irre,
Adj.
1.
›ohne Orientierung herumirrend‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Thiele, Minner. II, 
15, 23
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
wann ich reit irr den langen tag, | untz das mich die finster nacht | begrieff.
Siegel u. a., Salzb. Taid.  (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
so dan […] niemant kombt, der sich desselben irren vich […] fir aigen annimbt.
Große, Schwabensp. 229, .
2.
›unwissend, verwirrt, im Zweifel, unsicher (von Personen); falsch, irreführend (von Sachen)‹.
Gegensätze:
(Adj.) 10.
Syntagmen:
irrer weg, irre ban / erkenntnis / lere
;
um etw. i. sein / werden, jn. i. machen
.

Belegblock:

Eggers, Psalter 
3, 6
(
thür.
,
1378
):
Weset gezcogen […], daz ir icht werdet irre von deme rechten wege.
Anderson u. a., Flugschrr. 19, 
16, 23
([
Eilenb.
]
1524
):
Ich bin yrre worden / ane allen trost / an Got vnd der creatur zu vberkom̃en.
Asmussen, Buch d. 7 Grade 
204
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Swenne so der wille wil seinen wech | und on seinen danch den irren geslech.
Gille u. a., M. Beheim 
79, 394
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die antwurt ist schedlich und irr.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Ellende lieb | Für ich vff der yrren pan.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
91, 28
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
der verstet das etwann felschleich vnd vnrecht, vnd darůmb wirt er petrogen vnd irre.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
125, 8
(
tir.
,
1464
):
füer vns von dem vnsichern irren wëg in den rechten weg.
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Bell, G. Hager
173, 3, 27
;
Haltaus, a. a. O. ;
Hohmann, a. a. O.
71, 14
;
79, 142
;
3.
›verrückt, zornig, wütend (von Personen)‹.
Bedeutungsverwandte:
, , ; vgl. (s. v.  18).
Syntagmen:
i. reden, i. (im kopf) werden, i. auf etw. sein; irre schar, irres weib
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1525
):
so seyn die Stadtthor verslossen zcugestanden […], do sey der ganzce hauffe Irre geworden.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Da waren die pfenner fast irre.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
156, 9
(
Nürnb.
1548
):
das die menschen der kranckheyt halb im kopff jrr werden.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
114, 6
(
tir.
,
1464
):
der selbig münch der ward gehalten in seiner zell […] vnd ward irr, das er nicht aus mocht.
Wiessner, Wittenw. Ring
9494
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Bauer, a. a. O.
114, 7
;
Ulrich, Wortsch. Kirchenl.
1969, 101
.
4.
›verhindert, gestört an der Ausübung von etw.; e. S. (Gen.) verlustig‹.

Belegblock:

Bell, G. Hager
379, 1, 9
(
nobd.
,
1590
):
Dass sie fein still sein Eben, | Auff Das nie mant jer wür jn seim ge sange.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.  (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
ward sein kayserlich begehen […] erlengt worden […] darumb, das die kunigliche maiestat durch die obgeschriben sach irr gewesen ist.
Niewöhner, Teichner 
422, 52
(Hs. ˹
moobd.
1360
/
70
˺):
der genaden bin ich irr.