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kallen,1.
›sprechen; (etw.) sagen, reden‹; subst.: ›Rede‹; offen zu 2.Älteres und mittleres Frnhd.
Phraseme:
aus zweien mund kallen
›mit doppelter Zunge reden‹.Wortbildungen:
kallung
Belegblock:
Nature de si alle hadde gehort | [...] | began alsus zo kallen.
Wat, fysten? Got geve u rampe dar to! | Duncket yu, ick kalle van dritten hier?
dae hadden kallung zosamen der konink ind der burgermeister.
off soldes du mit groissen herrn kallen.
Daz bin ich, des gleube mir. | Wan er kallet selbe zuͦ dir.
siner farben waz er gantz entfaln | und mocht auch kume eyn wart gekaln.
soll ich mit urlaub kallen, gunst mir dem gericht daß wort dun.
Als uns di wysen callen, | Di blitze vil dicker vallen.
Daß wir uns gar sollen ergeben | [...] | Uns sein willen lassen gefallen, | Und in kein weg darwider kallen.
doch merck ich an dinem kallen | das dich verdruͤßt das ich [...] mit dir zuͤrn.
was du mit worte kallst gen mir.
2.
›gegen etw. protestieren, über etw. klagen‹; subst.: ›Protest, Klage‹.Älteres und mittleres Frnhd.; oft Verstexte religiösen oder didaktischen Inhalts.
Syntagmen:
das k. lassen; spotlich k.; jm. in die oren k., mit zweifel / von sorgen k., wieder etw. k.
Belegblock:
waz di juden da wider kallen | und mit eren ketzeren schallen.
Swig Maria, laß sin din kallen.
wie tarstu, schnödes vich, | [...] | hie klaffen und ach kallen?
Nun wil ainr springen und singen, | [...] | Ainr schrigen, diser kallen.
nu kall‘ blaus ab der klingen | das uns müss wolgelingen!
Dawider kallen hewt etlich vnkeysch lerer.
3.
abwertend auf den Inhalt bezogen: ›schwatzen‹; auf die Art des Redens: ›laut und viel reden‹; subst.: ›Geschwätz‹.Gehäuft Verstexte.
Syntagmen:
das k. lassen; übel / unbesonnen k.
Wortbildungen:
källig
Belegblock:
Verbosum esse. Kallen klaffen schwetzen wasschen fladdern klappern schlaudern plaudern.
Ir lieben mentschen alle, | swiget nu und lat uwer kallen!
hör auff und nimmermehr kalle, | eh ich dirs maul verbind.
Ich hab offt vnder roten rosen | geklafft / gekallen vnd gekosen.
mit lügen, list und kallen, | Mit spotworten, unnützem schwatzen.
Was yeder narr red / klaff / od kalt.
Mit kallen und mit swätzen | Von Hainzen und von Mätzen.
mein källige zung ward gezempt.
giengen sy an ain haimlich stat vnd redten vnd kalten mit ainander.
4.
›bellen‹; auch ütr. auf Personen.Belegblock:
‘die stumen hund‘ | spricht er, ‘mugen nicht challen’.
Zainmal het ein man zwen hund, | der challat ainer zu aller stund.
der [...] mit seinem challen dÿ andern zu zorn [...] pringt.