hervor,
Adv.
(1, 2a, 3),
Präp.
(2b).
1.
Lokaladv. zum Ausdruck der Bewegungsrichtung einer Person (seltener einer Sache) aus einer nicht einsehbaren räumlichen (oder räumlich gedachten) Bezugsgröße heraus zu einem meist nicht genauer bezeichneten Ort (selten zum Sprecherstandpunkt) hin: ›(von dort) hervor, heraus‹; gelegentlich mit Betonung der Komponente: ›(von hinten, aus der Menge) nach vorn (zum Sprecher)‹; gelegentlich auch ütr. auf abstrakte Gegebenheiten.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  14,  1.
Syntagmen:
j.
(Subj.)
h. gehen / reiten / springen / treten, etw. h. grünen / lachen / leuchten
;
etw. h. geben / klauben / ziehen
.
Wortbildungen:
hervorig
›vor einem Gegenstand / Raum befindlich‹.

Belegblock:

Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1264
(
mrhein.
,
um 1335
):
Ir hellen vuͦrsten, duͦnt of die duͦr, | Vnd gebent mir mine knethe hervor.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
133, 8
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Als Markair da[s] gehort / da sprange er her vor.
Froning, Alsf. Passionssp.
4997
(
ohess.
,
1501ff.
):
sal hie aber erfore gan, | ßo muß die thore uffstan!
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Die demuͤhtige Leutseeligkeit deiner Edlen Frau Mutter begunte schon durch manche suͤsse Schmeichelei bei dir hervor zu lachen.
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 3, 17
(
Coburg
1634
):
Nicht allein erscheinet diese Glori aus dem Poetischen Gedichten, sondern sie leuchtet nunmehr auch hervor aus Oratorischen so stattlichen vnd so herrlichen Spruͤchen.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Nachdem der Cantzler seine Rede beschlossen / trate der Bischoff von Seccaw hervor.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1666
):
loset einer dem andern an seinem fenster und schlagt der inwendig den hervorigen und wundt ihn biß in den tod allein.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
wie der HErr JEsus vom Tod sieghafft auferstanden / auch etliche mit ihme samt ihren Glor⸗reichen und unsterblichen Leibern von den Graͤbern hervor gangen
›auferstanden‹.
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Tiemann, a. a. O.
169, 23
;
Froning, a. a. O.
5133
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
23, 13
;
Vgl. ferner s. v. , (Adj.) 10.
2.
a) Lokaladverb zur Situierung eines Gegenstands vor einer (räumlichen) Bezugsgröße: ›davor, vor dieser Stelle, diesem Ort‹, b) lokale Präp. (mit Gen.): ›vor‹.

Belegblock:

Zu a):

Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
er sol auch albeg die zwai thail äcker hervor ligen lassen.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1485
):
Herŭor im klainn stüblein: ain schreibtisch an ain slos mit aim schonn plat.

Zu b):

Siegel u. a., a. a. O.:
das er albeg ligen laß drei schuech, hevor seines grunds, ratraum seinem nachtbarn.
3.
Temporaladv. zum Ausdruck einer Vorzeitigkeit von Handlungen / Geschehnissen: ›vorher, zuvor‹; in einer Rede / einem Text auch zum Bezug auf bereits Gesagtes (dann mit einer lokalen Komponente).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9,  2.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
daz suͦlen se buͦzen deme vorwuͦndeden manne vnde deme Richtere nach dem rechte, alse her vore gescreben ist.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
Waz si hatte, daz tet si, wan si hât her vore gegangen zuͦ salbine mînen lîcham zuͦ der bigraft.
Große, a. a. O. ; .