kerbe,
kerfe
(letztere Form wmd.),
die
(seltener
der
und
das
);
-s
(für
der
oder
das
)
/-n
.
1.
›Einschnitt in etw. (z. B. Holz)‹; speziell: ›Einschnitt, Marke zum Zweck der Abrechnung von etw. als Schuldbuchung‹; als Synekdoche: ›das Holz mit der Marke, Kerbholz‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
etw. auf kerbe geben / holen / nemen
›etw. auf Kredit geben, holen, nemen‹.
Bedeutungsverwandte
(zur Synekdoche): ,  1, .
Syntagmen:
die kerben abzählen, eine k. abrechnen / aufrichten / brechen / empfangen / erkennen / hauen / machen, (jm.) eine k. bezalen / geben / liefern / schneiden / tun / wegwerfen / zustellen, mit jm. gleiche kerben haben; einer k. geständig sein; (jm.) etw. an / auf die k. abrechnen / schneiden / schreiben / zeichnen, etw. mit der k. auszeichnen / weisen, jm. etw. von der k. schneiden, stücke aus der k. hauen
.
Wortbildungen:
kerbakst
,
kerbbrief
(›Kerbzettel‹; seit 1553),
kerbgeld
,
kerbmal
(a. 1381),
kerbmeister
,
kerbsäge
,
kerbschuld
(a. 1407),
kerbstok
,
kerbsweise
,
kerbziegel
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
767, 34
(
preuß.
,
1410
):
2 kerbexen, 1 sulaxe, 1 czimerbeil, 1 kerpsage.
Lau, Qu. Siegburg (
rib.
,
1516
):
man sal den kerfmeisteren auch des kerves gelouiffen up penen ind verbonde.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1538
):
so schnit man im 4 morgen acker an die kerfe dofür, und wan einer ein morgen wiesen wider zu einem acker macht, so muss man im 4 morgen von der kerfe schneiden.
Kollnig, Weist. Schriesh.
245, 3
(
rhfrk.
,
1610
):
Genß und enten werden [...] auch auf die kerb geschnitten von einem jar zum andern.
Wolf, Gesetze Frankf.
382, 1
(
hess.
,
1504
):
dasz eyn iglicher burger [...] keynen wyne oder bier [...] verkeuffen oder uff kerben geben sollen.
Eckhardt, Ohess. Klöster
2, 6, 50, 7
(
hess.
,
1528
/
9
):
23 alb., 3 h. vor wein bezalt, uff kerbe geholt.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
3, 168, 16
(
hess.
,
1551
):
ein wochenrechnung zu halten, besunder in der kuchen alles [...] an kerben zu schneiden und darnach in das wochenregister zu setzen.
Schmitz, Schiltb. Register
5, 1
(
Frankf.
1597
):
Die Schiltbuͤrger [...] schneiden ein kerff in das Schiff / den ort da die Glocken versenckt zubezeichnen.
Küther, UB Frauensee
266, 20
(
thür.
,
1491
):
was sie uffhebin zu iglicher tzyt, eß sie korn haffern etc. [...] sal man an dazselbige kerp hinden snyten.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
145, 1
(
osächs.
,
1570
/
7
):
soll der befehlchhaber [...] wo der letzte kerb auf dem kerbholz wendet, mit einem schwarzen dintenstreich zeichnen.
König-Beyer, Reichenb. Stadtb.
50, 22
(
nböhm.
,
1556
):
dorübr hat oppenanter alt Gloger die erbe kerbe der kirchen vber antwort.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
das die zimmergesellen [...] ein kerben haben, doran sie die schnit schneiden, so oft sie schleiffen lassen.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1515
):
darczu kauft 3200 alte preiß und cherbcziegel a 11 ℔.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Der wirdt kumbt mit der kerben und spricht: [...] Wir wölln ein mal zalen und rechen.
Ebd. (
1556
):
Nu spricht man: borgn und schreibn and kerben | Deß möcht ein reicher wirt verderben.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
508, 12
(
els.
,
1362
):
Do ist noch eine kerbe in dem keiliche.
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Lau, a. a. O. ;
Redlich, Qu. Ratingen
188, 25
;
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. A. 1;
Wolf, a. a. O.
123, 17
;
382, 2
;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
132, 3, 10
;
König-Beyer, a. a. O.
52, 19
;
Voc. Teut.-Lat
q iijr
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 223
.
Vgl. ferner s. v. .
2.
obszön für Einschnitte am menschlichen Körper, speziell: ›Vagina‹; ›After‹.
Syntagmen:
die k. waschen; die k.
(Subj.)
bluten; jn. / sich um die k. drücken, jn. um die k. schlagen, jm. zu der k. warten
.

Belegblock:

Goedeke, P. Gengenb. (o. O.
1516
):
Sie [Venus] ließ dich nit schmeckē and kerbē.
Fastnachtsp. (
nobd.
v. 1486
):
Es druckt mich so ser umb die kerben, | Ich hab sorg, ich muß sterben.
So muß mir ein ander zu der kerben warten.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Wie geren wolt ich mein | Kelber-glüng an den paffen wagen | Und umb sein kerben ihn mit schlagen.
Ebd. (
1552
):
Auch haut man mich ubel mit ruten, | Das mir offt thet die kerben bluten.
Goedeke, a. a. O. ;
Leitzmann, Fischartiana.
1924, 55
.