kirchhof,
der
;-s/-e
+ Uml.1.
›unter einem Friedensgebot stehender Hof an der Kirche als Zufluchtsort, Schutzraum, Sammelplatz, Platz für Rechtshandlungen‹; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
den k. (ent)weihen / zerstören; dem k. unere antun; auf dem k. etw. aufrichten / kaufen / verlesen, feil haben, auf den k. gehen / kommen / steigen, auf dem k. schwatzen / schwören / sitzen / spielen, gericht sitzen, bei dem k. wein schenken, jn. in den k. lassen / nemen, in den k. entlaufen / fliehen, in dem k. stelen, über den k. laufen, etw. (land) zum k. nemen; k. der gemeinde; befestigung des k.; mauer um den k.
Wortbildungen:
kirchhofsmauer
kirchhofsmüle
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 350, 31
(preuß.
, 1420
): sal man keynen kouffman adir kramer uff dem kirchhoeffe adir yn der kirchen keynerleye ware lassen veil haben.
Koeniger, Sendgerichte
287, 9
(mosfrk.
, 1641
): Was nun auch angehet der kirchen und kirchhofsmauer wissen die pfarkinder.
Küther, UB Frauensee
205, 21
(thür.
, 1422
/39
): Als uch vilicht wißenlichin ist, daz wir die kirchoffsmollen zcu unß geqwitte und gekaufft haben.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
64, 18
(nobd.
, 1422
): were eß sach, daß unser gnediger her von Meintz oder die sein [...] kemmen fur den kirchoff zu Kennicken, so solt man sie uff bede parthey in den kirchoff lassen.
Köbler, Ref. Nürnberg
58, 21
(Nürnb.
1484
): die fronpotten muͤgen fuͤrpietten an allerley ennden außgenomen in den kirchen vnd auf den kirchhoͤfen.
Welti, Stadtr. Bern
308, 16
(halem.
, n. 1437
): weͣre aber, das der freͣuel also weͣre, das der kilchoff wurde entwichet [...] so sol der, so es getan hatt, die burgere vnd die, denen die kilchoͤff zuͦ gehorent, gentzlich entscheͣdigen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
2, 904, 15
(schwäb.
, 1587
/1725
): Deßgleichen solle keiner an solchen tägen unter der heil. mess [...] auf der gaßen oder kirchhof schwäzen und müßig stehen.
Große, Schwabensp.
89, 5
; Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
291, 27
; Anderson u. a., Flugschrr.
7, 9, 23
; Siegel u. a., Salzb. Taid.
28, 37
; Piirainen, Stadtr. Sillein
95,
r36; Rwb
7, 968/70
; Pfälz. Wb.
4, 241
; Schweiz. Id.
2, 1028
; Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 223
.Syntagmen:
den k. befrieden, jm. den k. abschlagen; jn. auf dem k. begraben, jn. in den k. graben, etw. (die leiche) zum k. tragen
.Wortbildungen:
kirchhofsblume
Belegblock:
Aubin, Weist. Köln/Brühl
62, 16
(rib.
, v. 1524
): sall men ouch offenhalden einen kirchweg [...] dat man eine liche up einen baren zo dem kirchove mach dragen.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
1, 145, 9
(Frankf.
1563
): Darauß ein sprichwort, daß ein neuwer artzt ein neuwen kirchhof haben muß, bey uns Teutschen entstanden ist.
Luther, WA
45, 501, 17
(1538
): er sols auch nicht wissen noch fulen, Sondern sich auff dem rucken zum kyrchhoff tragen [...] lassen.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
74v, 5
(Leipzig
1588
): das Sprichwort [...] Das mehr Seelen vom Galgen / denn vom Kirchhofe gen Himmel fahren.
Chron. Strassb.
104, 3
(els.
, 1362
): da wurdent die Juden zu Strosburg verbrant in irme kirchof uf eime hultzinen gerüste.
Vetter, Pred. Taulers
420, 4
(els.
, E. 14. Jh.
): Wissest, also uf dem kirchofe sint vil doten, also sint in der heilgen kirchen vil und manig mensche dot.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
62, 15
(schwäb.
, v. 1542
): sturben sie öngesaltzen und geschmaltzet, wöllt man dieselben nit in den kirchoft graben.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
143, 7
; Bernoulli, Basler Chron.
5, 56, 5
; Rennefahrt, Statut. Saanen
190, 24
; Brack
b 6r
; Schöpper
65a
; Apherdianus
179
; Schles. Wb.
654
; Schwäb. Wb.
4, 404
.