1
kam,
2
kamp
(vereinzelt
kampf
),
der
;
–/-e
+ Uml. oder
(erstere Form),
–/-en
(letztere Form);
zu
mhd.
kamp
bzw.
kambe
();
großer Formenreichtum.
1.
›Kamm zur Ordnung, auch zum Schmuck des Haares‹.
Phraseme:
alle über einen kam (be)scheren
›alle gleich behandeln‹.
Bedeutungsverwandte:
 2, .
Syntagmen:
einen k. stelen; auf einem k. blasen, jm. etw. über den k. abscheren; k. von schildkröte; beinerner / enger / hölzerner / schöner / weiter k.
Wortbildungen:
kamfutter
›Futteral für Frisierzeug‹,
kamtuch
›Frisiermantel‹ (a. 1617),
kamzeug
(a. 1618).

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1408
):
3 fird. vor kamfuter schere und ander gerete.
Koeniger, Sendgerichte (
mosfrk.
1687
):
Die scheher und kamb bedeuten nichts anders als dass diejenige, welche sträflich erfunden werden, alle uber einen kamb sollen geschoren werden ohne ansehung der person.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Wo man das Schmeychlen jn nicht gan | [...] | Da schleicht der Schmeychler weg verholen, | Als ob er hett ein Kamp gestolen.
Bobertag, Schwänke (
Frankf.
1563
):
daß dieser auff eim kampt, gleich wie auff einer trommeten [...] blasen kondte.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Bleck die zen wie ein ackergaul | Und steck den kamp in deinen bart!
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
haben [...] sich alle trei und etlich aus iren frauenzimern mit inen über den kam laussen bescheren ire schöne har.
Auer, Stadtr. München Anh. (
moobd.
,
n. 1347
):
Swenne man aber vail hat chaempe, paternoster, lebzelten.
Buijssen, Dur. Rat.
28, 30
(
moobd.
,
1384
):
der fuͤrsacz unsers gemuet wıͤrt geczıͤrt alz die lokch dez haup gezıͤrt wıͤrt oder werdent mit dem champ.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Do sach er [...] ein gar schoͤnen champpf ligen, er [...] nam in zu im.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
798
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 schöner kampel mit vil kleinen rubinlein.
Ebd.
2401
:
ist obenauff [...] barbierzeug von silber, kamb, birsten, scher.
Goedeke, P. Gengenb. ;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Drescher, a. a. O. ;
Bauer u. a., a. a. O.
422
;
843
;
Hulsius
R ijr
;
Vorarlb. Wb.
2, 15
.
2.
Bezeichnung für verschiedene Geräte: ›Weberkamm‹; ›Wollkamm‹; ›Kammrad (an einer Mühle)‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. sachverwandt):  5,  6, ,
1
,  1,  3, , , , , , , .
Syntagmen:
einen k. machen / schärfen, auf etw. hängen, die kämme füllen
(beim Weben);
aus / in einem k. weben, mit dem k. dreschen; der k. auf der müle; hagenbucher k.
Wortbildungen:
kameisen
,
kamholz
,
kammacher
(dazu bdv.: ),
kamnagel
›Pflock an einem Kammrad‹ (a. 1647),
kamschärfer
(a. 1359),
kamschmied
,
kamsetzer
(seit 1405),
kamwolle
eine schlechte Art von Wolle.

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 18, 1
(
md.
,
1451
):
Es sollen auch alle lyneweber [...] die kemme von so vil gengen machen, das eyn iczlich lynwat [...] sine breite habe.
Redlich, Qu. Ratingen
264, 30
(
snfrk.
/
rib.
,
1444
/
5
):
betalt omb kammen ind stene up de moelen.
Struck, Joh. Pfannstiel
170, 48
(
mosfrk.
,
1545
):
Unser kammen zu scheyrpen und zu machen 8 alb.
Wyss, UB Deutschord. Hessen (
hess.
,
1381
):
daz halbe hus [...] da zuͦ dirre czijt der kammesmyͤt inne sitzet.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1350
/
79
):
Ouch sal eyn iczlich schortuͦch dryer ellen breyt ane eyn vierteil behalden vor deme kambe.
Ders., UB Chemnitz (
osächs.
,
1470
):
Es sal nymands keyn falsch machen wider von kampwolle schnytzerling pflocken kwehar noch von andern harn.
Ders. u. a., Haush. Vorw.
4, 38
(
osächs.
,
1570
/
7
):
soll [...] ihnen doch einbinden [...] das rade-, schir-, kampf- und ander holz selbst zu machen.
Ebd.
66, 25
:
Hornfeil beim kammmacher.
Ebd.
157, 29
:
Wann [...] die muhle an den kämmen und geschirre nach dem cirkel recht angerichtet.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
fur hundert hagenpucher kamen zu dem segrat 32 pf.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
676, 34
(
halem.
,
1466
):
Darnach soͤllent die meister in den stetten [...] die geschirr der kamben besechen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Kamm (der) straͤl auß roren gemacht vnnd dahinden zesamen gebunden / vnnd vornen weyt von einanderen zerthon / wie es die waͤber brauchend.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1597
):
entgegen ist ime mit vorwissen vergünstigt holz zu gredstecken, kampholz und dergleichen.
Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
28, 27
;
ders., Gr. Ämterb.
223, 5
;
Struck, a. a. O.
181, 23
;
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
148, 20
;
ders., UB Chemnitz ;
Kläui, Urk. Hermetschwil
152, 15
;
Rechn. Kronstadt
2, 156, 14
;
Alberus
Dd jv
;
Wielandt, Leinengewerbe.
1950, 21, 146
.
3.
›Kamm (der Vögel, z. B. des Hahns, Papageis, Pfauen); kammartige Wirbelsäule (z. B. der Drachen)‹; phrasematisch auch auf Menschen bezogen.
Phraseme:
den kam aufrichten / aufstreifen
›überheblich sein‹;
den kam niederschlagen
›die Überheblichkeit aufgeben‹.
Syntagmen:
k. an einem han, auf dem kopf; aufgestrekter / federner / grosser / rötlechter / schöner k.
Wortbildungen:
hauptkam
,
vogelkam
.

Belegblock:

Luther, WA (
1538
/
40
):
Es ist ein iglicher also gearttet, das ehr [...] stets seine sunde und schand fur augen stellen, auff das man den kamp nidderschlahe.
Morrall, Mandev. Reiseb.
33, 9
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
er [...] hat ainen schoͤnen kamp uff sinem kopff, groͤsser denn ains pfawen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
hât ainen vedreinen kamp auf dem haupt, den füert er sam ainen gekrœnten helm.
er ist gekrœnt auf dem haupt [...] reht als er ainen grôzen kamp hab.
Bauer u. a. ., Kunstk. Rud.
160
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 weisser papagey mit einem rottlichtem kamp.
Vgl. ferner s. v. , .
4.
›Oberteil des Pferdehalses, auf dem die Mähne sitzt‹; metonymisch: ›Mähne, Schopf (auch bei Menschen)‹; möglicherweise auch: ›Klemme, Zwangslage‹.
Phraseme:
jn. bei dem kam nemen
.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
das har über den k. abschneiden
.
Wortbildungen:
kambreitel
,
kamhar
(dazu bdv.: ; um 1600),
kamschmalz
(a. 1571).

Belegblock:

Volkmar (
Danzig
1596
):
der kam an eim pferd / das ist / die langen haar am hals.
Bell, G. Hager
240, 2, 4
(
nobd.
,
1601
):
In Die stat modin, mercket mich, | alle juden zu bezwingen grausam | zu der ab göttereÿ warlich | Die weil sie in der kam | Da hin geflohen waren
(Zuordnung des Wortes unsicher;
Dwb
5, 107).
Deinhardt, Ross Artzney
96
(
oobd.
,
1598
):
Damit schmir das roß von füessen auf biß an khampp gegen dem haer.
Niewöhner, Teichner
468, 28
(Hs. ˹
moobd.
,
1370
/
80
˺):
die dir sust nicht nach wellent gan! | leg in cham pritel an!
Vgl. ferner s. v.  5.
5.
›Darmbein, Schambein‹.
Bedeutungsverwandte:
 3, .
Wortbildungen
kambein
›Schambein‹ (a. 1649; dazu bdv.: ),
kamkreis
›weibliche Scham‹.

Belegblock:

Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
hat [die dirn] ain rauhen kempfkraiß, | Wenn das ir muter an ir waiß, | So schol sis halten wol in hut.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
sô man si legt niden auf den kamp, dâ die rauhen püsche wachsent, sô vertreibt si des leibes hinlauf.
wer ain pflaster macht [...] und pint ez auf die niern und auf den kamp [...] daz ist guot für die ruor.
6.
›Stengelgerippe der Weintrauben‹.
Bedeutungsverwandte:
2
,  2,
2
, , .
Syntagmen:
etw.
(z. B.
trauben
)
von dem k. (ab)brechen, die kämme (nieder)legen; der blosse k
.

Belegblock:

Eis, Gottfr. Pelzb.
162, 16
(
öoobd.
15. Jh.
):
Wann das weinper [...] sich leicht leͤt prechen von dem champ.
Ebd.
162, 28
:
der sol die weinper chorner ab den chemppen prechen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1630
):
so [...] esse die weinbeer und soll die kemp niderlegen zu dem stock.
Ebd. (
1506
):
so sol er abbrechen zwai und essen und die kembt legen zu den steken.
Eis, a. a. O.
176, 2
;
Winter, a. a. O. ;
7.
›Kluft mit festem Gestein in einem Bereich mit abbaubarem Gestein‹.
Bedeutungsverwandte:
 2, .
Syntagmen:
ein k.
(Subj.)
fallen / vorschiessen, zufallen; harter k
.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
114, 28
(
omd.
,
1548
):
da es sich auch zutruge, das [...] durch furfallende mechtige feulen ader kemme [...] die genge aus ihrem streicher vorruckte.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1509
):
Wu aber ein kampff vorfyele, steth es bey des hauptmans [...] erkentniß.
Veith, Bwb. ;
Wolf, Bergmannsspr.
1958, 57
.