kleinfüge,
Adj.
1.
›von geringem Wert, bescheiden, geringfügig‹; (von Personen:) ›gering an Ansehen, unbedeutend‹;
vgl. (Adj.) 9.
Besonders wobd.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1, (Adj.) 123,  2, (Adj.) 9, , , , , , .
Syntagmen:
kleinfüger diener / dienst / handel / kaufmanschaz / man / schmach / verstand, kleinfüge arbeit / ursache, kleinfüges gedicht / geld / hauptgut / vermögen, kleinfüge ausgaben / sachen / schulden / waren
.
Wortbildungen:
kleinfügig
(a. 1545),
kleinfüglich
1,
kleinfügsam
(a. 1525),
kleingefüge
(1. H. 15. Jh.).

Belegblock:

Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Veracht. Verspott. Vernicht. Vnachtsam. Schlecht. Geringschaͤtzig. Vnfruͤtig. Nachguͤltig. Vnverehrt. Den leuten erlaydet. Nidertraͤchtig. Kleinfuͤgk. Nit ansehnlich Eines vnachtbarn Geschlechts. Ehrenarm. Der nie kein Ehr eingelegt hat.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
79
(
Zürich
1560
):
lieber Laͤser / woͤllist diß min kleinfuͤge arbeit im besten verston.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 137, 18
(
halem.
,
1489
):
aber ander kleinfuͤg schulden, die nit luter und wüssentlich sind, söllen vor gericht.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1520
):
ettlich stuck der kraͤmery, als nestel, huͤtt, siden binden und ander derglich schlaͤcht kleinfuͤg koufmanschatz.
Jörg, Salat. Reformationschr.
30, 26
(
halem.
,
1534
/
5
):
Mynem clein fuͦgen verstand und unwüssenheytt kumme zuͦ hillf die versprochen gnad des herren.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1540
):
all ander waren, sy siend in vassen oder in ballen, groß oder kleinfuͤg, und gentzlich was koufmansguͦt mag genempt werden.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1545
):
yede gegni, gmaind und gericht [...] willen beraten, ob sy hinfür [...] solch schwer unzimblich korn zins umb klainfuog hoptgut machen ald abthun wellen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
die baide söne haben den fromen fürsten [...] umb clainfiege ursachen gefangen und in strenger huet und gefenknus die zeit seins lebens verwart.
ich sols billich zu underthenigem dank haben, das ewer Gnaden mir, als derselben kleinfüegen diener, ein sollichs schwert vertrawen.
Jörg, a. a. O.
37, 14
;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
ders., Staat/Kirche Bern ;
Barack, a. a. O. ; ;
2.
›subtil, vergeistigt‹.
Religiöse Texte, besonders in der Sprache der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
 3, , (Adj.) 9.
Syntagmen:
kleinfüger leib / sin, kleinfüges band / ding
.
Wortbildungen:
kleinfüge
(
die
) ›Vergeistigung‹,
kleinfügigkeit
(um 1350),
kleinfüglich
2.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz kein dinc sô kleinvüege enist, daz es sich enthalten müge in abgescheidenheit.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Ich bin kleinfuͦg und zuͦtetig und der lutren sel ze allen ziten gegenwúrtig.
Si wirt uswendig gekleidet mit dem geklerten libe, der siben stunt liechter wirt denn der sunnen schin, schnel, kleinfuͤg und unlidig.
wie mag daz sin, daz sich der groz himel als kleinfuͤgklich truket in daz klein oͮge.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
608
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
So bin ich bi dir da inne | Und machen dir clainfüg din sinne.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3751
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Die erst gab klarhait ist genant, | Kain lÿden úns och wirt bekant, | Klain fuͤge die dritt haissen sol.
Quint, Eckharts Pred. ;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Lindqvist, a. a. O.
2805
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;