kanzlei,
vereinzelt
kanzellarie
,
die
;
–/-(e)n
;
aus
lat.
cancellī
›Schranke, Gitter‹
(
Georges
1, 951
).
›Schreibstube einer Obrigkeit‹; metonymisch auch: ›Personal der Schreibstube‹;
Syntagmen:
eine k. haben / regieren / versorgen; der k. eintrag / irrung tun, etw. vertrauen; etw. an die k. langen lassen, jn. auf die k. weisen, sich auf der k. einfinden, etw. aus der k. befelen / bringen / geben, aus der k. schreiben, etw. bei der k. aufrichten / (auf)schreiben / behalten / holen / registrieren, jn. in die k. befelen, in der k. ansagen, etw. in die k. füren / geben / schreiben / (über)liefern, in die k. gehen / kommen, sich in die k. verfügen, etw. in der k. anbringen / annemen / aufnemen / ausrichten / behalten / complieren / fertigen / fordern / kassieren / verbriefen, in der k. um etw. ansuchen, von der k. ausgehen, etw. vor der k. erledigen / fordern, zu einer k. gehören, jn. zu der k. fordern / weisen, etw. zu der k. eingeben; k. des fürstentums / kabinets / kamergerichts / königs / rates / teufels, der herschaft; fürstliche / gemeine / geschworene / keiserliche / königliche / römische / sächsische / städtische k.; haupt / ordnung / personen / verwalter der k.
Wortbildungen:
kanzelerei
,
kanzleiadvokat
(a. 1597),
kanzleiakte
(a. 1559),
kanzleiampt
(seit 1464),
kanzleiangehörige
(a. 1617),
kanzleiarbeit
(seit 1557),
kanzleiarchiv
(a. 1620),
kanzleiaudienz
(a. 1617),
kanzleiausgabe
(a. 1610),
kanzleibeamter
(seit 1610),
kanzleibesoldung
(a. 1575),
kanzleibibal
›Trinkgeld‹ (a. 1628),
kanzleibote
,
kanzleibrief
(a. 1559),
kanzleibuch
(seit 1523),
kanzleidiener
(seit 1537),
kanzleidienst
(a. 1581),
kanzleidirektor
(a. 1588),
kanzleieid
(a. 1498),
kanzleiexpedition
(a. 1610),
kanzleifriede
(a. 1569),
kanzleigebür
(a. 1588),
kanzleigefälle
›Kanzleigebühren‹,
kanzleigeld
(seit 1470),
kanzleigerechtigkeit
(a. 1559),
kanzleigericht
(seit 1474),
kanzleigeschäft
(seit 1549),
kanzleigeselle
(seit 1543),
kanzleigewalt
(a. 1637),
kanzleigewelbe
(a. 1539),
kanzleigut
(a. 1564),
kanzleigutsche
(a. 1610),
kanzleihand
(a. 1575),
kanzleihandel
(seit 1478),
kanzleihandlung
(a. 1564),
kanzleihandschrift
,
kanzleiherre
,
kanzlei(in)siegel
(a. 1620),
kanzleiinstruktion
(a. 1645),
kanzleiintrade
(a. 1640),
kanzleiisch
(seit 1534),
kanzleiinventar
(seit 1523),
kanzleijunge
(seit 1566),
kanzleijura
(seit 1600),
kanzleikamer
(a. 1578),
kanzleikasse
(a. 1640),
kanzleikaste
(a. 1553),
kanzleikleidung
,
kanzleiknecht
,
kanzleikollektur
(a. 1581),
kanzleikonsultation
(a. 1633),
kanzleikonzipist
(a. 1569),
kanzleikopie
(a. 1523),
kanzleilade
(a. 1566),
kanzleilagerbuch
(a. 1592),
kanzleilehen
(seit 1591),
kanzleimangel
(a. 1578),
kanzleimühe
(a. 15175),
kanzleinotar
,
kanzleinotdurft
,
kanzleioffiziant
(a. 1617),
kanzleiordnung
(seit 1525),
kanzleipedel
(a. 1628),
kanzleiperson
(seit 1544),
kanzleipetschaft
(16. Jh.),
kanzleipetschier
(seit 1561),
kanzleiplaz
(seit 1565),
kanzleipraktik
(a. 1531),
kanzleiprokurator
(a. 1618),
kanzleiprotokol
(seit 1608),
kanzleirat
(seit 1553),
kanzleirat(s)stube
(a. 1618),
kanzleirechnung
(seit 1526),
kanzleirecht
(a. 1608),
kanzleiregiment
(a. 1616),
kanzleiregister
(a. 1555),
kanzleiregistrator
(seit 1559),
kanzleirezes
(a. 1644),
kanzleisache
(seit 1524),
kanzleisak
(a. 1523),
kanzleischein
(a. 1644),
kanzleischrank
(a. 1618),
kanzleischreiber
,
kanzleischreiberdienst
(a. 1610),
kanzleischrift
(seit 1516),
kanzleischuld
(a. 1557),
kanzleisekret
(seit 1486),
kanzleisekretär
(seit 1498),
kanzleistelle
(seit 1610),
kanzleistil
(seit 1559),
kanzleistube
,
kanzleistunde
(seit 1553),
kanzleisubstitut
(seit 1573),
kanzleitaxe
(seit 1561),
kanzleitisch
(16. Jh.),
kanzleitruhe
,
kanzleitürhüter
(a. 1527),
kanzleiunkosten
(a. 1637),
kanzleiurteil
(a. 1628),
kanzleiverfal
(a. 1581),
kanzleiverrichtung
(seit 1609),
kanzleiverwalter
,
kanzleiverwaltung
(a. 1550),
kanzleiverwandte
,
kanzleiverweser
(seit 1527),
kanzleivisitation
(a. 1628),
kanzleivorrat
(a. 1628),
kanzleivortrag
(a. 1610),
kanzleiwesen
(a. 1610),
kanzleiwonung
(a. 1604),
kanzleizimmer
(a. 1628).

Belegblock:

Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Dann seinef. g. woltens der cantzley nicht vertrauen.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1569
):
das man den hausmeistern [...] geben sol jarlichs 100 radergl. und dazu die canzelei-kleidung.
Kollnig, Weist. Schriesh.
61, 18
(
rhfrk.
,
1580
):
maeister Philipps Geyßelbach von Heydelberg, dieser zeyt churfurstlicher pfältzischer cantzleyverwandter daselbsten.
Laufs, Reichskammergo.
61, 1
(
Mainz
1555
):
Daß auch [...] cantzleynotarien [...] dise cammergerichtsordnung [...] unverprochenlich halten.
Ebd.
113, 9
:
Es sollen auch zwen secretarii [...] und ein cantzleyknecht [...] geurlaubt werden.
Ebd.
121, 11
:
Und soll die tax der cantzleygefell nachfolgendermassen geschehen.
Ebd.
142, 14
:
Der verwalter und andere personen der cantzley sollen durch unsern neven [...] underhalten werden.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
3, 37
(
osächs.
,
1527
):
das Steffan Alnpecks erben [...] fünfhundert reynische gulden [...] in unser canzlei niderlegen.
Opitz. Poeterey
35, 14
(
Breslau
1624
):
Weil es in Cancelleyen [...] vnd sonsten vblich.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
da het mein tohter Ursell mit Hannsen Merkel, cantzelschreiber [...] hohzeit.
Ebd. (
1516
):
Die Nürmbergischen cantzlei regirn zwen oberste cantzler.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Nun wöllen wir in die cantzley | Die mandat verfertigen frey.
Chron. Strassb. (
els.
, a.
15. Jh.
):
vil briefe koment an das ingesigel durch dis bobestes kammer und nüt durch die kantzellarie.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wenn ainr kompt ins küngs kantzli | [...] | Er wirt getragen hoch enbor.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
Es sol auch ein keyser oder ein konig sein cantzelley versorgen.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1488
):
alsdan sol der urtelbrief in ain ratz cantzlei verfertigt [...] werden.
Nyberg, Birgittenkl.
2, 182, 1
(
schwäb.
,
um 1522
):
da er in die cantzley kam, da macht man im ein bull der bestetigung des applas.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Hanns Kretzer, wirt, hat [...] des ausschuß canzleytruchen bey ime [...] gehapt.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
Von andern Gebaͤwen ist das Rathhauß / die Cantzley / das Stewrhauß / der Fuggerische Baw.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
ist er das papier, wax, cäpsel und pärgäment, wie auch andere canzlei notturften zuezugeben schuldig.
Schorer, Sprach-Verd.
24, 18
;
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 630, 10
;
Brinkmann, Bad. Weist. ;
Laufs, a. a. O.
83, 11
;
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
315, 17
;
Schottenloher, Flugschrr.
81, 29
;
Nyberg, a. a. O.
1, 215, 91
;
Zingerle, Inventare ;
Dietz, Wb. Luther ;
Tschirch, Bibelspr. Luthers.
1964, 173
.
Vgl. ferner s. v. ,  1, ,  12,  3.