keibe,
der
;
-n/-n
;
zu
mhd.
keibe
›Leichnam‹
().
1.
›Leichnam, Kadaver‹; auch: ›Aas‹.
Gehäuft literarische und berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.
1
 5, (
der
2.
Syntagmen:
einen / den k. schinden / schmecken / strecken / (ver)graben, die keiben umstehen; sich der k. ernären; stücke aus einem k. reissen; wie ein k. stinken; fauler / schnöder / stinkender / toter k.; geschmack von keiben
.
Wortbildungen
keibeln
›zum Aas werden, verwesen‹ (a. 1520; dazu bdv.:  1),
keibenbein
,
keibenbet
›Grab‹ (a. 1520),
keibenfleisch
,
keibenfresser
›Aasfresser‹ (von Personen gesagt; a. 1530),
keibengeier
›Aasgeier‹ (a. 1557),
keibenschinder
1 ›Henkersknecht, Büttel; Totengräber‹ (dazu bdv.: , ; vgl. ); 2 ›Leichenfledderer‹ (a. 1530).

Belegblock:

Fastnachtsp. (
nobd.
,
1529
):
Du bist [...] | Des henkers knecht lang zyt gesyn | Und hast im all die keiben gschunden.
Spanier, Murner. Narrenb.
41, 14
(
Straßb.
1512
):
Das er im macht ein kostrych statt, | Do er syn keüben graben latt.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Sie sein gleich den Thieren, die die Keiben umbston.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Das man den leib Christi [...] Hinder dem zaun solt lassen ligen, | Als ein andern doten keiben.
Goedeke, Fischart
1994
(
Straßb.
1594
):
Treg blut in ainen frischen leib, | Und zu gsunden ain fauler keib.
Menge, Laufenb. Reg.
5011
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Das ouch gesmake von keyben toten | Möge gebringen sterbens nöten | Wo die lange ligent vnbegraben.
Bächtold, N. Manuel. Elsli
269, 326
(
Basel
1530
):
dass man dir den weg fürlief | Und nam dir d’keibenbein und brief | Und demnach bist worden userwelt.
Kottinger, Ruffs Adam (
Zürich
1550
):
din schnöde art bruchst so vermässen | dass d‘ keibenfleisch allwäg muost ässen.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 308, 17
(
halem.
,
1508
/
16
):
ritend si um mit dem keibenschinder und liessend der hunden vil zuͦ tod schlachen.
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Kurz, a. a. O. ; ;
Bächtold, a. a. O. Abl.
121, 269
;
Bächtold, H. Salat ;
Rwb  f.;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Bad. Wb.
3, 48
;
2.
abwertend vom Menschen: ›schlechter, ehrloser Mensch, Verbrecher‹; von einer Handlung: ›Verbrechen‹.
Gehäuft literarische und berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
,  3,  1,  2, ,  1, (
der
4,  5, (
der
34.
Syntagmen:
jn. k. schelten; k.
(Subj.)
gaukelwerk treiben; wie ein k. handeln; alter / böser / falscher / feister / geschwinder / glatter / listiger / lutherischer / reicher k.
Wortbildungen:
keibenbuch
›Schelmenbuch, in das für ehrlos Erklärte eingetragen werden‹ (a. 1553), ˹
keibenhandel
(a. 1554),
keibenwerk
˺ ›Freveltat‹,
keibenschinder
3 (a. 1395; verstärkend),
keibin
(dazu bdv.: ).

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (wohl ˹
schweiz.
1525
˺):
Es seint aber iez etlich keiben | Die nichts dann gaukelwerk thuͦnt treiben.
Kottinger, Ruffs Adam (
Zürich
1550
):
das dich sant Kürin und der ritt | als rychen keiben luren schütt!
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
1470
):
Was anders zuͦ gedenken, dann das der gschwind listig keib sin herberg gwüßt hab.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Der zuckt sin swert uß und schluog uff Creontta [...] aber die keybin lachet nun darab.
Bächtold, H. Salat (
halem.
,
1532
):
wenn man von den stetten hat wellen reden, daß si gmeinlich lutherisch keiben und buͦben gescholten sind.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
wer lust zum fechten, der meg mehr leut holen, damit man den keiben stark genug sein könde.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Man.
16, 171
;
Kottinger, a. a. O. ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
422, 4
;
Rwb  f.;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
3.
eine Viehseuche.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1, (
das
2,  2, (
die
2.
Syntagmen:
den k. bekommen; das vieh in einem k. verlieren, von des k. wegen abgehen; grosser k.
Wortbildungen:
keibachtig
(a. 1521),
keibet
(dazu bdv.:  2).

Belegblock:

UB Zug
758, 196
(
halem.
,
1431
):
Wem ŏch in dem ampt vech von des keiben wegen abgat.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1482
):
Si soͤllent ouch daͧbi an dheinem ort, do der keibot oder sterbot under dem vich [...] ist [...] fleisch kouffen.