Kragen vol.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Was doͤrffen wir den babst drumb fragen, | So wir gern essen in den kragen, | Vnd kritzlet vnß im leib der magen?
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
wuͤrd mir ein wuͤrst in meinen chragen, | der moͤcht ich mich getroͤsten wol.
Qu. Brassó
4, 260, 17
(
siebenb.
,
1660
):
Alldieweil die grosse Bedrängung des armen Vaterlandes [...] den hungrigen Kragen des türkischen Bluthundes zu stillen fast unmüglich.
Dedekind/Scheidt. a. a. O.
103, 19
;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
3578
;
Schmitt, Ordo rerum
340, 11
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v. (Adj.) 1.
3.
›Kragen an einer Kleidung, einer Rüstung, Halskrause‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
den k. abtun / tragen
;
den k. an den hals hängen
;
k. um den hals
;
k. des paltroks, des kleides
;
aufgestochener / dicker / einfältiger / gekröselter / glatter / goldener / indianischer / langer / perlener / stälener k.
Wortbildungen:
kragenhemd
(a. 1552),
kragenpfeit
,
kragenrok
(seit 1548),
kraghälsler
eine Münze mit der Abbildung eines Mannes mit Halskrause (seit 1560).

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
256, 3
(
preuß.
,
1523
):
10 harnisch mit schtelnn krogenn.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1578
):
Die krege umb den hals sin mehe dan ein hand breit hoich.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
618, 3537
(
Magdeb.
1608
):
Am Halß het er ein Perlen Kragen | Ein Perlen guͤrtel vmb den Magen.
Luther, WA (
1535
):
Ego non susciperem, si 1 keiserin krag an hals hengen.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Amictorium Halstuͤchlein / Kragen.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
war es ein Scherge, ohne Hut vnd Kragen, mit blutigen Schädel, der verfolgete einen Dieb.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
599
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 indianischer kragen oder gurt von allerley gefarbten federn.
Starzer, Qu. Wien (
moobd.
,
1497
):
darin ligend vier panntzier, vier kregel und drey eysenhuet.
Ebd. (
1624
):
pantzer, alt und newe, es sey henckel, schürzt, ermbl, krägen.
Joachim, Marienb. Tresslerb. ;
Ziesemer, a. a. O.
297, 19
;
Vizkelety, Spangenberg. Glücksw.
425
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Zingerle, Inventare ;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 174/6
.
Vgl. ferner s. v. , , .
4.
›Hals an einem Gegenstand, z. B. am Glas, an der Laute, Hackenbüchse‹.
Bedeutungsverwandte:
 6.
Syntagmen:
den k. fassen
;
k. an einem krug, k. einer laute
;
gefirnister / krummer k.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
138, 2954
(
Magdeb.
1608
):
Der Esel wil die lauten schlagen | Weiß doch nicht zu fassen den Kragen.
Sachs (
Nürnb.
1565
):
Guet lawten hab ich lang gemacht | [...] | mit [...] | Wol gefirnist krag, podn und stern.
Schottenloher, Flugschrr.
79, 10
(
Würzb.
1523
):
Der krug als lang zum bronnen gadt | Byß er zu letst seyn krag verladt.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1754
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Eine lautten mit silbern vergulttem corpus und kragen.
Rechn. Kronstadt
1, 386, 5
(
siebenb.
,
1522
):
pro reparatione schwͤrz et kregel 2 asp 25.
5.
›Kragholz, Kragstein‹.

Belegblock:

Rechn. Kronstadt
1, 669, 20
(
siebenb.
,
1526
):
uni muratori ibidem krach et herth immuranti asp 8.
Ebd.
307, 37
(
1521
):
carpentariis pro labore lignorum Krach ad murum civitatis ut supra flor 1 asp 4.
Ebd.
623, 17
.