kolbe,
kolben,
der
(md. vereinzelt
die
);
–/-n
(erstere Form);
-n/-n
(letztere Form).
2-11 tropisch an 1 anschließbar.
1.
›Keule in unterschiedlicher Stärke aus Metall oder Holz für verschiedene Zwecke‹; als Schlagwaffe im Kampf, als Strafvollzugswerkzeug, als Hilfsmitel beim Umgang mit Tieren, beim Viehhüten.
Phraseme:
jn. mit kolben lausen, jm. den kolben auf den schild legen, jm. den k. verleihen
jeweils ›jn. tüchtig verprügeln‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  1,  1, a,  2, .
Syntagmen:
einen k. aufheben / brauchen / füren / halten / hinlegen / reissen / tragen / werfen; jn. / etw. mit einem k. (er)schlagen / hauen / schmieren / strafen / treffen, jm. mit einem k. nachlaufen; bleierner / eiserner / geschliffener / grober / grosser / hölzerner / rauher / schwerer / silberner / starker / ungeheurer k.
Wortbildungen:
kolbenfechten
(a. 1467),
kolbengericht
›Kampfgericht‹,
kolbenstechen
,
kolbenstecke
(16. Jh.),
kolbenträger
.

Belegblock:

Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
einen kolben ungehure trug er sicherlich.
Kollnig, Weist. Schriesh.
275, 27
(
rhfrk.
,
1562
):
Wer es sach, daß zween hinaußgingen, zweiten oder zanketen sich mit worten [...] reissen sie kolbe oder schwert.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
147, 10
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Da mit hube Warakir sinen kolben vff / vnd traff eynen morder an sin styrn.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
67, 21
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wer lugenn auffpringt [...] denn sol man straffenn [...] mit dem kolben durch die zeil oder gassenn der wagenburgk.
Sachs (
Nürnb.
1540
):
Mit kolben-stechen in dem stro,
(hier obszön)
| Schwerd-tentz, rayff-tentz ist man auch fro.
Ebd. (
1545
):
Narren mues man mit kolben lawsen | Wan sie sint grob.
Schottenloher, Flugschrr.
101, 30
(
Bamb.
1523
):
dweil jnen bewust ist, das durch die der kolben zum hund nit kan gelegt [...] werdenn.
Roloff, Brant. Tsp.
304
(
Straßb.
1554
):
hant mir wunden und scharten | Gehauwen [...] | Die Ritter mit armbrust / schwert / und kolben.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Söltte diere grosse hund | Den stierr essen an diere stund | [...] | Ich verliche im den kalben ee.
Ukena, Luz. Sp.
823
(
halem.
,
1575
):
Die kolben zuͦ v̈ch nend | Mit denen wir inen lusen wend.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4273
(
schwäb.
,
1453
):
Sie kummen nit für kolben gericht | Es sy denn gar ain schalkhaft wicht, | Dem lieber wer, das er wer tot.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1813
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein Herculeskindl [...] hatt [...] in der rechten hand sein kolben.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
da kam Michel der ercz engel mit ainem eysen kolben und slwͦg in uns.
Munz, Füetrer. Persibein
426, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Darnach gab er Achilles ainen schlag | mit ainem kolben geschliffen scharff mit egken.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
A. 16. Jh.
):
welcher ainem ain schaden zuezug mit ainem kolben [...] der ist von ainem iedlichen schuldig fräfflswandl.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1489
):
czwo streithagken vnd ain grosser kolb czu payden hennden.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
297, 17
;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
7188
;
Schmitz, Schiltb.
38, 10
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 36, 6
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Lemmer, Brant. Narrensch.
90, 12
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 13, 8
;
Winter, a. a. O. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v. , ,  2.
2.
›mit einem Narrenkopf versehener Stock (insofern eng an 1 anschließbar)‹, Attribut eines Narren: ›Narrenszepter‹; metonymisch: ›Narrheit‹.
Literarische Texte.
Phraseme:
jm. seinen kolben zeigen
›jn. auf seine Narrheit aufmerksam machen‹;
jn. mit dem kolben rüren
›jn. verprügeln‹;
jm. gefällt kein kolbe dan der seine
›j. findet nur an der eigenen Narrheit Gefallen‹;
kolben und kappe / schellen
.
Syntagmen:
den k. tragen / zücken, jm. k. und kappen nemen; der kappe und des k. frei sein; jm. etw.
(z. B.
zäne
)
mit dem k. ausschlagen; k. des karsthansen
.

Belegblock:

Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
Solch des Triboulets gespräch war gemeinlich von seinem kolben und den schellen daran hangend.
Sachs (
Nürnb.
1560
):
Der narr zuckt sein kolben.
Ebd. (
1557
):
Hab im auch [...] | Zwen zen mit meinem kolbn außgeschlagen.
Wan wen er gar würd zu eim lappen, | So nömb er mir mein kolbn und kappen | Un trüg sie darnach selber an.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
7, 68, 2
(
Straßb.
1520
):
Darumb vns gebüren wil dem narren seinen kolben zuͦ zeügen.
Enders, Eberlin (o. O.
1521
):
Ich merck aber des karsthanßen kolben wol.
Lemmer, Brant. Narrensch. Vorr.
132
(
Basel
1494
):
So mag es sprechen / das es sy | Der kappen vnd des kolben fry.
Ebd.
54, 10
:
Keyn guͦt dem narren jn der welt | Baß dann syn kolb / vnd pfiff gefelt.
Adomatis u. a., J. Murer. Abs.
27
(
Zürich
1565
):
ich will [...] uff üch wyber han guͦt acht | welche dar lut schwaͤtzt oder lacht | Die will ich mit mim kolben ruͤren.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das im kein kolb gefiel, dann der sein, do ward er von menigelichem verachtet.
Schmitz, Schiltb.
81, 26
;
Lemmer, a. a. O.
42, 8
;
105, 16
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
3.
kolbenähnliches dickes Ende eines Gegenstandes: ›Knopf, Griff‹; auch: ›glans penis‹.
Bedeutungsverwandte:
 9.
Syntagmen:
k. an einem nagel / stab; breiter / runder / übergoldeter k
.
Wortbildungen:
kolbenbüchse
›Büchse mit Kolbenschaft‹,
kolbstier
›kastrierter Stier‹ (a. 1579).

Belegblock:

Jürges u. a., Waldecker Chron. (
wmd.
,
1546
):
1 kolve von des apts stabe uberguldt.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
136, 39
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Muß man gutte eiserne grabstickel haben, oben mit breiten kolben.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
der Kolb oder kopff am menlichē glid. Glans.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1490
):
Ain eysen kolbenpüchsen.
4.
›Hinterschenkel eines Tieres‹.
Syntagmen:
k. an einer henne / taube, von einem kranich
.

Belegblock:

Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Er sprach zuͦ der Koͤchin: Das Gebratens wer jetz an dem allerbesten zuͦ essen. Geben mir ein Kolben von dem Kranch.
5.
›Auswuchs, Geschwür am Körper‹.
Bedeutungsverwandte:
, , , .
Syntagmen:
einen k. heilen
.

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
alle die toͤde der bluͦtsturzungen die kloppele, die kulben, die wunden.
Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
wo kolben, zapfen, warzen, ruffen, scabies mitliefen [...] so sag das franzosen seien.
6.
›kurzer Haarschopf‹; bei Mönchen: ›Tonsur‹.
Bedeutungsverwandte:
(
das
2.

Belegblock:

Boon, St. Prätorius
53, 19
(
Ülzen
1579
):
ob wol zuweilen etzliche viele last vber ein Schiff her rauschen / das den Shiffleuten Kappen vnd Kolben nass werden / so mus doch gleichwol solch wasser das arme Schiff nicht gar ertrencken.
Luther, WA (
1537
/
40
):
du must ein munch werden, las dir eine kolben machen, trage einen krantz, das du etwas soͤnderliches seist.
Ebd. (
1539
):
Non est muͤhe, das einer ein graw kappe antrage und kolben.
Enders, Eberlin (
Grünau
1522
):
von harr oder kolben etc. fichtet man, fur vnd wyder, als von heuptsachen.
7.
›an einer Stange getragene, große, runde Laterne‹.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1530
):
da kham derselb legat, ließ im das creicz auf ainer silbern stangen und sein silbern kolben vorher tragen.
8.
›dickbäuchige Flasche mit enger Öffnung‹.
Bedeutungsverwandte:
 3,  6,  3, .
Syntagmen:
den k. herausnemen / vermachen; etw. in den k. tun; gläsiger k
.

Belegblock:

Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 279
(
Hamburg
1676
):
wurden die Kolben [...] herausgenommen / da war eine schwartze Erde darinn.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
188, 42
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Lorbern [...] thue die in einen kolben in das wasser.
Sudhoff, Paracelsus (
1568
?):
was anders vom werkzeug zu deinem fürhaben gehört, von glesern, als kolben [...] und irdine geschirr.
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 168
.
9.
als Bezeichnung für verschiedene Geräte zum Ansetzen, Graben, Rühren, Stoßen, z. B. ›Ansetzkolbe; Mörser‹.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1409
):
1 m. 2 scot vor eyne yserynne kolwe, polfer domete yn zu stossen.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1548
):
ein wagenn oder 20 mytt bullferttunenn, denn ettlich mytt wyscher und kolbenn und ladstecken.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1483
):
i kholben, damit man arbys ruͤert.
Rechn. Kronstadt
1, 672, 45
(
siebenb.
,
1526
):
Bartholomeo fabro pro labore kolwen canalia concremanda [...] asp. 12.
Ebd.
3, 420, 36
(
1547
):
vulgo kolwyn, quo uruntur cannalia forata.
10.
im Bergbau: ›Vorrichtung zum Mahlen des Erzes‹.

Belegblock:

Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1346
; Hs.
15. Jh.
):
Wir wellen auch, das niemant in seinen cholben mal oder malen lazz, eder derselb, der in dem cholben melt, trag dasselbs gelt auf unsern wechsel.
11.
Bezeichnung für verschiedene kolbenähnliche Pflanzen, z. B. ›Rohrkolben‹.
Zur den botanischen Zuordnungsmöglichkeiten vgl.
Marzell
5, 291
(s. v.
kölblein
) und 293 (s. v.
kolben
).

Belegblock:

Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
ein groser Eichbaum [...] ward [...] umbgeworffrn in ein Weyer, da wuͦchsen fil Ror und Kolben in.