herbringen,
(md. auch:)
herbrengen,
V.,
unr.; Part. Prät.
herbracht
, seit Mitte 16. Jh.
hergebracht
.
1.
›jn. / etw. zum Standort des Sprechenden / zur Stelle / hierher holen / bringen / schaffen / tragen‹; speziell auch: ›jn. vor Gericht führen‹;
zu (Adv.) 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1.
Syntagmen:
jn. h., brot / fisch / fleisch / treid / wein, den koffer / stul / widder, das kleid h
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
590, 2651
(
Magdeb.
1608
):
Als wenn er da wolt Hochzeit machen / | Lest Broth / Fleisch / Fisch / Wein gnug herbringen.
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 213
(
rhfrk.
,
1368
):
her Conrad sal Gerhard [...] herbrengen und sal Hasinstaub mit yme rechin.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Her sprach zuͦ en: „Brengit si mir her!“
Roloff, Brant. Tsp.
1702
(
Straßb.
1554
):
Ir diener [...] | Bringen mir bald mein kleider har.
Dreckmann, H. Mair. Troja
9, 25
(
oschwäb.
,
1393
):
ob du den wider mit dem guldin fell brehtist her in mein gewalt.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1343
):
Waz paumöls gest oder purger herpringent in gelten, daz sol niemant chauffen, dann der ez in seinem haus zeren wil.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe ;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
843
;
Roloff, a. a. O.
2365
;
Kehrein, Kath. Gesangb. .
Vgl. ferner s. v.
1
.
2.
›etw. (einen rechtlichen Zustand) überliefern, tradieren, über längere Zeit bis jetzt bewahren‹; in dieser Bedeutung nur im Part. Prät. belegt:
her(ge)bracht
;
vgl. (Adv.) 89.
Rechtstexte, auch Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3, (V.) 3,  3.
Syntagmen:
den brief / brauch / weingarten, die aufnemung / gewonheit / gnade / sitte / wiese, das privileg / recht, die freiheiten her(ge)bracht haben
;
die sache
(Subj.)
her(ge)bracht sein
;
etw. in nuz und gewer h.
;
der her(ge)brachte stand, die her(ge)brachte freiheit / gerechtigkeit / libertät, das her(ge)brachte privileg
;
in her(ge)brachter übung, nach her(ge)brachter gewonheit
.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Unde sind dise sache allewege wol herbracht unde alle zit herlichen unde vestlichen gehalden.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
61, 27
(
omd.
,
1491
):
Wir [...] gesworne scheppen des gerichts uffem Schneberge, bekennen vor meniglich, das in herbrachter ubuͤnge alzceit hie uffem berge also gehalten worden ist.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
326, 27
(
thür.
,
1474
):
das er dieselbie wiße gekauffet unde die jar und tag und lenger in seynen lehin und gewern besessen gehabt unde herbracht hette.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1462
):
nach alter herbrachter gewonheit und ouch uswisunge gemeines rechten.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1449
):
daz si soͤlich uffnemungen von alter har also harbracht [...] heͣtten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
Dieweil alle ehr liebende Christen [...] zú der alten, wol hergebrachten libertet und freihait der Teutschen willen und lust tragen.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
daß Er [Keyser Carolus V.] jhnen [Gesellschaffter zum Loͤwen] ihre alte hergebrachte Privilegien vnd Gewonheiten / mit Brieff vnd Siegel bestaͤttiget vnd ernewert.
Hör, Urk. St. Veit
155, 4
(
moobd.
,
1406
):
Denselben vorgenanten weingarten, [...], alz wir den vnuersprochenlich in purkchrechtz gewer herpracht vnd innegehabt haben.
Boos, UB Aarau ;
Hör, a. a. O.
94, 24
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Vgl. ferner s. v.  3,  2.
3.
›etw. (js. Abstammung, ein Geschlecht) herleiten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
 4, (V.) 17,  8.

Belegblock:

Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
wiewol die alten [...] kaiser Karl und seine vorfodern aus den alten fürsten von Baiern herbringen.
Öst. Wb.
3, 974
;
4.
›etw. beweisen, nachweisen, glaubhaft machen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1,  3,  1,  2.

Belegblock:

Dinklage, Frk. Bauernweist.
90, 20
(
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
ein iglicher, der hie wolle wonen oder burger werden, der sol herebrengen, das er frum sey und dheynen nachvolgende herrn zu haben, auch mit willen und wissen seiner herschaft und nachtbaren abgeschieden sey.
Ebd.
17, 2
.
5.
›ein Kind zur Welt bringen, gebären‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5, I, 1,  3.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Die Juden theten einander fragen, | Wer hat das Kindlein hergetragen. | Das hat Maria die reine Mayd, | Herbracht zu trost der Christenheit.