1
infel,
die
;
–/-n
;
aus
lat.
ı̄nfula
›Wollbinde, als Erkennungszeichen religiöser Weihe und Unverletzlichkeit‹
(
Georges
2, 256
).
1.
›Kopfbedeckung der Bischöfe, gelegentlich auch der Kardinäle, Äbte und Pröpste; Mitra, Bischofshut, Priesterbinde‹.
Syntagmen:
die i. tragen, (jm.) die i. abnemen / aufsetzen, sich die i. entblössen; etw. an der i. stehen, jn. mit i. begaben, etw. mit der i. bezieren, jm. mit der i. dienen, unter / in der i. gehen, in der i. reiten, in der i. geschmückt sein, unter der i. singen; i. und purpur, i. und stab, krone und i.; abt / probst / weihbischof mit der i., gehänge an einer i.; i. des bischofs; dreigekrönte / goldene / kaiserliche / köstliche / schlechte / weisse i.
Wortbildungen:
infelhenkel
,
infelnestel
.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
134, 3
(
preuß.
,
1439
):
1 gantcz bischoffesgerethe mit der infula und mit dem stabe.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
gecleit mit furstlicher, priesterlicher wait, as ein infel up sime heufde.
Thiele, Chron. Stolle  (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
do vor stunden […] dy wiebisshof mit oͤren inflan unnd entplosten sich oͤre inflan alle dry.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Reit der bischoff in seim ornat | In der infel und purpurkleid.
Kehrein, Kath. Gesangb.  (
Nürnb.
1631
):
KOmpt her wer Kron vnd Infel traͤgt, | Roht Huͤt vnd bischoffs staͤbe.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
der abbt von Crützlingen mit siner infeln.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.  (
whalem.
,
1484
):
dem hand zwen sin wichbischof mit iren infelen gedienet.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
ein probst mit bischoͤflichen zierden, infel, stab, ringen […] begabt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
gieng er under der infel in der process.
und stůnd des cardinals inful auf dem altar.
da stůnd der bischof […] und setzt sein infel auf.
Ebd. (
v. 1536
):
bei beiden ampten sind bischoff, äbbt und pröbst in iren habiten und in iren inflen gegenwirtig gewessen.
Barack, Zim. Chron.  (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
den helm hat er ime mit einer gelen infln beziert.
Gereke, Seifrits Alex.
1858
(
oobd.
, Hs.
1466
):
Gottes namen pett er an, | den er sach an der iniffel stan.
Ebd.
1903
:
das ist ein chryechisch wart, | das siech ich gegraben dort | an der iniffel sein | mit puechstaben guldein.
Drescher, Hartlieb. Caes.  (
moobd.
,
1456
/
67
):
er nannt sich iren pischoff und saczt im auff ain imffel.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1603
):
so oft der herr probst under der infel singt.
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Spanier, Murner. Narrenb.
35, 81
;
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern ; ;
Ukena, Zuger Trag.
1722
n.;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Bremer, Voc. opt.
300/1
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Turmair, 4, ;
Hulsius
J iijr
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Reichmann u. a., Frnhd. Lesebuch
3, 51
;
Möller, Fremdwörter.
1915, 64
;
Rußland, Fremdw. b. Sachs.
1933, 25
.
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
Kopfbedeckung mit Inschrift, die ein Gotteslästerer während der Bestrafung tragen muß, ähnlich dem Ketzerhut.
Syntagmen:
jm. eine i. auflegen / aufsetzen
.

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1489
):
da stelt man auf die laitern Margreth Salchingerin, het ein pappierein infel auf, teufel daran gemalt.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1481
):
und flůchet ouch jemands gott […] den oder die sol man […] vaͧchen und in offne halsysen slachen und mit uffsetzen der infeln der verflůchung luͥtern irn mißhandel.