herde,
die
;
häufig mit
e
-Apokope;
–/-en
.
1.
›Herde, Schar; große Ansammlung von (meist zahmen) Tieren (besonders Schafen, Ziegen und Schweinen) der gleichen Art (die von einem Hirten beaufsichtigt werden)‹; metaphorisch für die Gemeinschaft aller Christen (mit Gott / Jesus Christus als Hirten), selten auch für die Kirche (bei Luther).
Bedeutungsverwandte:
I, 2; vgl. ,  2,  1, (
der
7, (
das
3.
Syntagmen:
die h. weiden / zerschmeissen / zusammentreiben
;
vieh
(Subj.)
der h. folgen
;
etw. jm. aus der h. stelen, vieh zu der h. treiben, von der h. heim bringen, mit der h.
[wo]
weiden, über die h. wachen, j.
(Subj.) (z. B.
kinder
)
wie eine h. ausgehen
;
eine h. schafe / schweine, die h. der värcher, die h. viehes, an vieh, die h. christi
;
die gemeine / grosse / kleine h.
;
ein hirt mit der h
.
Wortbildungen:
herdbok
›Ziegenbock‹ (a. 1655),
herdepfleger
›Hirte‹,
herdfüllen
›mit der Herde laufendes Füllen‹ (a. 1368),
herdgasse
›Weg, auf dem das Vieh ausgetrieben wurde‹,
herdmässig
›als Herdentier geeignet‹,
2
herdmeister
wohl ›Besitzer einer Viehherde‹,
herdochse
›Zuchtstier innerhalb einer Herde‹ (a. 1554),
herdvieh
›in Herden gehaltene Haustiere‹,
herdweg
›Viehweg‹ (a. 1600).

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jer.
31, 24
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
uf im werdin wonin Judas und alle syne stete mit eynandir, ackirlute und hertephleger
[
Luther
1545:
die mit Herden vmbher ziehen
].
Luther, WA (
1529
):
So sind sie Wolffe und Moͤrder, die der Herde Christi nicht verschonen und die armen Scheflin zustrewen.
Ebd. (
1535
):
Erstlich so horet ir hie, das euch der heilige geist berufft und setzet zu Bischoffen in seine herd oder kirchen.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Da ging Bruder Juniperus / vnter ein Herd schwein vnd hieb einer Saw den fus ab.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
532, 825
(
Magdeb.
1608
):
Denn wo der Wolff weidet die Herd / | Da sind die Schaͤfflein bald verzehrt.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Wo ist die hert die dir wart | Gegeben an vihe zart, | Hin kumen?
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
iz was nicht verne von en ein herte vile swîn weidende.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
28, 1
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
der kunig hot ouch vil herte allir leyge vies.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Act. 20. stehet: Das wir mit dem Blute Gottes erworben / vnd Gottes eigenthumb vnd Herde worden sein.
Skála, Egerer Urgichtenb.
77, 14
(
nwböhm.
,
1571
):
Zwue Ziegen hab er Aus der heerdt Zu waldtsachssen Zur Motzen dem hans Gotzen gestollen.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Ein Hirt mit einer grossen Herde: von grosse Herd / groß Beschwert.
Maaler (
Zürich
1561
):
Haͤrd (die) Hauffen oder ghütt vyehs.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1370
):
wa diu selb geburschaft von Andelfingen ir hert vih hin tribend und schlahend, daz wir da hin unser hert vih oͧch wol triben und schlahen muͥgen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1556
):
welcher wissentlich sein vieh verhuelte oder verschwig, das es nit angelegt, sonder von im undertruckt wurde, [...], wa die herdmaister das erfueren.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1609
, Hs.
1716
):
Zu winterszeiten ist der schäfer befiegt mit seiner ganzen herd schaf uff die velder im Deitzisower zwing [...] zu fahren und zu treiben.
Ebd. (
1653
, Hs.
1698
):
es sind nemlich fünf weg verboten bey fünf schillingen, daß da nit herdgassen sind.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
30, 9
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Hie ist das lamb, das da hieng plos, | an dem krewz es do erlost | alle hert seiner scheffelein.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1480
):
Welher jung viech wil zuchtn und treibt das nit zu der hert, der sol das dahaim zuchtn.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1580
, Hs.
1629
/
43
):
wan etwan ein vich zu der hert getriben wiert und dasselbig nit hertmeßig ist.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1635
):
welcher halter ein vich von der herth so es durch einen wolf geschädiget wird lebendig haimb bringt, derselbe ist den schaden zu bezahlen nicht schuldig.
Luther, WA Tr. ;
Brinkmann, Bad. Weist. ;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 29
;
Göz. Leichabd. ;
Opitz. Poeterey
52, 6
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ; ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Wintterlin, a. a. O. ;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 428,
A. 2;
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 3, 17
;
Schmitt, Ordo rerum
297, 6
;
Vgl. ferner s. v.  1,  2, (
der
1.
2.
›Amt des Hirten‹.
Wortbildungen:
herdenlos
›ohne Hirten‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
dar vmme ginge wir irre alse de herdenlosen scap, daz wir zuͦ himele nicht mochten komen.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1597
):
so einer die hört an im hat, so ist im die hört bevolchen, als wan das vieh sein war.
Ebd. (
m/soobd.
,
1580
, Hs.
1629
/
43
):
wan es sich aber begäbe, das ain nachper, an dem die hert ist, etwan zu spat austrib und das vich in den dorf stehn ließ.