junker,
jungherre,
der
;
-n/-n
;
aus
mhd.
juncherre
(), diese Form seit dem 16. Jh. immer seltener.
1.
›(meist junger) Herr adliger Herkunft, Adliger, Dienstherr‹; auch als Titel und Anrede; auch ironisch auf Personen niederen Standes bezogen gebraucht;
offen zu 4; zu  1,  11.
Bedeutungsverwandte:
2
 3.
Syntagmen:
biederer / edler / erenfester / fester / fremder / günstiger / guter / vornemer / wolgetaner j.
Wortbildungen:
junkerei
›Gehabe als Junker‹ (um 1560).

Belegblock:

Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
wie er die dinste unterschlagen, muß man die Wargischen und Rudaüischen jungkern fragen.
Hertel, Hall. Schöffenb.  (
md.
, zu
1421
):
Johannes, Kune Baldewins scriber, ist komen vor gehegit ding vnd hat von synes junchern wegen geclait dry ding.
Kollnig, Weist. Schriesh. 
29, 28
(
rhfrk.
,
1399
):
herclaget jungker Henne von Hentschußheim einen wingart an dem geriecht zu Hentschen.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Auch waren viel wircker, die ihren jungkern due schlussel brachten.
Luther, WA (
1531
):
Ich wil dir, Juncker Meuchler, den rechten text lesen.
Also thun itzt auch unsere Junckerlein
(›die papistischen Obrigkeiten‹),
toben und wuthen auch ins Teuffels namen also wider uns.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. I,
1924
 (
md.
/
obd.
,
1581
):
Ey wass sagt ihr? behut mich godt: | Ist Juncker Pyramus den Todt?
Bührer, Kl. Renner 
67
(
nobd.
, Hs.
um 1480
):
Etliche kummen czu hoff bloß | […] | Das sie czu Junckhern werden | Vnd reytten dann auff grossen pferden.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Der aller edelste schoͤne jüngeling, jungher Jhesus genant Cristus.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 261, 21
([
Augsb.
]
1548
):
Die Bawren bitten nichts so hoch von Got / als das iren Junckherrn die Roß nicht sterben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1412
):
ob ain frömbder fluch auf ains herren oder junkhern guet, man sol in nicht mit gwalt nemen.
Struck, Marienst. Wetzlar 
570, 50
;
Küther, UB Frauensee 
272, 6
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
30, 14
;
Skála, Egerer Urgichtenb.
184, 15
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Lemmer, Brant. Narrensch. 
76, 13
;
Leisi, Thurg. UB 7, 
937, 22
;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
28, 4, 18
;
Bad. Wb.
3, 41
;
Vorarlb. Wb.
1, 1508
.
Vgl. ferner s. v. ,  5.
2.
›Novize bei den deutschen Ordensrittern‹;
zu  1,  5.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  3.
Wortbildungen:
junkernbeutel
,
junkernfirmaria
,
junkernhandtuch
,
junkernleinwand
,
junkernpelz
,
junkernschuh
,
junkerntisch
,
junkerntischlach
,
junkerntischtuch
,
junkertuch
.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
136, 6
(
preuß.
,
1408
):
item junckirthůcher, item 1 hosentuch den junkern.
Ebd.
140, 16
(
1406
):
item 420 par herren-, junghern- und jungenschu.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
242, 3
(
preuß.
,
1452
):
item 4 kelche im kore und 1 in der herrenfirmaria, item 1 in der junckernfirmaria.
Ebd.
271, 10
(
1414
):
item 13 par lylachen, item 250 elle jungherrenlywant, item 150 elle grower lywant.
Ebd.
341, 38
(
1488
):
1 langk tischtuch vor dy hern, 4 hanttucher und 2 tischtucher vor dy juncker.
Ebd.
718, 12
(
15. Jh.
):
2 herentischducher, 2 juncherentischducher, 2 juncherenhantducher.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
232, 5
;
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
37, 7
;
136, 6
; 8;
Ziesemer, Gr. Ämterb.
97, 30
;
268, 2
;
340, 32
;
385, 37
.
3.
›Adjunkt des Bürgermeisters‹;
zu  1,  7.

Belegblock:

Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
worden 4 dar zu gekorn, die den rad kiesen sulden, mit namen: Jeckel Seiller, der obermetzeler und des rades fieer junkern.
so hetten auch der stedte vier junghern an dem vor geschrieben buwe ußgeben.
4.
›junger Mann‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Weise. Jugend-Lust  (
Leipzig
1684
):
Mel. saget einem Juncker was heimliches ins Ohr / und schicket ihn hinaus.
Pyritz, Minneburg 
4647
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Fraw Mynne sprach: ,so hebt an, | Juncherr, sagt uns die rede hie!
v. Keller, Ayrer. Dramen  (
Nürnb.
1610
/
8
):
Habt alles, was jhr haben solt, | Vnd haben euch viel Junckherrn holt, | Die zu Nachts fürs Hauß gehn gassirn.
Kehrein, Kath. Gesangb.  (
Nürnb.
1631
):
Weh allen kraussen Juͤnckerlein, | Die mit Nadel vnd Eisen, | […] | Viel Stund beym Fewer kreisen.
Bihlmeyer, Seuse  (
alem.
,
14. Jh.
):
Da sah er umb sich ein vil gross schar der engelschlichen jungherren, die im woltan helfen.
Munz, Füetrer. Persibein
88, 7
 (
moobd.
,
1478
/
84
):
für solich gmach schaff ich dir wol, | das du schlefst pey den iunckernn auf den pencken.
5.
›Schüler, Anhänger‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Koller, Ref. Siegmunds  (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
wenn er nü von schül komt, so wirbt er umb ain tomherrnpfründt, darümb das er gottes junckher sey.
6.
›Ehemann‹;
zu  1,  10.

Belegblock:

Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Nu betit dy egenante frawe, das man sy underweyse, ap ir juncker dy gobe, […] mit rechte möchte thuen ader nicht.