hetzen,
V.
1.
intransitiv: ›eine Hetzjagd durchführen‹; auch transitiv: ›etw. (Wild) jagen (mit Hunden)‹; seltener mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›einen Hund veranlassen, etw. (ein Wildtier) / (selten) jn. zu verfolgen / zu jagen‹; wohl auch: ›den Hund auf die Jagd vorbereiten, zur Jagd antreiben‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1, ,  1; vgl.  2,  4,  2, (V.), (V.), , .
Syntagmen:
bären / füchse / hasen / wild / wildbret / wildschweine h.
;
ein füchsel mit hunden h., den hund h., einen hund nach dem hirsch h., den hund an das tier / wild, zu den leuten h.
;
mit hunden / rüden, zu abends, in dem winwachs h
.
Wortbildungen:
hetzebold
›Jagdhund‹,
hetzenjunker
›Jagdjunker‹,
hetzung
(a. 1691),
hezhund
1 ›Jaghund‹,
hezstrik
›Seil, an dem der Jagdhund während der Hetzjagd geführt wird‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
di wîl er schirrit in dem molt | und in irslîchit hetzebolt.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
151, 3327
(
Magdeb.
1608
):
Erst hetzt es an mich seine Hund / | Die griffen mir nach Kehl vnd mund.
Knape, Messerschmidt. Bris.
2, 29
(
Frankf./M.
1559
):
Brissonetus [...] ein besonderen anmut vnd lust hette / zu schoͤnen pferden / guten hunden / zu rechtem abgerichtem federspiel / zu jagen / hetzen / beissen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
38, 4
(
Frankf./M.
1568
):
Jch [Jaͤger] Bern vnd wild Schwein hetz / | Die Stich ich denn in meinem Netz.
Küther, UB Frauensee
414, 23
(
thür.
,
1540
):
so sich jemants uf denselbigen geholtzenn und guthern wiltpreth zu hetzen und fahen [...] understehenn.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Ist aber, daz he in [hunt] dazu zuhit oder hetzet zu den luten, des muz he antwerten.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
Den alten jeger stossen umb, | Ihn denn mit sein hetzstricken binden, | Dergleich seine laidhund unnd winden.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Der von Regensberg hatte 12 weisse Pferde / und eben soviel Windspiele / oder Hetzhunde / gleicher farbe.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
da im der heilig kriegsvater sagt, er soͤlte ein haͤtzenjunkher, nit ein kriegsman sin.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die Hund Hetzen / anfuͤren / anweysen vnd muͦtig machen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der adl wont auf dem land [...], vertreibt sein zeit mit hetzen paissen jagen.
Diser zeit war pfleger zu Öting Oto vom Thor. Der hetzt am andern tag des weinmonats zu abents.
Piirainen, Stadtr. Sillein
95r, 2
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Jaget aber ein man eyn wilt auz dem vorste vnd volgent ym dy hunde in den vorst der man muͦz wol volgen so daz er nicht blaze noch dy hunde nicht hecze.
Große, Schwabensp. ;
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. III,
198, 1088
;
Stackmann u. a., Frauenlob
3, 21, 4
;
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
92, 42
;
139, 45
;
Thiele, Minner. II,
13, 406
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 90
;
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
›jn. (durch gehässige und verleumderische Reden) gegen jn. / etw. aufbringen, aufwiegeln, zu etw. (z. B. Streit) veranlassen, aufstacheln, reizen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  3,  2,  18,  4,  4,  3,  10.
Syntagmen:
jn. an / über / wieder jn., zu etw. h., jn. wiedereinander h
.
Wortbildungen:
hezhund
2 als Schimpfwort.

Belegblock:

Luther, WA (
1537
/
40
):
Also seindt die Bepste, Cardinel und Bischofe auch. Sie haben einen kostlichen schein, das sie die kirchen reformiren wollen, und dennochs undter diesem schein hetzen sie die konige wider die arme Christen.
Ders. Hl. Schrifft.
Sir. 28, 19
(
Wittenb.
1545
):
Denn ein zorniger Mensch zündet hadder an / vnd der Gottlose verwirret gute Freunde / vnd hetzet wider einander die guten frieden haben.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
disse hasten uns alle drei und belachten uns mit schimp und spot, [...] hinken den Valentinum Lubiscensem an sich und hitzden in auch uber uns.
Anderson u. a., Flugschrr.
15, 9, 24
([
Worms
1521
]):
Doch haben sy [...] des seinem son künig Cõraden entgelten lassen den basthart Manfredum an yn gehetzet.
Jörg, Salat. Reformationschr.
70, 8
(
halem.
,
1534
/
5
):
Der gestallt und solchs glychen / hand des tüfels hetzhund Lutrer / und Zwinglj / etc. / die spür und staͤnd funden.
Anderson u. a., a. a. O.
10, 8, 24
(
Zürich
1524
):
Jch will ouch hie etlich pfarrer vñ predicanten [...] ermant haben / das sy von jrem winckelkuchen lassind vñ von jrem hetzen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einen an den andern Hetzen / Einen wider den anderen zuͦ zorn reitzen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Die parfüesser [...] haben auch die fürsten, geistlich und weltlich öbrigkait wider in gehetzt.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Wyss, Luz. Ostersp.
5048
;
3.
›jn. / etw. (ein Körperteil) (zu etw.) (an)treiben, anspornen, reizen; jn. in einen bestimmten Zustand (z. B. Zorn) bringen‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Sie suln [...] | Laden unde ouch hetzen | Daz volk in Gotes dienist.
Klein, Oswald
76, 16
(
oobd.
,
1431
/
2
):
mein häcklin klein
[›das männliche Glied‹]
hett ich ir vor | embor zu dienst gewetzet, | gehetzet, netzet.
Niewöhner, Teichner
386, 25
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
waz er wider got an setzzet, | da mit wıͤrt er so gehetzet | daz erz nymmer mer vercheuset.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
welches dann noch hefftiger und haͤufiger den Tyrannen in Zorn hetzte.
4.
›jn./ etw. jagen, vorantreiben‹.
Wortbildungen:
hezwagen
›schneller, eiliger Wagen‹ (1481/1541).

Belegblock:

Anderson u. a., Flugschrr.
23, 4, 25
([
Augsb.
]
1525
):
Aber wer da schaidt / der kumbt bayd tayl sonder war den gweltigern an / vnnd zuͦuor den / der gehetzt wirdet.
Klein, Oswald
85, 2
(
oobd.
,
1431
/
2
):
„so hetzen wir!“ sprach Oswalt von Wolckenstain, | [...] | „si müssen alle fliehen von Greiffenstain geleich.“
5.
›nach etw. streben‹.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
68, 26
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wann mein vernonft | gancz in der bronft | der libe heczet, | Und hoff, ich chum | schir in ir czonft.